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Stärkster Preisrückgang bei Kupfer seit Herbst 2008

29.01.2010  |  Eugen Weinberg
Energie

Der WTI-Ölpreis konnte sich relativ gut halten und handelt wenig verändert bei 74 USD je Barrel. Hierbei dürfte es sich lediglich um eine Verschnaufpause handeln nach den starken Verlusten zuvor. Der generelle Trend ist weiter abwärts gerichtet. Der Chef von Saudi Aramco, des größten Ölproduzenten der Welt, hat gestern in Davos den Anhängern der Peak-oil-Theorie einen herben Dämpfer verpasst. Nach seinen Wörten ist Saudi Aramco in der Lage, die freien Kapazitäten von 4 Mio. Barrel täglich beizubehalten, auch wenn die Nachfrage steigen sollte.

Dazu passt auch, dass der zweitgrößte russische Ölkonzern Lukoil in diesem Jahr mit einem erneuten Produktionsanstieg um 1% rechnet. Russland strafte bereits im vergangenen Jahr mit einer Angebotsausweitung um 1% diejenigen Lügen, welche beim derzeit größten Ölproduzenten bereits das Produktionsmaximum überschritten sahen. Zudem hat Russland vor ein paar Tagen einen neuen Ölfund von über 1 Mrd. Barrel bekannt gegeben.

Während das Angebot ausgeweitet wird, stagniert im Westen die Nachfrage. Die Internationale Energieagentur IEA geht davon aus, dass die Ölnachfrage in den OECD-Ländern den Höhepunkt überschritten hat und nicht mehr die Niveaus von 2006 und 2007 erreichen wird. Somit dürfte das Nachfragewachstum in Zukunft ausschließlich von den Entwicklungsländern getragen werden. Bestätigt wird dies durch das Beratungsunternehmen Oil Movements, wonach die Routen der Öltanker derzeit nahezu auschließlich in den Osten führen. Eine Belebung der Ölnachfrage in der westlichen Hemisphäre sieht Oil Movements dagegen nicht. Dank der starken Nachfrage aus Asien sollen die Öllieferungen der OPEC in den vier Wochen bis zum 13. Februar um 1,5% höher liegen als in den vier Wochen zuvor.

Die US-Erdgaslagerbestände sind in der vergangenen Woche um 86 Mrd. Kubikfuß gesunken und damit deutlich weniger als in den Wochen zuvor. Der geringere Lagerabbau hatte zur Folge, dass die Erdgasvorräte wieder 6% über dem 5-Jahresdurchschnitt liegen. Der US-Erdgaspreis ist daraufhin um 2,6% auf 5,14 USD je mmBtu gefallen.


Edelmetalle

Die Edelmetalle zeigen in diesem Jahr eine höchst unterschiedliche Preisentwicklung. Während Gold und Silber seit Jahresanfang eine negative Performance aufweisen, befinden sich Platin und Palladium im positiven Territorium. Dies ist überwiegend auf die Einführung der ETFs in den USA zurückzuführen, die viele Anleger anziehen konnten und eine hohe Nachfrage hervorgerufen haben. So haben die beiden ETFs mittlerweile 245 Tsd. Unzen Platin bzw. 400 Tsd. Unzen Palladium gekauft.

Nach den stark gestiegenen Preisen in den vergangenen Wochen dürften Platin und Palladium zunächst jedoch eine Verschnaufpause einlegen, wie bereits in den letzten Tagen zu sehen war. Der Goldpreis schafft es abermals nicht, die Marke von 1.100 USD je Feinunze zurückzuerobern und notiert heute Morgen leicht schwächer bei 1.083 USD je Feinunze. Allerdings trotzt der Goldpreis in den letzten Tagen dem starken US-Dollar und bewegt sich mittlerweile seit einer Woche in einem Korridor von 1.080 bis 1.100 USD je Feinunze.


Industriemetalle

Die Metallpreise erlebten gestern einen deutlichen Kursverfall. Kupfer verzeichnete dabei mit -4,5% den höchsten Rückgang und durchbrach die wichtige Marke von 7.000 USD je Tonne. Dies stellt zugleich den stärksten Preisrückgang seit Oktober 2008 dar. Kupfer wird als Konjunkturbarometer angesehen und gilt als vorlaufender Indikator für die Metallpreise. Die LME-Lagerbestände befinden sich nur unweit eines 6-Jahreshochs. Sollte dieses erreicht werden, dürfte sich die Stimmung nochmals verschlechtern.

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In Shanghai sind die Kupfervorräte in der Woche zum 28.01. um 4% auf über 101 Tsd. Tonnen gestiegen. Auch die anderen Industriemetalle wie zum Beispiel Zink und Aluminium gaben merklich nach und verloren 3,5% bzw. 3,3%. Wie von uns bereits mehrfach angesprochen, wurden die Preisanstiege der vergangenen Monate vornehmlich durch eine hohe Investorennachfrage getrieben, die sich nun merklich abzukühlen scheint. Unter fundamentalen Gesichtspunkten waren die sehr hohen Preise schon lange nicht mehr zu rechtfertigen, so dass eine Korrektur überfällig war. Von ihren zu Beginn des Jahres erreichten Hochs sind die Metallpreise somit innerhalb kürzester Zeit deutlich zurückgekommen, wobei die Rückgänge bei Zink und Blei mit jeweils mehr als 20% am stärksten ausfielen.

Wir gehen davon aus, dass sich die Korrektur fortsetzt und die Preise weiter nachgeben. Neben der negativen Stimmung an den Aktienmärkten, die sich in einer höheren Risikoaversion der Anleger widerspiegelt und auf die Rohstoffmärkte überschwappt, sowie einem stärkeren US-Dollar sollten anhaltende Sorgen vor einer Straffung der Geldpolitik in China die Metallpreise weiter belasten.


Agrarrohstoffe

Die preisbelastenden Nachrichten für Mais und Sojabohnen reißen nicht ab. Laut einer Wetterprognose sind im Mittleren Westen der USA aufgrund von El Nino in diesem Jahr ideale Witterungsbedingungen für die Anpflanzungs- und Wachstumsphase bei Mais und Sojabohnen zu erwarten. Diese dürften sich in einem höheren durchschnittlichen Ernteertrag niederschlagen. Bereits im vergangenen Jahr erzielten die US-Bauern bei Mais und Sojabohnen Rekorderträge. Die Sojabohnenpreise werden derzeit zusätzlich von der Aussicht auf Rekordernten in Brasilien und Argentinien belastet.

Für Brasilien wird ein Anstieg um 14% auf 65 Mio. Tonnen erwartet. In Argentinien soll die Ernte sogar um 60% auf 51 Mio. Tonnen steigen. Das rekordhohe Angebot aus Südamerika tritt in Konkurrenz zur letztjährigen Rekordernte in den USA, was sich in niedrigeren US-Exporten und Preisen für US-Sojabohnen niederschlagen dürfte. Somit unterscheidet sich die Situation in diesem Jahr erheblich von der im vergangenen Jahr. Damals mussten die USA in die Bresche springen, nachdem das Sojabohnenangebot in Südamerika aufgrund von Missernten deutlich hinter den Erwartungen zurückblieb.



Terminkurven ausgewählter Rohstoffe: aktuell, vor einer Woche und vor einem Monat

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© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets





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