Freundlicher Wochenauftakt dank dem US-Dollar
09.11.2009 | Eugen Weinberg
Energie
Im Zuge der schlechten US-Arbeitsmarktdaten gab der Ölpreis am Freitag deutlich nach. Sowohl WTI-Rohöl als auch Brent haben im Handelsverlauf fast 3% auf 77,43 USD bzw. 75,87 USD je Barrel verloren. Die Arbeitslosenrate in den USA per Ende Oktober ist auf 10,2% und damit den höchsten Stand seit Juni 1983 gestiegen. Wir sehen jedoch auch den Preisverfall durch die wichtige technische Marke von 80 USD selbst als Auslöser des deutlichen Preisrückgangs, denn der Ölpreis ist danach weiter auf unter 77 USD gefallen, obwohl sich sowohl der US-Dollar als auch der US-Aktienmarkt stabilisiert hatten. Das aktuelle Preisniveau bei Rohöl halten wir weiterhin für fundamental nicht nachvollziehbar und nicht nachhaltig. Heute Morgen kann der Ölpreis allerdings wieder auf über 78,5 USD je Barrel zulegen.
Grund hierfür sind neben dem schwachen US-Dollar - der EURUSD steigt auf 1,50 - Sorgen über den Hurrikan Ida, der in Kürze den Golf von Mexiko erreichen soll. Im Golf von Mexiko sind 27% der gesamten Öl- und 15% der Gasproduktion der USA angesiedelt. Neben der Evakuierung einiger Arbeiter von Plattformen und der Drosselung der Ölproduktion hat auch der Louisiana Offshore Oil Port, einer der größten Ölhäfen der USA, die Entladung von Tankern aufgrund des schlechten Wetters eingestellt. In diesem Hafen können bis zu 1 Mio. Barrel Öl pro Tag entladen werden bzw. über 10% aller US-Importe.
Dennoch bleibt die Versorgungssituation am Ölmarkt u.E. sehr entspannt. So hat sich der Ölminister der VAE, Mohammed al-Hamli, für eine Beibehaltung der aktuellen OPEC-Quoten ausgesprochen, weil der Markt gegenwärtig überversorgt sei. Damit wächst zwar die Anzahl der OPEC-Länder, die sich gegen eine Produktionsausweitung aussprechen. So will Saudi Aramco die Liefermenge im Dezember nicht erhöhen. Allerdings muss die OPEC die Produktion weiter drosseln, um die riesigen Lagerbestände weltweit künftig abzubauen. Außerdem erhöhen einige Nicht-OPEC Länder, wie z.B. Russland, derzeit ihre Produktion. Auch die Planung für Brent-Lieferungen sieht für Dezember eine Erhöhung um knapp 25 Tsd. Barrel täglich vor.
Edelmetalle
Nachdem am Freitag bereits kurzfristig die psychologisch wichtige Marke von 1.100 USD je Feinunze durchbrochen wurde, hat der Goldpreis heute Morgen mit 1.109,5 USD je Unze einen Rekord markiert. Es sind mehrere Faktoren, die dazu beitragen. Zum einen äußerte der US-Finanzminister Timothy Geithner auf dem G20-Gipfel am Wochenende, dass es noch zu früh sei, sich auf die Konjunkturerholung einzustellen, und trug damit zur USD-Schwäche bei. Zum anderen hat die Zentralbank von Sri Lanka bekannt gegeben, dass sie zuletzt Gold gekauft und vor hat, weiter ihre Währungsreserven in Gold zu diversifizieren. Zwar dürfte der Effekt der Käufe selbst gering sein - ihre Gesamreserven betrugen per Ende Juli nur 3,8 Mrd. USD - dennoch rechtfertigt dies den jüngsten Preisanstieg in den Augen der Anleger. Auch schürt dies die Spekulationen über weitere Käufe seitens der Zentralbanken, die nicht mehr wie früher einen Belastungsfaktor für den Goldmarkt darstellen. Außerdem lockt die Nähe zur Marke von 1.100 USD weitere spekulative Anleger an (siehe Grafik des Tages).
Industriemetalle
Auch die Industriemetalle können sich heute wieder begünstigt durch einen schwächeren US-Dollar erholen und in der Breite zulegen. Damit werden schwache Fundamentaldaten weiterhin ignoriert. Zwar sind die LME-Lagerbestände für Kuper heute erneut um über 1% bzw. 3900 Tonnen gestiegen und haben somit seit Juli um 52% zugelegt. Der Markt konzentriert sich heute jedoch offensichtlich auf die Schätzung des chinesischen Metall-Informationsdienstes Antaike, dass der tatsächliche chinesische Kupferverbrauch in diesem Jahr um 10,2% steigen wird, nachdem er im Vorjahr um 7,5% zugenommen hat.
Allerdings lässt man damit völlig außer Acht, dass nach der Einschätzung des WBMS oder der ICSG die Nachfrage Chinas in den ersten sieben Monaten rund 50% höher als im Vorjahr lag. Das bedeutet, dass der Großteil der sichtbaren Nachfrage der Lageraufstockung diente. Auch trug zum Anstieg u.a. die geringe Verfügbarkeit von Kupferschrott bei, die sich nun verbessert. Sollte sich der US-Dollar wieder stabilisieren und der starke Optimismus bei Rohstoffen abnehmen, erachten wir Kupfer als anfällig für eine starke Preiskorrektur. Auch die Angebotsrisiken reduzieren sich. In die Verhandlungen über die Beendigung des seit vier Wochen anhaltenden Streiks in der Kupfermine Spence in Chile kommt Bewegung. Die Gewerkschaften seien nach einem Treffen mit dem Gouverneur zu Zugeständnissen an den Minenbetreiber BHP Billiton bereit.
Agrarrohstoffe
Die Preise für Weizen, Mais und Sojabohnen gaben am Freitag kräftig nach. Dazu trug das negative Marktumfeld ebenso bei wie die Tatsache, dass die vergangene Woche wetterbedingt die bisher beste für die US-Ernte an Sojabohnen und Mais in diesem Jahr war. Dies führt auch zu Erleichterungen bei der Neuansaat von Weizen. Am Montagmorgen zogen die Notierungen allerdings wieder an, nachdem das zweitgrößte Weizenexportland Kanada für die laufende Saison aufgrund der schlechten Witterung im Frühjahr und Sommer einen Ernteeinbruch von 15% ggü. dem Vorjahr erwartet, obwohl die Weizenanbaufläche ausgedehnt worden war. Der aktuelle Bericht der CFTC zeigt, dass in der Woche zum 3. November die spekulativen Netto-Long-Positionen bei Mais und Sojabohnen weiter gestiegen sind. Wenn die Ernte nun zügig voranschreitet, besteht daher erhebliches Rückschlagspotenzial.
Die Preise für Arabica-Kaffee dürften weiterhin gut unterstützt bleiben und sich der Marke von 1,50 USD/Pfund nähern. Kolumbien, der weltweit zweitgrößte Arabica-Produzent, wird nun doch deutlich weniger als zuvor geschätzt produzieren und exportieren. Fedecade, die Vereinigung der Kaffeeproduzenten Kolumbiens, schätzt, dass die Produktion im Jahr 2009 lediglich 8,3 Mio. Sack betragen wird, eine der kleinsten Ernten in den letzten 30 Jahren. Gleichzeitig sollten die Exporte im November-Dezember nach Ansicht des Verbandes der Kaffeeexporteure, Asoexport, massiv auf ca. 1,5 Mio. Sack fallen. Im Jahr 2007 betrugen diese noch 2,4 Mio. Sack.
CFTC Daten: Netto-Long Positionen nicht-kommerzieller Anleger vs. Preis
Terminkurven ausgewählter Rohstoffe: aktuell, vor einer Woche und vor einem Monat
© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst
Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets
Diese Ausarbeitung dient ausschließlich Informationszwecken und stellt weder eine individuelle Anlageempfehlung noch ein Angebot zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren oder sonstigen Finanzinstrumenten dar. Sie soll lediglich eine selbständige Anlageentscheidung des Kunden erleichtern und ersetzt nicht eine anleger- und anlagegerechte Beratung. Die in der Ausarbeitung enthaltenen Informationen wurden sorgfältig zusammengestellt. Eine Gewähr für die Richtigkeit und Vollständigkeit kann jedoch nicht übernommen werden. Einschätzungen und Bewertungen reflektieren die Meinung des Verfassers im Zeitpunkt der Erstellung der Ausarbeitung und können sich ohne vorherige Ankündigung ändern.
Im Zuge der schlechten US-Arbeitsmarktdaten gab der Ölpreis am Freitag deutlich nach. Sowohl WTI-Rohöl als auch Brent haben im Handelsverlauf fast 3% auf 77,43 USD bzw. 75,87 USD je Barrel verloren. Die Arbeitslosenrate in den USA per Ende Oktober ist auf 10,2% und damit den höchsten Stand seit Juni 1983 gestiegen. Wir sehen jedoch auch den Preisverfall durch die wichtige technische Marke von 80 USD selbst als Auslöser des deutlichen Preisrückgangs, denn der Ölpreis ist danach weiter auf unter 77 USD gefallen, obwohl sich sowohl der US-Dollar als auch der US-Aktienmarkt stabilisiert hatten. Das aktuelle Preisniveau bei Rohöl halten wir weiterhin für fundamental nicht nachvollziehbar und nicht nachhaltig. Heute Morgen kann der Ölpreis allerdings wieder auf über 78,5 USD je Barrel zulegen.
Grund hierfür sind neben dem schwachen US-Dollar - der EURUSD steigt auf 1,50 - Sorgen über den Hurrikan Ida, der in Kürze den Golf von Mexiko erreichen soll. Im Golf von Mexiko sind 27% der gesamten Öl- und 15% der Gasproduktion der USA angesiedelt. Neben der Evakuierung einiger Arbeiter von Plattformen und der Drosselung der Ölproduktion hat auch der Louisiana Offshore Oil Port, einer der größten Ölhäfen der USA, die Entladung von Tankern aufgrund des schlechten Wetters eingestellt. In diesem Hafen können bis zu 1 Mio. Barrel Öl pro Tag entladen werden bzw. über 10% aller US-Importe.
Dennoch bleibt die Versorgungssituation am Ölmarkt u.E. sehr entspannt. So hat sich der Ölminister der VAE, Mohammed al-Hamli, für eine Beibehaltung der aktuellen OPEC-Quoten ausgesprochen, weil der Markt gegenwärtig überversorgt sei. Damit wächst zwar die Anzahl der OPEC-Länder, die sich gegen eine Produktionsausweitung aussprechen. So will Saudi Aramco die Liefermenge im Dezember nicht erhöhen. Allerdings muss die OPEC die Produktion weiter drosseln, um die riesigen Lagerbestände weltweit künftig abzubauen. Außerdem erhöhen einige Nicht-OPEC Länder, wie z.B. Russland, derzeit ihre Produktion. Auch die Planung für Brent-Lieferungen sieht für Dezember eine Erhöhung um knapp 25 Tsd. Barrel täglich vor.
Edelmetalle
Nachdem am Freitag bereits kurzfristig die psychologisch wichtige Marke von 1.100 USD je Feinunze durchbrochen wurde, hat der Goldpreis heute Morgen mit 1.109,5 USD je Unze einen Rekord markiert. Es sind mehrere Faktoren, die dazu beitragen. Zum einen äußerte der US-Finanzminister Timothy Geithner auf dem G20-Gipfel am Wochenende, dass es noch zu früh sei, sich auf die Konjunkturerholung einzustellen, und trug damit zur USD-Schwäche bei. Zum anderen hat die Zentralbank von Sri Lanka bekannt gegeben, dass sie zuletzt Gold gekauft und vor hat, weiter ihre Währungsreserven in Gold zu diversifizieren. Zwar dürfte der Effekt der Käufe selbst gering sein - ihre Gesamreserven betrugen per Ende Juli nur 3,8 Mrd. USD - dennoch rechtfertigt dies den jüngsten Preisanstieg in den Augen der Anleger. Auch schürt dies die Spekulationen über weitere Käufe seitens der Zentralbanken, die nicht mehr wie früher einen Belastungsfaktor für den Goldmarkt darstellen. Außerdem lockt die Nähe zur Marke von 1.100 USD weitere spekulative Anleger an (siehe Grafik des Tages).
Industriemetalle
Auch die Industriemetalle können sich heute wieder begünstigt durch einen schwächeren US-Dollar erholen und in der Breite zulegen. Damit werden schwache Fundamentaldaten weiterhin ignoriert. Zwar sind die LME-Lagerbestände für Kuper heute erneut um über 1% bzw. 3900 Tonnen gestiegen und haben somit seit Juli um 52% zugelegt. Der Markt konzentriert sich heute jedoch offensichtlich auf die Schätzung des chinesischen Metall-Informationsdienstes Antaike, dass der tatsächliche chinesische Kupferverbrauch in diesem Jahr um 10,2% steigen wird, nachdem er im Vorjahr um 7,5% zugenommen hat.
Allerdings lässt man damit völlig außer Acht, dass nach der Einschätzung des WBMS oder der ICSG die Nachfrage Chinas in den ersten sieben Monaten rund 50% höher als im Vorjahr lag. Das bedeutet, dass der Großteil der sichtbaren Nachfrage der Lageraufstockung diente. Auch trug zum Anstieg u.a. die geringe Verfügbarkeit von Kupferschrott bei, die sich nun verbessert. Sollte sich der US-Dollar wieder stabilisieren und der starke Optimismus bei Rohstoffen abnehmen, erachten wir Kupfer als anfällig für eine starke Preiskorrektur. Auch die Angebotsrisiken reduzieren sich. In die Verhandlungen über die Beendigung des seit vier Wochen anhaltenden Streiks in der Kupfermine Spence in Chile kommt Bewegung. Die Gewerkschaften seien nach einem Treffen mit dem Gouverneur zu Zugeständnissen an den Minenbetreiber BHP Billiton bereit.
Agrarrohstoffe
Die Preise für Weizen, Mais und Sojabohnen gaben am Freitag kräftig nach. Dazu trug das negative Marktumfeld ebenso bei wie die Tatsache, dass die vergangene Woche wetterbedingt die bisher beste für die US-Ernte an Sojabohnen und Mais in diesem Jahr war. Dies führt auch zu Erleichterungen bei der Neuansaat von Weizen. Am Montagmorgen zogen die Notierungen allerdings wieder an, nachdem das zweitgrößte Weizenexportland Kanada für die laufende Saison aufgrund der schlechten Witterung im Frühjahr und Sommer einen Ernteeinbruch von 15% ggü. dem Vorjahr erwartet, obwohl die Weizenanbaufläche ausgedehnt worden war. Der aktuelle Bericht der CFTC zeigt, dass in der Woche zum 3. November die spekulativen Netto-Long-Positionen bei Mais und Sojabohnen weiter gestiegen sind. Wenn die Ernte nun zügig voranschreitet, besteht daher erhebliches Rückschlagspotenzial.
Die Preise für Arabica-Kaffee dürften weiterhin gut unterstützt bleiben und sich der Marke von 1,50 USD/Pfund nähern. Kolumbien, der weltweit zweitgrößte Arabica-Produzent, wird nun doch deutlich weniger als zuvor geschätzt produzieren und exportieren. Fedecade, die Vereinigung der Kaffeeproduzenten Kolumbiens, schätzt, dass die Produktion im Jahr 2009 lediglich 8,3 Mio. Sack betragen wird, eine der kleinsten Ernten in den letzten 30 Jahren. Gleichzeitig sollten die Exporte im November-Dezember nach Ansicht des Verbandes der Kaffeeexporteure, Asoexport, massiv auf ca. 1,5 Mio. Sack fallen. Im Jahr 2007 betrugen diese noch 2,4 Mio. Sack.
CFTC Daten: Netto-Long Positionen nicht-kommerzieller Anleger vs. Preis
Terminkurven ausgewählter Rohstoffe: aktuell, vor einer Woche und vor einem Monat
© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst
Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets
Diese Ausarbeitung dient ausschließlich Informationszwecken und stellt weder eine individuelle Anlageempfehlung noch ein Angebot zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren oder sonstigen Finanzinstrumenten dar. Sie soll lediglich eine selbständige Anlageentscheidung des Kunden erleichtern und ersetzt nicht eine anleger- und anlagegerechte Beratung. Die in der Ausarbeitung enthaltenen Informationen wurden sorgfältig zusammengestellt. Eine Gewähr für die Richtigkeit und Vollständigkeit kann jedoch nicht übernommen werden. Einschätzungen und Bewertungen reflektieren die Meinung des Verfassers im Zeitpunkt der Erstellung der Ausarbeitung und können sich ohne vorherige Ankündigung ändern.