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Deutlicher Lagerabbau bei Rohöl durch Sonderfaktoren

27.01.2010  |  Eugen Weinberg
Energie

Der WTI-Ölpreis notiert am Morgen etwas erholt bei knapp 75 USD je Barrel. Unterstützend wirkten die gestern nach Handelsschluss veröffentlichten API-Lagerdaten. Die US-Rohöllagerbestände gingen demnach in der vergangenen Woche um 2,2 Mio. Barrel zurück. Der Grund hierfür waren deutlich gesunkene Ölimporte, da Nebel im Houston Ship Channel die rechtzeitige Entladung der Tankschiffe verhinderte. Entsprechend ist für diese Woche mit einer Gegenbewegung zu rechnen, was die Aussagekraft der Daten relativiert.

Allerdings stiegen auch die Auslastung und die Nachfrage der Raffinerien im Wochenvergleich leicht an, wenngleich von einem sehr niedrigen Niveau. Die Destillatevorräte sanken um 2 Mio. Barrel und die Benzinbestände stiegen um 920 Tsd. Barrel. Heute Nachmittag veröffentlicht das US-Energieministerium die Daten für die vergangene Woche. Die urspüngliche Markterwartung eines Lageraufbaus bei Rohöl von 1,6 Mio. Barrel dürfte wahrscheinlich zu hoch sein, wovon der Ölpreis nach der Veröffentlichung profitieren könnte. Allerdings dürften die Erwartungen nach den API-Daten nach unten angepasst worden sein. Zudem hat sich die Marktstimmung in den vergangenen Tagen spürbar eingetrübt, was gegen einen Preisanstieg spricht. Die DOE-Daten dürften daher bestenfalls einen weiteren Preisrückgang verhindern.

Inzwischen scheint auch Bewegung in die Debatte über eine stärkere Regulierung der Energiemärkte zu kommen. Ende Februar soll es ein Treffen von IEA, OPEC, Bankenvertretern und der Regulierungsbehörden der USA und Großbritanniens geben. Die Vorschläge der CFTC gingen nicht weit genug. Dies lag vor allem daran, dass man befürchtete, Geschäft an andere börsliche und außerbörsliche Handelsplätze zu verlieren. Falls es zu einem koordinierten Vorgehen kommt, würde dies die Erfolgsaussichten erheblich verbessern, mit der Folge, dass die Energiepreise weiter unter Druck geraten.


Edelmetalle

Im Zuge der allgemein eingetrübten Stimmung, des festeren US-Dollar und dem Preisdruck bei allen Rohstoffklassen gaben auch die Edelmetalle gestern teilweise deutlich nach. Der Verkaufsdruck setzt sich heute Morgen in abgeschwächter Form fort. Gold kann sich dabei noch vergleichsweise gut behaupten und notiert wenig verändert bei 1.093 USD je Feinunze. Dennoch dürfte sich auch Gold auf Dauer nicht von den o.g. negativen Faktoren abkoppeln können, so dass kurzfristig mit einem erneuten Rückgang in Richtung 1.080 USD zu rechnen ist.

Von der heutigen FOMC-Sitzung dürften keine Impulse auf den Goldpreis ausgehen, da die Fed am Wortlaut des Begleitkommentars festhalten dürfte. Die euphorische Stimmung bei Platin und Palladium hat sich zumindest kurzfristig merklich abgekühlt. Nachdem der Platinpreis letzte Woche noch bei knapp 1.650 USD je Feinunze notierte, testet dieser heute Morgen die Marke von 1.500 USD je Feinunze. Auch Palladium ist von seinem Hoch innerhalb weniger Tage um 10% auf 420 USD je Feinunze zurückgekommen. Nach den deutlichen Preisanstiegen dieser beiden Edelmetalle in den vergangenen Monaten dürfte dies hauptsächlich auf Gewinnmitnahmen zurückzuführen sein.


Industriemetalle

Die Metallpreise stehen derzeit ganz im Zeichen von China. Bereits den zweiten Tag in Folge sorgen Befürchtungen über weitere politische Maßnahmen der chinesischen Regierung zur Abkühlung der lokalen Wirtschaft für nachgebende Kurse. Neue Maßnahmen könnten zu einer Verlangsamung der Rohstoffnachfrage im Zuge einer geringeren Wirtschaftsaktivität führen. Dies drückt auf die Stimmung der Marktteilnehmer und die Metallpreise geben daher abermals in der Breite nach.

Der russische Aluminiumproduzent Rusal hat bei seinem Debüt an der Börse in Hongkong am ersten Handelstag zudem über 10% verloren. Dies stellt einen weiteren Belastungsfaktor der Stimmung der Anleger bei den Industriemetallen dar. Befürchtungen einer wirtschaftlichen Überhitzung in China werden durch Meldungen geschürt, wonach der dortige Stromverbrauch im Januar um 30% höher liegen soll als im Vorjahr. Dies ist zwar auch auf den Nachfrageeinbruch im Vorjahr zurückzuführen, deutet aber ebenfalls auf eine deutlich gestiegene industrielle Nachfrage bspw. für die Herstellung und Verarbeitung von Industriemetallen hin.

Neben den finanzpolitischen Aspekten trübt sich die Situation auch von der fundamentalen Seite weiter ein. Peru, der weltweit drittgrößte Kupferproduzent, meldete für das vergangene Jahr eine Rekordproduktion von 1,27 Mio. Tonnen, wodurch abermals bestätigt wird, dass der Markt mit Kupfer gut versorgt ist. Dies schlägt sich auch in weiter steigenden Lagerbeständen in den börsenregistrierten Lagerhäusern nieder. Die Kupfervorräte an der LME steigen heute um 5 Tsd. Tonnen und befinden sich mit 538,6 Tsd. Tonnen auf einem 11-Monatshoch. Die Bestände anderer Metalle legen ebenfalls zu. Bei Zink wurde mit 496 Tsd. Tonnen der höchste Stand seit Oktober 2005 erreicht, während sich die Bleivorräte sogar auf dem höchsten Niveau seit fast 6,5 Jahren befinden. Wir sehen bei den Metallen weiterhin hohes Korrekturpotenzial.


Agrarrohstoffe

Die Notierungen für Kakao an der New Yorker Börse ICE in haben in den letzten fünf Tagen um insgesamt 2,8% nachgegeben. In London liegt Kakao dagegen nur marginal im Minus. Damit hat sich die Differenz zwischen den Notierungen auf beiden Seiten des Atlantiks auf den höchsten Stand seit 8 Jahren ausgeweitet. Dies spiegelt die derzeitige größere Knappheit an Kakaobohnen in Europa gegenüber den USA wider. Während die Nachfrage in Europa bereits wieder angezogen hat, steht dies in den USA noch bevor.

Auch sind die Lagerbestände an Kakao in den USA in den letzten Wochen gestiegen, während die von der Londoner Börse gemeldeten Vorräte weiter rückläufig waren. Zudem litten insbesondere die Preise der in den USA notierten Rohstoffe unter dem Bekanntwerden der Bankenpläne Präsident Obamas. Da sich die Angebotssituation unserer Ansicht nach dank besserer Ernten in der Elfenbeinküste entspannen wird, rechnen wir im Jahresverlauf mit fallenden Kakaopreisen.

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Terminkurven ausgewählter Rohstoffe: aktuell, vor einer Woche und vor einem Monat

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© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets





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