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Wird China nun auch den Zuckermarkt verknappen?

12.01.2010  |  Eugen Weinberg
Energie

Der WTI-Ölpreis hat gestern zunächst bei 84 USD je Barrel ein 15-Monatshoch markiert, ist dann aber im Tagesverlauf unter Druck geraten und zeitweise sogar unter 82 USD gefallen. Wir führen diese Preisschwankungen auf das Verhalten von Finanzinvestoren zurück, denn fundamentale Nachrichten als Erklärung gab es hierfür nicht. Als erste der großen Agenturen gibt heute das US-Energieministerium seine aktuellen Nachfrageprognosen bekannt.

Vorabmeldungen zufolge geht die EIA davon aus, dass die weltweite Ölnachfrage dieses und nächstes Jahr zunehmen wird, allerdings weniger stark als in vergangenen Jahren. Bislang rechnet man für dieses Jahr mit einem Anstieg der weltweiten Ölnachfrage um 1,1 Mio. Barrel pro Tag. Trotz leichter Abwärtsrevision soll der Nachfrageanstieg noch immer mehr als 1 Mio. Barrel pro Tag sein. Erstmals veröffentlicht die EIA auch Prognosen für 2011. Saudi-Arabien wird im Februar die gleiche Menge Rohöl an seine Abnehmer in Asien, Europa und den USA liefern wie im Januar. Das Land scheint sich also im Gegensatz zu vielen anderen OPEC-Mitgliedern an die verabredeten Förderquoten zu halten. Das hohe Preisniveau dürfte dazu beitragen, dass die Quotendisziplin innerhalb des Kartells weiter schwindet.

Seit drei Wochen ist der Preisabstand zwischen WTI und Brent wieder positiv. Dies dürfte vor allem auf das zuletzt verstärke Engagement der Finanzanleger zurückzuführen sein, welche ihre Allokationsentscheidungen für das neue Jahr umsetzen. Aufgrund der höheren Gewichtung in den Rohstoffindizes profitiert WTI davon stärker als Brent. Aufgrund der zu erwartenden stärkeren Regulierung der Finanzmarktteilnehmer durch die Aufsichtsbehörde CFTC – das nächste Treffen in dieser Angelegenheit ist für diesen Donnerstag anberaumt – dürfte sich der Preisabstand bald wieder zugunsten von Brent umkehren.


Edelmetalle

Der Goldpreis notiert weitgehend unverändert bei 1.152 USD je Feinunze. Gemäß Angaben der nationalen Bergwerkskammer hat sich die Goldproduktion in Simbabwe im letzten Jahr um 35% auf 4,2 Tonnen deutlich erhöht. Obwohl das Land im globalen Kontext eine eher untergeordnete Rolle spielt, zeigt dies doch, dass reichlich Angebot vorhanden ist.

Der Platinpreis durchbricht heute Morgen zum ersten Mal seit August 2008 wieder die Marke von 1.600 USD je Feinunze. Auch Palladium kann deutlich zulegen und markiert mit knapp 440 USD je Feinunze ein 18-Monatshoch. Beide Edelmetalle profitieren von Meldungen der chinesischen Automobilindustrie, wonach in China im vergangenen Jahr 13,6 Mio. Fahrzeuge verkauft wurden. Damit wurden die USA erstmals überhaupt als größter Autoabsatzmarkt der Welt überholt.

Platin und Palladium werden überwiegend in der Herstellung von Autokatalysatoren verwendet. Vor allem aber beflügelt die kürzlich erfolgte Einführung von Platin- und Palladium-ETFs in den USA aktuell die Preise. Bei beiden neuen ETFs wurden in den ersten zwei Tagen insgesamt jeweils 600 Tsd. Anteile bzw. umgerechnet 60 Tsd. Unzen gehandelt. Das hohe Handelsvolumen deutet auf ein starkes Investoreninteresse hin.


Industriemetalle

Zinn markierte gestern mit einem Anstieg von über 3% auf 18.000 USD je Tonne die beste Preisentwicklung unter den Industriemetallen. Damit erreichte der Zinnpreis den höchsten Stand seit September 2008. Ausschlaggebend dafür war zum einen die chinesische Importstatistik. So wurden im November gemäß Angaben der chinesischen Zollbehörde 1.500 Tonnen Zinn und damit 44% mehr als im Vormonat bzw. 41% mehr als im Vorjahr importiert.

Zum anderen berichtete der indonesische Zinnproduzent PT Koba Tin einen deutlichen Rückgang seiner Produktion im letzten Jahr um 15% auf 6.150 Tonnen. Das Unternehmen steht für gut 2% der weltweiten Minenproduktion. Im Vergleich zu den anderen Industriemetallen sind die Lagerbestände von Zinn darüber hinaus in den letzten drei Monaten auch nicht mehr gestiegen. Diese befinden sich an der LME allerdings mit knapp 27.000 Tonnen weiterhin auf dem höchsten Niveau seit sieben Jahren. Aufgrund einer geplanten Ausweitung der globalen Produktion und einer nach wie vor verhaltenen Nachfrage außerhalb Chinas gehen wir von einem deutlichen Rückgang des Zinnpreises in den nächsten Monaten aus.

Vale Inco hat bekannt gegeben, bis Ende des Monats einen Teil seiner Nickel-Schmelzanlage im kanadischen Sudbury wieder in Betrieb zu nehmen. Diese wird seit Anfang August letzten Jahres bestreikt. Dies dürfte das ohnehin schon reichhaltige Angebot am Nickelmarkt zusätzlich ausweiten und sollte den Nickelpreis belasten.


Agrarrohstoffe:

Heute gibt das US-Landwirtschaftsministerium seine aktualisierten Angebots- und Nachfrageschätzungen bekannt. Bei Mais ist wie bereits gestern berichtet mit einer leichten Abwärtsrevision der US-Ernte zu rechnen. Die US-Sojabohnenernte dürfte dagegen vom erwarteten Rekordwert nochmals nach oben revidiert werden. Dies spricht für eine bessere Preisentwicklung von Mais relativ zu Sojabohnen. Der Weizenpreis könnte von einer erneuten Aufwärtsrevision der Ende des Erntejahres zu erwartenden US-Lagerbestände belastet werden.

Die Anzeichen einer Angebotsverknappung am Zuckermarkt verstärken sich. Nun scheint auch China seinen heimischen Bedarf nicht mehr aus eigener Produktion decken zu können. Laut dem staatlichen Guangxi Bulk Sugar Exchange Center dürfte die Angebotslücke in diesem Jahr aufgrund einer gefallenen Produktion mehr als 3 Mio. Tonnen betragen. Nach Angaben der Behörde belaufen sich die Lagerbestände in China auf etwas mehr als zwei Million Tonnen, was dem Verbrauch von weniger als zwei Monaten entspricht. Bereits im vergangenen Jahr hat China mehr als eine Millionen Tonnen Zucker importiert.

In diesem Jahr könnte das Importvolumen deutlich höher ausfallen. Wir rechnen damit, dass nach dem Ende der Umgewichtungsperiode bei Rohstoffindizes der Zuckerpreis seinen Aufwärtstrend wieder aufnehmen und die Marke von 30 US-Cents je Pfund in Angriff nehmen wird.

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Terminkurven ausgewählter Rohstoffe: aktuell, vor einer Woche und vor einem Monat

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© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets





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