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Gold verzeichnet in Euro ein neues Allzeithoch

16.02.2010  |  Eugen Weinberg
Energie

Der WTI-Ölpreis kann dank freundlicher Aktienmärkte und eines etwas schwächeren US-Dollar auf knapp 75 USD je Barrel steigen. Der Ölpreis befindet sich somit wieder in der Mitte der seit Oktober bestehenden Handelsspanne. Angesichts der hohen kommerziellen Lagerbestände an Rohöl und Ölprodukten, der schwachen Raffinerienachfrage in der westlichen Welt und der steigenden OPEC-Produktion sehen wir mittelfristig weiterhin Abwärtsrisiken für den Ölpreis. Die schwache Ölnachfrage schlägt sich auch in fallenden Tankerraten nieder. So fielen die Tankerraten für die Route vom Mittleren Osten nach Japan innerhalb einer Woche um 17% und für jene in die USA um knapp 7%. Dadurch dürfte die Zwischenlagerung von Öl und Ölprodukten auf Tankschiffen wieder attraktiver werden. Denn die Tankerraten sind neben der Lage der Terminkurve die zweite wichtige Determinante für die Rentabilität von Arbitragegeschäften.

Durch die Verflachung der Terminkurve wurden die Arbitragegeschäfte zuletzt weniger attraktiv und teilweise aufgelöst. Dies dürfte mit zum jüngsten Anstieg der Lagerbestände an Rohöl und Ölprodukten und zum Rückgang der Tankerraten beigetragen haben. Schätzungen des Schiffsbrokers SSY zufolge sank das Volumen des zu Arbitragezwecken auf Tankschiffen zwischengelagerten Rohöls und Ölprodukten Ende Januar auf 100 Mio. Barrel, verglichen mit 125 Mio. Barrel Ende 2009. Die Zahl der zu diesem Zweck genutzten Supertanker (VLCCs) soll in diesem Zeitraum von 22 auf 14 gesunken sein. Aufgrund des gestrigen US-Feiertages werden die API-Lagerdaten erst morgen veröffentlicht und die DOE-Daten am Donnerstag.


Edelmetalle

Gold befindet sich weiter im Aufwind. In Euro gerechnet steigt der Goldpreis heute auf ein Allzeithoch von 818 EUR je Feinunze. Auch in US-Dollar legt Gold weiter zu und kann wieder die psychologisch wichtige Marke von 1.100 USD je Feinunze überwinden. Damit hat der Goldpreis sowohl in US-Dollar als auch in Euro innerhalb einer Woche über 4% zugelegen können. Neben den langfristigen Inflationsängsten treiben offensichtlich auch die Risiken im Euroraum Anleger derzeit in Gold. Das bestimmende Thema bleibt dabei Griechenland. Hier erwarten sich die Marktteilnehmer vom Treffen der EU-Finanzminister Details zu möglichen Hilfsmaßnahmen für das Land.

Das einzige greifbare Ergebnis vom zweitägigen Ministertreffen ist bislang, dass Griechenland aufgefordert wurde, zusätzliche Maßnahmen zu treffen, falls das Defizitziel für dieses Jahr in Gefahr gerät. Griechenlands Schuldenkrise bleibt also ein Damoklesschwert, was dazu führt, dass Gold aktuell wieder als sicherer Hafen angesehen wird. Daher erwarten wir kurzfristig weiter steigende Goldpreise. Skeptisch stimmt allerdings, dass der weltgrößte Gold-ETF, SPDR Gold Trust, weiterhin keine Zuflüsse verzeichnet. Wahrscheinlich ist der Goldpreisanstieg auf spekulative Anleger zurückzuführen. Aufschluss darüber können die Daten zur Marktpositionierung liefern, welche bis einschließlich des heutigen Tages nach Handelsschluss am Freitag veröffentlicht werden.

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Industriemetalle

Bedingt durch das chinesische Neujahrsfest, im Zuge dessen nahezu alle wirtschaftlichen Aktivitäten in China in dieser Woche ruhen und auch die Börse in Shanghai geschlossen bleibt sowie dem Feiertag in den USA kam es an den Metallmärkten gestern zu einem ruhigen Handelsverlauf mit nur geringer Volatilität. Heute Morgen werden die Metallpreise von einem schwächeren US-Dollar unterstützt und können in der Breite zulegen. Kupfer notiert wieder bei fast 7.000 USD je Tonne und hat damit innerhalb von nur sieben Tagen die Hälfte der Verluste der vorausgegangenen Wochen aufgeholt.

Bei den anderen Industriemetallen sieht es zum Teil ähnlich aus. Die Metallpreise profitieren zudem von einem offensichtlichen Anziehen der Nachfrage, die sich in einer steigenden Anzahl der gekündigten LME-Lagerscheine (s.g. cancelled warrants) widerspiegelt, welche die künftigen Lagerabgänge anzeigen. Für Kupfer sind die gekündigten Lagerscheine in den letzten Tagen auf 16,4 Tsd. Tonnen und damit den höchsten Stand seit Mitte Juni gestiegen. Ende letzten Jahres lagen diese im Tief bei lediglich 675 Tonnen.

Der Anstieg der gekündigten Lagerscheine für Aluminium ist ebenfalls stark ausgeprägt. Mit 295,2 Tsd. Tonnen entsprechen diese mittlerweile über 6% der gesamten LME-Lagerbestände. Vor einem Jahr lagen sie noch bei nur 26 Tsd. Tonnen. Ein Anstieg der gekündigten Lagerscheine wird nicht nur als Indiz einer steigenden Nachfrage angesehen, sondern stützt oftmals die Metallpreise.


Agrarrohstoffe

Die unlängst zu Ende gegangene Weizenernte in Australien wird vom staatlichen australischen Rohstoffforschungsinstitut ABARE auf 21,7 Mio. Tonnen geschätzt. Das sind 3,4% mehr als vor einem Jahr, liegt aber etwas unter der Prognose vom Dezember in Höhe von 22 Mio. Tonnen. Ungünstige Witterungsbedingungen haben zu einem etwas geringeren Ernteertrag geführt als zunächst prognostiziert. Zu Beginn der Ernte reichten die Schätzungen sogar bis 23,5 Mio. Tonnen. Das USDA schätzte in seinem letzten Monatsbericht die australische Weizenernte noch auf 22,5 Mio. Tonnen. Gleichwohl ist die Ernte damit noch immer die beste seit vier Jahren und dürfte zum globalen Überangebot an Weizen beitragen. Australien gehört zu den fünf größten Weizenexporteuren weltweit und konkurriert mit den USA, Europa, Kanada und den GUS-Staaten um die Abnehmer in Brasilien, dem Mittleren Osten, Nordafrika und Südostasien.

Der Weizenpreis kann heute dennoch um knapp 2% auf 4,95 USD je Scheffel zulegen. Dabei dürfte es sich um Shorteindeckungen seitens der spekulativen Finanzanleger gehandelt haben. Wir hatten gestern darauf hingewiesen, dass die spekulativen Netto-Short-Positionen in der vergangenen Woche auf einen Rekordwert von knapp 50 Tsd. Kontrakten gestiegen waren und es im Zuge von Shorteindeckungen zu einem Preisanstieg über 5 USD kommen kann.


Terminkurven ausgewählter Rohstoffe: aktuell, vor einer Woche und vor einem Monat

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© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets





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