Suche
 
Folgen Sie uns auf:

OPEC-Produktion steigt auf 14-Monatshoch

26.02.2010  |  Eugen Weinberg
Energie

Der WTI-Ölpreis ist gestern um gut 2% auf 78 USD je Barrel gefallen. Die Fundamentaldaten am Ölmarkt bleiben schwach. Das hohe Preisniveau verleitet die Produzenten dazu, das Angebot auszuweiten. Die Ölproduktion der OPEC ist im Februar laut einer Bloomberg-Umfrage auf ein 14-Monatshoch von 29,2 Mio. Barrel pro Tag gestiegen. Die Produktion der an die Förderquoten gebundenen OPEC-Mitglieder stieg auf 26,8 Mio. Barrel pro Tag und übertraf die offizielle Förderquote um knapp 2 Mio. Barrel.

Die Förderdisziplin liegt damit nur noch bei 55%. Auch außerhalb der OPEC steigt das Angebot. Mexiko meldet im Januar einen Produktionsanstieg auf ein 9-Monatshoch von 2,6 Mio. Barrel pro Tag. Der Anstieg der Nachfrage kann mit der Ausweitung des Angebots nicht Schritt halten. Zwar lag der Ölverbrauch in den USA im Dezember laut US-Energieministerium mit 19,16 Mio. Barrel pro Tag wieder leicht über dem Vorjahreswert. Für das gesamte Jahr ergibt sich aber ein Minus von 4% auf durchschnittlich 18,7 Mio. Barrel pro Tag. Die US-Ölimporte fielen im vergangenen Jahr auf den niedrigsten Stand seit 10 Jahren.

Die US-Erdgaslagerbestände sind in der vergangenen Woche um 172 Mrd. Kubikfuß zurückgegangen. Der Lagerabbau fiel deutlich stärker aus als im Durchschnitt der vergangenen fünf Jahre von 132 Mrd. Kubikfuß. Der vormals große Lagerüberhang ist damit nahezu abgebaut. Die Lagerbestände liegen aktuell nur noch 0,7% über dem langjährigen Durchschnitt und mittlerweile bereits unter dem Vorjahresniveau. Der US-Erdgaspreis sollte daher bereits kurzfristig wieder über 5 USD je mmBtu steigen.


Edelmetalle

Unterstützt durch einen etwas schwächeren US-Dollar kann der Goldpreis wieder die Marke von 1.100 USD je Feinunze zurückerobern und notiert heute Morgen bei rund 1.110 USD je Feinunze. Sorgen über eine Verschlechterung der griechischen Haushaltslage führen zudem dazu, dass Gold wieder als sicherer Hafen angesehen wird. Der Goldpreis in Euro kann im Zuge dessen wieder auf 820 EUR je Feinunze steigen.

Der weltweit größte Platinverarbeiter, Johnson Matthey, geht davon aus, dass der Platinmarkt in diesem Jahr ein moderates Angebotsdefizit aufweisen wird. Im vergangenen Jahr bestand am Platinmarkt noch ein globaler Überschuss von 140 Tsd. Unzen. Als Grund nennt das Unternehmen die starke Investorennachfrage nach ETF-Produkten, die ihre Bestände mit physischem Platin hinterlegen müssen. Insbesondere der zu Jahresbeginn in den USA neu aufgelegte ETFS Platinum Trust hat in den ersten Wochen ein hohes Investoreninteresse hervorgerufen und seinen Anfangsbestand auf derzeit 285 Tsd. Unzen Platin vervielfacht.

Allein dieser Fonds steht mittlerweile für rund 5% der gesamten globalen Platinnachfrage. Der zum gleichen Zeitpunkt aufgelegte Palladium-ETF hat bislang 470 Tsd. Unzen Palladium gekauft und steht damit für gut 7% der gesamten globalen Nachfrage. Eine Fortsetzung des hohen Investoreninteresses sollte die Platin- und Palladiumpreise in diesem Jahr maßgeblich unterstützen.


Industriemetalle

Heute Morgen kommt es an den Metallmärkten nach den Verlusten der vergangenen Tage zu einer kräftigen Gegenbewegung. Diese wird durch festere Aktienmärkte im asiatischen Raum, die zu einem Rückgang der Risikoaversion führt, sowie einem etwas schwächeren US-Dollar unterstützt. Das noch relativ schwache fundamentale Umfeld an den Metallmärkten scheint sich auf den ersten Blick etwas aufzuhellen.

Nachdem bereits bei Aluminium die Anzahl der gekündigten LME-Lagerscheine (s.g. cancelled warrants) seit Anfang Dezember deutlich gestiegen sind, haben sich diese nun auch bei Kupfer signifikant erhöht. Mit 16,6 Tsd. Tonnen betragen sie mittlerweile 3% des gesamten LME-Lagerbestandes. Wir bleiben dennoch bei unserer Einschätzung, dass die Industriemetalle aus fundamentaler Sicht zu teuer sind. Eine Angebotsverknappung ist nicht in Sicht. Denn die gekündigten Lagerscheine zeigen nur an, was aus den Lagern demnächst abfließt. Gleichzeitig kann aber auch neues Material hereinfließen.

Die Kupfervorräte an der LME befinden sich beispielsweise nach wie vor in der Nähe des jüngst verzeichneten 6,5-Jahreshochs. In den Lagerhäusern der Börse Shanghai sind die Kupferbestände in der Woche zum 25. Februar sogar um 32 Tsd. Tonnen bzw. 27% auf fast 150 Tsd. Tonnen gestiegen und haben damit ein Allzeithoch erreicht. Auch die Aluminiumvorräte haben sich auf über 370 Tsd. Tonnen weiter erhöht. Unseres Erachtens sind die negativen Daten nicht ausreichend in den Metallpreisen reflektiert, so dass wir rückläufige Preisnotierungen erwarten.

Open in new window


Agrarrohstoffe

Die Internationale Kaffeeorganisation hat die Prognose für die weltweite Kaffeenachfrage in diesem Jahr um zwei Mio. Sack angehoben. Bislang ging die ICO von 130-132 Mio. Sack aus. Die ICO begründete dies damit, dass die Kaffeenachfrage selbst in der Wirtschaftskrise im vergangenen Jahr weiter gestiegen ist. Hinsichtlich des Angebots sieht die ICO Abwärtsrisiken für die bisherige Prognose von 124 Mio. Sack. Die Erwartung einer Erholung der Kaffeeproduktion in Kolumbien hätten sich nicht bestätigt. Die ICO rechnet für das seit Oktober laufende Erntejahr nur noch mit einer kolumbianischen Kaffeeproduktion von 8,5 bis 9 Mio. Sack.

Auch in Mittelamerika könnte die Kaffeeernte aufgrund trockener Witterungsbedingungen niedriger ausfallen als die bislang erwarteten 17,8 Mio. Sack. Entlastung könnte durch eine höhere Kaffeeproduktion in Brasilien kommen, wo die ICO für das im April beginnende neue Erntejahr mit einer Ernte von 46-47 Mio. Sack rechnet. Der Rückgang des Kaffeepreises auf ein 4½-Monatstief von 127,7 US-Cents je Pfund lässt sich somit nicht auf eine Verbesserung der Angebots-Nachfrage-Relation zurückführen. Ähnlich wie bei Zucker und Kakao dürften spekulative Finanzanleger aufgrund des festeren US-Dollar und fallender Rohstoffpreise Longpositionen geschlossen haben. Wir erachten das derzeitige Preisniveau als zu niedrig und rechnen mit einem Preisanstieg auf 150 US-Cents je Pfund im Jahresverlauf.


Terminkurven ausgewählter Rohstoffe: aktuell, vor einer Woche und vor einem Monat

Open in new window



© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets





Diese Ausarbeitung dient ausschließlich Informationszwecken und stellt weder eine individuelle Anlageempfehlung noch ein Angebot zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren oder sonstigen Finanzinstrumenten dar. Sie soll lediglich eine selbständige Anlageentscheidung des Kunden erleichtern und ersetzt nicht eine anleger- und anlagegerechte Beratung. Die in der Ausarbeitung enthaltenen Informationen wurden sorgfältig zusammengestellt. Eine Gewähr für die Richtigkeit und Vollständigkeit kann jedoch nicht übernommen werden. Einschätzungen und Bewertungen reflektieren die Meinung des Verfassers im Zeitpunkt der Erstellung der Ausarbeitung und können sich ohne vorherige Ankündigung ändern.



Bewerten 
A A A
PDF Versenden Drucken

Für den Inhalt des Beitrages ist allein der Autor verantwortlich bzw. die aufgeführte Quelle. Bild- oder Filmrechte liegen beim Autor/Quelle bzw. bei der vom ihm benannten Quelle. Bei Übersetzungen können Fehler nicht ausgeschlossen werden. Der vertretene Standpunkt eines Autors spiegelt generell nicht die Meinung des Webseiten-Betreibers wieder. Mittels der Veröffentlichung will dieser lediglich ein pluralistisches Meinungsbild darstellen. Direkte oder indirekte Aussagen in einem Beitrag stellen keinerlei Aufforderung zum Kauf-/Verkauf von Wertpapieren dar. Wir wehren uns gegen jede Form von Hass, Diskriminierung und Verletzung der Menschenwürde. Beachten Sie bitte auch unsere AGB/Disclaimer!




Alle Angaben ohne Gewähr! Copyright © by GoldSeiten.de 1999-2024.
Die Reproduktion, Modifikation oder Verwendung der Inhalte ganz oder teilweise ohne schriftliche Genehmigung ist untersagt!

"Wir weisen Sie ausdrücklich auf unser virtuelles Hausrecht hin!"