Rohstoffmärkte weiterhin im Bann externer Einflüsse
19.01.2010 | Eugen Weinberg
Energie
Der Ölpreis verliert heute rund 1%. Zwar könnte man die schwächeren Aktienmärkte und einen etwas stärken US-Dollar hinzuziehen. Dennoch glauben wir, dass der Rückgang heute vor allem etwas mit der Pleite der japanischen Fluggesellschaft JAL zu tun hat. Offensichtlich nutzen die Händler die Möglichkeit einer vorzeitigen Terminierung der Hedging-Geschäfte mit der Gesellschaft. Da diese Geschäfte meist risikoneutral waren, lösen die Händler oder die Fluggesellschaft selbst ihre Positionen heute am Markt auf. Dies erklärt den stärkeren Preisverfall bei Brentöl, da JAL Nachrichten zufolge über Brent-Futures abgesichert war.
Aber auch fundamental ist das gegenwärtige Preisniveau nicht gerechtfertigt. Gemäß Einschätzung der Internationalen Energie Agentur (IEA) ist die Ölproduktion der OPEC im Dezember weiter gestiegen. Mit durchschnittlich 29,1 Mio. Barrel pro Tag wurden 75.000 Barrel pro Tag mehr produziert als noch im November. Die Quotendisziplin ist somit im Dezember auf 58% gefallen. Aufgrund einer Erhöhung der Ölproduktion auch außerhalb der OPEC sowie durch eine steigende Produktion von Flüssigerdgas (NGL) sieht die IEA für die OPEC in diesem Jahr keine Notwendigkeit ihre Produktion zu erhöhen.
Unterstützung könnte der Ölpreis dagegen kurzfristig dadurch erfahren, dass die Ölproduktion im chinesischen Shengli Ölfeld durch die Vereisung des Golfes von Bohai eingeschränkt ist. Aus diesem Ölfeld wurde im vergangenen Jahr von Sinopec ein Rekordvolumen von 28 Mio. Tonnen Rohöl gefördert. Dadurch könnte der Importbedarf Chinas kurzfristig weiter zunehmen. Im Dezember stiegen die Rohölimporte auf einen Rekordwert von 21 Mio. Tonnen.
Allerdings sind die chinesischen Rohöllagerbestände nach Angaben der Nachrichtenagentur Xinhua im Dezember um 1% im Monatsvergleich gestiegen, was den Importbedarf dämpfen könnte. Zudem importiert China bereits mehr Rohöl als es für den eigenen Bedarf benötigt. Dies könnte allerdings auch strategische Gründe haben. So will China mit der zweiten Phase des Aufbaus seiner strategischen Ölreserven beginnen und könnte daher in diesem Jahr erneut mehr Öl importieren. Im vergangenen Jahr hat China gut 200 Mio. Tonnen Rohöl importiert.
Edelmetalle
Der Goldpreis handelt in Ermangelung preisbewegender Nachrichten wenig verändert bei 1.135 USD je Feinunze. Die Goldbestände von SPDR Gold Trust liegen unverändert bei 1.112,8 Tonnen. Platin und Palladium setzen dank des ungebrochenen Anlegerinteresses ihren Höhenflug der vergangenen Tage fort und steigen auf die höchsten Preisniveaus seit 17 bzw. 18 Monaten. Die Bestände der europäischen Platin- und Palladium-ETFs von ETF Securities stiegen gestern um jeweils 0,1% auf neue Rekordwerte von 441 Tsd. bzw. 680 Tsd. Unzen. Zu den Beständen der in den USA gehandelten ETFs gibt es aufgrund des gestrigen US-Feiertages noch keine neuen Angaben. In der ersten Handelswoche seit der Auflage waren die Bestände dieser ETFs auf 145 Tsd Unzen Platin bzw. 195 Tsd. Unzen Palladium sprunghaft gestiegen und waren damit wesentliche Triebfeder des Preisanstiegs.
Industriemetalle
In Abwesenheit von Impulsen aus den USA bedingt durch den Feiertag verzeichneten die Metalle gestern einen eher ruhigen Handel. Heute könnten die Metallpreise durch Meldungen aus China unterstützt werden, wonach der wichtigste Kohleimporthafen Jinzhou im Nordosten Chinas aufgrund schlechten Wetters möglicherweise seinen Betrieb einstellen muss. Bereits seit gestern ruhen deshalb die Aktivitäten in Qinhuangdao, einem weiteren wichtigen Kohleimporthafen. Eine geringere Verfügbarkeit von Kohle bedeutet, dass die Stromproduktion und dadurch indirekt auch die Metallproduktion verengt werden.
Der Kupferpreis profitiert derzeit von hohem Kaufinteresse aus China. Da der vergleichbare Kupferpreis an der Börse in Shanghai unter Berücksichtigung der Mehrwertsteuer und Transportkosten aktuell teurer ist als an der Londoner Metallbörse LME, nutzen chinesische Unternehmen und Händler offensichtlich diese Preisdifferenz aus und kaufen verstärkt Kupfer in London. Das verstärkte Kaufinteresse dürfte sich in der Januarstatistik auch in höheren chinesischen Importen niederschlagen. Der Markt hat gestern erfreut auf den ersten Lagerabbau bei Kupfer seit Oktober reagiert. Dieser wurde jedoch heute bereits durch den Zufluss von 3.300 Tonnen überkompensiert. Insgesamt bleiben die Lagerbestände an den Börsen weltweit mit 725 Tsd. Tonnen sehr hoch, was nach wie vor für eine sehr hohe Verfügbarkeit von Kupfer und gegen einen weiteren Anstieg des Kupferpreises spricht.
Agrarrohstoffe
Heftige Regenfälle beeinträchtigen nun auch die Sojabohnenernte in Brasilien, dem zweitgrößten Produzentenland weltweit. Nach Angaben des staatlichen Agrarinstituts Imea waren bis Donnerstag letzter Woche knapp 3% der in Mato Grosso bestellten Felder abgeerntet, weil heftige Regenfälle im Nordosten des für den Anbau von Sojabohnen wichtigsten Bundesstaates die Ernte verzögern. Im Vorjahr waren zum selben Zeitpunkt allerdings erst 1,1% der Felder abgeerntet. Solange der Regen nicht über mehrere Wochen anhält, ist lediglich mit Ernteverzögerungen, jedoch nicht mit Ernteausfällen zu rechnen. Von daher ist nicht davon auszugehen, dass das Wetter einen derart starken Einfluss auf die Produktion und die Preise haben wird wie bei Zucker. Das USDA rechnet für dieses Erntejahr mit einem Erntevolumen von 63 Mio. Tonnen. Ohnehin scheint die Nachfrage nach Sojabohnen aus Brasilien derzeit nicht allzu hoch zu sein.
Nach Angaben des auf das Agrargeschäft spezialisierten Beratungsunternehmens Celeres wurden bis Mitte Januar 23% der diesjährigen Ernte auf Termin verkauft. Vor einem Jahr betrug der entsprechende Anteil 26%. Offensichtlich werden derzeit Sojabohnen aus den USA aufgrund des niedrigeren Preisniveaus und des schwachen US-Dollar von den Importeuren bevorzugt. Dies deckt sich auch mit den Exportzahlen aus den USA, welche bis zuletzt auf einem robusten Niveau geblieben sind.
Terminkurven ausgewählter Rohstoffe: aktuell, vor einer Woche und vor einem Monat
© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst
Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets
Diese Ausarbeitung dient ausschließlich Informationszwecken und stellt weder eine individuelle Anlageempfehlung noch ein Angebot zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren oder sonstigen Finanzinstrumenten dar. Sie soll lediglich eine selbständige Anlageentscheidung des Kunden erleichtern und ersetzt nicht eine anleger- und anlagegerechte Beratung. Die in der Ausarbeitung enthaltenen Informationen wurden sorgfältig zusammengestellt. Eine Gewähr für die Richtigkeit und Vollständigkeit kann jedoch nicht übernommen werden. Einschätzungen und Bewertungen reflektieren die Meinung des Verfassers im Zeitpunkt der Erstellung der Ausarbeitung und können sich ohne vorherige Ankündigung ändern.
Der Ölpreis verliert heute rund 1%. Zwar könnte man die schwächeren Aktienmärkte und einen etwas stärken US-Dollar hinzuziehen. Dennoch glauben wir, dass der Rückgang heute vor allem etwas mit der Pleite der japanischen Fluggesellschaft JAL zu tun hat. Offensichtlich nutzen die Händler die Möglichkeit einer vorzeitigen Terminierung der Hedging-Geschäfte mit der Gesellschaft. Da diese Geschäfte meist risikoneutral waren, lösen die Händler oder die Fluggesellschaft selbst ihre Positionen heute am Markt auf. Dies erklärt den stärkeren Preisverfall bei Brentöl, da JAL Nachrichten zufolge über Brent-Futures abgesichert war.
Aber auch fundamental ist das gegenwärtige Preisniveau nicht gerechtfertigt. Gemäß Einschätzung der Internationalen Energie Agentur (IEA) ist die Ölproduktion der OPEC im Dezember weiter gestiegen. Mit durchschnittlich 29,1 Mio. Barrel pro Tag wurden 75.000 Barrel pro Tag mehr produziert als noch im November. Die Quotendisziplin ist somit im Dezember auf 58% gefallen. Aufgrund einer Erhöhung der Ölproduktion auch außerhalb der OPEC sowie durch eine steigende Produktion von Flüssigerdgas (NGL) sieht die IEA für die OPEC in diesem Jahr keine Notwendigkeit ihre Produktion zu erhöhen.
Unterstützung könnte der Ölpreis dagegen kurzfristig dadurch erfahren, dass die Ölproduktion im chinesischen Shengli Ölfeld durch die Vereisung des Golfes von Bohai eingeschränkt ist. Aus diesem Ölfeld wurde im vergangenen Jahr von Sinopec ein Rekordvolumen von 28 Mio. Tonnen Rohöl gefördert. Dadurch könnte der Importbedarf Chinas kurzfristig weiter zunehmen. Im Dezember stiegen die Rohölimporte auf einen Rekordwert von 21 Mio. Tonnen.
Allerdings sind die chinesischen Rohöllagerbestände nach Angaben der Nachrichtenagentur Xinhua im Dezember um 1% im Monatsvergleich gestiegen, was den Importbedarf dämpfen könnte. Zudem importiert China bereits mehr Rohöl als es für den eigenen Bedarf benötigt. Dies könnte allerdings auch strategische Gründe haben. So will China mit der zweiten Phase des Aufbaus seiner strategischen Ölreserven beginnen und könnte daher in diesem Jahr erneut mehr Öl importieren. Im vergangenen Jahr hat China gut 200 Mio. Tonnen Rohöl importiert.
Edelmetalle
Der Goldpreis handelt in Ermangelung preisbewegender Nachrichten wenig verändert bei 1.135 USD je Feinunze. Die Goldbestände von SPDR Gold Trust liegen unverändert bei 1.112,8 Tonnen. Platin und Palladium setzen dank des ungebrochenen Anlegerinteresses ihren Höhenflug der vergangenen Tage fort und steigen auf die höchsten Preisniveaus seit 17 bzw. 18 Monaten. Die Bestände der europäischen Platin- und Palladium-ETFs von ETF Securities stiegen gestern um jeweils 0,1% auf neue Rekordwerte von 441 Tsd. bzw. 680 Tsd. Unzen. Zu den Beständen der in den USA gehandelten ETFs gibt es aufgrund des gestrigen US-Feiertages noch keine neuen Angaben. In der ersten Handelswoche seit der Auflage waren die Bestände dieser ETFs auf 145 Tsd Unzen Platin bzw. 195 Tsd. Unzen Palladium sprunghaft gestiegen und waren damit wesentliche Triebfeder des Preisanstiegs.
Industriemetalle
In Abwesenheit von Impulsen aus den USA bedingt durch den Feiertag verzeichneten die Metalle gestern einen eher ruhigen Handel. Heute könnten die Metallpreise durch Meldungen aus China unterstützt werden, wonach der wichtigste Kohleimporthafen Jinzhou im Nordosten Chinas aufgrund schlechten Wetters möglicherweise seinen Betrieb einstellen muss. Bereits seit gestern ruhen deshalb die Aktivitäten in Qinhuangdao, einem weiteren wichtigen Kohleimporthafen. Eine geringere Verfügbarkeit von Kohle bedeutet, dass die Stromproduktion und dadurch indirekt auch die Metallproduktion verengt werden.
Der Kupferpreis profitiert derzeit von hohem Kaufinteresse aus China. Da der vergleichbare Kupferpreis an der Börse in Shanghai unter Berücksichtigung der Mehrwertsteuer und Transportkosten aktuell teurer ist als an der Londoner Metallbörse LME, nutzen chinesische Unternehmen und Händler offensichtlich diese Preisdifferenz aus und kaufen verstärkt Kupfer in London. Das verstärkte Kaufinteresse dürfte sich in der Januarstatistik auch in höheren chinesischen Importen niederschlagen. Der Markt hat gestern erfreut auf den ersten Lagerabbau bei Kupfer seit Oktober reagiert. Dieser wurde jedoch heute bereits durch den Zufluss von 3.300 Tonnen überkompensiert. Insgesamt bleiben die Lagerbestände an den Börsen weltweit mit 725 Tsd. Tonnen sehr hoch, was nach wie vor für eine sehr hohe Verfügbarkeit von Kupfer und gegen einen weiteren Anstieg des Kupferpreises spricht.
Agrarrohstoffe
Heftige Regenfälle beeinträchtigen nun auch die Sojabohnenernte in Brasilien, dem zweitgrößten Produzentenland weltweit. Nach Angaben des staatlichen Agrarinstituts Imea waren bis Donnerstag letzter Woche knapp 3% der in Mato Grosso bestellten Felder abgeerntet, weil heftige Regenfälle im Nordosten des für den Anbau von Sojabohnen wichtigsten Bundesstaates die Ernte verzögern. Im Vorjahr waren zum selben Zeitpunkt allerdings erst 1,1% der Felder abgeerntet. Solange der Regen nicht über mehrere Wochen anhält, ist lediglich mit Ernteverzögerungen, jedoch nicht mit Ernteausfällen zu rechnen. Von daher ist nicht davon auszugehen, dass das Wetter einen derart starken Einfluss auf die Produktion und die Preise haben wird wie bei Zucker. Das USDA rechnet für dieses Erntejahr mit einem Erntevolumen von 63 Mio. Tonnen. Ohnehin scheint die Nachfrage nach Sojabohnen aus Brasilien derzeit nicht allzu hoch zu sein.
Nach Angaben des auf das Agrargeschäft spezialisierten Beratungsunternehmens Celeres wurden bis Mitte Januar 23% der diesjährigen Ernte auf Termin verkauft. Vor einem Jahr betrug der entsprechende Anteil 26%. Offensichtlich werden derzeit Sojabohnen aus den USA aufgrund des niedrigeren Preisniveaus und des schwachen US-Dollar von den Importeuren bevorzugt. Dies deckt sich auch mit den Exportzahlen aus den USA, welche bis zuletzt auf einem robusten Niveau geblieben sind.
Terminkurven ausgewählter Rohstoffe: aktuell, vor einer Woche und vor einem Monat
© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst
Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets
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