Euro bleibt unter Druck, ein paar Worte zu Volcker und Draghi …
15.02.2010 | Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute morgen (07.35 Uhr) bei 1.3585, nachdem am Freitag im europäischen Handel Tiefstkurse bei 1.3532 markiert wurden. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 90.15 In der Folge notiert EUR-JPY bei 122.45 während EUR-CHF bei 1.4670 oszilliert.
Paul Volckers US-Bankenreformvorschläge würden Banken zwingen, ihr Bankgeschäft aufzugeben, wenn sie weiter aggressiven Eigenhandel betreiben wollen. Aggressiver Eigenhandel mit Banklizenz sollte nicht mehr zulässig sein. Große Finanzinstitutionen, die sich nachhaltig in spekulativen Geschäften engagieren, müssen auch scheitern können.
Diese Haltung Volckers verdeutlicht, daß er einer der wenigen Protagonisten der Finanzsphäre ist, die sich für die Funktionalität wirklich freier Märkte einsetzen. Daß diese Sichtweisen von Paul Volcker in dieser Form so vertreten werden, ist nicht erstaunlich. Volcker hat in seiner Amtszeit an der Spitze der US-Zentralbank eine unpopuläre aber effektive Hochzinspolitik betrieben, die wesentlich zur Gesundung der US-Wirtschaft beitrug.
Volcker steht dafür ein, daß Handeln zu Konsequenzen führt. Obama steht ein für eine Granularisierung des Finanzsystems, das dann wieder verstärkte Ansätze eines Polypols aufweisen würde, einem Charaktermerkmal das für freie Märkte unverzichtbar ist.
Wünschen wir beiden Protagonisten von Herzen Erfolg und das nötige Glück, da sich ansonsten freie Gesellschaften in wesentlichen Bereichen dem Diktat einiger weniger globaler Institutionen, die hierarchisch und damit undemokratisch organisiert sind, unterwerfen würden!
Es geht nicht nur um den Bestand von Banken & Co, es geht heute viel mehr um unsere Freiheit im eigentlichen Sinne!
EZB-Direktoriumsmitglied Draghi erklärte auf einer Veranstaltung in Neapel, daß die konjunkturelle Erholung vor allen Dingen in der Eurozone fragil sei und es keine mittelfristigen Inflationsrisiken gäbe. Wir nehmen seine Einlassungen zur Kenntnis.
Wir hören von vielen Unternehmen aus diversen Regionen, daß die Lagerbestände nahezu durchgängig sehr niedrig seien, daß die Nachfrage zum Teil überraschend stark angezogen ist und daß ein Mangel an Investitionen in den letzten gut 1 ½ Jahren sukzessive verstärkte Aktivitäten in diesem Bereich erforderlich macht.
Wir sind an dieser Stelle offen für Rückmeldungen aus dem Unternehmensbereich und bitten damit um Feedback, ob die hier geäußerte Sichtweise grundsätzlich in der Tendenz geteilt wird oder Widerspruch anzubringen ist. Antworten werden anonym behandelt.
All diese Umstände sprechen meines Erachtens nicht für eine fragile Erholung, sondern für ein nachhaltiges fortgesetztes Erholungspotential im Jahresverlauf 2010. Alle global verfügbaren Frühindikatoren deuten gleichfalls in diese Richtung! Das gilt insbesondere für die Schwellenländer, die heute einen Anteil in Höhe von circa 47 - 48% am Welt-BIP halten.
Was bezüglich der Einlassungen der EZB-Vertreter beruhigt ist fraglos, daß sie weder den Einbruch in 2008 noch die Erholung per 2. Hälfte 2009 richtig antizipierten. Kontinuität ist ein hohes Gut …
Die erste Schätzung des BIP der Eurozone per 4. Quartal 2009 enttäuschte mit einem Anstieg um nur +0,1% nach zuvor +0,4%. Die Prognose lag bei +0,3%.
Im Jahresvergleich kam es zu einem Rückgang um -2,1% nach zuvor -4,0% per 3. Quartal 2009. Deutschland (0,0%/P +0,2%) und Italien (-0,2%/P +0,1%) enttäuschten, Frankreich setzte mit +0,6% (P +0,5%) positive Akzente.
Der beigefügte Chart belegt jedoch deutlich die Fortsetzung der konjunkturellen Erholung in der Eurozone.
Die Industrieproduktion sank in der Eurozone per Dezember überraschend im Monatsvergleich um -1,7% nach zuvor +1,4% per November. Die Prognose war bei +0,2% angesiedelt.
Im Jahresvergleich kam es damit zu einem Rückgang um -5,0% nach zuvor -6,9% (revidiert von -7,1%).
Insgesamt konnten die Daten der Eurozone nicht überzeugen und lieferten damit weitere Katalysatoren für einen Rückgang des Euros. In der Folge wurde die Tiefstkurse des Euros innerhalb der aktuellen Abwärtsbewegung bei 1.3532 markiert.
Einzelhandelsumsätze nahmen in den USA per Januar im Monatsvergleich um 0,5% zu. Die Prognose war bei +0,3% angesiedelt. Der Vormonatswert wurde darüber hinaus von -0,3% auf -0,1% revidiert. Im Jahresvergleich ergab sich der dritte Anstieg in Folge, der sich per Januar auf +4,7% nach zuvor +5,5% stellte.
Der beigefügte Chart verdeutlicht den starken Einbruch per Ende 2008/Anfang 2009 und die sich dann entfaltende sukzessive Erholung, mit der circa gut 1/3 des Rückgang neutralisiert werden konnte.
Das Verbrauchervertrauen nach Lesart der Uni Michigan sank unerwartet laut vorläufiger Berechnung per Februar ausgehend von 74,4 um -0,7 auf nun 73,7 Punkte. Die Prognose war bei 75,0 Zählern angesiedelt. Die Bewertung der aktuellen Lage verbesserte sich von 81,1 auf 84,1 Punkte. Dagegen sank die Erwartungskomponente von 70,1 auf 66,9 Punkte.
Die Lagerbestände sind in den USA per Dezember um 0,2% gefallen. Analysten hatten eine Zunahme 0,2% erwartet. Der Vormonatswert wurde von +0,4% auf +0,5% nach oben revidiert. Der Gesamtabsatz erhöhte sich dagegen im Berichtsmonat um 0,9%. In der Folge sank das Verhältnis zwischen Lagerbestand und Absatz auf 1,26 nach zuvor 1,27 Monatsumsätzen. Die Spitze wurde hier per Januar 2009 bei 1,46 Monatsumsätzen markiert.
Heute stehen keine wesentlichen Veröffentlichungen an. Die USA erfreuen sich an einem weiteren Feiertag.
Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den USD favorisiert. Ein Überwinden des Widerstands bei 1.3730 - 60 dreht den negativen Bias des Euros.
Viel Erfolg!
© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank
Hinweis: Meinungen oder Empfehlungen geben die Einschätzung des jeweiligen Verfassers wieder und stellen nicht notwendigerweise die Meinung der Bremer Landesbank oder deren assoziierter Unternehmen dar. Sie können sich jederzeit ohne vorherige Ankündigung ändern. Die hier enthaltenen Aussagen sind nicht als Angebot oder Empfehlung bestimmter Anlageprodukte zu verstehen. Dies gilt auch dann, wenn einzelne Emittenten oder Wertpapiere erwähnt werden. Hier enthaltene Informationen können auf die individuellen Verhältnisse des Anlegers abgestellte, kundenspezifische und objektorientierte Beratung nicht ersetzen. Bitte setzen Sie sich deshalb mit Ihrem bei der Bremer Landesbank zuständigen Berater in Verbindung.
Paul Volckers US-Bankenreformvorschläge würden Banken zwingen, ihr Bankgeschäft aufzugeben, wenn sie weiter aggressiven Eigenhandel betreiben wollen. Aggressiver Eigenhandel mit Banklizenz sollte nicht mehr zulässig sein. Große Finanzinstitutionen, die sich nachhaltig in spekulativen Geschäften engagieren, müssen auch scheitern können.
Diese Haltung Volckers verdeutlicht, daß er einer der wenigen Protagonisten der Finanzsphäre ist, die sich für die Funktionalität wirklich freier Märkte einsetzen. Daß diese Sichtweisen von Paul Volcker in dieser Form so vertreten werden, ist nicht erstaunlich. Volcker hat in seiner Amtszeit an der Spitze der US-Zentralbank eine unpopuläre aber effektive Hochzinspolitik betrieben, die wesentlich zur Gesundung der US-Wirtschaft beitrug.
Volcker steht dafür ein, daß Handeln zu Konsequenzen führt. Obama steht ein für eine Granularisierung des Finanzsystems, das dann wieder verstärkte Ansätze eines Polypols aufweisen würde, einem Charaktermerkmal das für freie Märkte unverzichtbar ist.
Wünschen wir beiden Protagonisten von Herzen Erfolg und das nötige Glück, da sich ansonsten freie Gesellschaften in wesentlichen Bereichen dem Diktat einiger weniger globaler Institutionen, die hierarchisch und damit undemokratisch organisiert sind, unterwerfen würden!
Es geht nicht nur um den Bestand von Banken & Co, es geht heute viel mehr um unsere Freiheit im eigentlichen Sinne!
EZB-Direktoriumsmitglied Draghi erklärte auf einer Veranstaltung in Neapel, daß die konjunkturelle Erholung vor allen Dingen in der Eurozone fragil sei und es keine mittelfristigen Inflationsrisiken gäbe. Wir nehmen seine Einlassungen zur Kenntnis.
Wir hören von vielen Unternehmen aus diversen Regionen, daß die Lagerbestände nahezu durchgängig sehr niedrig seien, daß die Nachfrage zum Teil überraschend stark angezogen ist und daß ein Mangel an Investitionen in den letzten gut 1 ½ Jahren sukzessive verstärkte Aktivitäten in diesem Bereich erforderlich macht.
Wir sind an dieser Stelle offen für Rückmeldungen aus dem Unternehmensbereich und bitten damit um Feedback, ob die hier geäußerte Sichtweise grundsätzlich in der Tendenz geteilt wird oder Widerspruch anzubringen ist. Antworten werden anonym behandelt.
All diese Umstände sprechen meines Erachtens nicht für eine fragile Erholung, sondern für ein nachhaltiges fortgesetztes Erholungspotential im Jahresverlauf 2010. Alle global verfügbaren Frühindikatoren deuten gleichfalls in diese Richtung! Das gilt insbesondere für die Schwellenländer, die heute einen Anteil in Höhe von circa 47 - 48% am Welt-BIP halten.
Was bezüglich der Einlassungen der EZB-Vertreter beruhigt ist fraglos, daß sie weder den Einbruch in 2008 noch die Erholung per 2. Hälfte 2009 richtig antizipierten. Kontinuität ist ein hohes Gut …
Die erste Schätzung des BIP der Eurozone per 4. Quartal 2009 enttäuschte mit einem Anstieg um nur +0,1% nach zuvor +0,4%. Die Prognose lag bei +0,3%.
Im Jahresvergleich kam es zu einem Rückgang um -2,1% nach zuvor -4,0% per 3. Quartal 2009. Deutschland (0,0%/P +0,2%) und Italien (-0,2%/P +0,1%) enttäuschten, Frankreich setzte mit +0,6% (P +0,5%) positive Akzente.
Der beigefügte Chart belegt jedoch deutlich die Fortsetzung der konjunkturellen Erholung in der Eurozone.
Die Industrieproduktion sank in der Eurozone per Dezember überraschend im Monatsvergleich um -1,7% nach zuvor +1,4% per November. Die Prognose war bei +0,2% angesiedelt.
Im Jahresvergleich kam es damit zu einem Rückgang um -5,0% nach zuvor -6,9% (revidiert von -7,1%).
Insgesamt konnten die Daten der Eurozone nicht überzeugen und lieferten damit weitere Katalysatoren für einen Rückgang des Euros. In der Folge wurde die Tiefstkurse des Euros innerhalb der aktuellen Abwärtsbewegung bei 1.3532 markiert.
Einzelhandelsumsätze nahmen in den USA per Januar im Monatsvergleich um 0,5% zu. Die Prognose war bei +0,3% angesiedelt. Der Vormonatswert wurde darüber hinaus von -0,3% auf -0,1% revidiert. Im Jahresvergleich ergab sich der dritte Anstieg in Folge, der sich per Januar auf +4,7% nach zuvor +5,5% stellte.
Der beigefügte Chart verdeutlicht den starken Einbruch per Ende 2008/Anfang 2009 und die sich dann entfaltende sukzessive Erholung, mit der circa gut 1/3 des Rückgang neutralisiert werden konnte.
Das Verbrauchervertrauen nach Lesart der Uni Michigan sank unerwartet laut vorläufiger Berechnung per Februar ausgehend von 74,4 um -0,7 auf nun 73,7 Punkte. Die Prognose war bei 75,0 Zählern angesiedelt. Die Bewertung der aktuellen Lage verbesserte sich von 81,1 auf 84,1 Punkte. Dagegen sank die Erwartungskomponente von 70,1 auf 66,9 Punkte.
Die Lagerbestände sind in den USA per Dezember um 0,2% gefallen. Analysten hatten eine Zunahme 0,2% erwartet. Der Vormonatswert wurde von +0,4% auf +0,5% nach oben revidiert. Der Gesamtabsatz erhöhte sich dagegen im Berichtsmonat um 0,9%. In der Folge sank das Verhältnis zwischen Lagerbestand und Absatz auf 1,26 nach zuvor 1,27 Monatsumsätzen. Die Spitze wurde hier per Januar 2009 bei 1,46 Monatsumsätzen markiert.
Heute stehen keine wesentlichen Veröffentlichungen an. Die USA erfreuen sich an einem weiteren Feiertag.
Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den USD favorisiert. Ein Überwinden des Widerstands bei 1.3730 - 60 dreht den negativen Bias des Euros.
Viel Erfolg!
© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank
Hinweis: Meinungen oder Empfehlungen geben die Einschätzung des jeweiligen Verfassers wieder und stellen nicht notwendigerweise die Meinung der Bremer Landesbank oder deren assoziierter Unternehmen dar. Sie können sich jederzeit ohne vorherige Ankündigung ändern. Die hier enthaltenen Aussagen sind nicht als Angebot oder Empfehlung bestimmter Anlageprodukte zu verstehen. Dies gilt auch dann, wenn einzelne Emittenten oder Wertpapiere erwähnt werden. Hier enthaltene Informationen können auf die individuellen Verhältnisse des Anlegers abgestellte, kundenspezifische und objektorientierte Beratung nicht ersetzen. Bitte setzen Sie sich deshalb mit Ihrem bei der Bremer Landesbank zuständigen Berater in Verbindung.