Spekulative Anleger treiben Ölpreis über 80 USD
22.02.2010 | Eugen Weinberg
Energie
Der WTI-Ölpreis ist zum Wochenauftakt auf ein 6-Wochenhoch von 80,5 USD je Barrel gestiegen. Der Ölpreis befindet sich damit am oberen Ende der seit vier Monaten bestehenden Handelsspanne. Der Preisanstieg seit Mitte Februar ist in erster Linie auf spekulative Finanzanleger zurückzuführen. Die spekulativen Netto-Long-Positionen sind in der Woche zum 16. Februar um 32 Tsd. auf 120.441 Kontrakte gestiegen. Angesichts der schwachen Fundamentaldaten erachten wir ein dauerhaftes Verweilen über der Marke von 80 USD als unwahrscheinlich und rechnen mit einer Korrektur, sobald die Unterstützung durch die Investmentnachfrage nachlässt.
Der wichtigste Stützpfeiler der physischen Ölnachfrage ist weiterhin China, welches im Januar nach Angaben des Verbandes der chinesischen Petroleum- und Chemieindustrie 30,14 Mio. Tonnen Rohöl (7,1 Mio. Barrel pro Tag) zu Ölprodukten verarbeitet hat und damit 29% mehr als vor einem Jahr. Die Produktion von Ölprodukten stieg demnach um 24,4% auf 18,6 Mio. Tonnen. Allerdings wird der tatsächliche Verbrauch an Rohöl und Ölprodukten dadurch überzeichnet. Zum einen ist China bereits seit einigen Monaten Nettoexporteur von Benzin und Diesel. Wie die chinesische Nachrichtenagentur Xinhua außerdem berichtet, belaufen sich die Lagerbestände an Rohöl und Ölprodukten per Ende Januar auf 26,8 Mio. bzw. 18 Mio. Tonnen. Darunter sind 6,68 Mio. Tonnen Benzin und 9,53 Mio. Tonnen Diesel. Angesichts dessen ist in den kommenden Monaten mit einer geringeren Importtätigkeit Chinas zu rechnen.
Edelmetalle
Der Goldpreis notiert zum Wochenbeginn nahezu unverändert bei 1.125 USD je Feinunze. In Euro notiert der Goldpreis nur knapp unter dem am Freitag verzeichneten Allzeithoch von 830 EUR je Feinunze. Die spekulativen Finanzanleger haben ihre Netto-Long-Positionen in der Woche zum 16. Februar um 4,4 Tsd. auf 157,2 Tsd. Kontrakte ausgeweitet und damit maßgeblich zum Anstieg des Goldpreises beigetragen. Dies wird auch durch die momentan nur verhaltene physische Nachfrage bestätigt. Der SPDR Gold Trust berichtete für vergangenen Freitag wieder Abflüsse von knapp 2 Tonnen.
Gemäß Angaben des Research- und Analysehauses VM Group haben die Goldminenproduzenten im vierten Quartal des vergangenen Jahres ihre Absicherungsgeschäfte im großen Stil aufgelöst (s.g. De-Hedging). Das weltweite Hedge-Buch schrumpfte allein zwischen Oktober und Dezember um 4 Mio. auf 7,9 Mio. Unzen bzw. 245 Tonnen. Im gesamten letzten Jahr wurden Hedge-Positionen in Höhe von 8 Mio. Unzen aufgelöst. Barrick Gold Corp., der weltweit größte Goldminenproduzent, hatte daran den größten Anteil und hat sein Hedge-Buch komplett geschlossen. Das De-Hedging der Goldminenproduzenten dürfte sich zwar in diesem Jahr fortsetzen, wahrscheinlich jedoch mit einer deutlich geringeren Geschwindigkeit. Damit sollte auch eine große Komponente auf der Nachfrageseite an Einfluss verlieren und den Goldpreis von dieser Warte her nur noch geringfügig unterstützen.
Industriemetalle
Die Kupfer- und Zinkpreise an der Börse Shanghai sind heute zwischenzeitlich um mehr als 6% gestiegen. Hierbei dürfte es sich allerdings um einen Nachholeffekt handeln, nachdem die Preise an der Börse in London in der letzten Woche deutlich zugelegt haben. Dieser fiel zudem geringer aus als erwartet. Auch die chinesischen Aktienmärkte zeigen sich am ersten Handelstag nach den Feierlichkeiten zum Neujahrsfest erstaunlich schwach. Die Metallpreise an der LME legen zum Wochenauftakt eine Verschnaufpause ein und tendieren in der Breite schwächer. Die spekulativen Finanzanleger bei Kupfer haben in der Woche zum 16. Februar ihre Netto-Long-Positionen zum ersten Mal seit drei Wochen auf 13,8 Tsd. Kontrakte wieder ausgeweitet und somit zum Anstieg des Kupferpreises beigetragen.
Unterdessen scheinen sich die Aussichten für Aluminium weiter zu verbessern. So sieht der weltweit größte Aluminiumproduzent, UC Rusal aus Russland, erste Anzeichen einer Erholung und plant daher, seine Produktion in diesem Jahr um 3% zu erhöhen. Dass sich die globale Nachfrage erholt, zeigt sich auch in gestiegenen chinesischen Aluminiumexporten. Der größte chinesische Aluminiumhersteller, Chinalco, hatte unlängst die Meinung geäußert, dass die chinesische Aluminiumnachfrage in diesem Jahr deutlich um 23% steigen könnte. China könnte daher wieder zum Netto-Importeur von Aluminium werden, nachdem das Land im Dezember Netto-Exporteur war. Dies dürfte den Aluminiumpreis tendenziell unterstützen. Allerdings weist der Markt weiterhin einen hohen Angebotsüberschuss auf. Einhergehend mit hohen Lagerbeständen sollte dies einen möglichen Anstieg des Aluminiumpreises daher bremsen.
Agrarrohstoffe
Der Bestand an US-Mastrindern ist im Januar nach Angaben des US-Landwirtschaftsministeriums auf knapp 11 Mio. Tiere gesunken. Das sind 2,6% weniger als vor einem Jahr und der niedrigste Januarwert seit sieben Jahren. Während von den Mastbetrieben 2,1% mehr Rinder zur Schlachtung gegeben wurden als vor Jahresfrist, sank der Zugang neuer Mastrinder um 1,8%. Grund hierfür sind die feuchten bzw. schneereichen Witterungsbedingungen in den großen Prärien zwischen Texas und Nebraska, wo der Großteil der US-Rinderherden gehalten wird. Denn dadurch steigt der Energiebedarf der Rindermast erheblich.
Zudem nimmt das Risiko von Tiererkrankungen zu. Der geringere Bestand an Mastrindern dürfte sich mit Verzögerung in einem geringeren Angebot an (schlachtreifen) Lebendrindern niederschlagen. Der Preis für Lebendrind ist bereits auf ein 15-Monatshoch von 93 US-Cents je Pfund gestiegen und dürfte weiter zulegen. Weitere Details zu den Fleisch- und Viehmärkten finden Sie in unserer heute veröffentlichten Studie Rohstoffe kompakt Agrarrohstoffe: "Meat me - Ein Blick auf Rinder und Schweine lohnt".
CFTC Daten: Netto-Long Positionen spekulativer Finanzanleger vs. Preis
Terminkurven ausgewählter Rohstoffe: aktuell, vor einer Woche und vor einem Monat
© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst
Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets
Diese Ausarbeitung dient ausschließlich Informationszwecken und stellt weder eine individuelle Anlageempfehlung noch ein Angebot zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren oder sonstigen Finanzinstrumenten dar. Sie soll lediglich eine selbständige Anlageentscheidung des Kunden erleichtern und ersetzt nicht eine anleger- und anlagegerechte Beratung. Die in der Ausarbeitung enthaltenen Informationen wurden sorgfältig zusammengestellt. Eine Gewähr für die Richtigkeit und Vollständigkeit kann jedoch nicht übernommen werden. Einschätzungen und Bewertungen reflektieren die Meinung des Verfassers im Zeitpunkt der Erstellung der Ausarbeitung und können sich ohne vorherige Ankündigung ändern.
Der WTI-Ölpreis ist zum Wochenauftakt auf ein 6-Wochenhoch von 80,5 USD je Barrel gestiegen. Der Ölpreis befindet sich damit am oberen Ende der seit vier Monaten bestehenden Handelsspanne. Der Preisanstieg seit Mitte Februar ist in erster Linie auf spekulative Finanzanleger zurückzuführen. Die spekulativen Netto-Long-Positionen sind in der Woche zum 16. Februar um 32 Tsd. auf 120.441 Kontrakte gestiegen. Angesichts der schwachen Fundamentaldaten erachten wir ein dauerhaftes Verweilen über der Marke von 80 USD als unwahrscheinlich und rechnen mit einer Korrektur, sobald die Unterstützung durch die Investmentnachfrage nachlässt.
Der wichtigste Stützpfeiler der physischen Ölnachfrage ist weiterhin China, welches im Januar nach Angaben des Verbandes der chinesischen Petroleum- und Chemieindustrie 30,14 Mio. Tonnen Rohöl (7,1 Mio. Barrel pro Tag) zu Ölprodukten verarbeitet hat und damit 29% mehr als vor einem Jahr. Die Produktion von Ölprodukten stieg demnach um 24,4% auf 18,6 Mio. Tonnen. Allerdings wird der tatsächliche Verbrauch an Rohöl und Ölprodukten dadurch überzeichnet. Zum einen ist China bereits seit einigen Monaten Nettoexporteur von Benzin und Diesel. Wie die chinesische Nachrichtenagentur Xinhua außerdem berichtet, belaufen sich die Lagerbestände an Rohöl und Ölprodukten per Ende Januar auf 26,8 Mio. bzw. 18 Mio. Tonnen. Darunter sind 6,68 Mio. Tonnen Benzin und 9,53 Mio. Tonnen Diesel. Angesichts dessen ist in den kommenden Monaten mit einer geringeren Importtätigkeit Chinas zu rechnen.
Edelmetalle
Der Goldpreis notiert zum Wochenbeginn nahezu unverändert bei 1.125 USD je Feinunze. In Euro notiert der Goldpreis nur knapp unter dem am Freitag verzeichneten Allzeithoch von 830 EUR je Feinunze. Die spekulativen Finanzanleger haben ihre Netto-Long-Positionen in der Woche zum 16. Februar um 4,4 Tsd. auf 157,2 Tsd. Kontrakte ausgeweitet und damit maßgeblich zum Anstieg des Goldpreises beigetragen. Dies wird auch durch die momentan nur verhaltene physische Nachfrage bestätigt. Der SPDR Gold Trust berichtete für vergangenen Freitag wieder Abflüsse von knapp 2 Tonnen.
Gemäß Angaben des Research- und Analysehauses VM Group haben die Goldminenproduzenten im vierten Quartal des vergangenen Jahres ihre Absicherungsgeschäfte im großen Stil aufgelöst (s.g. De-Hedging). Das weltweite Hedge-Buch schrumpfte allein zwischen Oktober und Dezember um 4 Mio. auf 7,9 Mio. Unzen bzw. 245 Tonnen. Im gesamten letzten Jahr wurden Hedge-Positionen in Höhe von 8 Mio. Unzen aufgelöst. Barrick Gold Corp., der weltweit größte Goldminenproduzent, hatte daran den größten Anteil und hat sein Hedge-Buch komplett geschlossen. Das De-Hedging der Goldminenproduzenten dürfte sich zwar in diesem Jahr fortsetzen, wahrscheinlich jedoch mit einer deutlich geringeren Geschwindigkeit. Damit sollte auch eine große Komponente auf der Nachfrageseite an Einfluss verlieren und den Goldpreis von dieser Warte her nur noch geringfügig unterstützen.
Industriemetalle
Die Kupfer- und Zinkpreise an der Börse Shanghai sind heute zwischenzeitlich um mehr als 6% gestiegen. Hierbei dürfte es sich allerdings um einen Nachholeffekt handeln, nachdem die Preise an der Börse in London in der letzten Woche deutlich zugelegt haben. Dieser fiel zudem geringer aus als erwartet. Auch die chinesischen Aktienmärkte zeigen sich am ersten Handelstag nach den Feierlichkeiten zum Neujahrsfest erstaunlich schwach. Die Metallpreise an der LME legen zum Wochenauftakt eine Verschnaufpause ein und tendieren in der Breite schwächer. Die spekulativen Finanzanleger bei Kupfer haben in der Woche zum 16. Februar ihre Netto-Long-Positionen zum ersten Mal seit drei Wochen auf 13,8 Tsd. Kontrakte wieder ausgeweitet und somit zum Anstieg des Kupferpreises beigetragen.
Unterdessen scheinen sich die Aussichten für Aluminium weiter zu verbessern. So sieht der weltweit größte Aluminiumproduzent, UC Rusal aus Russland, erste Anzeichen einer Erholung und plant daher, seine Produktion in diesem Jahr um 3% zu erhöhen. Dass sich die globale Nachfrage erholt, zeigt sich auch in gestiegenen chinesischen Aluminiumexporten. Der größte chinesische Aluminiumhersteller, Chinalco, hatte unlängst die Meinung geäußert, dass die chinesische Aluminiumnachfrage in diesem Jahr deutlich um 23% steigen könnte. China könnte daher wieder zum Netto-Importeur von Aluminium werden, nachdem das Land im Dezember Netto-Exporteur war. Dies dürfte den Aluminiumpreis tendenziell unterstützen. Allerdings weist der Markt weiterhin einen hohen Angebotsüberschuss auf. Einhergehend mit hohen Lagerbeständen sollte dies einen möglichen Anstieg des Aluminiumpreises daher bremsen.
Agrarrohstoffe
Der Bestand an US-Mastrindern ist im Januar nach Angaben des US-Landwirtschaftsministeriums auf knapp 11 Mio. Tiere gesunken. Das sind 2,6% weniger als vor einem Jahr und der niedrigste Januarwert seit sieben Jahren. Während von den Mastbetrieben 2,1% mehr Rinder zur Schlachtung gegeben wurden als vor Jahresfrist, sank der Zugang neuer Mastrinder um 1,8%. Grund hierfür sind die feuchten bzw. schneereichen Witterungsbedingungen in den großen Prärien zwischen Texas und Nebraska, wo der Großteil der US-Rinderherden gehalten wird. Denn dadurch steigt der Energiebedarf der Rindermast erheblich.
Zudem nimmt das Risiko von Tiererkrankungen zu. Der geringere Bestand an Mastrindern dürfte sich mit Verzögerung in einem geringeren Angebot an (schlachtreifen) Lebendrindern niederschlagen. Der Preis für Lebendrind ist bereits auf ein 15-Monatshoch von 93 US-Cents je Pfund gestiegen und dürfte weiter zulegen. Weitere Details zu den Fleisch- und Viehmärkten finden Sie in unserer heute veröffentlichten Studie Rohstoffe kompakt Agrarrohstoffe: "Meat me - Ein Blick auf Rinder und Schweine lohnt".
CFTC Daten: Netto-Long Positionen spekulativer Finanzanleger vs. Preis
Terminkurven ausgewählter Rohstoffe: aktuell, vor einer Woche und vor einem Monat
© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst
Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets
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