Extremereignisse, Isolation, Neuer Normalzustand (Teil I)
06.02.2012 | Jim Willie CB
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Große Extremereignisse erwarten uns. Jeder Versuch, einen griechischen Schuldenausfall zu kontrollieren, geht mit jeder Menge hoher Risiken und schwerer Gefahr einher. Dass die Kontrolle von Ausfällen für Irland und Portugal ebenso notwendig ist, wird sich deutlich zeigen. Man wird zudem erkennen, dass zu den Kollateralschäden auch Verluste bei italienischen und spanischen Staatsanleihen zählen.
Mit dem Problemfeld Kreditausfallversicherungen (CDS) muss ebenfalls umgegangen werden - unmöglich, dass man ihnen auch in Zukunft in derselben betrügerischen Art und Weise begegnet - also mit Neudefinitionen und verweigerter Versicherungsleistung. Die Ansteckung mit Eigenkapitalschwund im Bankensystem wird auf London, New York und Deutschland überspringen, wo landesweit zahlreiche Banken bankrottgehen werden. Für den US-Dollar wird es extrem schwierig, einen solch starken Sturmschaden zu parieren und weiterhin als die Weltreservewährung aufzutreten.
Manch entfernte, maritime Stimmen mögen meine Behauptungen als verfrüht und weithergeholt betrachten, aber deren Voreingenommenheit mit der Goldbasis lies ihre Stimmen zu hallenden Querschlägern im Hinterland werden. Die akademischen Stimmen scheinen die Trends aus den Augen verloren zu haben, sie scheinen die lauten, auf die Felsen knallenden Wellenschläge der Inflation nicht zu vernehmen, deren Schadwirkung man an entfernten Küsten wohl kaum wahrnimmt. Sie scheinen das Neuland, das im Osten entsteht, gar nicht vorhersehen zu können - abgetrennt vom US-Dollar.
Sanktionen gegen den Iran schlagen in Eigenisolation um
In meinen letzten beiden Artikeln wurden die ungewollten Konsequenzen der Sanktionen gegen den Iran und die Gegenreaktionen beschrieben. Es wurden die Reaktionen der Schwellenwirtschaften beschrieben und aufgezeigt, welch schädliche Folgen es hat, wenn sich nicht US-Nationen damit auseinandersetzen müssen, wie man sich gegen das unkontrollierbare, ungezügelte, endlose Drucken von Falschgeld wehren kann.
Die Maßnahmen der USA haben eine Gegenreaktion in Gang gebracht, an deren Spitze allerdings nicht der Iran, sondern China steht. Die Menge bilateraler Verträge (begünstigt durch Währungsswap-Vereinbarungen) hat das globale Handelssystem deutlich in Schwung versetzt - eine hochkomplexe Ordnung. Das System erzwingt US-Dollarflüsse in bekannter Art, aber auf subtilerer Ebene erzwingt es auch die Einrichtung von Reservebankensystemen. Als Brasilien und China im Jahr 2007 die Einführung einer Währungsswap-Einrichtung ankündigten, um den US-Dollar bei der Begleichung von Handelsgeschäften zu umgehen, schenkte Jackass diesem Schritt Aufmerksamkeit wie ein Präriehund, der seinen Kopf mit gestreckter Wirbelsäule in den Himmel reckt.
Als Russland und China 2010 eine Swap-Einrichtung ankündigten, um den US-Dollar bei der Abwicklung von Handelsgeschäften zu umgehen, wurde Jackass wieder hellhörig. Die großen Handelswinde drehen. Man darf nicht die Bedeutung der verwobenen Beziehungen zwischen Handel und Banken übersehen, was der ahnungslosen Schar von US-Ökonomen häufig passiert. Als Japan und China dann letzten Monat eine Swap-Einrichtung ankündigten, um den US-Dollar bei der Abwicklung von Handelsgeschäften zu umgehen, kam Jackass zu dem Schluss, dass das Ende der staunassen Finanzfestung Amerikas nah sei. Hier haben wir die zwei wichtigsten asiatischen Exportmächte, die zusammen mit Südkorea das Kraftzentrum des gesamten Fernen Ostens bilden.
Möglicherweise wird der US-Dollar an gar nicht so vielen Fronten mit schwerem Geschütz attackiert, vielleicht wird er im selben Maße nur in die Bedeutungslosigkeit entlassen - d.h. er wird ignoriert und bleibt sich selbst überlassen in der freien Wildbahn, wo Wölfe und Drachen hausen. Hier ist auch eine Parallele zur COMEX zu erkennen, die als Börse ebenfalls in die Bedeutungslosigkeit entlassen wird, weil der Edelmetallhandel anderswo stattfinden wird - an Märkten, wo Privatkonten nicht gestohlen werden. Schon jetzt haben ganze Compliance-Abteilungen ab Januar die Nutzung der COMEX verboten, da hier zu viele Banditen übers Parkett stürmen. Wenn die US-Wirtschaft isoliert ist, hat sie keine andere Wahl, als eben jene Währung anzukaufen, die zum Kauf von Rohstoffen und Fertigwaren eben gebraucht wird. Infolgedessen wird der Wert des US-Dollars fallen.