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Überschüsse an den Metallmärkten weiten sich aus

21.01.2010  |  Eugen Weinberg
Energie

Der WTI-Ölpreis steigt am Morgen auf 78 USD je Barrel, nachdem er gestern zwischenzeitlich bis auf 77 USD gefallen war. Unterstützung liefern robuste Konjunkturdaten aus China und die gestern nach Handelsschluss veröffentlichten API-Lagerdaten. Diese fielen auf den ersten Blick besser aus als erwartet. Die US-Rohöllagerbestände gingen in der vergangenen Woche um 1,8 Mio. Barrel zurück, die Destillatebestände fielen sogar um 3,4 Mio. Barrel und die Benzinvorräte verzeichneten lediglich einen Anstieg um 700 Tsd. Barrel.

Beim genaueren Betrachten der Zahlen ergibt sich allerdings ein weniger erfreuliches Bild. Der kräftige Rückgang der Destillatebestände war nämlich in erster Linie auf eine deutlich geringere Rohölverarbeitung zurückzuführen. Die Nachfrage der Raffinerien sank auf 13,36 Mio. Barrel pro Tag, den niedrigsten Stand seit September 2008. Damals war die Produktion durch Hurrikans beeinträchtigt. Unter Ausklammerung derartiger Sondereinflüsse liegt die Rohölverarbeitung in den USA sogar auf dem tiefsten Stand seit 13 Jahren. Heute veröffentlicht das US-Energieministerium die entsprechenden Lagerdaten. Nach den gestrigen API-Daten könnten sich die Prognosen (siehe Tabelle rechts) als zu hoch erweisen, wovon der Ölpreis profitieren könnte.

Die schwache Nachfrage in den US-Raffinerien wird derzeit von China ausgeglichen. Wie heute bekannt wurde, stieg die Rohölverarbeitung im Reich der Mitte im Dezember auf einen Rekordwert von 34,06 Mio. Tonnen (8,15 Mio. Barrel pro Tag), was einem Anstieg um 25% gegenüber dem Vorjahr entsprach. Allerdings benötigt China das Rohöl nicht nur für den Eigenbedarf, sondern tritt seit einigen Monaten wieder als Nettoexporteur von Ölprodukten auf und trägt somit zum Überangebot an Ölprodukten bei. Zudem dürfte ein Teil des eingeführten bzw. verarbeiteten Rohöls der strategischen Lagerhaltung dienen.

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Edelmetalle

Gold hat seit gestern im Zuge des starken US-Dollar und dem allgemeinen Verkaufsdruck an den Rohstoffmärkten über 3% bzw. fast 40 USD verloren und notiert heute Morgen nur noch knapp über der Marke von 1.100 USD je Feinunze. Gemäß Einschätzung der Bombay Bullion Association dürften die Importe in Indien in diesem Jahr das Niveau des letzten Jahres von 343 Tonnen übertreffen, da das verfügbare Angebot an Altgold zurückgeht. Für Januar erwartet der Verband einen Anstieg der Importe auf 20-25 Tonnen, verglichen mit nur 9,8 Tonnen vor einem Jahr. Das verstärkte Kaufinteresse dürfte einen starken Rückgang des Goldpreises bremsen. Russland hat laut Angaben seiner Zentralbank seine Goldreserven im Dezember um weitere 2,6 Tonnen auf 659 Tonnen aufgestockt.

Die vor knapp zwei Wochen aufgelegten Platin- und Palladium-ETFs in den USA ziehen weiter die Anleger in Scharen an. Vor allem der Palladium-ETF konnte erneut deutlich zulegen und hat mittlerweile 305 Tsd. Unzen gekauft. Dies bedeutet, dass der Fonds jeden Tag seit Auflage das Zweifache der täglichen globalen Palladiumproduktion gekauft hat.


Industriemetalle

Die Metallpreise gaben gestern deutlich nach. Der Preisverfall scheint allerdings nur von kurzer Dauer gewesen zu sein, da die Metalle von positiven Konjunkturdaten aus China Unterstützung erhalten und einen Teil ihrer Verluste heute wieder aufholen. Der jüngste Anstieg dürfte auch auf eine erneut sehr hohe "Papiernachfrage" zurückzuführen sein, da sich die fundamentalen Rahmendaten nach wie vor sehr schwach zeigen. Dies wird durch neue Zahlen zu den Marktbilanzen und zur chinesischen Produktion für die verschiedenen Metalle bestätigt.

So wurden beispielsweise von der International Lead and Zinc Study Group (ILZSG) für die Blei- und Zinkmärkte hohe Angebotsüberschüsse für die ersten elf Monate des letzten Jahres von 58 Tsd. bzw. 424 Tsd. Tonnen gemeldet. In derselben Periode des Vorjahres wurde bei Blei noch ein Angebotsdefizit verzeichnet, während sich bei Zink der Überschuss deutlich ausgeweitet hat. Ist bei Blei der aktuelle Überschuss in erster Linie auf eine gestiegene Produktion zurückzuführen, so sank bei Zink die globale Nachfrage deutlich stärker als das Angebot. Aktuell scheint sich auch das Zinkangebot wieder auszuweiten.

So verzeichnete der weltgrößte Zinkproduzent China im Dezember einen Anstieg der Produktion auf einen Rekordwert von 462 Tsd. Tonnen. Bei Kupfer wurde von der International Copper Study Group für die ersten zehn Monate des letzten Jahres ein Überschuss von 78 Tsd. Tonnen berichtet, nachdem im Jahr zuvor noch ein Defizit bestand. Die weltweite Aluminiumproduktion ohne China hat sich gemäß Angaben des International Aluminium Institute im Monatsvergleich im Dezember weiter auf fast 2 Mio. Tonnen erhöht. In China stieg die Aluminiumproduktion im vergangenen Monat nach Angaben des Nationalen Statistikbüros den dritten Monat in Folge auf einen Rekordwert von 1,37 Mio. Tonnen. Diese Nachrichten zeigen, dass die Metallmärkte gut versorgt sind und dass die aktuell sehr hohen Preise fundamental nicht gerechtfertigt sind.


Agrarrohstoffe

Die Zahl der neu auf Mast gesetzten Rinder dürfte im Dezember in den USA aufgrund des kalten Winters um 4% gegenüber dem Vorjahr auf den niedrigsten Stand seit 12 Jahren gesunken sein. Im vergangenen Jahr lag die Zahl bereits bei lediglich 92,5% des 5-Jahresdurchschnitts. Schätzungen zufolge könnte die Abweichung in diesem Jahr noch größer ausfallen. Grund hierfür sind gestiegene Kosten für die Mast und ein geringeres Angebot an Kälbern. Die Zahl der insgesamt auf Mast gesetzten Rinder soll im Dezember im Jahresvergleich um 1,5% auf den niedrigsten Stand seit sieben Jahren gesunken sein.

Das US-Landwirtschaftsministerium veröffentlicht die Zahlen am morgigen Freitag. Die Aussicht auf einen schrumpfenden Rinderbestand gibt den Rinderpreisen derzeit Unterstützung. Innerhalb eines Monats sind die Preise für Lebendrind um 11% auf 87 USD je 100 Pfund gestiegen. Die Preis für Mastrind stiegen im selben Zeitraum um 8% auf 98 USD je 100 Pfund.


Terminkurven ausgewählter Rohstoffe: aktuell, vor einer Woche und vor einem Monat

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© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets





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