Blickpunkt Japan
27.02.2012 | Robert Rethfeld
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Begründet wird die Yen-Schwäche mit dem schwachen wirtschaftlichen Umfeld in Japan. Daraus resultieren Interventionen zugunsten des Dollar und geldpolitische Lockerungsmaßnahmen der japanischen Zentralbank. Seltsam ist jedoch: Die Interventionsbereitschaft der japanischen Notenbank zugunsten des Dollar ist seit geraumer Zeit vorhanden, die Geldpolitik ist seit Jahrzehnten locker und das wirtschaftliche Umfeld seit Jahrzehnten schwach. Warum bricht der Yen ausgerechnet jetzt ein?
Die immerwährende Pendelei des internationalen Kapitals zwischen Sicherheit und Risiko dürften der Grund sein. Das internationale Kapital rechnete mit einem Auseinanderbrechen der Eurozone und floh in den japanischen Yen als vermeintlich sicherer Hafen. Nachdem sich Anfang Februar die Zustimmung zu einem Hilfspaket für Griechenland abzeichnete, begann das Kapital in den Euroraum zurückzufließen. Das Risiko gewann die Salonfähigkeit zurück.
Oder steckt hinter der Flucht aus dem Yen noch etwas anderes? Bisher genießt Japan - als eines der wenigen alten Industrieländer - einen positiven Realzins (rote Linie folgender Chart).
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Dieser beträgt etwa 1 Prozent (Rendite 10jähriger japanischer Staatsanleihen bei 0,95%; Inflationsrate knapp unter null). Ein japanischer Anleger, der japanische Staatsanleihen kauft, verdient real Geld. In Europa und den USA ist der Realzins hingegen negativ. Entsprechend sind Kaufkraftverluste vorprogrammiert.
Was aber würde geschehen, wenn die Inflationsrate in Japan anziehen würde? Schon eine Inflationsrate von einem Prozent würde den Realzins negativ werden lassen (falls die Renditen auf dem aktuellen Niveau verbleiben). Dies könnte Anleger in japanischen Staatsanleihen dazu veranlassen, auf Alternativen auszuweichen.
Kann denn die Inflationsrate in Japan überhaupt steigen? Schließlich befindet sich das Land seit 1990 in einer langgestreckten deflationären Phase. Der folgende Chart zeigt den Verlauf der Inflationsraten in den USA, Euroland und Japan seit 1976.