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Goldpreis kann weiter zulegen

04.11.2009  |  Eugen Weinberg
Energie

Der Ölpreis ist seit gestern um 2,5% auf 80 USD je Barrel gestiegen. Dies ist umso bemerkenswerter, da dies weitgehend ohne Unterstützung durch die Finanzmärkte passierte. Offensichtlich erachteten viele Marktteilnehmer den zwischenzeitlichen Preisrückgang auf 76,5 USD je Barrel am Nachmittag als Kaufgelegenheit, zumal der steigende Goldpreis die Nachfrage nach Rohstoffanlagen als Ganzes beflügelte. Zusätzliche Unterstützung erhielt der Ölpreis durch die gestern nach Handelsschluss vom American Petroleum Institute veröffentlichten Lagerbestandsdaten. Diese wiesen in der vergangenen Woche für Rohöl einen Lagerabbau um 3,3 Mio. Barrel aus. Der Rückgang war auf niedrigere Importe zurückzuführen, während die Raffinerien zugleich weniger Rohöl verarbeiteten. Die Produktlagerbestände stiegen dagegen leicht.

Die Daten deuten somit nicht auf eine anziehende Nachfrage hin. Heute Nachmittag veröffentlicht das US-Energieministerium die entsprechenden Lagerdaten. Erwartet wird ein Anstieg der Rohölvorräte um 1,5 Mio. Barrel und der Benzinlagerbestände um 400 Tsd. Barrel. Die Destillatebestände sollen dagegen um 1 Mio. Barrel gefallen sein. Eine derartige Veröffentlichung birgt nach den gestrigen API-Daten Enttäuschungspotenzial und würde den Ölpreis belasten. Der Rückgang der Rohöllagerbestände ist in den vergangenen Wochen ins Stocken geraten, was unsere skeptische Sicht auf das derzeitige Ölpreisniveau unterstreicht.


Edelmetalle

Der Goldpreis konnte gestern um 2,3% auf ein neues Allzeithoch von 1.090 USD je Feinunze steigen. Die Stärke bei Gold kann nicht mehr nur mit der Schwäche des US-Dollar begründet werden. In Euro gerechnet konnte Gold sogar noch stärker zulegen und befindet sich mit 740 EUR je Feinunze mittlerweile nur noch 6% unter seinem Allzeithoch vom Februar. Gold profitiert dabei noch immer von der Meldung, dass Indien Ende Oktober 200 Tonnen Gold zu Marktpreisen vom IWF gekauft hat. Diese Nachricht zeigt, dass die Zentralbanken der Schwellenländer auch bei den derzeit hohen Preisen bereit sind, Gold zu akkumulieren, um ihre Devisenreserven zu diversifizieren. Es wird nun spekuliert, dass China die andere Hälfte des zum Verkauf stehenden IWF-Goldes erwerben wird.

Die Nachricht vom Goldkauf Indiens hat auch die Finanzanleger wieder in den Goldmarkt gelockt, welche Gold zuletzt die kalte Schulter gezeigt hatten. Die Goldbestände von SPDR Gold Trust stiegen gestern erstmals seit vier Wochen wieder um 4,9 Tonnen auf 1.108,4 Tonnen. Damit wurden zugleich die gesamten Abflüsse der vergangenen Woche kompensiert. Sollte die Fed im Anschluss an ihre heutige Sitzung keine Signale für einen bevorstehenden Ausstieg aus der ultralockeren Geldpolitik geben, könnte der US-Dollar erneut unter Druck geraten und damit den Goldpreis weiter beflügeln.

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Industriemetalle

Im Zuge eines stärkeren US-Dollars gaben die Industriemetalle im gestrigen Tagesverlauf zunächst nach, erholten sich jedoch dank guter Konjunkturdaten aus den USA im späten Handel wieder. Sowohl die Industrieaufträge als auch die Autoabsatzzahlen fielen über den Erwartungen aus. Damit wurde erneut Konjunkturoptimismus geschürt. Im asiatischen Handel konnten die Industriemetalle dementsprechend die Verluste des Vortages wieder ausgleichen bzw. an Wert zulegen.

Erneut stand Kupfer im Mittelpunkt des Interesses: Waren gestern u.a. gestiegene Lagerbestände Grund für einen Rückgang der Kupfernotierung um knapp 3%, so sorgten über Nacht ein wieder etwas schwächerer US-Dollar und Details zum Streik in der Spence-Mine in Chile für höhere Kupferpreise. Demnach wurden die Gespräche zwischen dem Minenbetreiber BHP Billiton und den Gewerkschaften nach zwei Tagen ergebnislos abgebrochen. Weitere Gespräche wurden nicht vereinbart. Nun soll das chilenische Arbeitsministerium eingeschaltet werden, um in diesem Konflikt zu vermitteln. Eine Wiederaufnahme der Produktion in dieser Woche scheint höchst unwahrscheinlich. Die Spence-Mine hat eine Produktionskapazität von 172 Tsd. Tonnen Kupfer pro Jahr.

Für Volatilität im heutigen Handelsverlauf könnte der Optionsverfall an der Londoner Metallbörse LME sorgen. Des Weiteren liegt der Fokus auf der Zinsentscheidung der US-Notenbank heute Abend und der Einschätzung des Notenbankchefs Ben Bernanke zur weiteren Konjunkturentwicklung.


Agrarrohstoffe

Der Preis für Rohzucker hat in den letzten beiden Tagen 5,7% zugelegt. In Brasilien, dem weltgrößten Produzenten- und Exportland, wird in der laufenden Saison die Zuckerrohrernte aufgrund starken Regens in Menge und Qualität beeinträchtigt. Die Ernte kann sich noch bis Jahresende ziehen und wird von der brasilianischen Zuckerindustrievereinigung UNICA auf 530 Mio Tonnen geschätzt, 20 Mio Tonnen unter der letzten Prognose. 10% der Pflanzen oder 50 Mio Tonnen an Zuckerrohr werden wohl ungeerntet auf den Feldern der wichtigsten Anbauregion Center-South verbleiben.

Angesichts der aktuellen Knappheit am Markt tröstet auch die Prognose der UNICA einer Ernte von 600 Mio Tonnen in der kommenden Saison derzeit nicht. Denn Indien muss auch in diesem Jahr massiv Zucker importieren, nachdem die dortige Ernte dürrebedingt auf dem niedrigen Vorjahresniveau verharrt und die Lagerbestände weitgehend abgebaut sind. Die Großhandelspreise für Zucker in Indien haben inzwischen den höchsten Stand seit Sommer 2005 erreicht. In Deutschland, welches auf dem Weltmarkt für Zucker allerdings nur eine marginale Rolle spielt, fällt die diesjährige Zuckerrübenernte dagegen gut aus, so dass die EU-Produktionsquote wird überschritten wird. Da die Exportrestriktionen von der EU gelockert wurden, ist mit höheren Exporten zu rechnen.


Terminkurven ausgewählter Rohstoffe: aktuell, vor einer Woche und vor einem Monat

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© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets





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