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Preiskorrektur setzt sich zum Wochenstart fort

01.02.2010  |  Eugen Weinberg
Energie

Der WTI-Ölpreis fällt am Morgen auf 72,5 USD je Barrel, den niedrigsten Stand seit Mitte Dezember. Die spekulativen Finanzanleger, welche den Ölpreis bis Anfang Januar maßgeblich mit nach oben getrieben haben, ziehen sich zunehmends von den Rohstoffmärkten zurück. So sind allein in der Woche zum 26. Januar die spekulativen Netto-Long-Positionen bei Öl um knapp 44 Tsd. Kontrakte bzw. 25% auf 133 Tsd. Kontrakte gesunken. Die Positionsglattstellungen dürften sich seither weiter fortgesetzt haben und der Ölpreis unter Druck bleiben.

Zumindest etwas Unterstützung könnte der Ölpreis von Meldungen erhalten, wonach der Ölkonzern Shell am Wochenende in Nigeria drei Pumpstationen herunterfahren musste, nachdem eine Ölpipeline im Nigerdelta durch einen Anschlag beschädigt wurde. Somit dürften auch Hoffnungen auf eine deutliche Ausweitung der Ölproduktion im größten afrikanischen Produzentenland enttäuscht werden.

Im Dezember und Januar stieg die tagesdurchschnittliche Ölfördermenge Nigerias aufgrund der Waffenruhe zwar auf ein 2-Jahreshoch von mehr als 2 Mio. Barrel, liegt damit aber immer noch deutlich unter der geschätzten Förderkapazität von 3 Mio. Barrel pro Tag. Doch auch so produzieren Nigeria und die anderen quotengebundenen OPEC-Mitglieder bereits deutlich mehr Rohöl als eigentlich vorgesehen. Einer Reuters-Umfrage zufolge stieg die Fördermenge im Januar um 60 Tsd. auf 26,71 Mio. Barrel pro Tag. Das sind 1,87 Mio. Barrel pro Tag mehr als die offizielle Quote. Die Quotenerfüllung sank um weitere zwei Prozentpunkte auf 55%. Das Ölangebot ist somit weiter reichlich vorhanden. Dazu passt auch, dass der staatliche saudische Ölkonzern Aramco in den nächsten 5-6 Jahren 60 Mrd. USD in Ölprojekte investieren will.


Edelmetalle

Der Goldpreis kann sich in Anbetracht der Stärke des US-Dollar relativ gut behaupten und notiert weiterhin um die Marke von 1.080 USD je Feinunze. Der aktuelle Preis, der sich in der Nähe eines 3-Monatstiefs befindet, lockt offensichtlich Käufer an. Gold dürfte zudem davon profitieren, dass die USA auch für das nächste Haushaltsjahr mit einem rekordnahen Defizit von 1,3 Bio. USD planen, nach 1,6 Bio. USD in diesem Jahr. Die spekulativen Finanzanleger haben in der Woche zum 26. Januar ihre Netto-Long-Positionen bei Gold um knapp 10% auf gut 174 Tsd. Kontrakte abgebaut. Diese befinden sich allerdings immer noch auf einem relativ hohen Niveau.

Bei Silber wurden die ersten Positionsauflösungen seit vier Wochen verzeichnet. Der Rückgang der Netto-Long-Positionen fiel hier mit 30% auf 25 Tsd. Kontrakte im Verhältnis zu Gold deutlich höher aus. Dies ist konsistent mit der Preisentwicklung der beiden Edelmetalle in der Betrachtungsperiode: Während Gold ungefähr 3,5% verloren hat, gab Silber um mehr als 10% nach. Dies dürfte überwiegend auf Gewinnmitnahmen zurückzuführen sein, da sich Silber im Vergleich zu Gold sowohl im letzten Jahr als auch bis dahin in diesem Jahr deutlich besser entwickelt hat.


Industriemetalle

Zwar verliehen am Freitag besser als erwartet ausgefallene Konjunkturdaten aus den USA (vor allem das BIP für das vierte Quartal) Unterstützung, diese hielt jedoch nur kurzfristig an. Zu Wochenbeginn setzen die Metallpreise ihre Korrektur weiter fort. Neben einem erneut stärkeren US-Dollar belasten nach wie vor die Bemühungen der chinesischen Regierung, die überhitzte lokale Wirtschaft abzukühlen. Während Kupfer an der LME bis auf ein 2½-Monatstief von 6.600 USD je Tonne gefallen ist, verzeichnete das Metall in Shanghai vorübergehend den höchst möglichen Tagesverlust (limit down) von 5%. Auch Zink, Blei und Zinn fallen weiter und markieren neue mehrmonatige Tiefstände.

Die spekulativen Finanzanleger haben in der Woche zum 26. Januar ihre Netto-Long-Positionen bei Kupfer zwar nochmals leicht um 1,4 Tsd. auf 30 Tsd. Kontrakte ausgeweitet. Dies stellt allerdings nur eine Momentaufnahme dar. Unserer Meinung nach dürfte der Kursrückgang auch durch die Glattstellung dieser Positionen ausgelöst worden sein, so dass der nächste Report der CFTC deutlich niedrigere Netto-Long-Positionen bei Kupfer ausweisen sollte.

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Nach den rasanten Preisrückgängen der vergangenen Tage, in deren Zuge die Metallpreise um bis zu 25% nachgaben (Zink und Blei), könnten sich die Metalle kurzfristig etwas erholen. Dafür könnte bspw. der ISM-Index sorgen, welcher auf eine anhaltende Expansion im Verarbeitenden Gewerbe in den USA hindeuten dürfte. Dennoch sehen wir die Industriemetalle weiterhin in einem mittelfristigen Abwärtstrend und gehen davon aus, dass sich die Korrektur fortsetzt.


Agrarrohstoffe

Die Preise für die wichtigen Agrarprodukte Mais, Weizen und Sojabohnen haben in den letzten Tagen weiter nachgegeben. Dass der Markt angesichts der hohen bereits eingefahrenen, aber auch den auf der Südhalbkugel noch laufenden oder bevorstehenden Ernten für die weitere Preisentwicklung zusehends pessimistischer gestimmt ist, lässt sich auch an den erheblichen Verschiebungen in den Marktpositionierungen der spekulativen Finanzanleger ablesen.

Die Netto-Long-Positionen bei Mais fielen in der Woche zum 26. Januar um weitere 38 Tsd. Kontrakte und liegen mit 94.935 Kontrakten auf dem niedrigsten Niveau seit vier Monaten. Innerhalb von zwei Wochen sind sie um 60% zurückgegangen, nachdem sie Anfang Januar noch ein 22-Monatshoch verzeichnet hatten. Bei Weizen stiegen die spekulativen Netto-Short-Positionen in derselben Berichtswoche um 16 Tsd. auf einen neuen Rekordwert von 33.534 Kontrakten. Die Netto-Long-Positionen bei Sojabohnen fielen um 15 Tsd. Kontrakte und liegen mit 42.204 Kontrakten auf dem niedrigsten Stand seit 10 Monaten. Der Abbau von Longpositionen bzw. Aufbau von Shortpositionen dürfte sich angesichts des anhaltenden Preisverfalls in den vergangenen Tagen fortgesetzt haben. Der Druck auf die Preise dürfte von dieser Seite allmählich nachlassen.


CFTC Daten: Netto-Long Positionen spekulativer Finanzanleger vs. Preis

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Terminkurven ausgewählter Rohstoffe: aktuell, vor einer Woche und vor einem Monat

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© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets





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