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Hohes Investoreninteresse treibt Rohstoffpreise

02.12.2009  |  Eugen Weinberg
Zuletzt zeigen sich die Rohstoffmärkte und dabei insbesondere die Metalle gegenüber schwachen Fundamentaldaten immun. Entweder rechnet der Markt mit einer starken Nachfrageerholung im nächsten Jahr. Dies ist aber angesichts der hohen Preise und der vorweg genommenen Nachfrage, die sich im Lageraufbau niederschlug, unwahrscheinlich. Oder aber die Marktteilnehmer nehmen an, dass das physische Überangebot allein noch kein Grund für einen Rückgang der Preise ist. Denn die fehlende Nachfrage wird aktuell durch die Anleger kompensiert. Nach Einschätzung von EPFR Global haben die Rohstofffonds die zweite Woche in Folge über 1 Mrd. USD angelockt. So lange die jüngsten Treiber intakt bleiben, wie z.B. schwacher USD, sehr niedrige Zinsen, geringe Risikoaversion und freundliche Aktienmärkte, dürfte der Aufwärtstrend bei Rohstoffen bestehen bleiben.


Energie

Der WTI-Ölpreis notiert am Morgen bei 78 USD je Barrel. Kurzfristig kann ein erneuter Test von 80 USD nicht ausgeschlossen werden. Denn der Ölpreis wird derzeit stärker von externen Faktoren wie dem zunehmenden Risikoappetit getrieben als von den negativen Fundamentaldaten. Die API-Lagerdaten von gestern Abend erweisen sich am Morgen allerdings als Belastungsfaktor. Trotz rückläufiger Importe sind die US-Rohöllagerbestände in der vergangenen Woche um 2,9 Mio. Barrel gestiegen.

Die Benzinlagerbestände stiegen ebenfalls kräftig um 3,4 Mio. Barrel und auch bei den Destillaten gab es trotz der begonnenen Heizsaison einen Lageraufbau um 1,1 Mio. Barrel. Für die heute vom US-Energieministerium veröffentlichten Daten wird ein Lagerabbau bei Rohöl um 450 Tsd. Barrel, ein Anstieg der Benzinvorräte um 750 Tsd. Barrel und ein Rückgang der Destillatebestände um 350 Tsd. Barrel erwartet. Nach den API-Daten bestehen für diese Prognose Aufwärtsrisiken, welche einem weiteren Ölpreisanstieg entgegenstehen könnten. Die russische Ölproduktion stieg im November um 30 Tsd. auf einen Rekordwert von 10,07 Mio. Barrel pro Tag und trägt damit zusätzlich zum globalen Überangebot an Rohöl bei.


Edelmetalle

Der Goldpreis markiert heute Morgen mit fast 1.216 USD je Feinunze ein neues Rekordhoch und hat damit erstmals die psychologisch wichtige Marke von 1.200 USD je Feinunze durchbrochen. Auch in Euro gerechnet erzielte der Goldpreis mit knapp 806 EUR je Feinunze ein Allzeithoch. Nach Angaben des auf Edelmetalle spezialisierten Researchunternehmens GFMS haben die Goldproduzenten ihre Goldrückkäufe im dritten Quartal intensiviert und 3,18 Mio. Unzen (99 Tonnen) zurückgekauft. Per Ende September stand das s.g. globale Hedge-Buch noch bei 11,55 Mio. Unzen. Gestern hat der weltweit größte Goldproduzent, Barrick Gold, bekannt gegeben, seine Goldrückkäufe vorzeitig abgeschlossen zu haben. Seit Anfang September hat das Unternehmen damit 2,9 Mio. Unzen Gold zurückgekauft. Allerdings fehlt dem Goldpreis damit nun ein unterstützender Faktor.

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Industriemetalle

Im Zuge eines schwachen US-Dollars und fester Aktienmärkte konnten die Metallpreise gestern auf breiter Front zulegen und verzeichneten mit Ausnahme von Nickel deutliche Kursgewinne. Gute Konjunkturdaten aus den USA und aus China feuerten die euphorische Stimmung an den Märkten an. Kupfer stieg in diesem Sog kurzzeitig auf über 7.100 USD je Tonne, den höchsten Stand seit 14 Monaten.

Blei stieg gestern um über 5% und damit von allen Industriemetallen am stärksten. Dies unterstreicht abermals, dass Fundamentaldaten derzeit kaum eine Rolle spielen und sich der Markt fest in der Hand von spekulativen Finanzanlegern befindet. Der Bleimarkt bleibt gemäß Angaben des Researchunternehmens CRU auch im nächsten Jahr im Überschuss. Neben der (Wieder-)Inbetriebnahme von Minen dürfte auch das Angebot an recyceltem Blei zunehmen. Dennoch erwartet CRU, dass sich der Angebotsüberschuss von rund 350.000 Tonnen in diesem Jahr aufgrund einer steigenden Batterienachfrage in 2010 auf unter 150.000 Tonnen reduziert. Der Lagerbestand von Blei an der Londoner Metallbörse LME erreichte mit 138.450 Tonnen ein neues 6-Jahres-Hoch. Damit haben sich die Vorräte in diesem Jahr bereits verdreifacht.


Agrarrohstoffe:

Das International Cotton Advisory Committee (ICAC) schätzt, dass die weltweiten Baumwolllagerbestände bis zum Ende des laufenden Erntejahres (August bis Juli) auf 10,7 Mio. Tonnen fallen. Das entspricht einem Rückgang um 13% gegenüber dem Vorjahr und wäre der stärkste Rückgang seit sieben Jahren. Geringere Anbauflächen und niedrigere Erträge haben zu einem Rückgang der Baumwollproduktion geführt. Die globale Baumwollproduktion soll im Erntejahr 2009/10 laut ICAC um 5% auf 22,2 Mio. Tonnen zurückgehen, wobei der weltgrößte Baumwollproduzent China mit einem Rückgang um 16% auf 6,8 Mio. Tonnen besonders stark zu Buche schlägt. Aufgrund dessen sollen die chinesischen Importe um 15% oder 1,8 Mio. Tonnen zunehmen. Für die weltweiten Importe wird ein Anstieg um 6% oder 7 Mio. Tonnen erwartet.

Der weltweite Baumwollverbrauch soll dagegen um 2,6% auf 23,8 Mio. Tonnen steigen. Somit würde der Baumwollmarkt in diesem Jahr ein Defzit aufweisen. Die angespannte Angebotslage spricht für einen weiteren Anstieg der Baumwollpreise, welche in diesem Jahr um knapp 50% auf 70 US-Cents je Pfund gestiegen sind und damit unter den Agrarrohstoffen die zweitbeste Preisentwicklung nach Zucker aufweisen. Langfristig ist das Aufwärtspotenzial für die Baumwollpreise allerdings begrenzt. Denn im kommenden Erntejahr dürften die Produzenten auf den Preisanstieg mit einer Ausweitung der Anbauflächen reagieren, was sich in einem steigenden Angebot niederschlagen dürfte.


Terminkurven ausgewählter Rohstoffe: aktuell, vor einer Woche und vor einem Monat

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© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets





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