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Ist nach dem Preisanstieg gleich vor dem Preisanstieg?

04.01.2010  |  Eugen Weinberg
Energie

Der WTI-Ölpreis hat das Jahr 2009 mit einem Plus von 78% abgeschlossen. Das war der größte prozentuale Zuwachs seit zehn Jahren. In den letzten Handelstagen des zu Ende gegangenen Jahres konnte der Ölpreis bei dünnen Handelsvolumina noch einmal deutlich zulegen und am Morgen sogar über die Marke von 80 USD steigen. Dafür zeichnen vor allem Konjunkturhoffnungen verantwortlich. So stieg der chinesische Einkaufsmanagerindex für das Verarbeitende Gewerbe im Dezember auf den höchsten Stand seit 20 Monaten.

Heute dürfte der ISM-Index in den USA ebenfalls auf eine Fortsetzung der Konjunkturerholung hindeuten. Auch tragen die Sorgen über die Energieversorgungssicherheit Europas zum Preisanstieg bei, nachdem Russland die Öllieferungen nach Weißrussland unterbrochen hat.

Die Pipeline Druschba ist das größte Ölpipeline-System, das rund 1,3 Mio. Barrel Rohöl täglich nach Europa transportiert. Wir erachten das Risiko von Lieferausfällen als gering. Außerdem liegt der Ölverbrauch Weißrusslands bei lediglich 150 Tsd. Barrel pro Tag. Deshalb würde auch das mögliche "Anzapfen" den Weltölmarkt keineswegs belasten. Denn die Ölproduktion steigt ununterbrochen weiter. Russland, derzeit der weltgrößte Ölproduzent, hat im vergangenen Jahr rund 9,925 Mio. Barrel Rohöl pro Tag gefördert. Das sind 1,5% mehr als im Vorjahr und der höchste Wert seit dem Zusammenbruch der Sowjetunion. Für 2010 wird einer Reuters-Umfrage zufolge mit einem weiteren Anstieg um 1,1% auf mehr als 10 Mio. Barrel pro Tag gerechnet.

Grund hierfür sind neue Förderkapazitäten in Ostsibirien, wobei bereits im Januar 900 Tsd. Tonnen Rohöl bzw. rund 200 Tsd. Barrel täglich über den neuen Hafen Kozmino verladen wird. Die OPEC-Produktion stieg gleichzeitig laut Bloomberg-Umfrage im Dezember um 65 Tsd. auf 28,965 Mio. Barrel pro Tag, den höchsten Stand seit einem Jahr. Die Ölförderung der elf OPEC-Staaten mit Förderquoten belief sich im vergangenen Monat auf 26,615 Mio. Barrel pro Tag und übertraf die vereinbarten Quoten um 1,77 Mio. Barrel pro Tag.


Edelmetalle

Der Goldpreis startet weitgehend unverändert ins neue Jahr und notiert um die Marke von 1.100 USD je Feinunze. Das Unterschreiten der psychologisch wichtigen Marke von 1.100 USD je Feinunze, wie in den letzten Wochen mehrfach geschehen, scheint die Anleger zunächst von weiteren Goldkäufen abzuhalten und so eine wichtige Unterstützung dem Markt zu entziehen. Trotz der bereits erfolgten Gewinnmitnahmen und Positionsglattstellungen bestehen am Goldmarkt bei den spekulativen Finanzanlegern mit über 200.000 Kontrakten nach wie vor sehr hohe Netto-Long-Positionen, was zu weiteren Preisrückschlägen führen könnte.

Ein nachhaltiges Unterschreiten dieser Marke dürfte jedoch wieder institutionelle Investoren, wie z.B. die Zentralbanken zu Goldkäufen veranlassen, so dass wir keine massive Preiskorrektur erwarten. Zudem scheint die Schmucknachfrage bereits bei etwas niedrigeren Preisen anzuziehen. So hat Indien im Dezember gemäß Angaben der Bombay Bullion Association zwischen 32 und 35 Tonnen Gold importiert, verglichen mit 3 Tonnen vor einem Jahr. Auf das Gesamtjahr betrachtet haben sich die Goldimporte im Vergleich zum Vorjahr jedoch auf etwas über 200 Tonnen halbiert.


Industriemetalle

Die Metallpreise sind zum Jahresende in einem geringen Handelsvolumen deutlich gestiegen. Auch der Auftakt in das neue Jahr gestaltet sich freundlich. Unterstützt von positiven Konjunkturdaten aus China legen die Metallpreise heute Morgen in der Breite zu. Kupfer erreicht dabei mit knapp 7.500 USD je Tonne den höchsten Stand seit 16 Monaten. Zum Anstieg des Kupferpreises trägt ein wahrscheinlicher Streik in der Chuquicamata-Mine des weltweit größten Kupferproduzenten Codelco in Chile bei, nachdem Lohnverhandlungen mit der Gewerkschaft abgebrochen wurden. Dadurch werden Ängste geschürt, dass sich das Angebot am Markt verknappt. In diesem Minenkomplex wurden 2008 rund 900.000 Tonnen Kupfer produziert, was ca. 6% der Weltminenproduktion entspricht.

Wir erachten das Preisniveau bei Kupfer wie auch bei den anderen Industriemetallen als nicht nachhaltig und erwarten bereits kurzfristig eine Korrektur. Fundamental sind die aktuell sehr hohen Metallpreise schon lange nicht mehr zu rechtfertigen. So steigen die LME-Kupferlagerbestände, die einen Aufschluss über die gegenwärtige Angebots-/Nachfragesituation geben sollten, immer weiter an und liegen mittlerweile bei über 500 Tsd. Tonnen, seit Mitte Juli 2009 haben sie sich somit fast verdoppelt.

Auslöser der von uns erwarteten Korrektur könnte die in Kürze anstehende Umgewichtung der großen Rohstoffindizes sein. Da sich die Industriemetalle im Vorjahr im Vergleich zu den anderen Rohstoffen besser entwickelt haben, wird deren Gewicht reduziert. Aufgrund des hohen Verkaufsvolumens vor allem bei Kupfer und Zink sollte dies Druck auf die Preise ausüben.


Agrarrohstoffe:

Die Preise für Mais, Weizen und Sojabohnen konnten in den letzten Handelstagen des alten Jahres ebenfalls zulegen. Für Weizen steht im Jahresverlauf aber noch immer ein Preisrückgang von 10% zu Buche. Der festere US-Dollar dürfte einem weiteren Preisanstieg entgegenstehen, da er die relative Wettbewerbsfähigkeit für die an der CBOT gehandelten Agrarrohstoffe verschlechtert, was sich negativ auf die Nachfrage nach US-Agrarprodukten auswirken dürfte. Aus diesem Grund dürfte sich der Preis für europäischen Mahlweizen erneut besser entwickeln als das US-Pendant.

Der Kakaopreis in New York hat das vergangene Jahr bei 3.300 USD je Tonne abgeschlossen, den höchsten Schlussstand seit 31 Jahren. Im Jahresvergleich konnte der Kakaopreis somit um 23% zulegen. Die deutlich höher als erwartet ausgefallenen Kakaolieferungen an die Häfen der Elfenbeinküste hatten bislang noch keine negativen Auswirkungen auf die Preisentwicklung, weil davon ausgegangen wird, dass die Ernteerträge im weltgrößten Produzentenland schon bald wieder nachlassen. Sollte sich dies nicht bewahrheiten, ist mit einer Preiskorrektur zu rechnen. Wir gehen davon aus, dass der Kakaopreis infolge einer Entspannung beim Angebot im Jahresverlauf zwischen 10% und 15% nachgibt.

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Terminkurven ausgewählter Rohstoffe: aktuell, vor einer Woche und vor einem Monat

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© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets





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