Suche
 
Folgen Sie uns auf:

Fallende Lagerbestände können Ölpreis nicht beflügeln

28.10.2009  |  Eugen Weinberg
Energie

Die US-Rohöllagerbestände sind in der vergangenen Woche nach Angaben des American Petroleum Institute überraschend deutlich um 3,5 Mio. Barrel gesunken. Dagegen fielen die Lagerbestände der Ölprodukte nur geringfügig (siehe Tabelle). Der Ölpreis konnte nach den Daten zulegen, allerdings nicht so stark, wie man es angesichts der Daten hätte erwarten können.

Heute Nachmittag veröffentlicht das US-Energieministerium die entsprechenden Lagerdaten. Erwartet wird ein Anstieg der Rohölvorräte um 1,9 Mio. Barrel und ein Rückgang der Lagerbestände von Benzin und Destillaten um jeweils 1 Mio. Barrel. Nach den API-Daten bestehen für diese Prognose Abwärtsrisiken. Es bleibt abzuwarten, ob der Ölpreis davon profitieren kann. Einem weiteren Preisanstieg stehen derzeit Spekulationen einer Produktionsausweitung der OPEC entgegen. Diese wurden gestern durch Kommentare des kuwaitischen Ölministers angeheizt, der eine Sondersitzung für den Fall in Aussicht stellte, sollte der Ölpreis auf 100 USD steigen. Da Kuwait innerhalb des Kartells zu den Vertrauten Saudi-Arabiens zählt, kommt diesen Äußerungen eine signifikante Bedeutung zu. Die OPEC scheint also nicht gewillt, einen weiteren Ölpreisanstieg tatenlos zuzusehen, was dem Ölpreis die Fantasie für weitere Zuwächse nimmt.

Zudem hat in den vergangenen Tagen der Wind an den Finanzmärkten gedreht. So hat sich der US-Dollar gestern weiter befestigt und die Aktienmärkte sind in den vergangenen Tagen unter Druck geraten. Angesichts dessen ist es fast schon erstaunlich, dass sich der Ölpreis noch immer nahe der Marke von 80 USD je Barrel halten kann. Dies deutet auf ein gewisses Verharrungsvermögen der kurzfristig orientierten Anleger hin, welche den Ölpreis in den vergangenen Wochen maßgeblich so weit nach oben getrieben haben. Beginnen diese, ihre Longpositionen glattzustellen, dürfte der Ölpreis stärker unter Druck geraten.


Edelmetalle

Ein schwächer als erwartet ausgefallenes US-Verbrauchervertrauen sorgte dafür, dass der Risikoappetit einen Dämpfer erhielt, was den US-Dollar beflügelte und Gold unter Druck setzte. Der Goldpreis ist im Zuge dessen auf ein 3-Wochentief von 1.032 USD je Feinunze gefallen. Gegenwind kommt derzeit auch von der Investmentnachfrage. Die Goldbestände von SPDR Gold Trust fielen gestern den zweiten Tag in Folge um 1,2 Tonnen auf 1.105,7 Tonnen. Bei einem fortgesetzten Preisrückgang besteht das Risiko, dass die kurzfristig orientierten Marktteilnehmer Longpositionen glattstellen. Dies würde einen Preisrückgang bei Gold beschleunigen.

Die physische Nachfrage in Indien dürfte erst bei niedrigeren Preisen wieder anziehen. Silber gab überproportional um 2% auf 16,7 USD je Feinunze nach. Im Gegensatz zu Gold und Silber ist das Anlegerinteresse bei Palladium ungebrochen. Die Bestände des Palladium-ETFs von ETF Securities stiegen gestern um 2,2% auf einen Rekordwert von 575.026 Unzen. Dies spricht auch weiterhin für eine bessere Entwicklung von Palladium im Vergleich zu den anderen Edelmetallen. Seit Jahresbeginn hat Palladium 76% zugelegt und damit deutlich mehr als Gold, Silber und Platin.

Open in new window


Industriemetalle

Der Index der Londonder Metallbörse trat gestern den fünften Tag in Folge auf der Stelle, notiert aber mit 3081 Punkten über der zuvor seit August geltenden Handelsspanne. Aluminium, das seit dem 5. Oktober gut 10% zugelegt hat, notierte im Drei-Monatskontrakt zwischenzeitlich über 2000 USD je Tonne und markierte im Handel in Shanghai ein Jahreshoch. Unterstützend sind positive Meldungen der japanischen Aluminium Association, die eine Belebung der Nachfrage signalisieren: Im September sind die japanischen Aluminium-Auslieferungen um 12% gegenüber Vormonat gestiegen. Gegenüber Vorjahr steht zwar noch immer ein Rückgang von 18,3% zu Buche, doch das Minus ist deutlich kleiner als im Februar, als die Auslieferungen knapp 40% unter Vorjahr lagen. Für November rechnet der Verband bereits wieder mit positiven Vorjahresveränderungsraten.

Vor allem die Nachfrage aus der Automobilindustrie zieht deutlich an, während die Nachfrage im Bau nach wie vor schwächelt. Das Bild hat aber auch Schattenseiten. Vor allem die stark steigende Produktion in China steht einer Verknappung am Markt entgegen. Aus Industriekreisen wird für das kommende Jahr mit einem Zuwachs der chinesischen Aluminiumproduktion um 9% gerechnet. Die jüngsten Einfuhrzahlen bestätigen den nachlassenden Importsog Chinas: Im September beliefen sich die Importe raffinierten Aluminiums auf 137 Tsd. Tonnen, das waren zwar nur 2,5 Tsd. Tonnen weniger als im August, entsprach aber nur noch einem Drittel der Rekordeinfuhren im April.


Agrarrohstoffe

Der Preis für Weizen an der CBOT hat gestern den dritten Tag in Folge nachgegeben, sogar deutlich stärker als an den Vortagen. Während Weizen gestern mit einem Preis 5,20 USD je Scheffel in den Handel startete, fiel er im Tagesverlauf um 4,5% auf nur noch knapp über 5 USD je Scheffel zurück, wo er sich auch am frühen Mittwoch hält. Nicht zuletzt hatte die festere Notierung des US-Dollar in den letzten Tagen die Getreidepreise belastet. Zwar hält sich die Befürchtung, dass der schleppende Verlauf der US-Ernte an Mais und Sojabohnen die Aussaat von Weizen verzögert, doch scheinen die Marktteilnehmer derzeit wieder vermehrt der Tatsache Beachtung zu schenken, dass die Bestände an Weizen hoch sind und Knappheit an Weizen derzeit kein Thema ist.

Nur moderaten Einfluss dürfte in diesem Zusammenhang die Tatsache haben, dass bei dem Weizenimporteur Brasilien die Weizenernte durch starken Regen in Menge und Qualität beeinträchtigt wird und in dessen Hauptlieferland Argentinien das Angebot ebenfalls aufgrund schlechten Wetters niedriger ausfällt als erhofft. Sowohl von der absoluten Höhe der Produktion an Weizen als auch vom Handelsanteil - Brasilien mit etwa 4% auf der Importseite und Argentinien mit einem etwa ebenso hohen Anteil an den Weltexporten - ist der Einfluss der beiden Länder auf die weltweiten Weizenpreise begrenzt.


Terminkurven ausgewählter Rohstoffe: aktuell, vor einer Woche und vor einem Monat

Open in new window


© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets





Diese Ausarbeitung dient ausschließlich Informationszwecken und stellt weder eine individuelle Anlageempfehlung noch ein Angebot zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren oder sonstigen Finanzinstrumenten dar. Sie soll lediglich eine selbständige Anlageentscheidung des Kunden erleichtern und ersetzt nicht eine anleger- und anlagegerechte Beratung. Die in der Ausarbeitung enthaltenen Informationen wurden sorgfältig zusammengestellt. Eine Gewähr für die Richtigkeit und Vollständigkeit kann jedoch nicht übernommen werden. Einschätzungen und Bewertungen reflektieren die Meinung des Verfassers im Zeitpunkt der Erstellung der Ausarbeitung und können sich ohne vorherige Ankündigung ändern.



Bewerten 
A A A
PDF Versenden Drucken

Für den Inhalt des Beitrages ist allein der Autor verantwortlich bzw. die aufgeführte Quelle. Bild- oder Filmrechte liegen beim Autor/Quelle bzw. bei der vom ihm benannten Quelle. Bei Übersetzungen können Fehler nicht ausgeschlossen werden. Der vertretene Standpunkt eines Autors spiegelt generell nicht die Meinung des Webseiten-Betreibers wieder. Mittels der Veröffentlichung will dieser lediglich ein pluralistisches Meinungsbild darstellen. Direkte oder indirekte Aussagen in einem Beitrag stellen keinerlei Aufforderung zum Kauf-/Verkauf von Wertpapieren dar. Wir wehren uns gegen jede Form von Hass, Diskriminierung und Verletzung der Menschenwürde. Beachten Sie bitte auch unsere AGB/Disclaimer!




Alle Angaben ohne Gewähr! Copyright © by GoldSeiten.de 1999-2024.
Die Reproduktion, Modifikation oder Verwendung der Inhalte ganz oder teilweise ohne schriftliche Genehmigung ist untersagt!

"Wir weisen Sie ausdrücklich auf unser virtuelles Hausrecht hin!"