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US-Raffinerien reduzieren ihre Auslastung deutlich

22.01.2010  |  Eugen Weinberg
Energie

Der WTI-Ölpreis ist gestern bis auf 75,6 USD je Barrel gefallen, den tiefsten Stand seit einem Monat. Für Abgabedruck sorgte eine Initiative von US-Präsident Obama, stärker gegen die Spekulation der Banken vorgehen. So soll es den Banken künftig untersagt sein, Eigenhandel zu betreiben und Hedgefonds zu unterhalten. Nachdem es zunächst so schien, dass mit den Vorschlägen der CFTC in der vergangenen Woche Ruhe eingekehrt ist, stehen die Spekulanten nun erneut im Blickpunkt.

Allerdings ist für die Umsetzung der Vorschläge die Zustimmung des Kongresses erforderlich, was ungewiss ist. Die neue Unsicherheit dürfte den Ölpreis zunächst weiter belasten. Schon vorher sorgten die DOE-Lagerdaten für negative Stimmung am Ölmarkt. Zwar sind die Rohöllagerbestände in den USA in der vergangenen Woche entgegen den Erwartungen um knapp 500 Tsd. Barrel gesunken. Auch die Destillate-Vorräte um 3,3 Mio. Barrel zurück. Die Benzinbestände stiegen hingegen mehr als doppelt so stark wie erwartet um 4 Mio. Barrel. Die USA bleiben mit Rohöl und Ölprodukten somit gut versorgt.

Besonders negativ sticht die geringe Nachfrage der US-Raffinerien hervor, die sich in einem Rückgang der Raffinerieauslastung um 3 Prozentpunkte widerspiegelt. Ohne Berücksichtung von hurrikanbedingten Verzerrungen liegt diese damit auf dem niedrigsten Niveau seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 1989. Die US-Erdgaslagerbestände sind in der letzten Woche um 245 Mrd. Kubikfuß und damit erneut stärker als erwartet zurückgegangen. Damit hat sich der ehemals hohe Lagerüberhang durch eine gestiegene Nachfrage im Zuge der kalten Temperaturen innerhalb von drei Wochen fast komplett abgebaut. Der US-Erdgaspaspreis ist daraufhin gestern gegen den allgemeinen Trend um über 2% auf 5,61 USD je mmBtu gestiegen und legt heute früh weiter zu.

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Edelmetalle

Die Edelmetalle kamen gestern deutlich unter Druck und gaben in der Breite nach. Der Goldpreis durchbrach die psychologisch wichtige Marke von 1.100 USD und fiel bis auf 1.090 USD je Feinunze, den tiefsten Stand in diesem Jahr. Dennoch dürfte der Goldpreis nach unten relativ gut abgesichert sein, da bei niedrigeren Preisen die Schmucknachfrage wieder anziehen sollte. Nachdem beispielsweise der Goldpreis im Dezember um über 100 USD gefallen ist, stiegen die Importe in Indien deutlich an.

Palladium und Platin stehen am Morgen weiter unter Druck, nachdem sie bereits gestern knapp 4% bzw. knapp 2% verloren haben. Dies dürfte auf kurzfristige Gewinnmitnahmen nach den starken Anstiegen dieser beiden Edelmetalle auf 18- bzw. 17-Monatshochs zurückzuführen sein. Platin und Palladium sollten aufgrund der hohen ETF-Nachfrage gut unterstützt bleiben. Der ETFS Platinum Trust hat gestern 30 Tsd. Unzen gekauft, der Palladium Trust sogar 95 Tsd. Unzen. Damit haben sich die Bestände in den beiden Fonds mittlerweile auf 195 Tsd. bzw. 400 Tsd. Unzen erhöht.

Teilweise sind dies Umschichtungen, wie gestrige Ablüsse aus dem europäischen Palladium-ETF von ETFS in Höhe von rund 20 Tsd. Unzen nahelegen. Im Gegensatz zu Gold könnte die rege Aktivität von ETFs echte Verknappung verursachen, weil die oberirdischen Bestände gering sind.


Industriemetalle

Befürchtungen, dass in China mehr Maßnahmen zur Verlangsamung des rasanten Wirtschaftswachstums ergriffen werden sowie die Initiative des amerikanischen Präsidenten (siehe Seite 1) setzen die Metallpreise unter Druck. Auch sonst eher preisunterstützende Nachrichten verpuffen heute weitgehend. Gemäß Meldungen der chinesischen Zollbehörde sind die Importe von nahezu allen Metallen im Dezember sowohl im Vergleich zum Vormonat als auch zum Vorjahr deutlich gestiegen. Betrachtet man das gesamte Jahr, so ergeben sich ebenfalls hohe Zuwachsraten.

Während sich die Importe von Kupfer und Nickel beispielsweise mehr als verdoppelt haben, wurde viermal soviel Blei wie noch ein Jahr zuvor importiert. Die höchste Zuwachsrate verzeichnete jedoch Aluminium, wo sich die Importe im Vergleich zum Vorjahr mehr als verzehnfacht haben. Die hohen Importe schlagen sich in rasant steigenden Lagerbeständen nieder. In den Lagerhäusern der Börse Shanghai sind die Aluminiumvorräte in der Woche zum 21.01. um 7% auf knapp 330 Tsd. Tonnen gestiegen und haben damit ein Rekordhoch markiert. In den LME-Lagerhäusern befinden sich die Aluminiumbestände mit 4,64 Mio. Tonnen ebenfalls auf einem Allzeithoch. Wir gehen daher von deutlich rückläufigen Importen in China in diesem Jahr aus, was den Preisen diese unterstützende Komponente entziehen sollte.


Agrarrohstoffe

Der International Grains Council hat gestern neue Angebots- und Nachfrageschätzungen für Weizen und Mais veröffentlicht. Die Prognose für die weltweite Weizenproduktion im laufenden Erntejahr 2009/10 wurde nochmals um 6 Mio. auf 674 Mio. Tonnen nach oben revidiert. Damit liegt sie nur noch 12 Mio. Tonnen unter dem Vorjahresrekordwert. Der globale Weizenverbrauch wurde dagegen um eine Million auf 642 Mio. Tonnen nach unten revidiert. Der daraus resultierende Angebotsüberschuss dürfte dem IGC zufolge die weltweiten Lagerbestände auf 197 Mio. Tonnen steigen lassen. Das sind nochmals 6 Mio. Tonnen mehr als in der bisherigen Schätzung und ein Anstieg um 32 Mio. Tonnen gegenüber dem Vorjahr.

Zwar erwartet der IGC für 2010/11 aufgrund niedrigerer Anbauflächen und geringerer Erträge einen Rückgang der weltweiten Weizenproduktion auf 653 Mio. Tonnen. Der weltweite Weizenkonsum müsste ausgehend vom derzeitigen Niveau um mindestens 2% steigen, damit es zu einem Angebotsdefizit und einem Rückgang der hohen Lagerbestände kommt. Dies dürfte das Anstiegspotenzial für den Weizenpreis begrenzen. Bei Mais prognostiziert der IGC für 2009/10 eine Weltproduktion von 791 Mio. Tonnen, was einer Aufwärtsrevision um 4 Mio. Tonnen entspricht. Gleichzeitig wurde die Prognose für die weltweiten Lagerbestände um 3 Mio. auf 137 Mio. Tonnen nach oben revidiert. Im Vergleich zum Vorjahr bedeutet dies aber noch immer einen Lagerabbau um 11 Mio. Tonnen. Trotz der Rekordernte in den USA stellt sich die fundamentale Lage bei Mais somit besser dar.


DOE Daten: US-Lagerbestände Rohöl, Ölprodukte und Erdgas

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Terminkurven ausgewählter Rohstoffe: aktuell, vor einer Woche und vor einem Monat

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© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets





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