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Im Griff der Währungskrise

04.03.2010  |  David Morgan
- Seite 3 -
The Gold Report: So wie Sie es erklären, sind solche Verhältnisse nur von kurzer Dauer.

David Morgan: Das kommt darauf an, wo man den Anfangspunkt setzt. In meinen frühen Vorträgen, die ich immer noch von Zeit zu Zeit halte, ging es um das Gold-Silber-Ratio. Wenn man vom 12. Jahrhundert ausgeht, so hatten wir damals ein 12:1-Verhältnis, was exakt dem natürlichen Verhältnis dieser Zeit entsprach. Mit anderen Worten: 12 Unzen Silber im Boden für jede Unze Gold - und im Grunde wurden die Metalle auch bis zum 17. Jh. in dieser Verteilung aus dem Boden geholt.

Der Markt traf sich also bei einem Verhältnis von 12:1 - und erhielt dieses Verhältnis für Jahrhunderte aufrecht. Dann kam das monetäre Verhältnis, als England mit ähnlichen Problemen konfrontiert war, wie die Weltwirtschaft heutzutage. Und in diesem Währungschaos empfahl Sir Issac Newton der Bank of England auf Goldstandard umzustellen und das machten sie auch. Er sagte, das korrekte Silber-zu-Gold-Verhältnis läge im neuen Geldsystem bei 15,5:1 - das waren die Marktpreise dieser Zeit. Dieses Verhältnis, ungefähr 16:1, blieb für hunderte Jahre unverändert.

Aber ist das überhaupt wichtig? Ja und nein. Ab dem Zeitpunkt als Silber demonetisiert wurde und als Industriemetall galt, bestand an sich keine Verbindung mehr zum Silber als Geld - und daher wurde es neubewertet. Der wichtige Punkt ist, ob Silber nun unterbewertet ist oder nicht - und wenn Sie denken, dass es unterbewertet ist, dann bietet sich hier eine Kaufgelegenheit.


The Gold Report: Interessant bezüglich der Verhältnisse, von denen Sie gerade sprechen, ist aber auch die Tatsache, dass Silber verbraucht wird und Gold nicht. Also zurück zum Silber als Industriemetall. Silber ist zudem ein Nebenprodukt beim Abbau anderer Basismetalle. Sie rechnen damit, dass die Wirtschaften auf kurze Sicht nicht wachsen werden. Wenn Silber ein Nebenprodukt der Basismetallproduktion ist, müsste dann die Silberproduktion nicht ebenfalls zurückgehen? Und das würde sich dann auf die Silberpreise auswirken?

David Morgan: Ja, die Produktion müsste zurückgehen und das könnte die Preis kurzfristig beeinflussen. Im Jahr 2000 lag die industrielle Silbernachfrage bei knapp 35% des Gesamtmarktes. 2010 liegt die Silbernachfrage jetzt bei 54% des Marktes. Die Silbernachfrage aus der Industrie macht nicht nur den größten Nachfrageanteil aus, es ist auch der am schnellsten wachsende. Doch eigentlich stimmt das nicht ganz, denn seit 2006 gibt es einen gewaltig wachsenden Anteil kommerzieller Silberkäufe, da die Investitionsnachfrage extrem schnell angestiegen ist. Seit der Einführung des SLV, dem Silber-ETF, und anderer Silber-ETFs sind vergleichsweise große Geldmengen für Silberinvestitionen in den Silbermarkt geflossen!

Sie haben also die industrielle Seite. Egal ob die Bergbauaktivität nun stark oder schwach ist - durch die industrielle Nachfrage wird immer Silber abgezogen und eine Menge dieses abgezogenen Silbers kommt nie wieder zurück in den Markt. Recycling ist wichtig, aber es gibt kein totales Recycling. In einigen Fällen wird es verbracht und ist für immer weg.

Die oberirdischen Bestände sind also einem konstanten Silberfraß ausgesetzt. Wenn man dann noch die steigende Investitionsnachfrage hinzufügt, besonders in einem so kleinen Markt, dann kann man sich ausmalen, dass wir auf eine explosive Situation zusteuern. Jeder will natürlich wissen, wann es so weit ist. Ich sagte, dass es vielleicht frühestens gegen 2012 abheben wird - und kann da falsch liegen. Die Märkte machen, was die Märkte machen, aber solche explosiven Bewegungen finden phasenweise statt und in gewisser Hinsicht befinden wir uns immer noch in der skeptischen Phase.

Zum Beispiel ist derzeit so mancher, der Gold über 1000 $ kaufte, skeptisch. Sie sind nicht sicher, ob Gold noch jemals auf 1.200 $ steigen wird. Ich glaube, es wird weitaus höher steigen, aber je länger es zwischen 1.200 $ und 1.000 $ hin und her schlingert, umso wahrscheinlicher ist es, dass diese Menschen auf ihre Freunde, Nachbarn und Broker hören und sagen "Ey, Gold ist doch kein gutes Investment. Ich habe es ein Jahr lang gehalten und es hat sich gar nicht entwickelt. Ich werde wieder in den Dow oder irgendwo einsteigen." Schlimmer noch, sollten wir die 1.000 $-Marke unterschreiten - ich zweifele daran, aber es ist immerhin möglich - dann werden sie ganz unsicher und verkaufen ab; dann drücken sie den Preis kurzfristig noch weiter nach unten.


The Gold Report: Sie hatten zuvor Nickel angesprochen. Was wird beim Nickel unter den eben besprochenen Szenarien passieren?

David Morgan: Ich glaube, dass sich alle Rohstoffe in einem längerfristigen Aufwärtstrend befinden. Wenn Sie etwas in den Archiven kramen, werden Sie sehen, dass ich Anfang 2000 eine ganz gute Vorhersage bei Jim Puplava in der Financial Sense Newshour gemacht hatte. Ich sagte, die Zeit sei gekommen. Wir stünden am Ende einer Ära, in der wir Dinge hätten, die wir wollten und wir würden in eine Ära übergehen, in der wir Dinge haben, die wir bräuchten. Natürlich brauchen wir Lebensmittel und Unterkunft und Rohstoffe. Diese Bedürfnisse werden auch weiter bestehen. Werden wir also in Zukunft Nickel brauchen? Na raten Sie mal. Es kommt hauptsächlich beim Edelstahl zur Anwendung. Wenn man also eine Anlage zur Nahrungsmittelverarbeitung bauen will - und es wird immer Münder zu stopfen geben – dann wird man jede Menge Edelstahl verwenden. Und das ist nicht der einzige Anwendungsbereich.

Sie können es kurzfristig auch beim Nickel versuchen oder bei anderen Metallen oder wenn Sie wollen bei jedem Rohstoff oder auch Aktien. Ich nehme aber viel lieber den großen Trend mit und halte mich an ihm, denn dort können Sie die umfangreichen Gewinne machen. Sicher können auch einige Trader extrem gut abschneiden. Die wirklich erfolgreichen Trader sind aber ganz selten und die meisten Leute haben dazu nicht einmal ansatzweise genügend Disziplin, denn man muss Verlust auf Verlust auf Verlust hinnehmen können. Auch wenn das nur kleine Verluste sind - aus psychologischer Sicht ist es sehr schwierig. Die meisten Menschen sind dafür nicht geeignet. Sie können mit dem Stress nicht umgehen, der mit den Trading-Strategien einhergeht.


The Gold Report: Manche empfehlen Aktien, weil man hier deutlich mehr Hebel hat, also auch mehr Aufwärtspotential als mit den Metallen an sich. Wie stehen Sie gerade zu Aktien?

David Morgan: Vor Kurzem haben wir ein wenig in den Bereich Seltenerdmetalle gesteckt - und das ist spekulativ und fällt somit in den Bereich Spielgeld oder Geld, das man verlieren darf. Zurzeit ist das ein sehr heißer Sektor. Ich glaube, es ist ziemlich sicher hier zu investieren - so sicher wie es eben im spekulativen Bereich ist. Aber ganz allgemein betrachtet, denke ich, dass es gerade an der Zeit ist, seine Cash-Position auszubauen. In den kommenden Monaten muss man die Augen aufhalten. Ich mag den alten Spruch: "When in doubt, stay out." Man macht nichts falsch, wenn man derzeit und unter diesen Bedingungen nicht im Markt bleibt, und wenn uns der Markt etwas sagt, dann haben wir unsere Techniken, wieder schnell dabei zu sein.


The Gold Report: Aber wenn Sie kaufen, dann kaufen Sie gerne unterbewertete Aktien.

David Morgan: Schnäppchenkauf finden wir immer gut. Ich mag wertorientierte Investments. Wenn ich etwas finde, das 10 $ wert ist, es aber im Ausverkauf für 5 $ bekommen kann, dann bin ich an einem solchen Kauf stärker interessiert. Mein Timing ist dabei eher mittelfristig. Day trading - das kann ich nicht, es interessiert mich einfach nicht. Aber längerfristig, da kann das Timing definitiv helfen, aber man muss wirklich wissen, was man macht, und niemand kann immer richtig liegen.

Für die Durchschnittsinvestoren bietet sich also vor allem ein fester Sparplan an. Technische Analyse ist immer ein hilfreiches Werkzeug, man kann ihr aber nicht zu 100% vertrauen, dafür brauche ich Ihnen nur ein kurzes Bespiel zu nennen: Es gibt keinen technischen Service oder kein menschliches Wesen, das etwas zu 100 % vorhersehen kann, denn ein Ereignis von der Art des 11. Septembers lässt sich charttechnisch nicht einberechnen. Ich mache es folgendermaßen: Ich halte 75% aller Edelmetallaktien durch dick und dünn. Und mit den anderen 25% geht man rein und raus.


The Gold Report: Sie meinten, Sie mögen 10 $-Aktien, die für 5 $ zum Verkauf stehen. Haben Sie gerade irgendwelche Unternehmen auf dem Schirm, auf die Ihre Kriterien zutreffen?

David Morgan: Nein aktuell nicht, zumindest nicht mit so einem hohen Abschlag.


The Gold Report: Sehr gut. David, die Zeit mit Ihnen war wirklich sehr angenehm. Sie haben wieder einmal reichlich Wissen und Einsichten mitgebracht.


Wenn man David Morgan fragt, womit er seinen Lebensunterhalt verdient, dann ist er in der glücklichen Lage antworten zu können: "Ich mache, was mir gefällt." David, ein Edelmetall-Fan bewaffnet mit Universitätsabschlüssen in Finanz- und Wirtschaftswesen und auch einem Ingenieursabschluss, hat eine Webseite (die kürzlich neu gestaltet wurde) - www.silver-investor.com. Er gibt den monatlich erscheinenden Morgan Report heraus, einen Brief in dem es - ganz allgemein gesprochen - um money, mining and metals geht. Er ist ein dynamischer, weltweit gefragter Redner und er bezeichnet sich selbst als einen Big-Picture-Makroökonom, dessen Hauptaufgabe die Bildung ist - dazu gehört auch, dass er Menschen hilft, Geld, die Vorteile eines soliden Finanzsystems und die Wichtigkeit von Forschung und Geduld bei Investments zu verstehen. Neben dem Morgan Report hat David auch für Kitcos Money, Metals and Mining Review, die Herald Tribune, Futures Magazine, The Gold Newsletter, Resource Consultants, Resource World, Investment Rarities, The Idaho Observer, Barron"s, The Wall Street Journal und (natürlich auch) für The Gold Report geschrieben. Es war zudem auf CNBC, Fox Business und auf dem kanadischen Sender BNN. Eine Suche auf Youtube bringt dahingehend viele Ergebnisse.


© David Morgan
www.Silver-Investor.com

Der Artikel wurde am 26.02.2010 auf www.silver-investor.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.
Hinweis: Sein Brief "Der Morgan Report" kann in deutscher Sprache unter www.morgan-report.de abonniert werden.




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