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Ölpreis zeigt relative Schwäche

25.11.2009  |  Eugen Weinberg
Energie

Der WTI-Ölpreis hat gestern 2% verloren und ist zeitweise unter die Marke von 76 USD je Barrel gefallen. Mit 76,5 USD notiert der Preis aktuell noch immer einen US-Dollar niedriger als am Vortag. Dies ist umso bemerkenswerter, da der US-Dollar zur Schwäche neigt und die Aktienmärkte nach den gestrigen Verlusten im Plus liegen. Wir werten die Preisentwicklung bei Öl daher als Zeichen relativer Schwäche und sehen das Risiko eines weiteren Preisrückgangs in Richtung 75 USD je Barrel. Auslöser könnten die Lagerdaten des US-Energieministeriums am Nachmittag sein, nachdem die API-Daten gestern einen unerwartet deutlichen Anstieg der Rohölvorräte um 3,3 Mio. Barrel zeigten.

Ausschlaggebend war ein deutlicher Anstieg der Importe nach dem Wirbelsturm in der Woche zuvor. Ähnliches könnte auch bei den DOE-Daten passieren und damit die Erwartung eines Lageraufbaus um 1,5 Mio. Barrel übertroffen werden. Die Benzinlagerbestände sollen um 300 Tsd. Barrel gestiegen sein, die Destillatebestände auf dem Niveau der Vorwoche verharren. Laut einem Bericht des US-Energieministeriums dürften die US-Raffinerien aufgrund der schwachen Nachfrage und der hohen Lagerbestände ihre Auslastung von November bis Januar stärker zurückfahren als saisonal üblich. Die freien Verarbeitungskapazitäten sollen sich auf 2 Mio. Barrel pro Tag belaufen. Dadurch dürfte der Bedarf an Rohöl entsprechend geringer ausfallen.

Dass die Ölnachfrage außerhalb Chinas weiterhin schwach ist, bestätigen auch die jüngsten Importzahlen aus Japan. Der drittgrößte Ölkonsument weltweit hat im Oktober 18,4% weniger Rohöl eingeführt als im Vorjahr. Mit 3,29 Mio. Barrel pro Tag lagen die Ölimporte auf dem niedrigsten Niveau seit 20 Jahren.


Edelmetalle

Heute Morgen erreicht Gold mit über 1.180 USD je Feinunze abermals ein neues Rekordhoch. Auch in Euro gerechnet notiert der Goldpreis mit 786 EUR je Feinunze nur noch drei Euro unter seinem Rekordhoch vom Februar. Neben einem schwächeren US-Dollar lockten schlechter als erwartet ausgefallene Konjunkturdaten in den USA und Inflationsbefürchtungen weitere Investoren an. Selbst kleine Preisrückschläge werden derzeit unmittelbar zum Aufbau von Positionen genutzt. Der Finanzchef des Internationalen Währungsfonds, Andrew Tweedie, gab bekannt, dass der IWF seine geplanten Goldverkäufe so schnell wie möglich durchführen möchte. Damit wurde sogleich die Erwartung geschürt, dass weitere Goldkäufe von Zentralbanken unmittelbar bevorstehen.

So wird z. B. spekuliert, dass Indien nach dem Kauf von 200 Tonnen Gold Anfang November dem IWF nochmals Gold abkaufen könnte. Indischen Medien zufolge könnte die indische Zentralbank sogar die gesamte noch zur Verfügung stehende Menge von 201,3 Tonnen aufkaufen. Auch die physische Nachfrage zeigt sich selbst auf diesem hohen Niveau relativ robust. In Indien, dem weltweit größten Goldkonsumenten, steigt die Nachfrage von Großhändlern. Kurzfristig steht die Ampel für weitere Preisgewinne somit auf grün. Mittel- bis langfristig dürfte das steigende Angebot aus der Minenproduktion und an Altgold den Preisanstieg begrenzen.

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Industriemetalle

Unbeeindruckt von eher schlechteren Konjunkturdaten und im Zuge eines wieder schwächeren US-Dollars starten die Metallpreise mit Kursgewinnen in den heutigen Handelstag. Das amerikanische BIP für das dritte Quartal wurde gestern von der ursprünglichen Schätzung auf annualisiert 2,8% nach unten revidiert, wodurch kurzfristig Sorgen über die Nachhaltigkeit der Erholung der US-Wirtschaft aufkamen. Optimistische Aussagen von Vertretern der US-Notenbank zum weiteren Wirtschaftsverlauf hellten die Stimmung jedoch schnell wieder auf. Dies unterstreicht, dass die Metallpreise derzeit stärker durch Erwartungen getrieben sind als durch Fundamentaldaten.

Die Kupfervorräte an der Londoner Metallbörse LME stiegen den 16. Tag in Folge auf nunmehr fast 430.000 Tonnen. Vom Tiefpunkt Mitte Juli haben sich diese damit um 67% erhöht.

Auch die Bestände an Zink verzeichneten hohe Zuflüsse und belaufen sich mittlerweile auf über 454.000 Tonnen. In diesem Jahr sind die Zink-Vorräte an der LME bereits um 79% angewachsen. Dies spricht für ein hohes Angebot bei einer nur verhaltenen Nachfrage. Das Research-Institut Brook Hunt geht für dieses Jahr bei Zink von einem Rekord-Angebotsüberschuss von 800.000 Tonnen aus. Im nächsten Jahr soll sich dieser dank einer steigenden Produktion von galvanisiertem Stahl, die ungefähr die Hälfte des weltweiten Zinkverbrauchs ausmacht, auf 400.000 Tonnen reduzieren.


Agrarrohstoffe

Das neue Kakao-Erntejahr in der Elfenbeinküste hat vielversprechend begonnen. Zwischen Anfang Oktober und Mitte November haben nach Angaben der Kaffee- und Kakaobörse 284.325 Tonnen Kakaobohnen die Häfen des Landes erreicht. Das sind 75% mehr als zum selben Zeitpunkt des Vorjahres. Schätzungen zufolge sollen weitere 51 Tsd. Tonnen in der vergangenen Woche hinzugekommen sein. Mit 335 Tsd. Tonnen würde der Durchschnitt der vergangenen fünf Jahre um 10% überschritten. Befürchtungen, die ivorische Kakaoproduktion könnte im Erntejahr 2009/10 auf weniger als 1 Mio. Tonnen sinken, scheinen sich somit nicht zu bestätigen. Neue Schätzungen gehen bereits von einer Jahresproduktion von bis zu 1,4 Mio. Tonnen aus, nach 1,2 Mio. Tonnen im Erntejahr 2008/09.

Die enttäuschende Kakaoproduktion in der Elfenbeinküste war der Hauptgrund, weshalb der Kakaomarkt im vergangenen Erntejahr trotz Nachfragerückgang zum dritten Mal in Folge ein Defizit aufwies. Sollte die Produktion in der Elfenbeinküste in dem Tempo fortfahren, könnte erstmals seit vier Jahren ein Überschuss verzeichnet werden. Diese Entwicklung dürfte den Kakaopreis nach oben begrenzen und die Marke von 3.400 USD je Tonne nicht nachhaltig überschreiten lassen. Ein schneller Rückgang unter 3.000 USD ist angesichts der zu erwartenden Erholung der Nachfrage und der verbleibenden Unsicherheit über die weitere Ernte allerdings ebenfalls unwahrscheinlich.


Terminkurven ausgewählter Rohstoffe: aktuell, vor einer Woche und vor einem Monat

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© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets





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