Ölpreis wieder bei 80 USD
25.02.2010 | Eugen Weinberg
Energie
Der WTI-Ölpreis konnte in der Nacht kurzzeitig über die Marke von 80 USD je Barrel steigen. Unterstützung gaben die vom US-Energieministerium veröffentlichten Lagerdaten. Die US-Rohöllagerbestände sind zwar in der vergangenen Woche aufgrund höherer Importe um 3 Mio. Barrel gestiegen. Die Lagerbestände in Cushing, dem Haupthandelsort für WTI, gingen dagegen erneut um 710 Tsd. Barrel zurück und damit zum siebten Mal in Folge. Positiv war auch, dass die Raffinerieauslastung um 1,4 Prozentpunkte gestiegen ist.
Trotz der höheren Rohölverarbeitung fielen die Benzinvorräte um 900 Tsd. Barrel, weil die Benzinnachfrage im Vergleich zur Vorwoche um 6,4% angestiegen ist. Es ist fraglich, dass die Raffinerieauslastung, welche trotz des Anstiegs um 3,5 Prozentpunkte in den vergangenen drei Wochen noch immer auf einem sehr niedrigen Niveau liegt, angesichts der weiterhin hohen Lagerbestände weiter steigen wird. So hat China laut Zollbehörde im Januar 460 Tsd. Tonnen Diesel und 600 Tsd. Tonnen Benzin exportiert. Dieses zusätzliche Angebot an Ölprodukten dürften einem Rückgang der hohen Lagerbestände und einer Erholung der Raffineriemargen in den Industrieländern entgegenstehen.
Auch bei Rohöl könnten die Lagerbestände weiter steigen. Die WTI-Terminkurve hat sich in den vergangenen Wochen spürbar verflacht. Dadurch wird die physische Lagerung von Rohöl in Tankern zu Arbitragezwecken weniger attraktiv. Dies könnte bereits zum deutlichen Anstieg der Rohölimporte in den vergangenen Wochen beigetragen haben und auch in den kommenden Wochen zu höheren Importen und damit steigenden Lagerbeständen führen.
Edelmetalle
Der Goldpreis bewegt sich derzeit wieder weitgehend im Einklang mit dem US-Dollar und fällt im Zuge der stärkeren US-Währung unter die psychologisch wichtige Marke von 1.100 USD je Feinunze. Die Anhörung von Ben Bernanke vor dem Kongress gestern konnte den Dollar nur kurzfristig belasten. Erneute Sorgen um Griechenland brachten am Abend den Euro wieder unter Druck. Die Rating-Agentur S&P meldete, dass eine weitere Herabstufung des Kreditratings Griechenlands wahrscheinlich ist. Gemäß Angaben des World Gold Council hat Indien im letzten Jahr lediglich 459 Tonnen Gold importiert. Zum ersten Mal seit 1997 fielen die indischen Goldimporte damit unter 500 Tonnen. Allerdings haben sich die Goldimporte im Jahresverlauf deutlich erholt und lagen im vierten Quartal bereits wieder 13% über dem Vorjahresniveau.
Die südafrikanische Stromregulierungsbehörde hat dem staatlichen Energieversorger Eskom Strompreiserhöhungen von 24,8% im Fiskaljahr 2010/11 genehmigt. In den beiden darauffolgenden Jahren darf Eskom die Preise um jeweils knapp 26% anheben. Eskom hatte im Vorfeld versucht, Strompreiserhöhungen von jährlich 35% durchzusetzen. Damit fällt der Anstieg der Produktionskosten für die lokalen Minenbetreiber zwar weniger stark aus als befürchtet. Die langfristigen Probleme bei der Stromversorgung werden dadurch aber nicht beseitigt. Südafrika ist mit 79% der größte Platinproduzent.
Industriemetalle
Die Metallpreise geben im Zuge des stärkeren US-Dollar in der Breite leicht nach. Ebenso belasten schwächer als erwartet ausgefallene Konjunkturdaten aus den USA sowie überwiegend schwächere Aktienmärkte im asiatischen Raum. Heute dürften die Auftragseingänge für langlebige Wirtschaftsgüter in den USA im Interesse der Marktteilnehmer stehen und für Bewegung bei den Metallpreisen sorgen.
Die Edelstahlbranche, die hart von der Wirtschaftskrise getroffen wurde, erholt sich zunehmend. Nach Einschätzung des Bureau of International Recycling (BIR) könnte die weltweite Edelstahlproduktion bereits in diesem Jahr wieder auf das Niveau von 2007 steigen. Dies würde einen Anstieg der Produktion um 17% bzw. 4 Mio. Tonnen auf 28 Mio. Tonnen bedeuten. Nachdem die Edelstahlhersteller die Auslastung ihrer Kapazitäten Mitte 2009 bis auf 50% zurückgefahren hatten, operieren einige Produzenten bereits wieder auf Niveaus von 70-75%. Der Anstieg der Produktion ist auf eine höhere Nachfrage zurückzuführen, die laut BIR in nahezu allen Regionen der Welt zu beobachten ist. Dies dürfte sich auf den ersten Blick positiv auf den Nickelpreis auswirken.
Die Edelstahlbranche ist mit ungefähr 70% der größte Konsument von Nickel. Auf den zweiten Blick jedoch muss konstatiert werden, dass sich die fundamentalen Rahmendaten für den Nickelpreis nicht wesentlich verbessert haben. Obwohl sich die Anzahl der gekündigten LME-Lagerscheine bei Nickel seit Jahresbeginn auf 3.600 Tonnen verfünffacht haben, befinden sich die Nickelvorräte in den Lagerhäusern der LME mit knapp 161 Tsd. Tonnen nur unweit des jüngst erreichten Allzeithochs. Nickel weist als einziges LME-Metall in diesem Jahr bislang eine positive Preisentwicklung auf. Unserer Meinung nach dürfte allerdings ein Großteil der positiven Aspekte „eingepreist“ sein, so dass wir von einer Korrektur des Nickelpreises ausgehen.
Agrarrohstoffe
Die Baumwollproduktion in China ist im vergangenen Jahr um 14,6% auf 6,4 Mio. Tonnen zurückgegangen. China ist der größte Baumwollkonsument weltweit. Von daher dürften die chinesischen Importe robust bleiben. Im Januar lagen diese mit gut 300 Tsd. Tonnen fast viermal so hoch wie im Vorjahr. Die Einfuhren aus den USA gingen dabei allerdings um 15% zurück. Offensichtlich haben die USA als größter Baumwollexporteur der Welt aufgrund des kräftigen Preisanstiegs der vergangenen Monate an Wettbewerbsfähigkeit eingebüßt. Dies sollte dem US-Baumwollpreis Grenzen setzen, welcher Anfang der Woche auf ein 2-Jahreshoch von mehr als 80 US-Cents je Pfund gestiegen ist.
Russland will seine Weizenexporte in den nächsten fünf Jahren um 30% auf 25 Mio. Tonnen steigern. Damit würde man hinter den USA zum zweitgrößten Weizenexporteur der Welt aufsteigen, die in den vergangenen 10 Jahren durchschnittlich 27,5 Mio. Tonnen Weizen pro Jahr exportiert haben.
DOE Daten: US-Lagerbestände Rohöl, Ölprodukte und Erdgas
Terminkurven ausgewählter Rohstoffe: aktuell, vor einer Woche und vor einem Monat
© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst
Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets
Diese Ausarbeitung dient ausschließlich Informationszwecken und stellt weder eine individuelle Anlageempfehlung noch ein Angebot zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren oder sonstigen Finanzinstrumenten dar. Sie soll lediglich eine selbständige Anlageentscheidung des Kunden erleichtern und ersetzt nicht eine anleger- und anlagegerechte Beratung. Die in der Ausarbeitung enthaltenen Informationen wurden sorgfältig zusammengestellt. Eine Gewähr für die Richtigkeit und Vollständigkeit kann jedoch nicht übernommen werden. Einschätzungen und Bewertungen reflektieren die Meinung des Verfassers im Zeitpunkt der Erstellung der Ausarbeitung und können sich ohne vorherige Ankündigung ändern.
Der WTI-Ölpreis konnte in der Nacht kurzzeitig über die Marke von 80 USD je Barrel steigen. Unterstützung gaben die vom US-Energieministerium veröffentlichten Lagerdaten. Die US-Rohöllagerbestände sind zwar in der vergangenen Woche aufgrund höherer Importe um 3 Mio. Barrel gestiegen. Die Lagerbestände in Cushing, dem Haupthandelsort für WTI, gingen dagegen erneut um 710 Tsd. Barrel zurück und damit zum siebten Mal in Folge. Positiv war auch, dass die Raffinerieauslastung um 1,4 Prozentpunkte gestiegen ist.
Trotz der höheren Rohölverarbeitung fielen die Benzinvorräte um 900 Tsd. Barrel, weil die Benzinnachfrage im Vergleich zur Vorwoche um 6,4% angestiegen ist. Es ist fraglich, dass die Raffinerieauslastung, welche trotz des Anstiegs um 3,5 Prozentpunkte in den vergangenen drei Wochen noch immer auf einem sehr niedrigen Niveau liegt, angesichts der weiterhin hohen Lagerbestände weiter steigen wird. So hat China laut Zollbehörde im Januar 460 Tsd. Tonnen Diesel und 600 Tsd. Tonnen Benzin exportiert. Dieses zusätzliche Angebot an Ölprodukten dürften einem Rückgang der hohen Lagerbestände und einer Erholung der Raffineriemargen in den Industrieländern entgegenstehen.
Auch bei Rohöl könnten die Lagerbestände weiter steigen. Die WTI-Terminkurve hat sich in den vergangenen Wochen spürbar verflacht. Dadurch wird die physische Lagerung von Rohöl in Tankern zu Arbitragezwecken weniger attraktiv. Dies könnte bereits zum deutlichen Anstieg der Rohölimporte in den vergangenen Wochen beigetragen haben und auch in den kommenden Wochen zu höheren Importen und damit steigenden Lagerbeständen führen.
Edelmetalle
Der Goldpreis bewegt sich derzeit wieder weitgehend im Einklang mit dem US-Dollar und fällt im Zuge der stärkeren US-Währung unter die psychologisch wichtige Marke von 1.100 USD je Feinunze. Die Anhörung von Ben Bernanke vor dem Kongress gestern konnte den Dollar nur kurzfristig belasten. Erneute Sorgen um Griechenland brachten am Abend den Euro wieder unter Druck. Die Rating-Agentur S&P meldete, dass eine weitere Herabstufung des Kreditratings Griechenlands wahrscheinlich ist. Gemäß Angaben des World Gold Council hat Indien im letzten Jahr lediglich 459 Tonnen Gold importiert. Zum ersten Mal seit 1997 fielen die indischen Goldimporte damit unter 500 Tonnen. Allerdings haben sich die Goldimporte im Jahresverlauf deutlich erholt und lagen im vierten Quartal bereits wieder 13% über dem Vorjahresniveau.
Die südafrikanische Stromregulierungsbehörde hat dem staatlichen Energieversorger Eskom Strompreiserhöhungen von 24,8% im Fiskaljahr 2010/11 genehmigt. In den beiden darauffolgenden Jahren darf Eskom die Preise um jeweils knapp 26% anheben. Eskom hatte im Vorfeld versucht, Strompreiserhöhungen von jährlich 35% durchzusetzen. Damit fällt der Anstieg der Produktionskosten für die lokalen Minenbetreiber zwar weniger stark aus als befürchtet. Die langfristigen Probleme bei der Stromversorgung werden dadurch aber nicht beseitigt. Südafrika ist mit 79% der größte Platinproduzent.
Industriemetalle
Die Metallpreise geben im Zuge des stärkeren US-Dollar in der Breite leicht nach. Ebenso belasten schwächer als erwartet ausgefallene Konjunkturdaten aus den USA sowie überwiegend schwächere Aktienmärkte im asiatischen Raum. Heute dürften die Auftragseingänge für langlebige Wirtschaftsgüter in den USA im Interesse der Marktteilnehmer stehen und für Bewegung bei den Metallpreisen sorgen.
Die Edelstahlbranche, die hart von der Wirtschaftskrise getroffen wurde, erholt sich zunehmend. Nach Einschätzung des Bureau of International Recycling (BIR) könnte die weltweite Edelstahlproduktion bereits in diesem Jahr wieder auf das Niveau von 2007 steigen. Dies würde einen Anstieg der Produktion um 17% bzw. 4 Mio. Tonnen auf 28 Mio. Tonnen bedeuten. Nachdem die Edelstahlhersteller die Auslastung ihrer Kapazitäten Mitte 2009 bis auf 50% zurückgefahren hatten, operieren einige Produzenten bereits wieder auf Niveaus von 70-75%. Der Anstieg der Produktion ist auf eine höhere Nachfrage zurückzuführen, die laut BIR in nahezu allen Regionen der Welt zu beobachten ist. Dies dürfte sich auf den ersten Blick positiv auf den Nickelpreis auswirken.
Die Edelstahlbranche ist mit ungefähr 70% der größte Konsument von Nickel. Auf den zweiten Blick jedoch muss konstatiert werden, dass sich die fundamentalen Rahmendaten für den Nickelpreis nicht wesentlich verbessert haben. Obwohl sich die Anzahl der gekündigten LME-Lagerscheine bei Nickel seit Jahresbeginn auf 3.600 Tonnen verfünffacht haben, befinden sich die Nickelvorräte in den Lagerhäusern der LME mit knapp 161 Tsd. Tonnen nur unweit des jüngst erreichten Allzeithochs. Nickel weist als einziges LME-Metall in diesem Jahr bislang eine positive Preisentwicklung auf. Unserer Meinung nach dürfte allerdings ein Großteil der positiven Aspekte „eingepreist“ sein, so dass wir von einer Korrektur des Nickelpreises ausgehen.
Agrarrohstoffe
Die Baumwollproduktion in China ist im vergangenen Jahr um 14,6% auf 6,4 Mio. Tonnen zurückgegangen. China ist der größte Baumwollkonsument weltweit. Von daher dürften die chinesischen Importe robust bleiben. Im Januar lagen diese mit gut 300 Tsd. Tonnen fast viermal so hoch wie im Vorjahr. Die Einfuhren aus den USA gingen dabei allerdings um 15% zurück. Offensichtlich haben die USA als größter Baumwollexporteur der Welt aufgrund des kräftigen Preisanstiegs der vergangenen Monate an Wettbewerbsfähigkeit eingebüßt. Dies sollte dem US-Baumwollpreis Grenzen setzen, welcher Anfang der Woche auf ein 2-Jahreshoch von mehr als 80 US-Cents je Pfund gestiegen ist.
Russland will seine Weizenexporte in den nächsten fünf Jahren um 30% auf 25 Mio. Tonnen steigern. Damit würde man hinter den USA zum zweitgrößten Weizenexporteur der Welt aufsteigen, die in den vergangenen 10 Jahren durchschnittlich 27,5 Mio. Tonnen Weizen pro Jahr exportiert haben.
DOE Daten: US-Lagerbestände Rohöl, Ölprodukte und Erdgas
Terminkurven ausgewählter Rohstoffe: aktuell, vor einer Woche und vor einem Monat
© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst
Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets
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