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Rohstoffpreise trotzen der Schwerkraft

18.11.2009  |  Eugen Weinberg
Energie

Der Ölpreis steigt am Morgen bis knapp an die Marke von 80 USD je Barrel. Die Marke von 80 USD stellt derzeit eine nur schwer zu überwindende Hürde dar, zumal der US-Dollar Anzeichen einer Stabilisierung zeigt. Unterstützung gaben die gestern nach Handelsschluss vom American Petroleum Institute veröffentlichten US-Lagerbestandsdaten. Demnach fielen die Rohöllagerbestände in der vergangenen Woche unerwartet deutlich um 4,4 Mio. Barrel. Dies könnte die Erwartungshaltung für die heute Nachmittag anstehenden Lagerdaten des US-Energieministeriums beeinflussen und den Ölpreis im Vorfeld der Veröffentlichung unterstützen.

Laut einer Bloomberg-Umfrage wird mit einem Anstieg der Rohölvorräte um 300 Tsd. Barrel gerechnet. Überraschungen können auch hier nicht ausgeschlossen werden, bedenkt man, dass in der vergangenen Woche die Ölproduktion und -lieferung im Golf von Mexiko durch einen Wirbelsturm über mehrere Tage beeinträchtigt war.

Bei den Benzinvorräten wird mit einem Rückgang um 25 Tsd. Barrel und bei den Destillatevorräten mit einem Rückgang um 850 Tsd. Barrel gerechnet. Laut Mastercard lag die Benzinnachfrage in den USA in der vergangenen Woche 2,1% höher als im Vorjahr. Im Durchschnitt der vergangenen vier Wochen übertraf die Benzinnachfrage das Vorjahresniveau sogar um 3,2%. Dies könnte von den Optimisten als Signal einer einsetzenden Nachfrageerholung interpretiert werden. Allerdings war die Benzinnachfrage vor einem Jahr stark gefallen, so dass der Anstieg in erster Linie auf einen Basiseffekt zurückzuführen ist.


Edelmetalle

Der Goldpreis steigt am Morgen auf ein Allzeithoch von 1.147 USD je Feinunze. Doch auch in Euro gerechnet verteuert sich Gold weiter auf 769 EUR je Feinunze und liegt damit nur noch 2,5% unter dem Allzeithoch. Dies zeigt, dass der Goldpreisanstieg mittlerweile nicht mehr nur auf die Wechselkursentwicklung zurückgeführt werden kann.

Der Platinverarbeiter Johnson Matthey erwartet für das laufende Jahr einen Überschuss bei Platin von 140 Tsd. Unzen. Die weltweite Platinnachfrage soll um 4,4% auf 5,92 Mio. Unzen zurückgehen. Das globale Platinangebot soll dagegen um 1,9% auf 6,06 Mio. Unzen steigen.

Bei Palladium wird für dieses Jahr ein Angebotsüberschuss von 650 Tsd. Unzen prognostiziert. Wie bei Platin trägt die Automobilindustrie maßgeblich zum erwarteten Rückgang der Gesamtnachfrage um 3,8% auf 6,52 Mio. Unzen bei. Das weltweite Angebot von Palladium soll dagegen um 1,8% auf 7,18 Mio. Unzen zurückgehen.

Johnson Matthey rechnet damit, dass die Nachfrage aus der Autoindustrie im Jahr 2010 wieder anziehen wird und der Platinmarkt daher wieder ein leichtes Defizit aufweisen könnte. In Erwartung einer Nachfrageerholung haben die Metalle der Platingruppe in diesem Jahr bereits deutliche Preiszuwächse erzielt. Platin hat sich seit Jahresbeginn um mehr als 50% verteuert. Der Palladiumpreis hat sich im selben Zeitraum nahezu verdoppelt. Dadurch dürfte bereits viel an Optimismus eingepreist sein, so dass das weitere Aufwärtspotenzial begrenzt sein sollte.


Industriemetalle

Im Zuge eines etwas festeren US-Dollar und schwächerer US-Konjunkturdaten gaben die Metallpreise gestern in der Breite nach. Besorgnis muss derzeit die Situation in den Lagerhäusern der Börsen in London und Shanghai erregen. An der Londoner Metallbörse LME sind die Lagervorräte für Kupfer den elften Tag in Folge gestiegen. Mit 410 Tsd. Tonnen wurde hier das höchste Niveau seit Ende April erreicht. Auch die Lagerbestände von Nickel legten zu und markierten mit knapp 133 Tsd. Tonnen den höchsten Stand seit Februar 1995. An der Börse in Shanghai sieht die Situation nicht besser aus. Hier haben sich die Kupferbestände seit Jahresbeginn von knapp 18 Tsd. auf nunmehr fast 105 Tsd. Tonnen versechsfacht.

Die Vorräte für Zink sind in der vergangenen Woche um über 5% erneut stark gestiegen und beschreiben mit nahezu 162 Tsd. Tonnen ein Rekordniveau. Aber auch in nicht börsenerfassten Lagerhäusern türmen sich die Bestände an Industriemetallen. Der chinesische Metall-Informationsdienst Antaike schätzt, dass sich in privaten Lagerhäusern in China bis Ende des Jahres 153 Tsd. Tonnen Nickel ansammeln könnten. Dies würde mehr als 10% der gesamten weltweiten Jahresproduktion entsprechen. Ferner geht Antaike davon aus, dass diese Lagerbestände im nächsten Halbjahr auf den Markt kommen könnten, was zu rückläufigen Importen und damit schwindender Preisunterstützung führen sollte. Wir bleiben auch aufgrund der Lagerentwicklung für die Metallpreise skeptisch gestimmt.

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Agrarrohstoffe

Der Rohzuckerpreis bewegt sich seit drei Monaten in einer Spanne zwischen 20 und 25 US-Cents seitwärts. Für einen Ausbruch aus der o.g. Spanne fehlt es derzeit an Impulsen. So gab das auf Agrarrohstoffe spezialisierte Researchinstitut F.O. Licht gestern seine Schätzung für das Zuckerdefizit für 2009/10 bekannt. Dieses fällt mit 6 Mio Tonnen niedriger aus als die 10,7 Mio im Vorjahr und ist zudem niedriger als die Schätzung der Internationalen Zuckerorganisation, die das Defizit bei 7,2 Mio Tonnen sieht. Allerdings sollen die Lagerbestände in wichtigen Verbraucherländern - vor allem Indien, das inzwischen zu einem Nettoimporteur an Zucker geworden ist - F.O. Licht zufolge nun viel geringer sein als im Vorjahr. Das sollte den Preis auch weiterhin stützen.

Weizen hat sich in den letzten Tagen deutlich verteuert und ist mit 5,75 USD je Scheffel so teuer wie zuletzt im Juni. Allerdings wurden die weltweiten Lagerbestände aufgrund der guten Ernten stark aufgestockt. Zudem liegt die Aussaat von Winterweizen in den USA nach Angaben des US-Landwirtschaftsministeriums nicht mehr weit unter dem mehrjährigen Durchschnitt. Wir sind daher skeptisch, ob das derzeitige Preisniveau gehalten werden kann.


Terminkurven ausgewählter Rohstoffe: aktuell, vor einer Woche und vor einem Monat

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© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets





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