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CFTC-Vorschläge bleiben hinter Erwartungen zurück

15.01.2010  |  Eugen Weinberg
Energie

Der WTI-Ölpreis handelt am Morgen leichter bei 79 USD je Barrel. Rückläufige Einzelhandelsumsätze und gestiegene Arbeitslosenzahlen in den USA dämpften die Erwartungen einer Erholung der Ölnachfrage im weltgrößten Ölverbrauchsland. Die IEA hat ihre Prognose für die weltweite Ölnachfrage in diesem Jahr leicht nach unten revidiert und erwartet nun einen Anstieg um 1,4 Mio. Barrel pro Tag. Damit ist die IEA noch immer deutlich optimistischer als das US-Energieministerium, welches für 2010 einen Nachfrageanstieg von 1,08 Mio. Barrel prognostiziert und seine Prognose in dieser Woche ebenfalls leicht nach unten revidiert hat. Maßgeblich für den Nachfrageanstieg bleiben die Schwellenländer, während die Nachfrage in den Industrieländern gedämpft bleiben soll.

Die CFTC hat gestern Vorschläge zur stärkeren Regulierung der Spekulation an den Energiemärkten vorgestellt. Die Positionsobergrenzen wurden aber so hoch angesetzt, dass unmittelbar keine Marktauswirkung zu erwarten ist. Zudem beinhalten die Vorschläge Ausnahmen für einige Marktteilnehmer und es dürften noch Monate vergehen, bis die Vorschläge umgesetzt werden. Damit der Ölpreis nachhaltig unter Druck gerät, muss sich die Marktstimmung deutlich eintrüben. Erst dann dürfte der Einfluss der Finanzanleger schwinden und die schwachen Fundamentaldaten stärker zur Geltung kommen.

Die US-Erdgaslagerbestände sind in der vergangenen Woche um 266 Mrd. Kubikfuß zurückgegangen, dreimal so stark wie im Durchschnitt der vergangenen fünf Jahre. Dennoch ist der Erdgaspreis unmittelbar nach der Veröffentlichung unter Druck geraten. Zum einen befinden sich die Lagerbestände weiterhin 5% über dem langjährigen Durchschnitt. Mit den milderen Temperaturen dürfte der Rückgang der Lagerbestände in dieser Woche zudem deutlich geringer ausfallen. Es besteht somit für die kurzfristig orientierten Finanzanleger kein neuer Grund, sich von Shortpositionen zu trennen, zumal auch die CFTC mit ihren gestrigen Vorschlägen keine Argumente hierfür lieferte.


Edelmetalle

Im Zuge eines stärkeren US-Dollars gibt der Goldpreis heute Morgen leicht nach und notiert bei 1.135 USD je Feinunze. Das Anlegerinteresse an Gold scheint weiter nachzulassen, wie der abermalige Rückgang der Goldbestände des weltweit größten Gold-ETFs verdeutlicht. Mit dem gestrigen Abfluss von 2 Tonnen summieren sich diese beim SPDR Gold Trust seit Jahresanfang auf mittlerweile 20 Tonnen. Offensichtlich kommt es zu Umschichtungen in die neu aufgelegten ETFs für Platin und Palladium. Denn im Gegensatz zu Gold bleibt die Nachfrage für diese beiden Fonds ungebrochen hoch und unterstützt maßgeblich die Preise. Nachdem Palladium bereits gestern um 4,5% gestiegen ist, legt das Edelmetall heute gegen den allgemeinen Trend weiter zu.

Die US-Börsenaufsichtsbehörde CFTC erwägt, ähnlich wie am Ölmarkt auch bei Gold und Silber Positionsobergrenzen für spekulative Marktteilnehmer einzuführen. Konkrete Vorschläge sollen im März erarbeitet werden.


Industriemetalle

Belastet von enttäuschenden US-Konjunkturdaten und einem stärkeren US-Dollar geben die Metallpreise in der Breite nach. Ebenso drücken abermals gestiegene Lagerbestände auf die Stimmung. So haben sich die Lagervorräte von Nickel an der LME innerhalb eines Jahres auf einen Rekordwert von knapp 162 Tsd. Tonnen mehr als verdoppelt. Dies ist auf eine steigende Produktion bei noch relativ verhaltener Nachfrage zurückzuführen. Die in China praktizierte Nickelproduktion aus Erzen mit niedrigem Nickelgehalt (so genanntes nickel pig iron) ist im letzten Jahr im Zuge des hohen Nickelpreises auf ein Rekordhoch gestiegen. Sie erhöhte sich gemäß CBI China im Jahresvergleich um 30,5% auf 110,9 Tsd. Tonnen. Nickel pig iron hat sich als Ergänzung zu Nickel in der Edelstahlproduktion etabliert, was jedoch wiederum eine schwächere Nachfrage nach Nickel aus Primärproduktion bedeutet.

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Die Lagerbestände von Kupfer steigen ebenfalls weiter an und markieren an der LME mittlerweile mit 524 Tsd. Tonnen ein 10-Monatshoch. Auch an der Börse in Shanghai legen die Vorräte weiter zu. Wie heute veröffentlicht wurde, stiegen diese um knapp 2% auf 100,6 Tsd. Tonnen. Die Bestände könnten sich noch weiter erhöhen, da die Kupferproduktion im weltweit größten Produzentenland Chile gemäß Angaben der nationalen Kupferkommission, Cochilco, in diesem Jahr auf 5,73 Mio. Tonnen ausgeweitet werden soll. Gleichzeitig erwartet Cochilco einen Rückgang der globalen Nachfrage, womit der Kupfermarkt gut versorgt bleiben sollte.


Agrarrohstoffe:

Der Kakaopreis in New York ist auf ein Monatshoch von 3.400 USD je Tonne gestiegen und liegt somit nur noch 100 US-Dollar unter dem Anfang Dezember verzeichneten 30-Jahreshoch. Preistreibend waren dabei Nachrichten einer anziehenden Nachfrage. So ist die Kakaoverarbeitung in Europa im vierten Quartal um 0,6% gegenüber dem Vorjahr gestiegen. Dies war der erste Anstieg seit einem Jahr. Maßgeblich hierfür war Deutschland, wo die Kakaoverarbeiter sogar einen Jahresanstieg um 9,4% vermeldeten. Dennoch dürften die Bäume für den Kakaopreis nicht in den Himmel wachsen. Denn gleichzeitig steigt auch das Angebot.

Bloomberg zufolge wurden seit Beginn des Erntejahres im Oktober mehr als 700 Tsd. Tonnen Kakao in die Häfen der Elfenbeinküste geliefert. Zum Vergleich: Im gesamten Erntejahr 2008/09 betrug die ivorische Kakaoproduktion 1,2 Mio. Tonnen. Zwar findet der Großteil der Kakaoernte zwischen Oktober und März statt. Es ist dennoch wahrscheinlich, dass das Produktionsniveau des vergangenen Erntejahres mindestens erreicht wird. In den ersten 10 Tagen des neuen Jahres beliefen sich die Kakaolieferungen auf mehr als 100 Tsd. Tonnen. Befürchtungen, dass die Kakaoernte in der Elfenbeinküste nach dem guten Start einbricht, haben sich somit bislang als haltlos erwiesen. Sollte die Kakaoproduktion in der Elfenbeinküste in diesem Tempo weitergehen, ist für das Gesamtjahr mit einem deutlichen Produktionsanstieg zu rechnen.


Terminkurven ausgewählter Rohstoffe: aktuell, vor einer Woche und vor einem Monat

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© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets





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