Suche
 
Folgen Sie uns auf:

Märkte nach US-BIP-Zahlen in Partystimmung

30.10.2009  |  Eugen Weinberg
Energie

Der Ölpreis konnte um 3% zurück auf die Marke von 80 USD je Barrel steigen. Wir erachten die Preisentwicklung als nicht nachhaltig, weil sie vor allem auf spekulatives Kaufinteresse und externe Faktoren wie steigende Aktienmärkte und den schwächeren US-Dollar zurückzuführen ist. Wie schnell sich der Wind diesbezüglich drehen kann, zeigen gerade die Entwicklungen in dieser Woche. Auch der Ölkonzern Royal Dutch Shell warnte gestern, dass der Ölpreisanstieg nicht durch Fundamentaldaten unterstützt sei. Die Nachfrage hätte sich bislang nicht belebt. Angebot sei dagegen reichlich vorhanden. Dazu passt, dass die OPEC in den vier Wochen zum 14. November laut der Beratungsfirma Oil Movement 40 Tsd. Barrel pro Tag mehr Rohöl liefert als in den vier Wochen zuvor. Mittlerweile sollen laut ICAP Shipping 76 Mio. Barrel an Ölprodukten und hier vor allem an Destillaten in Tankschiffen lagern, das sind 15 Mio. Barrel mehr als vor einem Monat.

Der US-Erdgaspreis ist gestern um 18% auf 5,06 USD je mmBtu "gestiegen". Der Grund für diesen Preissprung ist rein technischer Natur. Der November-Kontrakt ist am Mittwoch ausgelaufen. Neuer nächstfälliger Terminkontrakt ist seit gestern der Dezember-Kontrakt, welcher aufgrund der steilen Terminkurve deutlich höher notiert. Um diesen Effekt bereinigt blieb der Erdgaspreis gestern unverändert. Die US-Erdgaslagerbestände stiegen in der vergangenen Woche um 25 Mrd. Kubikfuß. Damit lag der Lageraufbau erneut unter den Erwartungen und deutlich niedriger als im Durchschnitt der vergangenen fünf Jahre. Die Kapazitätsgrenze von geschätzt 3,9 Billionen Kubikfuß dürfte damit nicht erreicht werden. Wie das US-Energieministerium gestern mitteilte, stiegen die bestätigten US-Erdgasreserven im vergangenen Jahr um 2,9% auf einen Rekordwert 244,7 Billionen Kubikfuß. Dies dürfte einem Anstieg des Erdgaspreises langfristig entgegenstehen.

Open in new window


Edelmetalle

Der Goldpreis konnte gestern um 2% auf 1.050 USD je Feinunze steigen. Gold profitierte dabei insbesondere von der erneuten Abschwächung des US-Dollars, welcher nach der Veröffentlichung besser als erwartet ausgefallener US-BIP-Daten unter Druck geriet. Barrick Gold hat im dritten Quartal 1,9 Mio. Unzen Gold produziert. Das Produktionsziel für das laufende Jahr beläuft sich auf 7,2 bis 7,6 Mio. Unzen. Im nächsten Jahr will man die Produktion auf 7,7 bis 8,1 Mio. Unzen steigern. Zudem gab Barrick bekannt, das sich das Hedge-Buch zum 28. Oktober auf 1,9 Mio. Unzen belief. Im September hatte Barrick bekanntgegeben, das Hedgebuch vollständig schließen zu wollen. Dies kann durch Goldrückkäufe oder durch laufende Produktion erfolgen und dürfte den Goldpreis somit weiter tendenziell unterstützen. Noch deutlicher konnten die anderen Edelmetalle zulegen. So verteuerten sich Silber und Palladium um mehr als 3% bzw. 4%. Der weltgrößte Silber-ETF, iShares Silver Trust, verzeichnete gestern Zuflüsse von 131,4 Tonnen. Das war der erste Mittelzufluss seit zwei Wochen. Silber und Palladium sind gegenüber Gold und Platin noch immer günstig bewertet.


Industriemetalle

Die Industriemetalle konnten gestern die Verluste des Vortages wieder wettmachen. Impulse gab die erstmals seit vier Quartalen wieder gewachsene US Wirtschaft. Im dritten Quartal ist das Bruttoinlandsprodukt etwas stärker als erwartet um annualisiert 3,5% gestiegen. Kupfer kann deshalb den preisbelastenden marktspezifischen Nachrichten trotzen: so berichtete das chilenische Statistikamt, dass die Kupferförderung den zweiten Monaten in Folge deutlich über Vorjahr lag: Im September wurde mit knapp 465 Tsd Tonnen 8,5% mehr Kupfer gefördert als im Vorjahr. Vor allem die Outputsteigerung in Codelcos neuer Gabriela Mistral Mine trug dazu bei, aber auch in der weltgrößten Kupfermine Escondida konnte der durch sinkende Erzqualitäten bedingte Produktionsverlust nach Reparaturarbeiten gebremst werden.

Darüber hinaus nahm das chinesische Unternehmen Baiyin Nonferrous Metals die Produktion in einer Kupferhütte mit einer jährlichen Kapazität 200 Tsd. Tonnen auf. Ebenfalls eher preisbelastend war die Meldung, dass die Kupferlagerbestände in Shanghai nach dem überraschenden Rückgang in der Vorwoche wieder um knapp 7 Tsd Tonnen auf 103 Tsd. Tonnen gestiegen sind und damit knapp unter dem Mitte September markierten Fünf-Jahreshoch liegen. Aber nicht nur am Kupfermarkt geben die hohen Preise Produktionsanreize, auch für den Zinkmarkt bestätigte gestern das größte Hüttenunternehmen der Branche, Nyrstar, dass die Produktion in der belgischen Hütte in Balen Mitte November zu 70% und Ende des ersten Quartals zu 100% wiederaufgenommen wird. Wir sehen angesichts der starken Produktionsausweitungen die Gefahr steigender Marktüberschüsse und rechnen deshalb weiterhin mit einer Preiskorrektur.


Agrarrohstoffe

Die Sojabohnenlagerbestände in den chinesischen Häfen sollen in den vergangenen drei Monaten um 50% auf 2 bis 3 Mio. Tonnen gefallen sein. Dies könnte in den kommenden Monaten für höhere Sojabohnenimporte sprechen. Für Dezember rechnen einige Händler bereits wieder mit einem Importvolumen von 4 Mio. Tonnen. Dies wäre nur noch etwas weniger als der Rekordwert von 4,7 Mio. Tonnen im Juni. Seither haben sich die Importe deutlich abgeschwächt. Im September beliefen sie sich auf 2,75 Mio. Tonnen. Für Oktober und November schätzt das chinesische Handelsministerium sogar nur noch ein Importvolumen von etwas mehr als 2 Mio. Tonnen.

Die Sojabohnenernte in den USA, von wo der Großteil der chinesischen Einfuhren stammt, hinkt dem langjährigen Durchschnitt zwar noch deutlich hinterher. In der vergangenen Woche waren erst 44% der Ernte eingebracht. Normal sind zu dieser Jahreszeit 80%. Bis Dezember sollte die Ernte aber eingebracht sein, so dass die höhere Nachfrage aus China nicht zu deutlich höheren Preisen führen sollte.


Terminkurven ausgewählter Rohstoffe: aktuell, vor einer Woche und vor einem Monat

Open in new window


© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets





Diese Ausarbeitung dient ausschließlich Informationszwecken und stellt weder eine individuelle Anlageempfehlung noch ein Angebot zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren oder sonstigen Finanzinstrumenten dar. Sie soll lediglich eine selbständige Anlageentscheidung des Kunden erleichtern und ersetzt nicht eine anleger- und anlagegerechte Beratung. Die in der Ausarbeitung enthaltenen Informationen wurden sorgfältig zusammengestellt. Eine Gewähr für die Richtigkeit und Vollständigkeit kann jedoch nicht übernommen werden. Einschätzungen und Bewertungen reflektieren die Meinung des Verfassers im Zeitpunkt der Erstellung der Ausarbeitung und können sich ohne vorherige Ankündigung ändern.



Bewerten 
A A A
PDF Versenden Drucken

Für den Inhalt des Beitrages ist allein der Autor verantwortlich bzw. die aufgeführte Quelle. Bild- oder Filmrechte liegen beim Autor/Quelle bzw. bei der vom ihm benannten Quelle. Bei Übersetzungen können Fehler nicht ausgeschlossen werden. Der vertretene Standpunkt eines Autors spiegelt generell nicht die Meinung des Webseiten-Betreibers wieder. Mittels der Veröffentlichung will dieser lediglich ein pluralistisches Meinungsbild darstellen. Direkte oder indirekte Aussagen in einem Beitrag stellen keinerlei Aufforderung zum Kauf-/Verkauf von Wertpapieren dar. Wir wehren uns gegen jede Form von Hass, Diskriminierung und Verletzung der Menschenwürde. Beachten Sie bitte auch unsere AGB/Disclaimer!




Alle Angaben ohne Gewähr! Copyright © by GoldSeiten.de 1999-2024.
Die Reproduktion, Modifikation oder Verwendung der Inhalte ganz oder teilweise ohne schriftliche Genehmigung ist untersagt!

"Wir weisen Sie ausdrücklich auf unser virtuelles Hausrecht hin!"