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Politische Maßnahmen könnten belasten

25.01.2010  |  Eugen Weinberg
Der Markt war zuletzt anfällig für einen Rückgang. Zu hoch waren die Zuversicht der Anleger, ihre Erwartungen und die Notierungen der Rohstoffe. Die Auslöser für die gegenwärtige Korrektur waren offensichtlich die Angst vor einer Straffung der Geldpolitik in China wegen möglicher Überhitzung und die Kampfansage des US-Präsidenten Obama an die Großbanken. Die Aktionen der Machthaber in Peking und Washington könnten die Rohstoffpreise auf mittlerer Sicht belasten, auch wenn eine kurze Zwischenerholung möglich ist.


Energie

Der Ölpreis bleibt unter Druck. WTI handelt in der Nähe eines 4-Wochentiefs, welches am Freitag bei 74 USD je Barrel verzeichnet wurde. Vor allem die reichliche Liquiditätsausstattung und der Risikoappetit der Finanzanleger hatten den Ölpreis in den vergangenen Monaten immer weiter nach oben getrieben, obwohl sich die Fundamentaldaten am Ölmarkt nicht verbessert haben. Diese Quelle droht nun zu versiegen (siehe oben). Wie groß der Einfluss der Finanzanleger auf die Preisentwicklung derzeit ist, zeigen erneut die wöchentlichen CFTC-Daten zur spekulativen Marktpositionierung. Die Netto-Long-Positionen bei Rohöl stiegen in der Woche zum 19. Januar um weitere 1,4 Tsd. auf ein neues Rekordhoch von 177 Tsd. Kontrakten. Somit hat sich hier ein beträchtliches Korrekturpotenzial aufgebaut, welches in einem kräftigen Preisverfall mündet, sobald sich die spekulativen Anleger von ihren Longpositionen trennen.

Der US-Erdgaspreis ist am Freitag gegen den Trend um 4% auf 5,8 USD je mmBtu gestiegen. Wir führen dies auf Rückabwicklungen der bis zuletzt populären Handelsstrategie "Long Öl, Short Gas" zurück. Denn mit dem deutlichen Abbau der Erdgasvorräte in den USA seit Jahresbeginn hat ein wichtiges Argument für diese Strategie an Bedeutung verloren. Dies dürfte sich in sinkenden Netto-Short-Positionen der spekulativen Anleger niederschlagen. In der Woche zum 19. Januar lagen diese bei 111.865 Kontrakte und damit nur unwesentlich niedriger als in der Woche zuvor.


Edelmetalle

Im Zuge eines etwas schwächeren US-Dollar legt der Goldpreis heute Morgen leicht zu und notiert wieder knapp über der Marke von 1.100 USD je Feinunze. Offensichtlich nimmt das physische Kaufinteresse bei niedrigeren Preisen wieder zu und wirkt somit stabilisierend. Während die Goldbestände von SPDR Gold Trust den vierten Tag in Folge unverändert blieben, haben die spekulativen Finanzanleger ihre Netto-Long-Positionen in der Woche zum 19. Januar zum ersten Mal seit fünf Wochen wieder leicht auf 192,6 Tsd. Kontrakte ausgebaut. Die spekulativen Netto-Long-Positionen bei Silber stiegen auf 36.051 Kontrakte, den höchsten Stand seit drei Monaten. Während Gold und Silber vor allem vom spekulativen Kaufinteresse leben, ist es bei Platin und Palladium die rege ETF-Nachfrage. Die Nachfrage nach den kürzlich aufgelegten ETFs in den USA zeigt sich weiterhin sehr robust. Der Platin-ETF hat am Freitag weitere 20 Tsd. Unzen gekauft und damit seinen Bestand auf 215 Tsd. Unzen erhöht. Die Bestände im Palladium-ETF blieben mit 400 Tsd. Unzen konstant.


Industriemetalle

Nach den zuletzt deutlichen Preisrückgängen haben sich die Metalle zu Beginn der neuen Handelswoche etwas stabilisiert. Am Feitag ist die Anzahl der gekündigten Lagerscheine an der LME, die auf künftige Abflüsse aus den Lagerhäusern hindeuten, um fast 5 Tsd. auf über 12 Tsd. Tonnen gestiegen. Ende letzten Jahres betrugen diese noch weniger als 1 Tsd. Tonnen. Vor allem aus Lagerhäusern in Busan (Südkorea) wurde Kupfer abgerufen. Dies deutet auf ein verstärktes Kaufinteresse Chinas hin und ist im Zusammenhang mit dem derzeit möglichen Arbitragehandel zwischen den Börsen in Shanghai und London zu sehen. Einem erneuten Kupferpreisanstieg stehen sowohl von fundamentaler als auch von Anlegerseite hohe Hürden im Weg. In China ist die Produktion von halbfertigen Kupferprodukten im Dezember im Jahresvergleich um 37% auf über 1 Mio. Tonnen gestiegen, während sich die Produktion von raffiniertem Kupfer ebenfalls deutlich auf 418 Tsd. Tonnen erhöhte.

Aufgrund der Inbetriebnahme neuer Schmelzkapazitäten dürfte sich die Produktion im laufenden Jahr noch beschleunigen, womit der Markt mit Kupfer weiterhin gut versorgt bleibt. Die spekulativen Finanzanleger bleiben derweil sehr optimistisch gestimmt. In der Woche zum 19. Januar haben sie ihre Netto-Long-Positionen um 5,5 Tsd. nochmals deutlich erhöht und mit 28,6 Tsd. Kontrakten abermals ein neues Allzeithoch markiert. Der hohe Optimismus birgt die Gefahr einer starken Preiskorrektur, sollten die Anleger ihre Positionen auflösen.


Agrarrohstoffe

Trotz der Rekordernte im vergangenen Erntejahr zeichnet sich in den USA eine Ausweitung der Anbaufläche für Mais ab. Dem Beratungsunternehmen Allendale zufolge dürfte die Anbaufläche um 4,4 Mio. auf 90,8 Mio. Morgen steigen. Das Researchunternehmen Informa rechnet ebenfalls mit einer Flächenausweitung auf 89,6 Mio. Morgen. Aufgrund der verzögerten Maisernte konnten im vergangenen Herbst deutlich weniger Flächen mit Winterweizen bestellt werden, welche nun erneut für den Maisanbau zur Verfügung stehen. Zudem hat sich Mais relativ zu Weizen im vergangenen Jahr vom Preis her besser entwickelt. Die zu erwartende Flächenausweitung deutet auf eine nochmalige Zunahme des Maisangebots im kommenden Erntejahr hin, nachdem im abgelaufenen Erntejahr bereits ein Rekorderntevolumen von 13,15 Mrd. Scheffel erzielt wurde.

Die USA stellen ungefähr 40% der weltweiten Produktion und 60% der weltweiten Exporte und sind somit der mit Abstand wichtigste Anbieter von Mais auf dem Weltmarkt. Die robuste Nachfrage spricht zwar weiterhin für einen Preisanstieg bei Mais. Das Anstiegspotenzial der Maispreise dürfte aufgrund der gleichzeitigen Angebotsausweitung aber begrenzt sein. Skeptischer hinsichtlich der Preisentwicklung werden offensichtlich auch die spekulativen Finanzanleger, welche ihre Netto-Long-Positionen in der Woche zum 19. Januar um mehr als 100 Tsd. Kontrakte auf 132.320 Kontrakte reduziert haben.

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CFTC Daten: Netto-Long Positionen spekulativer Finanzanleger vs. Preis

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Terminkurven ausgewählter Rohstoffe: aktuell, vor einer Woche und vor einem Monat

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© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets





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