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Indien kauft 200 Tonnen Gold vom IWF

03.11.2009  |  Eugen Weinberg
Energie

Besser als erwartet ausgefallene US-Konjunkturdaten, der ISM-Index für das Verarbeitende Gewerbe stieg im Oktober auf den höchsten Stand seit 3 ½ Jahren, haben dem Ölpreis gestern Auftrieb gegeben. Der WTI-Preis konnte infolgedessen bis auf 78,5 USD je Barrel steigen. Zusätzliche Unterstützung erhielt der Ölpreis durch eine Reuters-Umfrage, derzufolge die Produktion der OPEC-11 (ohne Irak) im Oktober erstmals seit April wieder um 20 Tsd. auf 26,38 Mio. Barrel pro Tag zurückging. Dies ist überraschend, denn die am Tag zuvor veröffentlichte Bloomberg-Umfrage zeigte im gleichen Monat einen Produktionsanstieg um 80 Tsd. Barrel pro Tag.

Den markantesten Unterschied zwischen den beiden Umfragen gab es bei Nigeria. Hier kam es laut Reuters-Umfrage zu einem Produktionsrückgang um 40 Tsd. Barrel pro Tag, während die Bloomberg-Umfrage von einer Produktionsausweitung in Höhe von 70 Tsd. Barrel berichtete. Offensichtlich wurden die Auswirkungen des Waffenstillstandes auf die Ölproduktion von den Umfrageteilnehmern, welche nicht identisch sein müssen, unterschiedlich eingeschätzt. Einhelligkeit bestand dagegen beim anderen afrikanischen Land, Angola. Hier berichten beide Umfragen unisono von einer deutlichen Ausweitung der Produktion. Beide Umfragen gehen zudem weiter davon aus, dass die vereinbarte Förderquote um mehr als 1,5 Mio. Barrel pro Tag überschritten wird, also deutlich mehr Rohöl produziert wird als eigentlich vorgesehen. Die Quotenerfüllung lag im Oktober unverändert bei 63% und damit deutlich niedriger als die im Frühjahr erzielten 81%. Dies spricht mittelfristig für niedrigere Ölpreise.


Edelmetalle

Der Goldpreis ist am Morgen auf 1.066 USD je Feinunze gestiegen. Damit nähert sich Gold wieder dem Mitte Oktober verzeichneten Rekordhoch. Gold profitiert dabei zum einen vom abermaligen Rückgang des US-Dollar. Zum anderen sorgte insbesondere eine Nachricht für Aufsehen: Der IWF hat im Oktober 200 Tonnen Gold an Indien verkauft. Für den Goldpreis sind das gleich mehrfach gute Nachrichten. So sollen die Verkäufe innerhalb von nur 10 Tagen zu Marktpreisen erfolgt sein. Potenzielle Aufkäufer wie jetzt die indische Zentralbank lassen sich also nicht vom derzeit hohen Preisniveau abschrecken. Damit ist bereits knapp die Hälfte der geplanten IWF-Goldverkäufe in Höhe von 403 Tonnen abgewickelt.

Da die IWF-Verkäufe Teil des Ende September in Kraft getretenen dritten Zentralbankgoldabkommens sind, ist die Hälfte des maximal möglichen jährlichen Verkaufsvolumens ausgeschöpft. In den kommenden elf Monaten können die im CBGA angeschlossenen Zentralbanken inklusive IWF also nur noch maximal 200 Tonnen Gold verkaufen. China wird dabei als potenzieller Käufer der anderen Hälfte des IWF-Goldes gehandelt. Die Zentralbanken dürften keine nennenswerte Belastung für den Goldmarkt darstellen. Der World Gold Council erwartet, dass die Zentralbanken künftig sogar zum Nettokäufer werden. Bis vor wenigen Jahren waren sie noch ein großer Nettoverkäufer.

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Industriemetalle

Gestützt durch einen deutlich über den Erwartungen ausgefallenen ISM-Index für das Verarbeitende Gewerbe in den USA (mit 55,7 wurde hier der höchste Wert seit April 2006 erzielt) konnten die Industriemetalle gestern zulegen. Der Optimismus der Marktteilnehmer an den Rohstoffmärkten hält weiter an, die gute Stimmung überdeckt allerdings auch weiterhin weniger positive Fundamentaldaten wie z.B. relativ hohe Lagerbestände. Da im weiteren Wochenverlauf noch viele Konjunkturdaten veröffentlicht werden (US-Autoabsatzzahlen am Dienstag, Zinsentscheidungen der Notenbanken am Mittwoch und Donnerstag, US-Arbeitsmarktdaten am Freitag), dürften die Preise für Industriemetalle auch in den nächsten Tagen eher stimmungsgetrieben sein.

Der mittlerweile dreiwöchige Streik in der Spence-Kupfermine in Chile geht auch nach einem neuen Treffen am Montagnachmittag zwischen dem Minenbetreiber BHP Billiton und der Gewerkschaft weiter. Bislang konnten sich beide Parteien nicht auf eine Lösung des Konflikts einigen. Der chinesische Aluminiumproduzent Sanmenxia Tianyuan Aluminium Co hat angekündigt, als Folge wieder gestiegener Aluminiumpreise seine Produktionskapazitäten zur Verarbeitung von Aluminiumschrott im nächsten Jahr zu verdoppeln. Dies bestätigt die aktuelle Situation am Aluminiummarkt, die durch Überkapazitäten, hohe Lagerbestände und eine verhaltene Nachfrage geprägt ist.


Agrarrohstoffe

Die Preise für Weizen und Mais haben am Montag deutlich um jeweils etwa 4,5% zugelegt. Zum einen dürfte dies vor dem Hintergrund des schwächeren Dollar eine Korrektur nach den Verlusten der Vorwoche darstellen. Zwar dokumentiert auch der am Abend veröffentlichte Erntefortschrittsbericht des US-Landwirtschaftsministeriums wieder den Rückstand in der US-Ernte bei Mais und Sojabohnen, doch hat dies nicht zu einem weiteren Preisauftrieb geführt.

Vielmehr gaben die Notierungen im morgendlichen Handel bereits wieder etwas nach. Die Preise für Getreide und Sojabohnen sind derzeit sehr volatil und reagieren sensibel insbesondere auf Nachrichten zum Wetter (Angebot) und auf den Dollarkurs (Nachfrage). Die neuen Schätzungen des US-Landwirtschaftsministeriums für Angebot und Nachfrage bei wichtigen Agrargütern in den USA und auch weltweit werden daher mit Spannung erwartet. Sie werden am 10. November vorgestellt.

Auch die Preise für Kaffee und Zucker stiegen am Montag stark. Bei Zucker wartet der Markt auf neue Ernteschätzungen der brasilianischen Zuckerindustrievereinigung, und bei Kaffee meldete der nach Brasilien zweitgrößte Kaffeeproduzent Vietnam Ernteschäden durch einen Taifun. Unterstützt wurden die Preise auch durch den schwächeren Dollar.


Terminkurven ausgewählter Rohstoffe: aktuell, vor einer Woche und vor einem Monat

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© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets





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