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Saudi-Arabien erachtet Ölpreisniveau als fair

09.03.2010  |  Eugen Weinberg
Energie

Der WTI-Ölpreis eröffnet am Morgen etwas leichter, nachdem gestern bei 82,4 USD je Barrel der höchste Niveau seit knapp zwei Monaten verzeichnet wurde. Der Markt will weiter nach oben und nimmt hierfür derzeit jede vermeintlich positive Nachricht zum Anlass, wie den geringer als erwarteten Stellenabbau in den USA am Freitag.

Bestätigung bekam der Markt durch Kommentare des stellvertretenden Ölministers Saudi-Arabiens. Dieser hat das derzeitige Ölpreisniveau als fair bezeichnet. Preise zwischen 70 und 80 USD je Barrel seien hoch genug, um Investitionen in Produktionskapazitäten zu tätigen und niedrig genug, um zu konsumieren. Langfristig mag diese Einschätzung zutreffen. Kurzfristig gibt es aber eher zuviel als zuwenig Öl, wie das anhaltend hohe Niveau der kommerziellen Lagerbestände in den OECD-Ländern zeigt. Besonders schwerwiegend dürfte sein, dass sich die OPEC-Mitglieder durch die Äußerungen des einflussreichsten Kartellmitglieds ermutigt sehen werden, mit der Überproduktion fortzufahren.

Eine Woche vor der nächsten OPEC-Sitzung ist dies ein schlechtes Zeichen. Eine Veränderung der Förderquoten war ohnehin nicht zu erwarten. Mögliche Appelle an eine striktere Einhaltung der Förderquoten - im Februar war die Quotendisziplin der OPEC-Mitglieder auf nur noch 53% zurückgegangen - dürften nun aber auch an Glaubwürdigkeit verlieren. Heute veröffentlicht das US-Energieministerium seinen Monatsbericht. Bislang geht das DOE von einem Anstieg der weltweiten Ölnachfrage in diesem Jahr um 1,2 Mio. Barrel pro Tag aus.


Edelmetalle

Platin und Palladium geben heute Morgen um 0,5% bzw. knapp 2% nach, was auf Gewinnmitnahmen nach den deutlichen Preisanstiegen der vergangenen Tage zurückzuführen sein dürfte. Platin notierte zum ersten Mal seit Mitte Januar wieder zeitweise über der Marke von 1.600 USD je Feinunze. Palladium erreichte mit 478 USD je Feinunze zwischenzeitlich sogar den höchsten Stand seit Mitte 2008. Beide Edelmetalle profitieren derzeit von ihrer industriellen Komponente und damit dem allgemeinen Konjunkturoptimismus.

Platin und Palladium werden hauptsächlich in der Produktion von Autokatalysatoren verwendet. Während sich die Autoindustrie in Europa, teilweise bedingt durch Unterstützungsprogramme, erholt, wird beispielsweise in China in diesem Jahr ein deutliches Anziehen der Autoverkäufe erwartet. Hinzu kommt bei Platin und Palladium eine derzeit wieder steigende Investmentnachfrage, was sich in Zuflüssen in ETFs widerspiegelt. Die hohe Investorennachfrage dürfte mit dazu beitragen, dass sich das Angebots-Nachfrage-Verhältnis in diesem Jahr merklich einengt.

Gemäß Angaben der US-Münzprägeanstalt wurden in den USA im Januar und Februar Goldmünzen in Höhe von zusammen 169 Tsd. Unzen verkauft und damit 18% weniger als noch vor einem Jahr. Der Verkauf von Silbermünzen erhöhte sich in den ersten beiden Monaten des Jahres hingegen um 40% auf 5,64 Mio. Unzen. Dies bestätigt uns in der Ansicht, dass Silber im Verhältnis zu Gold günstig ist und daher Aufwärtspotenzial besitzt.

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Industriemetalle

Nach den deutlichen Kurszuwächsen der vergangenen Tage legen die Metallpreise heute Morgen eine Verschnaufpause ein und geben leicht nach. Dennoch halten sich die Preise auf sehr hohen Niveaus. Kupfer beispielsweise notiert weiter um die Marke von 7.500 USD je Tonne. Aufgrund der hohen Preise halten sich derzeit viele chinesische Kupferproduzenten mit dem Kauf von neuem Material zurück und greifen stattdessen auf ihre Lagerbestände zurück. Dies macht sich in rückläufigen Lagerbeständen der LME bemerkbar, vor allem in den LME-registrierten Lagerhäusern in Südkorea. Von ihrem kürzlich erzielten 6,5-Jahreshoch sind die Kupfervorräte mittlerweile um 16,2 Tsd. Tonnen oder 3% gefallen. Erneute Abflüsse aus den Lagerhäusern könnten den Kupferpreis weiter stützen.

Gemäß Angaben des größten chinesischen Zinkproduzenten, Hunan Nonferrous Metals Corp., plant China eine Verschärfung der Umweltauflagen für Bleiproduzenten. China bemüht sich bereits seit letztem Jahr, die Sicherheitsstandards für Verarbeitungsanlagen von Blei, Zink und Magnesium zu erhöhen, nachdem Tausende Kinder mit Schadstoffen aus diesen Anlagen vergiftet wurden. Dennoch geht der chinesische Metall-Informationsdienst Antaike von einer Erhöhung der Bleiproduktion in diesem Jahr auf 3,95 Mio. Tonnen aus, nachdem das Land bereits im letzten Jahr eine Rekordproduktion verzeichnete. Die fundamentalen Rahmendaten für Blei bleiben daher weiter negativ.


Agrarrohstoffe

Der Preis für Kaffee-Robusta ist auf ein 3½-Jahrestief von 1.200 USD je Tonne gefallen. Aufgrund von Regenfällen haben sich die Ernteaussichten in der brasilianischen Robusta-Anbauregion Rondonia verbessert. Das brasilianische Landwirtschaftsministerium erwartet für die im kommenden Monat beginnende Erntesaison bereits eine Robusta-Ernte zwischen 11,9 und 12,5 Mio. Tonnen, nach 10,6 Mio. Tonnen im vergangenen Jahr. Während das Angebot im zweitgrößten Robustaproduzentenland steigt, scheint die Nachfrage nach Robusta-Kaffee derzeit schwach zu sein.

Im Februar lagen die brasilianischen Ausfuhren mit 22 Tsd. Tonnen knapp 50% niedriger als im Vorjahr. Allerdings kann dieser starke Rückgang auch auf einen höheren heimischen Verbrauch zurückzuführen sein, wodurch weniger Robusta-Kaffee zum Export zur Verfügung steht. Wir erwarten trotz der überwiegend negativen Nachrichten eine Preisstabilisierung, weil zu den derzeit niedrigen Preisen die Robusta-Produktion im weltgrößten Exportland Vietnam stark eingeschränkt werden dürfte.


Terminkurven ausgewählter Rohstoffe: aktuell, vor einer Woche und vor einem Monat

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© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets





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