Währungskriege: Peter Schiff im Interview mit Jim Rickards
17.02.2012 | Peter Schiff
Ein Wall-Street-Profi namens James Rickards veröffentlichte vor Kurzem ein Buch mit dem Titel Currency Wars: The Making of the Next Global Crisis, das gerade in aller Munde ist. Peter Schiff, Chef von Euro Pacific Precious Metals, hebt häufig hervor, dass der Entwertungswettkampf unter den Währungen die wichtigste treibende Kraft für unsere Gold- und Silberinvestitionen ist. Vor Kurzem traf sich Peter Schiff mit James Rickard, um ihn zu seiner Sicht auf diese Währungskriege zu befragen und um herauszufinden, welche Empfehlungen er Investoren geben kann, die ihr Vermögen in diesen turbulenten Zeiten schützen wollen.
Peter Schiff: Sie stellen die jüngste Geldgeschichte als eine Abfolge von Währungskriegen dar: Der erste dauerte von 1921-1936, der zweite von 1967-1987, und der dritte läuft gerade. Das klingt für mich stimmig. Übrigens begann sich mein Vater damals in den 60ern mit Ökonomie zu beschäftigen, weil er die Konsequenzen dessen, was Sie den 2.Währungskrieg nennen, beobachten konnte. Was genau unterscheidet diese Kriege voneinander, und was ist das wichtigste am aktuell laufenden Währungskrieg?
James Rickards: Währungskriege zeichnen sich dadurch aus, dass große Wirtschaftsräume ihre Währungen gegenseitig entwerten; große Handelspartner werten ihre Währungen ab, um den anderen Handelspartnern Wachstum zu stehlen.
Das ist eine Gemeinsamkeit aller Währungskriege, die einzelnen Währungskriege können allerdings unter ganz unterschiedlichen wirtschaftlichen Bedingungen entstehen und ganz unterschiedlich verlaufen. Im 1.Währungskrieg (1921-1936) dominierten deflationäre Dynamiken, im 2.Währungskrieg (1967-1987) hingegen die Inflation. Zudem endete der 1.Währungskrieg in der Kataststrophe des 2.Weltkriegs, wohingegen der 2.Währungskrieg zu einem sanfteren Ende gebracht werden konnte - und zwar mit dem Plaza-Abkommen von 1985 und Louvre-Abkommen von 1987.
Abgesehen von den Entwertungen glichen sich die ersten beiden Währungskriege dahingehend, dass das gerade das Fehlen von Preisstabilität und ökonomischer Verankerung zur Zerstörung von Vermögen führte.
Im 3.Währungskrieg, der im Jahr 2010 begann, zeigt sich jetzt interessanterweise ein regelrechtes Tauziehen zwischen natürlicher Deflation, die mit der 2007 beginnenden Depression kam, und politisch verursachter und geförderter Inflation - in USA verursacht durch die quantitativen Lockerungen der Fed. Die deflationären und inflationären Vektoren bekämpfen sich gegenseitig, was vorübergehend zu einem Stillstand geführt hat. Die Situation ist jedoch höchst instabil und wird früher oder später in die eine oder andere Richtung "umschlagen“. Aktuell scheint es wahrscheinlicher, dass alles in eine inflationäre Entwicklung mit Tendenz zur Hyperinflation umschlägt, weil die Devise der Fed "Gelddrucken um jeden Preis" lautet. Aber auch eine Deflation kann nicht ausgeschlossen werden, sollte die Fed dem politischen Widerstand letztendlich nachgeben.
Peter Schiff: Wir sind beide der Meinung, dass der Dollar auf dem Weg zum Ruin ist. Wir beide haben drastische Prognosen abgegeben, wie die Regierung angesichts eines Zusammenbruchs des Dollar reagieren könnte. Wie wird dieses Szenario aus Ihrer Sicht ablaufen?
James Rickards: Der Dollar steht nicht zwangsläufig vor dem Ruin, derzeit kann ein solches Ende aber als sehr wahrscheinlich gelten. Der am Rande des Ruins stehende Dollar hat immer noch Zeit, einen Rückzieher zu machen, was aber eine Reihe ganz bestimmter politischer Maßnahmen voraussetzt: Auflösung von Großbanken, Verbot von Derivaten, Anhebung der Zinssätze, um die USA wieder zum Kapitalmagnet zu machen, Kürzung der Staatsausgaben, Abschaffung von Kapitalertrags- und Körperschaftssteuern, Übergang zu einer Pauschalbesteuerung und Abbau von Regulierungen für Unternehmen, die Arbeitsplätze schaffen. Es ist jedoch wenig wahrscheinlich, dass solche politischen Maßnahmen ergriffen werden - also muss auch das Szenario eines Zusammenbruchs des US-Dollars in Betracht gezogen werden.
Nur wenige US-Bürger kennen das International Economic Emergency Powers Act (IEEPA, in Deutsch ungefähr: Internationale Wirtschaftsnotstandsgesetze). Es gibt jedem US-Präsidenten diktatorische Machtbefugnisse hinsichtlich der Einfrierung von Konten, der Beschlagnahmung von Vermögen, der Verstaatlichung von Banken, es sieht auch andere radikale Maßnahmen vor, um den wirtschaftlichen Zusammenbruch im Namen der nationalen Sicherheit zu bekämpfen. Angesichts dieser Machtbefugnisse ist es vorstellbar, dass eine ganze Reihe von Maßnahmen auch verabschiedet wird - so auch die Beschlagnahmung der 6.000 t ausländischen Goldes, die von der Federal Reserve Bank of New York gelagert werden. Zusammen mit dem bereits existierenden staatlichen Goldschatz der USA von 8.000 Tonnen, wären die USA in Zukunft eine Gold-Supermacht, die über die Gestaltung des Internationalen Geldsystems bestimmt, so wie im Jahr 1944 mit Bretton Woods.
Peter Schiff: Sie stellen die jüngste Geldgeschichte als eine Abfolge von Währungskriegen dar: Der erste dauerte von 1921-1936, der zweite von 1967-1987, und der dritte läuft gerade. Das klingt für mich stimmig. Übrigens begann sich mein Vater damals in den 60ern mit Ökonomie zu beschäftigen, weil er die Konsequenzen dessen, was Sie den 2.Währungskrieg nennen, beobachten konnte. Was genau unterscheidet diese Kriege voneinander, und was ist das wichtigste am aktuell laufenden Währungskrieg?
James Rickards: Währungskriege zeichnen sich dadurch aus, dass große Wirtschaftsräume ihre Währungen gegenseitig entwerten; große Handelspartner werten ihre Währungen ab, um den anderen Handelspartnern Wachstum zu stehlen.
Das ist eine Gemeinsamkeit aller Währungskriege, die einzelnen Währungskriege können allerdings unter ganz unterschiedlichen wirtschaftlichen Bedingungen entstehen und ganz unterschiedlich verlaufen. Im 1.Währungskrieg (1921-1936) dominierten deflationäre Dynamiken, im 2.Währungskrieg (1967-1987) hingegen die Inflation. Zudem endete der 1.Währungskrieg in der Kataststrophe des 2.Weltkriegs, wohingegen der 2.Währungskrieg zu einem sanfteren Ende gebracht werden konnte - und zwar mit dem Plaza-Abkommen von 1985 und Louvre-Abkommen von 1987.
Abgesehen von den Entwertungen glichen sich die ersten beiden Währungskriege dahingehend, dass das gerade das Fehlen von Preisstabilität und ökonomischer Verankerung zur Zerstörung von Vermögen führte.
Im 3.Währungskrieg, der im Jahr 2010 begann, zeigt sich jetzt interessanterweise ein regelrechtes Tauziehen zwischen natürlicher Deflation, die mit der 2007 beginnenden Depression kam, und politisch verursachter und geförderter Inflation - in USA verursacht durch die quantitativen Lockerungen der Fed. Die deflationären und inflationären Vektoren bekämpfen sich gegenseitig, was vorübergehend zu einem Stillstand geführt hat. Die Situation ist jedoch höchst instabil und wird früher oder später in die eine oder andere Richtung "umschlagen“. Aktuell scheint es wahrscheinlicher, dass alles in eine inflationäre Entwicklung mit Tendenz zur Hyperinflation umschlägt, weil die Devise der Fed "Gelddrucken um jeden Preis" lautet. Aber auch eine Deflation kann nicht ausgeschlossen werden, sollte die Fed dem politischen Widerstand letztendlich nachgeben.
Peter Schiff: Wir sind beide der Meinung, dass der Dollar auf dem Weg zum Ruin ist. Wir beide haben drastische Prognosen abgegeben, wie die Regierung angesichts eines Zusammenbruchs des Dollar reagieren könnte. Wie wird dieses Szenario aus Ihrer Sicht ablaufen?
James Rickards: Der Dollar steht nicht zwangsläufig vor dem Ruin, derzeit kann ein solches Ende aber als sehr wahrscheinlich gelten. Der am Rande des Ruins stehende Dollar hat immer noch Zeit, einen Rückzieher zu machen, was aber eine Reihe ganz bestimmter politischer Maßnahmen voraussetzt: Auflösung von Großbanken, Verbot von Derivaten, Anhebung der Zinssätze, um die USA wieder zum Kapitalmagnet zu machen, Kürzung der Staatsausgaben, Abschaffung von Kapitalertrags- und Körperschaftssteuern, Übergang zu einer Pauschalbesteuerung und Abbau von Regulierungen für Unternehmen, die Arbeitsplätze schaffen. Es ist jedoch wenig wahrscheinlich, dass solche politischen Maßnahmen ergriffen werden - also muss auch das Szenario eines Zusammenbruchs des US-Dollars in Betracht gezogen werden.
Nur wenige US-Bürger kennen das International Economic Emergency Powers Act (IEEPA, in Deutsch ungefähr: Internationale Wirtschaftsnotstandsgesetze). Es gibt jedem US-Präsidenten diktatorische Machtbefugnisse hinsichtlich der Einfrierung von Konten, der Beschlagnahmung von Vermögen, der Verstaatlichung von Banken, es sieht auch andere radikale Maßnahmen vor, um den wirtschaftlichen Zusammenbruch im Namen der nationalen Sicherheit zu bekämpfen. Angesichts dieser Machtbefugnisse ist es vorstellbar, dass eine ganze Reihe von Maßnahmen auch verabschiedet wird - so auch die Beschlagnahmung der 6.000 t ausländischen Goldes, die von der Federal Reserve Bank of New York gelagert werden. Zusammen mit dem bereits existierenden staatlichen Goldschatz der USA von 8.000 Tonnen, wären die USA in Zukunft eine Gold-Supermacht, die über die Gestaltung des Internationalen Geldsystems bestimmt, so wie im Jahr 1944 mit Bretton Woods.