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China plant weitere Aufstockung seiner Reserven

05.03.2010  |  Eugen Weinberg
Energie

Der WTI-Ölpreis handelt am Morgen wieder über 80 USD je Barrel, nachdem er gestern kurzzeitig unter diese Marke gefallen war. Unterstützung geben aktuelle Zahlen der Beratungsfirma Oil Movements, wonach die OPEC-Lieferungen in den vier Wochen zum 20. März um 2,3% gegenüber den vier Wochen zuvor zurückgehen werden. Allerdings dürfte dieser Rückgang nur eine Gegenbewegung nach dem sehr starken Anstieg in den vier Wochen zuvor gewesen sein, als die Öllieferungen aufgrund einer starken Nachfrage aus Asien um 2,5% ausgeweitet wurden. Zudem führt Oil Movement den Rückgang der Öllieferungen auf eine geringere Nachfrage zum Ende der Heizsaison und aufgrund von Wartungsarbeiten in den Raffinerien zurück.

Die Lieferkürzung ist daher in erster Linie eine Anpassung des Angebots an eine geringere Nachfrage und kann daher nicht als Anzeichen einer höheren Förderdisziplin der OPEC verstanden werden. Da der Markt derzeit tendenziell nach oben will, dürfte die Marktreaktion auf die heutigen US-Arbeitsmarktdaten asymmetrisch ausfallen, d.h. der Ölpreis dürfte im Falle einer positiven Überraschung stärker nach oben reagieren als bei einer negativen Überraschung nach unten.

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Der US-Gaspreis verlor im Zuge unterdurchschnittlich gesunkener US-Erdgaslagerbestände in der Spitze fast 4% und gibt am Morgen weiter nach. Die US-Erdgasvorräte sind in der letzten Woche mit 116 Mrd. Kubikfuß weniger stark gefallen als erwartet. Der Rückgang blieb damit auch hinter dem durchschnittlichen Lagerabbau in den vergangenen fünf Jahren zurück. Die Abweichung der Erdgasvorräte vom 5-Jahresdurchschnitt stieg daraufhin wieder auf 1,2%. Dies hat der derzeit beliebten Strategie „Long Öl / Short Gas“ neue Nahrung gegeben.


Edelmetalle

Der Goldpreis notiert heute Morgen nahezu unverändert bei rund 1.135 USD je Feinunze und damit am oberen Ende der seit Mitte Dezember gültigen Handelsspanne zwischen 1.050 und 1.150 USD je Feinunze. In Euro gerechnet liegt Gold nur marginal unter dem kürzlich verzeichneten Allzeithoch. Gold dürfte aufgrund der Sorgen über die hohen Haushaltsdefizite einiger europäischer Länder als sicherer Hafen gefragt bleiben. Neben den US-Arbeitsmarktdaten dürfte daher auch das heutige Treffen des griechischen Ministerpräsidenten Papandreou mit Bundeskanzlerin Merkel im Mittelpunkt des Marktinteresses stehen.

Entgegen dem allgemeinen Trend gestern mit teilweise deutlich rückläufigen Rohstoffpreisen, konnte sich Palladium sehr gut behaupten und sogar um 2,6% zulegen. Dies dürfte zum Teil auf eine wieder höhere physische Nachfrage nach diesem Edelmetall zurückzuführen sein. Der Palladium-ETF in den USA verzeichnete vorgestern zum ersten Mal seit zwei Wochen wieder Zuflüsse. Mit einem Bestand von nunmehr 490 Tsd. Unzen steht der Fonds somit für 7,5% der gesamten Nachfrage. Das Anlegerinteresse dürfte anhaltend hoch bleiben, was sich in weiteren ETF-Zuflüssen widerspiegeln und den Palladiumpreis unterstützen sollte.


Industriemetalle

Das chinesische Finanzministerium gab heute in seinem Budgetplan für 2010 bekannt, die staatlichen Rohstoffreserven weiter aufbauen zu wollen. Neben Agrarrohstoffen und Energieträgern sollen auch die Metallbestände erhöht werden. Dies dürfte tendenziell die Metallpreise unterstützen. Allerdings hat sich China in der Vergangenheit bei solchen Kaufvorhaben preissensitiv gezeigt, so dass wir davon ausgehen, dass das Land erst bei niedrigeren Preisen im Markt als Käufer auftreten wird.

Die aktuell hohen Kupferpreise verleiten derzeit viele Unternehmen zu einer verstärkten Ausweitung ihrer Produktion. So plant der größte chinesische Kupferproduzent, Jiangxi Copper, seine Produktion in diesem Jahr auf 900 Tsd. Tonnen deutlich zu erhöhen, was einer Vollauslastung der Kapazitäten entspricht. Damit wird das globale Angebot weiter ausgeweitet. Die Kupferlagerbestände der Börse Shanghai fielen in der Woche zum 4. März nur unwesentlich und liegen mit knapp 149 Tsd. Tonnen weiterhin in der Nähe des kürzlich verzeichneten Allzeithochs.

Die Aluminiumvorräte haben sich dagegen weiter auf mehr als 376 Tsd. Tonnen erhöht. Aufgrund des hohen Angebots berechnen einige Aluminiumproduzenten ihren japanischen Kunden zum ersten Mal seit einem Jahr wieder niedrigere Preise. Vor allem in China und im Mittleren Osten wurde die Produktion zuletzt deutlich ausgeweitet. Dies sollte den Aluminiumpreis tendenziell belasten.


Agrarrohstoffe

Die Kaffeeproduktion in Kolumbien stieg im Februar um 36% gegenüber dem Vormonat auf 700 Tsd. Sack. Damit lag die Produktion aber noch immer 20% niedriger als vor einem Jahr. Für die kommenden Monate rechnen die Produzenten aufgrund verbesserter Witterungsbedingungen und der besten Kaffeeblüte seit langem mit einem durchschnittlichen Erntevolumen von 1 Mio. Sack pro Monat. Kolumbien könnte daher trotz des schwachen Beginns das laufende Erntejahr im Plus abschließen. Ein Risiko stellt aber nach wie vor die anhaltende Regenarmut aufgrund von El Nino dar, welche das Erntevolumen und die Qualität der Kaffeebohnen beeinträchtigen könnte.

Auch wenn die Kaffeeernte in diesem Jahr das sehr niedrige Vorjahresvolumen von 7,8 Mio. Sack übertreffen dürfte, ist eine Rückkehr zu den normalen Erntevolumina von 11,5 bis 12,5 Mio. Sack unwahrscheinlich. Kolumien ist der zweitgrößte Arabica-Produzent nach Brasilien. Die Erwartung einer deutlichen Angebotsausweitung in diesen beiden Ländern hat den Arabica-Preis in den vergangenen Wochen belastet und auf ein 5-Monatstief von 126,5 US-Cents je Pfund fallen lassen. Wir denken, dass der Markt bereits eine zu deutliche Ausweitung des Angebots einpreist und rechnen daher mit einem Preisanstieg. Dafür spricht auch, dass die Internationale Kaffeeorganisation in diesem Jahr mit einem Angebotsdefizit von 5-8 Mio. Sack rechnet.


Terminkurven ausgewählter Rohstoffe: aktuell, vor einer Woche und vor einem Monat

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© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets





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