IEA hebt Prognose für weltweite Ölnachfrage an
12.11.2009 | Eugen Weinberg
Energie
Der WTI-Ölpreis tut sich trotz des schwachen US-Dollar weiterhin schwer, die Marke von 80 USD je Barrel zu überwinden. Wir werten dies als Zeichen relativer Schwäche und rechnen in den kommenden Wochen mit niedrigeren Preisen. Eher verhalten über die Nachfrageaussichten äußerte sich gestern die OPEC, die im nächsten Jahr einen Anstieg der weltweiten Ölnachfrage um lediglich 750 Tsd. Barrel pro Tag erwartet. Damit ist die OPEC wesentlich vorsichtiger als die US-Regierung, welche am Vortag für 2010 einen Nachfrageanstieg von 1,26 Mio. Barrel pro Tag prognostizierte.
Der Bedarf an OPEC-Öl soll im kommenden Jahr aufgrund eines höheren Angebots der Nicht-OPEC-Länder um 200 Tsd. auf 28,5 Mio. Barrel pro Tag zurückgehen. Das sind 500 Tsd. Barrel pro Tag weniger als die OPEC im Oktober produzierte. Die Quotendisziplin der OPEC-Mitglieder sank im Oktober auf nur noch 60%. Die Internationale Energieagentur hat die Prognose für die weltweite Ölnachfrage für dieses und nächstes Jahr um 210 Tsd. bzw. 140 Tsd. Barrel pro Tag nach oben revidiert und erwartet nun einen Nachfragerückgang um 1,5 Mio. Barrel pro Tag in diesem Jahr, gefolgt von einem Anstieg um 1,3 Mio. Barrel pro Tag im Jahr 2010. Ähnlich äußerte sich der staatliche saudi-arabische Ölkonzern Aramco. Dieser erwartet für 2010 eine um 1-1,5 Mio. Barrel pro Tag höhere Ölnachfrage, sieht angesichts der hohen freien Kapazitäten aber keine Notwendigkeit, neue Kapazitäten zu schaffen.
Der Start des Manifa-Ölfeldes mit einer geschätzten Förderkapazität von 900 Tsd. Barrel pro Tag wurde sogar um zwei Jahre auf 2013 nach hinten verschoben. Am Nachmittag werden vom US-Energieministerium die US-Lagerbestandsdaten der vergangenen Woche veröffentlicht. Erwartet wird ein Anstieg der Rohöllagerbestände um 1 Mio. Barrel und ein Rückgang der Benzin- bzw. Destillatevorräte um 350 Tsd. bzw. 700 Tsd. Barrel.
Edelmetalle
Der Goldpreis ist auf ein neues Allzeithoch von 1.122 USD je Feinunze gestiegen, nachdem der US-Dollar auf handelsgewichteter Basis auf ein 15-Monatstief gefallen war. Zudem hob Vietnam das seit Mai letzten Jahres bestehende Importverbot auf, was für zusätzliche Nachfrage nach dem gelben Edelmetall sorgen könnte. Im vergangenen Jahr belief sich der Goldverbrauch in Vietnam auf 115,8 Tonnen. Damit lag das Land in Sachen Goldverbrauch an sechster Stelle noch vor Deutschland. Mit der Aufhebung des Importverbotes hofft Vietnam, die bestehende Angebotsknappheit zu beseitigen und das hohe inländische Goldpreisniveau zu drücken. Zeitweise mussten gestern in Vietnam für eine Feinunze Gold 140 USD mehr bezahlt werden als auf dem Weltmarkt. Aktuell liegt der Preisaufschlag noch immer bei 50 USD je Feinunze.
Der weltgrößte Goldproduzent Barrick sieht wegen des Goldpreisanstiegs und stabiler bis niedrigerer Kosten die Möglichkeit von Rekordgewinnmargen im vierten Quartal. Dies dürfte sich in den kommenden Monaten in einer höheren Minenproduktion niederschlagen und es Barrick zudem ermöglichen, trotz der hohen Preise das Hedgebuch vorzeitig zu schließen.
Industriemetalle
Die staatliche chilenische Kupferkommission, Cochilco, erwartet für das nächste Jahr einen deutlichen Rückgang der chinesischen Kupfernachfrage um 17%, da im Reich der Mitte die in diesem Jahr stark gestiegenen Lagerbestände abgebaut werden dürften. Daher sieht Cochilco für 2010 keine Knappheit am Kupfermarkt. Sollte die Weltwirtschaft zudem länger als erwartet brauchen, um aus der Finanzkrise herauszukommen, könnte der Angebotsüberschuss im nächsten Jahr deutlich höher ausfallen und den Kupferpreis belasten. Dies bestätigt unsere Meinung, dass Kupfer anfällig für eine deutliche Preiskorrektur ist.
Der Anstieg der LME-Lagerbestände hat sich seit Anfang November nochmals beschleunigt. Mit knapp 400 Tsd. Tonnen liegen sie auf dem höchsten Stand seit sechs Monaten. Dennoch sind auf der Angebotsseite kurzfristig weitere Produktionsausfälle zu verzeichnen. Neben dem nunmehr vierwöchigen Streik in der Spence-Mine in Chile musste gestern ebenfalls die Produktion in der Konkola-Mine in Sambia wegen Tarifstreitigkeiten fast vollständig eingestellt werden. Das Marktumfeld bei Stahl bleibt schwierig. Der größte südkoreanische Stahlproduzent, Posco, verzögert die Fertigstellung bzw. Erweiterung von drei Stahlwerken im Land um bis zu einem Jahr. Das Unternehmen sieht einen markanten Anstieg der weltweiten Stahlnachfrage erst ab Mitte 2010, so dass sich eine schnellere Inbetriebnahme der Werke nicht rechnen würde.
Agrarrohstoffe
Der Preis für Arabica-Kaffee ist seit Wochenbeginn um 6% gefallen und notiert aktuell auf einem 5-Wochentief von 131,5 US-Cents je Pfund. Konkrete Nachrichten, die diesen Preisrutsch erklären können, gab es nicht. Die spekulativen Netto-Long Positionen erreichten in der vergangenen Woche den höchsten Stand seit knapp 20 Monaten. Es spricht somit einiges dafür, dass kurzfristig orientierte Marktteilnehmer Longpositionen glattgestellt haben, als der Preis Anfang der Woche erneut daran scheiterte, die Marke von 145 US-Cents zu überwinden. Das weitere Abwärtspotenzial dürfte dennoch begrenzt sein.
So wollen brasilianische Kaffeebauern von der Option Gebrauch machen und bis Ende der Woche bis zu 1 Mio. Sack Kaffee an den Staat verkaufen, was zu einer Verknappung des Angebots beitragen dürfte. Der Preis für Robusta-Kaffee setzt seinen Abwärtstrend auch in dieser Woche fort. Die Ernte im wichtigen Robusta-Anbieterland Vietnam ist nach einer kurzfristigen sturmbedingten Unterbrechung in vollem Gange und wurde von der vietnamesischen Kaffee- und Kakaovereinigung zuletzt mit 17,4 Mio. Sack leicht höher geschätzt als bisher. Dies würde aber noch immer ein geringeres Angebot als im Vorjahr bedeuten. Bei den niedrigen Preisen werden zudem Düngung und Pflege der Bäume erschwert, was die mittelfristigen Ertragsaussichten belastet. Wir erwarten deshalb eine baldige Stabilisierung der Preise für Robusta-Kaffee.
Terminkurven ausgewählter Rohstoffe: aktuell, vor einer Woche und vor einem Monat
© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst
Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets
Diese Ausarbeitung dient ausschließlich Informationszwecken und stellt weder eine individuelle Anlageempfehlung noch ein Angebot zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren oder sonstigen Finanzinstrumenten dar. Sie soll lediglich eine selbständige Anlageentscheidung des Kunden erleichtern und ersetzt nicht eine anleger- und anlagegerechte Beratung. Die in der Ausarbeitung enthaltenen Informationen wurden sorgfältig zusammengestellt. Eine Gewähr für die Richtigkeit und Vollständigkeit kann jedoch nicht übernommen werden. Einschätzungen und Bewertungen reflektieren die Meinung des Verfassers im Zeitpunkt der Erstellung der Ausarbeitung und können sich ohne vorherige Ankündigung ändern.
Der WTI-Ölpreis tut sich trotz des schwachen US-Dollar weiterhin schwer, die Marke von 80 USD je Barrel zu überwinden. Wir werten dies als Zeichen relativer Schwäche und rechnen in den kommenden Wochen mit niedrigeren Preisen. Eher verhalten über die Nachfrageaussichten äußerte sich gestern die OPEC, die im nächsten Jahr einen Anstieg der weltweiten Ölnachfrage um lediglich 750 Tsd. Barrel pro Tag erwartet. Damit ist die OPEC wesentlich vorsichtiger als die US-Regierung, welche am Vortag für 2010 einen Nachfrageanstieg von 1,26 Mio. Barrel pro Tag prognostizierte.
Der Bedarf an OPEC-Öl soll im kommenden Jahr aufgrund eines höheren Angebots der Nicht-OPEC-Länder um 200 Tsd. auf 28,5 Mio. Barrel pro Tag zurückgehen. Das sind 500 Tsd. Barrel pro Tag weniger als die OPEC im Oktober produzierte. Die Quotendisziplin der OPEC-Mitglieder sank im Oktober auf nur noch 60%. Die Internationale Energieagentur hat die Prognose für die weltweite Ölnachfrage für dieses und nächstes Jahr um 210 Tsd. bzw. 140 Tsd. Barrel pro Tag nach oben revidiert und erwartet nun einen Nachfragerückgang um 1,5 Mio. Barrel pro Tag in diesem Jahr, gefolgt von einem Anstieg um 1,3 Mio. Barrel pro Tag im Jahr 2010. Ähnlich äußerte sich der staatliche saudi-arabische Ölkonzern Aramco. Dieser erwartet für 2010 eine um 1-1,5 Mio. Barrel pro Tag höhere Ölnachfrage, sieht angesichts der hohen freien Kapazitäten aber keine Notwendigkeit, neue Kapazitäten zu schaffen.
Der Start des Manifa-Ölfeldes mit einer geschätzten Förderkapazität von 900 Tsd. Barrel pro Tag wurde sogar um zwei Jahre auf 2013 nach hinten verschoben. Am Nachmittag werden vom US-Energieministerium die US-Lagerbestandsdaten der vergangenen Woche veröffentlicht. Erwartet wird ein Anstieg der Rohöllagerbestände um 1 Mio. Barrel und ein Rückgang der Benzin- bzw. Destillatevorräte um 350 Tsd. bzw. 700 Tsd. Barrel.
Edelmetalle
Der Goldpreis ist auf ein neues Allzeithoch von 1.122 USD je Feinunze gestiegen, nachdem der US-Dollar auf handelsgewichteter Basis auf ein 15-Monatstief gefallen war. Zudem hob Vietnam das seit Mai letzten Jahres bestehende Importverbot auf, was für zusätzliche Nachfrage nach dem gelben Edelmetall sorgen könnte. Im vergangenen Jahr belief sich der Goldverbrauch in Vietnam auf 115,8 Tonnen. Damit lag das Land in Sachen Goldverbrauch an sechster Stelle noch vor Deutschland. Mit der Aufhebung des Importverbotes hofft Vietnam, die bestehende Angebotsknappheit zu beseitigen und das hohe inländische Goldpreisniveau zu drücken. Zeitweise mussten gestern in Vietnam für eine Feinunze Gold 140 USD mehr bezahlt werden als auf dem Weltmarkt. Aktuell liegt der Preisaufschlag noch immer bei 50 USD je Feinunze.
Der weltgrößte Goldproduzent Barrick sieht wegen des Goldpreisanstiegs und stabiler bis niedrigerer Kosten die Möglichkeit von Rekordgewinnmargen im vierten Quartal. Dies dürfte sich in den kommenden Monaten in einer höheren Minenproduktion niederschlagen und es Barrick zudem ermöglichen, trotz der hohen Preise das Hedgebuch vorzeitig zu schließen.
Industriemetalle
Die staatliche chilenische Kupferkommission, Cochilco, erwartet für das nächste Jahr einen deutlichen Rückgang der chinesischen Kupfernachfrage um 17%, da im Reich der Mitte die in diesem Jahr stark gestiegenen Lagerbestände abgebaut werden dürften. Daher sieht Cochilco für 2010 keine Knappheit am Kupfermarkt. Sollte die Weltwirtschaft zudem länger als erwartet brauchen, um aus der Finanzkrise herauszukommen, könnte der Angebotsüberschuss im nächsten Jahr deutlich höher ausfallen und den Kupferpreis belasten. Dies bestätigt unsere Meinung, dass Kupfer anfällig für eine deutliche Preiskorrektur ist.
Der Anstieg der LME-Lagerbestände hat sich seit Anfang November nochmals beschleunigt. Mit knapp 400 Tsd. Tonnen liegen sie auf dem höchsten Stand seit sechs Monaten. Dennoch sind auf der Angebotsseite kurzfristig weitere Produktionsausfälle zu verzeichnen. Neben dem nunmehr vierwöchigen Streik in der Spence-Mine in Chile musste gestern ebenfalls die Produktion in der Konkola-Mine in Sambia wegen Tarifstreitigkeiten fast vollständig eingestellt werden. Das Marktumfeld bei Stahl bleibt schwierig. Der größte südkoreanische Stahlproduzent, Posco, verzögert die Fertigstellung bzw. Erweiterung von drei Stahlwerken im Land um bis zu einem Jahr. Das Unternehmen sieht einen markanten Anstieg der weltweiten Stahlnachfrage erst ab Mitte 2010, so dass sich eine schnellere Inbetriebnahme der Werke nicht rechnen würde.
Agrarrohstoffe
Der Preis für Arabica-Kaffee ist seit Wochenbeginn um 6% gefallen und notiert aktuell auf einem 5-Wochentief von 131,5 US-Cents je Pfund. Konkrete Nachrichten, die diesen Preisrutsch erklären können, gab es nicht. Die spekulativen Netto-Long Positionen erreichten in der vergangenen Woche den höchsten Stand seit knapp 20 Monaten. Es spricht somit einiges dafür, dass kurzfristig orientierte Marktteilnehmer Longpositionen glattgestellt haben, als der Preis Anfang der Woche erneut daran scheiterte, die Marke von 145 US-Cents zu überwinden. Das weitere Abwärtspotenzial dürfte dennoch begrenzt sein.
So wollen brasilianische Kaffeebauern von der Option Gebrauch machen und bis Ende der Woche bis zu 1 Mio. Sack Kaffee an den Staat verkaufen, was zu einer Verknappung des Angebots beitragen dürfte. Der Preis für Robusta-Kaffee setzt seinen Abwärtstrend auch in dieser Woche fort. Die Ernte im wichtigen Robusta-Anbieterland Vietnam ist nach einer kurzfristigen sturmbedingten Unterbrechung in vollem Gange und wurde von der vietnamesischen Kaffee- und Kakaovereinigung zuletzt mit 17,4 Mio. Sack leicht höher geschätzt als bisher. Dies würde aber noch immer ein geringeres Angebot als im Vorjahr bedeuten. Bei den niedrigen Preisen werden zudem Düngung und Pflege der Bäume erschwert, was die mittelfristigen Ertragsaussichten belastet. Wir erwarten deshalb eine baldige Stabilisierung der Preise für Robusta-Kaffee.
Terminkurven ausgewählter Rohstoffe: aktuell, vor einer Woche und vor einem Monat
© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst
Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets
Diese Ausarbeitung dient ausschließlich Informationszwecken und stellt weder eine individuelle Anlageempfehlung noch ein Angebot zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren oder sonstigen Finanzinstrumenten dar. Sie soll lediglich eine selbständige Anlageentscheidung des Kunden erleichtern und ersetzt nicht eine anleger- und anlagegerechte Beratung. Die in der Ausarbeitung enthaltenen Informationen wurden sorgfältig zusammengestellt. Eine Gewähr für die Richtigkeit und Vollständigkeit kann jedoch nicht übernommen werden. Einschätzungen und Bewertungen reflektieren die Meinung des Verfassers im Zeitpunkt der Erstellung der Ausarbeitung und können sich ohne vorherige Ankündigung ändern.