Im Griff der Währungskrise
04.03.2010 | David Morgan
David Morgan im Interview mit The Gold Report
In welcher Form auch immer sich die aktuelle Weltwährungskrise manifestieren wird - entweder in einer totalen Deflation, einer Depression mit Schuldenliquidierung oder in einer hyperinflationären Explosion, David Morgan vom Morgan Report meint dahingehend: "Es gibt nichts besseres als Gold - und Silber ist wahrscheinlich genauso gut - wenn man nach einer Krisenabsicherung sucht." Vorläufig, so meint David Morgan in diesem Interview, sollte man jedoch eher seine Cash-Position ausbauen und die Märkte beobachten. Er hält es mit dem alten Spruch: "When in doubt, stay out." Zu spekulativen Zwecken sucht er aber auch gerne nach Kaufgelegenheiten bei unterbewerteten und unbeachteten Rohstoffaktien.
The Gold Report: Bei Ihrer Investmentstrategie ging es lange Zeit auch um das Abspüren unterbewerteter und unbeachteter Kaufgelegenheiten. Auf welche Metalle würde das heute zutreffen?
David Morgan: Der Untertitel des Morgan Reports lautet "Money, Metals and Mining" und dahingehend bin ich auch im Markt unterwegs - auch was die Reihenfolge betrifft. Im Bergbausektor hat man die größten Hebel. Und in unsicheren Zeiten sind Metalle - besonders Edelmetalle - die beste Anlageklasse. Was den Bereich Metalle angeht, so bin ich Top-Down-Analyst. Wir bestimmen die fundamentalen Angebot-Nachfrage-Daten, was den Preis steigen, fallen oder stagnieren lassen könnte. Bei den Edelmetallen achten wir auch auf Hinweise bezüglich des Timings. Wir halten nach Kaufgelegenheiten bei Rohstoffen insgesamt Ausschau, nicht nur bei Edel- und Basismetallen, sondern im ganzen Sektor und wir arbeiten recht viel im Bereich der rare-earth-elements, der Seltenerdmetalle. Aber insgesamt suchen wir nach unterbewerteten Situationen.
The Gold Report: Und was macht heute einen unterbewerteten Eindruck?
David Morgan: Nickel ist vielleicht eine Sache, die ziemlich unterbewertet ist, auch wenn es jetzt so aussieht, als würde es ausbrechen. Schaut man sich die London Metals Exchange (LME) genauer an, wird man feststellen, dass sich derzeit recht hohe Lagerbestände angesammelt haben - hoch genug jedenfalls, um sich auf kurz- oder mittelfristige Sicht Gedanken zu machen. Im Gegensatz zu Weizen, Mais, Kakao oder Zucker werden Metalle nicht schlecht. Aus ökonomischer Sicht könnte man jedes Metall unter oder knapp beim Produktionspreis kaufen und dann lagern - auf lange Sicht wird man damit Geld machen. Vielleicht wird man länger warten müssen, als man denkt, denn Märkte "können länger irrational bleiben als man selbst solvent." Aber ganz abgesehen davon, gibt es ein paar Gelegenheiten. Wenn ich eine nennen soll, dann sag ich Nickel.
The Gold Report: Alle Metalle oder Nickel?
David Morgan: Alle Metalle müssten im Vergleich zum US-Dollar steigen, doch ich denke, im Jahr 2010 immer wieder vor- und zurückgehen. Auf beiden Seiten sind die Stressniveaus hoch - inflationärer Druck seitens der Regierungen, die sich aus diesem Schlamassel herausdrucken wollen und dann die deflationäre Seite der Rechnung, denn viele Länder stehen kurz vor einem Schuldenausfall.
The Gold Report: Und welche ökonomischen Schlüsselfaktoren betrachten Sie, um zu entscheiden, zu welcher Seite Sie tendieren?
David Morgan: Die Umlaufgeschwindigkeit des Geldes. Es wurde schon genug Geld gedruckt, um innerhalb von Millisekunden eine Hyperinflation zu bekommen, deswegen hängt es ja ganz offensichtlich nicht vom Umfang des Geldangebots ab. Es hängt von der Geldumlaufgeschwindigkeit und davon, wie schnell ein Teil davon - wir wissen nicht wie viel - aus einer Währung abfließt. Das war schon zu beobachten, als zum Beispiel Indien 200 Tonnen Gold kaufte. Das ist recht wenig in Anbetracht all der Schulden da draußen, aber immerhin doch ein deutliches Signal an die Märkte, dahingehend, dass Indien damals Gold höher bewertete als den US-Dollar - und glauben Sie mir, das ist nicht die einzige Nation, die so denkt.
Es könnte zu einer Situation kommen, in der der Tropfen das Fass zum Überlaufen bringt, ein subtiler Umkipppunkt, den die Märkte anfangs gar nicht mitbekommen. Als der Creditanstalt-Bankverein bankrott ging, sagte keiner, "Auch du meine Güte, das wird uns alle mitziehen und eine weltweite Depression verursachen". Doch die meisten von uns, die sich mit solchen Dingen beschäftigen, können heute auf dieses Ereignis verweisen und sagen, dieser Umstand hat zur Großen Depression der 1930er beigetragen.
Man muss dahingehend in größeren Dimensionen denken als nur in Inflation oder Deflation: Stecken wir inmitten einer Währungskrise? Sind wir in einer Situation, in der man der Währung grundsätzlich nicht mehr traut? Geht man von dem aus, was man in der Mainstream-Presse zu sehen und zu hören bekommt, dann scheint ziemlich klar, dass andere Nationen ihr Vertrauen in den US-Dollar in Frage stellen.
Die Geschichte zeigt, dass unter solchen wirtschaftlichen Bedingungen jeder einen bestimmten Preis zu zahlen hat. Es ist eine Frage des produktiven Potentials. Wahres Vermögen ist kein Geld. Echtes Geld ist eine Wertaufbewahrungskomponente. Um Vermögen zu schaffen, muss etwas produziert werden, das auf dem Markt einen Wert hat. Das produktive Potential der USA ist seit 1974 rückläufig. Das produktive Potential Chinas hat sich seit dieser Zeit bis zum heutigen Tag deutlich ausgeweitet. Heute liegt das Problem darin, dass die Produzentenseite dem Tauschmittel nicht mehr (langfristig) traut - sprich in diesem Fall die Chinesen. Das bringt einige sehr schwerwiegende Folgeprobleme mit sich.
In welcher Form auch immer sich die aktuelle Weltwährungskrise manifestieren wird - entweder in einer totalen Deflation, einer Depression mit Schuldenliquidierung oder in einer hyperinflationären Explosion, David Morgan vom Morgan Report meint dahingehend: "Es gibt nichts besseres als Gold - und Silber ist wahrscheinlich genauso gut - wenn man nach einer Krisenabsicherung sucht." Vorläufig, so meint David Morgan in diesem Interview, sollte man jedoch eher seine Cash-Position ausbauen und die Märkte beobachten. Er hält es mit dem alten Spruch: "When in doubt, stay out." Zu spekulativen Zwecken sucht er aber auch gerne nach Kaufgelegenheiten bei unterbewerteten und unbeachteten Rohstoffaktien.
The Gold Report: Bei Ihrer Investmentstrategie ging es lange Zeit auch um das Abspüren unterbewerteter und unbeachteter Kaufgelegenheiten. Auf welche Metalle würde das heute zutreffen?
David Morgan: Der Untertitel des Morgan Reports lautet "Money, Metals and Mining" und dahingehend bin ich auch im Markt unterwegs - auch was die Reihenfolge betrifft. Im Bergbausektor hat man die größten Hebel. Und in unsicheren Zeiten sind Metalle - besonders Edelmetalle - die beste Anlageklasse. Was den Bereich Metalle angeht, so bin ich Top-Down-Analyst. Wir bestimmen die fundamentalen Angebot-Nachfrage-Daten, was den Preis steigen, fallen oder stagnieren lassen könnte. Bei den Edelmetallen achten wir auch auf Hinweise bezüglich des Timings. Wir halten nach Kaufgelegenheiten bei Rohstoffen insgesamt Ausschau, nicht nur bei Edel- und Basismetallen, sondern im ganzen Sektor und wir arbeiten recht viel im Bereich der rare-earth-elements, der Seltenerdmetalle. Aber insgesamt suchen wir nach unterbewerteten Situationen.
The Gold Report: Und was macht heute einen unterbewerteten Eindruck?
David Morgan: Nickel ist vielleicht eine Sache, die ziemlich unterbewertet ist, auch wenn es jetzt so aussieht, als würde es ausbrechen. Schaut man sich die London Metals Exchange (LME) genauer an, wird man feststellen, dass sich derzeit recht hohe Lagerbestände angesammelt haben - hoch genug jedenfalls, um sich auf kurz- oder mittelfristige Sicht Gedanken zu machen. Im Gegensatz zu Weizen, Mais, Kakao oder Zucker werden Metalle nicht schlecht. Aus ökonomischer Sicht könnte man jedes Metall unter oder knapp beim Produktionspreis kaufen und dann lagern - auf lange Sicht wird man damit Geld machen. Vielleicht wird man länger warten müssen, als man denkt, denn Märkte "können länger irrational bleiben als man selbst solvent." Aber ganz abgesehen davon, gibt es ein paar Gelegenheiten. Wenn ich eine nennen soll, dann sag ich Nickel.
The Gold Report: Alle Metalle oder Nickel?
David Morgan: Alle Metalle müssten im Vergleich zum US-Dollar steigen, doch ich denke, im Jahr 2010 immer wieder vor- und zurückgehen. Auf beiden Seiten sind die Stressniveaus hoch - inflationärer Druck seitens der Regierungen, die sich aus diesem Schlamassel herausdrucken wollen und dann die deflationäre Seite der Rechnung, denn viele Länder stehen kurz vor einem Schuldenausfall.
The Gold Report: Und welche ökonomischen Schlüsselfaktoren betrachten Sie, um zu entscheiden, zu welcher Seite Sie tendieren?
David Morgan: Die Umlaufgeschwindigkeit des Geldes. Es wurde schon genug Geld gedruckt, um innerhalb von Millisekunden eine Hyperinflation zu bekommen, deswegen hängt es ja ganz offensichtlich nicht vom Umfang des Geldangebots ab. Es hängt von der Geldumlaufgeschwindigkeit und davon, wie schnell ein Teil davon - wir wissen nicht wie viel - aus einer Währung abfließt. Das war schon zu beobachten, als zum Beispiel Indien 200 Tonnen Gold kaufte. Das ist recht wenig in Anbetracht all der Schulden da draußen, aber immerhin doch ein deutliches Signal an die Märkte, dahingehend, dass Indien damals Gold höher bewertete als den US-Dollar - und glauben Sie mir, das ist nicht die einzige Nation, die so denkt.
Es könnte zu einer Situation kommen, in der der Tropfen das Fass zum Überlaufen bringt, ein subtiler Umkipppunkt, den die Märkte anfangs gar nicht mitbekommen. Als der Creditanstalt-Bankverein bankrott ging, sagte keiner, "Auch du meine Güte, das wird uns alle mitziehen und eine weltweite Depression verursachen". Doch die meisten von uns, die sich mit solchen Dingen beschäftigen, können heute auf dieses Ereignis verweisen und sagen, dieser Umstand hat zur Großen Depression der 1930er beigetragen.
Man muss dahingehend in größeren Dimensionen denken als nur in Inflation oder Deflation: Stecken wir inmitten einer Währungskrise? Sind wir in einer Situation, in der man der Währung grundsätzlich nicht mehr traut? Geht man von dem aus, was man in der Mainstream-Presse zu sehen und zu hören bekommt, dann scheint ziemlich klar, dass andere Nationen ihr Vertrauen in den US-Dollar in Frage stellen.
Die Geschichte zeigt, dass unter solchen wirtschaftlichen Bedingungen jeder einen bestimmten Preis zu zahlen hat. Es ist eine Frage des produktiven Potentials. Wahres Vermögen ist kein Geld. Echtes Geld ist eine Wertaufbewahrungskomponente. Um Vermögen zu schaffen, muss etwas produziert werden, das auf dem Markt einen Wert hat. Das produktive Potential der USA ist seit 1974 rückläufig. Das produktive Potential Chinas hat sich seit dieser Zeit bis zum heutigen Tag deutlich ausgeweitet. Heute liegt das Problem darin, dass die Produzentenseite dem Tauschmittel nicht mehr (langfristig) traut - sprich in diesem Fall die Chinesen. Das bringt einige sehr schwerwiegende Folgeprobleme mit sich.