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Relative Schwäche bei Öl setzt sich fort

04.12.2009  |  Eugen Weinberg
Energie

Der WTI-Ölpreis notiert aktuell bei 76 USD je Barrel und damit etwa einen US-Dollar niedriger als am Vortag. Als preisbelastend wirken dabei noch immer die US-Lagerbestandsdaten von Mitte der Woche, welche einen kräftigen Lageraufbau bei Rohöl und Benzin auswiesen. Aufgrund des Vorratsaufbaus in Cushing kostet Brentöl mittlerweile fast zwei US-Dollar mehr als WTI. Zudem hat sich der Anstieg der Terminkurve von WTI am vorderen Ende deutlich versteilert. Dies dürfte erneut zu Arbitragezwecken genutzt werden.

OPEC-Angaben zufolge würden derzeit 165 Mio. Barrel an Öl und Ölprodukten in Tankern auf hoher See gelagert und damit mehr als bisherigen Schätzungen zufolge. Dieses zusätzliche Angebot, welches dem weltweiten Verbrauch von zwei Tagen entspricht, dürfte im kommenden Jahr zu einem weiteren Anstieg der an Land gehaltenen Lagerbestände beitragen und somit den Ölpreis mittel- bis langfristig belasten. Die OPEC weitet ihr Angebot in Anbetracht der hohen Preise offensichtlich immer weiter aus. Laut dem Beratungsunternehmen Oil Movements steigen die OPEC-Lieferungen ohne Angola und Ekuador in den vier Wochen zum 19. Dezember auf 22,91 Mio. Barrel pro Tag und liegen damit 130 Tsd. Barrel pro Tag höher als in den vier Wochen zuvor.

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Edelmetalle

Der Goldpreis markierte zur Abwechslung gestern mal kein neues Rekordhoch und tendierte leicht schwächer. Dennoch bleibt die Stimmung am Goldmarkt unverändert positiv. Laut einer Reuters-Umfrage unter 33 Analysten, Händlern und Fondsmanagern erwartet die Mehrheit der Befragten am Ende dieses Jahres einen Goldpreis von knapp unter 1.200 USD je Feinunze. Ein Viertel der Teilnehmer geht von weiter steigenden Preisen aus. 79% der von Bloomberg befragten Händler, Analysten und Investoren erwarten in der nächsten Woche einen steigenden Goldpreis. Der hohe Optimismus mahnt zur Vorsicht und könnte den Boden bereiten für eine bevorstehende Korrektur.

Das auf Edelmetalle spezialisierte Researchunternehmen GFMS rechnet damit, dass China bereits in diesem Jahr Indien als größter Goldkonsument überholen wird. China sollte in diesem Jahr 432 Tonnen Gold nachfragen, Indien dagegen 422 Tonnen. Dabei sollten 83 Tonnen Gold in China zu Investmentzwecken nachgefragt werden, während die Investmentnachrage Indiens bei 53 Tonnen liegt. China avanciert somit auch bei Gold ähnlich wie bereits bei den Industriemetallen zum wichtigsten Marktakteur und Preistreiber.

Auch die anderen Edelmetalle gaben einen Teil ihrer Kursgewinne wieder ab. Platin verlor gut 1% und fiel wieder unter die Marke von 1.500 USD je Feinunze. Palladium gab um fast 2% nach. Hier wurde die psychologisch wichtige Marke von 400 USD je Feinunze noch nicht getestet. Befürchtungen, dass die industrielle Nachfrage länger braucht um sich zu erholen, ließen den Rückgang bei diesen Edelmetallen stärker ausfallen als bei Gold. Platin und Palladium werden überwiegend in der Produktion von Autokatalysatoren verwendet.


Industriemetalle

Der weltweit größte Aluminiumproduzent Rusal hat angekündigt, seine stillgelegten Kapazitäten vorerst noch nicht wieder in Betrieb zu nehmen. Das Unternehmen hatte im Februar dieses Jahres bekannt gegeben, die Produktion um 11% bzw. 500.000 Tonnen kürzen zu wollen. Trotz dieser Ankündigung wird es zu keinen Angebotsengpässen am Aluminiummarkt kommen, da vor allem China seine Produktion in den letzten Monaten massiv erhöht hat. Seit dem Tief im Februar hat die Herstellung von Aluminium im Reich der Mitte um fast 50% angezogen und mittlerweile eine monatliche Produktionsrate von 1,3 Mio. Tonnen erreicht.

Nach Einschätzung der japanischen Handelsgesellschaft Marubeni wird der Aluminiummarkt in diesem Jahr einen Überschuss von 2,57 Mio. Tonnen aufweisen - die Primärproduktion lag im Vorjahr bei rund 39 Mio. Tonnen. Im nächsten Jahr dürfte sich der Überschuss laut Marubeni auf „lediglich“ 1,19 Mio. Tonnen verringern. Wir stehen weiteren Preisanstiegen bei Aluminium skeptisch gegenüber.

Xstrata, der weltweit viertgrößte Kupferproduzent, investiert über eine halbe Milliarde US-Dollar in den Ausbau seiner Ernest Henry-Mine in Australien, um dadurch die Kupferproduktion um 60% zu erhöhen. Der aktuell hohe Kupferpreis dürfte weitere Minenproduzenten dazu veranlassen, die Produktion auszuweiten. Angebot ist aktuell ausreichend vorhanden, wie es die Lagerbestandsdaten belegen. Die LME-Lagerbestände sind erneut gestiegen und liegen mit 445,4 Tsd. Tonnen bereits 73% höher als im Juli. Die Bestände in Shanghai sind diese Woche auch um 3,4% auf 104,7 Tsd. Tonnen gestiegen und liegen in der Nähe eines Mehrjahreshochs.


Agrarrohstoffe:

China könnte im laufenden Monat mehr Sojabohnen importieren als im bisherigen Rekordmonat Juni. Das staatliche Nationale Getreide- und Ölinformationszentrum (NGOIC) geht von einem Importvolumen von mindestens 4,61 Mio. Tonnen aus. Im Juni beliefen sich die Sojabohneneinfuhren Chinas auf 4,7 Mio. Tonnen. Da ein Teil des höheren Importvolumens im Dezember auf verspätete Lieferungen vom November zurückzuführen ist und auch das Abgebot durch die Rekordernte in den USA deutlich steigt, sollte der Einfluss auf die Sojabohnenpreise begrenzt sein.

Die Internationale Kakaoorganisation hat gestern neue Schätzungen zum Kakaomarkt vorgelegt. Demnach hat die Nachfrage das Angebot im Erntejahr 2008/2009 nur noch um 28 Tsd. Tonnen übertroffen. Bislang ging man von einem Defizit von 73 Tsd. Tonnen aus. Mit dem geringeren Defizit im Erntejahr 2008/09 steigt das Risiko, dass der Kakaomarkt in diesem Erntejahr erstmals seit vier Jahren einen Überschuss ausweisen könnte, zumal die Kakaoernte in der Elfenbeinküste bislang deutlich über dem Vorjahr liegt. Der Markt scheint dem derzeit noch keine Bedeutung zu schenken. Der Preis stieg gestern um 1,8% auf 3.380 USD je Tonne.


Terminkurven ausgewählter Rohstoffe: aktuell, vor einer Woche und vor einem Monat

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© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets





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