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China importiert wieder deutlich mehr Rohöl

11.11.2009  |  Eugen Weinberg
Energie

Der Ölpreis handelt wenig verändert bei 79 USD je Barrel. Die Nachrichten waren widersprüchlich und gaben somit keine klare Richtung vor. Laut API stiegen die US-Rohöllagerbestände in der vergangenen Woche um 1,2 Mio. Barrel, die Benzinvorräte um 1,4 Mio. Barrel und die Destillatebestände um 640 Tsd. Barrel. Aufgrund eines Feiertags werden die entsprechenden Lagerdaten des US-Energieministeriums erst morgen veröffentlicht.

Kurzfristig scheint sich die Nachfrageperspektive aufzuhellen. Die US-Regierung hat die Prognose für die weltweite Ölnachfrage im kommenden Jahr um 630 Tsd. Barrel pro Tag nach oben revidiert und erwartet nun ein Nachfragewachstum von 1,26 Mio. Barrel pro Tag. Der erwartete Anstieg geht dabei größtenteils auf das Konto der Schwellenländer. Unterstützt wird diese These durch neue Zahlen aus China. Demzufolge lagen die chinesischen Rohölimporte im Oktober mit 19,34 Mio. Tonnen knapp 20% höher als im Vorjahr und nur knapp unter dem Rekordwert vom Juli.

Heute wird die OPEC ihre neuen Nachfrageprognosen veröffentlichen. Laut Vorabmeldungen erwartet das Kartell einen Anstieg des weltweiten Ölverbrauchs im kommenden Jahr um 700 Tsd. Barrel pro Tag. Bart Chilton, ein hochrangiges Mitglied der CFTC, rechnet für Anfang Dezember mit einem Gesetzentwurf zu den geplanten Obergrenzen für gehaltene Terminkontrakte. Chilton spricht sich dafür aus, die Obergrenze zunächst hoch anzusetzen und dann gegebenfalls schrittweise herabzusetzen. Zudem soll laut Chilton ein Prozentsatz festgelegt werden, bis zu welchem der Markt von nicht-kommerziellen Spekulanten kontrolliert werden darf. Dies spricht mittelfristig für niedrigere Ölpreise.

Langfristig ist das Aufwärtspotenzial ebenfalls begrenzt. So soll die weltweite Ölnachfrage laut Internationaler Energieagentur bis zum Jahr 2030 um ein Prozent pro Jahr auf 105 Mio. Barrel pro Tag steigen, eine Mio. Barrel pro Tag weniger als vor einem Jahr prognostiziert.


Edelmetalle

Der Goldpreis ist am Morgen auf ein neues Allzeithoch von 1.117 USD je Feinunze gestiegen. Hauptgrund hierfür ist der schwache US-Dollar, welcher auf handelsgewichteter Basis auf ein 15-Monatstief gefallen ist. Selbst potenziell belastende Nachrichten steckt der Goldpreis derzeit unbeeindruckt weg. So haben Spekulationen, dass China schon kurzfristig die verbleibenden 203 Tonnen IWF-Gold kaufen könnte, einen Dämpfer erlitten.

Ein hochrangiger Vertreter der Staatlichen Währungsbehörde Chinas hat sich nämlich dagegen ausgesprochen. Vielmehr sollte man damit abwarten, bis der Preis auf ein relativ niedriges Niveau gefallen ist. Er nannte dabei explizit einen Preisniveau von 800 USD je Feinunze. Für China scheint das Preisniveau somit eine größere Rolle spielen als für Indien, welches Ende Oktober zu einem Durchschnittspreis von 1.045 USD je Feinunze 200 Tonnen Gold vom IWF gekauft hat. Solange der US-Dollar zur Schwäche neigt, dürfte der Goldpreis aber nicht nennenswert zurückkommen. Preisrückgänge werden derzeit als Kaufgelegenheit erachtet. Dies gilt insbesondere für spekulative Anleger. Die Goldbestände von SPDR Gold Trust blieben gestern unverändert bei 1.114,4 Tonnen.


Industriemetalle

Trotz besser als erwartet ausgefallener Konjunkturdaten aus China und Japan tendieren die Industriemetalle im asiatischen Handel heute Morgen schwächer. Grund hierfür sind aktuelle Importdaten aus China. Im Oktober wurden im Vergleich zum Vormonat 34% weniger unverarbeitetes Kupfer und halbfertige Kupferprodukte importiert. Die Importe von ungefähr 263.000 Tonnen entsprechen damit dem niedrigsten Stand seit Januar.

Auch die Importe von Kupferschrott sind deutlich auf 260.000 Tonnen gefallen. China ist weltweit der mit Abstand größte Konsument von Kupfer. Wir haben mit dieser Dynamik gerechnet, auch vor dem Hintergrund, dass in China der Oktober durch die Feiertagswoche "Golden Week" quasi verkürzt wurde. Unabhängig davon gehen wir jedoch davon aus, dass die Importe im Zuge der hohen Preise weiter zurückgehen sollten und erwarten aufgrund dessen nachgebende Preise.

Die Produktion von Kupfer und von Aluminium in China ist dagegen jeweils auf neue Rekordstände gestiegen, die Veränderungsrate schwächte sich allerdings ab. Während knapp 400.000 Tonnen Kupfer produziert wurden, erhöhte sich die Aluminiumproduktion auf 1,26 Mio. Tonnen. Zu diesem Anstieg trugen maßgeblich die Wiederinbetriebnahme stillgelegter Verarbeitungsanlagen sowie das Anfahren neuer Kapazitäten im Zuge zuletzt höherer Preise bei. Dies bestätigt unsere negative Einschätzung insbesondere für Kupfer, aber auch für Aluminium.

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Agrarrohstoffe

Das US-Landwirtschaftsministerium hat gestern seine neuen Schätzungen für Angebot und Nachfrage bei einer Reihe von Agrarprodukten veröffentlicht. Trotz der seit Wochen andauernden Verzögerungen in der US-Ernte wurde die Prognose für die Sojabohnenernte von 88,45 Mio Tonnen im Oktober auf nun 90,34 Mio Tonnen angehoben, ein Plus von 12% gegenüber dem Vorjahr. Sowohl was den Ertrag je Morgen als auch was die Gesamternte angeht, sollen damit Rekordwerte erreicht werden. Da auch die Prognosen für den zweitwichtigsten Exporteur Brasilien - auch hier wird mit 63 Mio Tonnen eine Rekordernte geschätzt - und für Argentinien leicht angehoben wurden, wird die Weltproduktion mit 250 Mio Tonnen um 4 Mio Tonnen höher als im Vormonat geschätzt.

Dagegen wurde die Prognose für die US-Maisernte, die in ihrem Verlauf noch deutlich stärker hinter dem langjährigen Durchschnitt hinterher hinkt als die Sojabohnenernte, wegen geringerer Flächenerträge um 2,5 Mio Tonnen auf 328,2 Mio Tonnen reduziert. Die Preise für Sojabohnen an der Börse in Chicago gaben nach Bekanntgabe der überraschend hohen Ernteschätzung leicht nach, während die Preise für Mais mit einem Plus von 2,2% reagierten. Baumwolle legte im Preis gestern um gut 2% zu. Preisunterstützend wirkten die Schätzungen eines weltweit niedrigeren Ernteertrags, niedrigerer Lagerbestände und eines höheren Verbrauchs.


Terminkurven ausgewählter Rohstoffe: aktuell, vor einer Woche und vor einem Monat

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© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets





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