Portugal und weitere Auffälligkeiten
30.01.2012 | Robert Rethfeld
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Zuletzt noch die Beobachtung, dass sich der Frühindikator des Economic Cycle Research Institutes (ECRI) einfach nicht verbessern will. Der Spread zwischen diesem Indikator und der Entwicklung des amerikanischen Aktienmarktes hat sich auf ein in den letzten 15 Jahren nicht gekanntes Niveau ausgeweitet.Auch hier stellt sich die Frage, wie diese Spanne nivelliert werden wird. Entweder fallen die Aktienmärkte oder der ECRI steigt (oder beides geschieht). Das ECRI geht weiterhin von einer US-Rezession in diesem Jahr aus. Geschähe dies, so müsste sich der Dow Jones Index dem ECRI-Index nähern und nicht umgekehrt.
In diesem Prozess existieren zwei "Wild-Cards“. Die eine dürfte der Iran sein, der gedroht hat, die Straße von Hormuz zu blockieren. Durch diese Straße werden 20% des weltweit vermarkteten Öls transportiert. Der Ölpreis verhält sich derzeit nicht so, als ob diese Bedrohung akut wäre.
Anders ist es im Falle der zweiten „Wild-Card“. Diese betrifft die Einschätzung der Händler im Hinblick auf die Solvenz Portugals. Der Chart zeigt folgendes: Als der Spread zwischen der Rendite 10jähriger griechischer Staatsanleihen und der Rendite 10jähriger Bundesanleihen die 15-Prozentpunkte-Marke überschritt, war das Schicksal Griechenlands im Hinblick auf den "Default“ besiegelt. Der Rendite-Spread stieg anschließend schnell auf das aktuelle Niveau an.
Wir nehmen an, dass eine Überschreitung der 15-Prozent-Marke des Spreads portugiesischer Staatsanleihen zu Bundesanleihen eine ähnliche Wirkung entfalten würde. Von dieser Marke ist der Spread nicht mehr weit entfernt.
Fazit: Größer als jetzt können die positiven ökonomischen Überraschungen kaum mehr werden. Die Renditen sollten bei steigenden Aktienmärkten anziehen. Sie tun dies aber nicht. Der Baltic Dry Index fällt stark. Auch wenn dieser Fall Angebotsinduziert scheint: Aufgrund des starken Rückgangs kann man vermuten, dass eine Nachfrageschwäche nicht ausgeschlossen ist. Dies wiederum würde auf eine sich abschwächende Konjunktur hindeuten. Ähnliches gilt für die wachsende Spanne zwischen Dow Jones Index und ECRI-Index. Und schließlich sehen die Händler die Solvenz Portugals sehr kritisch. Der Name "Portugal“ dürfte in den kommenden Wochen häufiger in den Medien zu lesen sein, möglicherweise häufiger als der Name "Griechenland“. Eine Insolvenz Portugals mit dem Zwang zur Abwicklung wäre eine negative, an den Märkten nicht eingepreiste Überraschung.
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© Robert Rethfeld
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