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Chinesische Importzahlen geben Auftrieb

10.03.2010  |  Eugen Weinberg
Energie

Der WTI-Ölpreis handelt wieder oberhalb von 81 USD je Barrel, nachdem der Preis gestern kurzzeitig bis auf 80 USD zurückgefallen war. Unterstützung erhält der Ölpreis durch robuste Importzahlen aus China und die Aufwärtsrevision der Nachfrageprognose durch das US-Energieministerium. China hat nach Angaben der chinesischen Zollbehörde im Februar 4,83 Mio. Barrel Rohöl pro Tag importiert. Das waren 8% mehr als im Januar und nur geringfügig weniger als der Rekordwert von Dezember. Zudem hat China im vergangenen Monat per Saldo 1,3 Mio. Tonnen an Kraftstoffen importiert, nachdem das Land in den Monaten zuvor noch Nettoexporteur von Ölprodukten war. China gibt damit weiterhin wichtige Impulse für die weltweite Ölnachfrage.

Das US-Energieministerium hat die Prognose für die weltweite Ölnachfrage in diesem Jahr erneut nach oben revidiert und erwartet nun einen Nachfrageanstieg um 1,5 Mio. Barrel pro Tag. Bislang ging man von einem Zuwachs um 1,2 Mio. Barrel pro Tag aus. Der Nachfragezuwachs wird weiterhin ausschließlich von den Schwellenländern getragen, während die Nachfrage in den Industrieländern nahezu stagniert. Es stellt sich die Frage, ob die Schwellenländer und allen voran China die hohe Nachfragedynamik aufrechterhalten können. Wir sind diesbezüglich skeptisch. Die Versorgung mit Rohöl ist weiterhin reichlich. Das API berichtete am Abend einen überraschenden Anstieg der Rohöllagerbestände um 6,5 Mio. Barrel.

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Die Lagerbestände für Benzin und Destillate gingen dagegen um 3,2 bzw. 2,8 Mio. Barrel zurück. Die Nachfrage nach Ölprodukten scheint anzuziehen. Mastercard berichtet, dass die Benzinnnachfrage in den USA in der vergangenen Woche auf den höchsten Stand seit acht Monaten gestiegen ist. Heute Nachmittag veröffentlicht das US-Energieministerium die offiziellen Lagerdaten. Erwartet wird ein Anstieg der Rohöllagerbestände um 2 Mio. Barrel, unveränderte Benzinvorräte und ein Rückgang der Destillatebestände um 1 Mio. Barrel.


Edelmetalle

Trotz eines stärkeren US-Dollars kann sich der Goldpreis gut behaupten und notiert nahezu unverändert bei rund 1.125 USD je Feinunze. Der Goldpreis bleibt somit auch weiterhin in seiner seit Anfang Dezember gültigen Handelsspanne zwischen 1.050 und 1.150 USD je Feinunze.

Gold wird heute durch den Anstieg der Rohstoffpreise in der Breite unterstützt, nachdem überraschend gute Importdaten aus China vor allem die Metallpreise steigen lassen. Die Marktteilnehmer scheinen offenbar Meldungen von gestern, wonach Gold laut Angaben der staatlichen chinesischen Währungsverwaltung aufgrund des Preisrisikos nicht die bevorzugte Alternative zur Diversifizierung der Währungsreserven darstellt, keinen Glauben zu schenken. China hat in den letzten Jahren seine Goldreserven deutlich auf über 1.000 Tonnen ausgeweitet und besitzt heute die weltweit fünftgrößten Goldbestände. Aufgrund ihres industriellen Charakters können im Zuge der gestiegenen Metallpreise Silber, Platin und Palladium überproportional zulegen.


Industriemetalle

Die Industriemetalle nehmen heute Morgen ihren Aufwärtstrend der vergangenen Tage wieder auf. Unterstützung erfahren sie vor allem durch die Veröffentlichung der chinesischen Importstatistik für Kupfer. Gemäß Angaben der chinesischen Zollbehörde stiegen die Einfuhren von Kupfer und Kupferprodukten im Februar gegenüber dem Vormonat um 10,3% auf 322,3 Tsd. Tonnen. Dies ist umso erstaunlicher, als im letzten Monat aufgrund des chinesischen Neujahrsfestes nahezu alle wirtschaftlichen Aktivitäten für eine Woche ruhten. Im Vergleich zum Vorjahr blieben die Kupferimporte relativ stabil. Offensichtlich haben chinesische Händler und Unternehmen die Preisdifferenz bei Kupfer zwischen den Börsen in London und Shanghai ausgenutzt und massiv Kupfer gekauft, was die hohen Importe begünstigt hat. Die Einfuhren von Kupferschrott summierten sich im Februar auf 280 Tsd. Tonnen, nach 340 Tsd. Tonnen im Januar.

Die Importe von Rohaluminium und -produkten haben sich im Vergleich zum Vorjahr ebenfalls erhöht, und zwar um 7% auf 64,4 Tsd. Tonnen. Gegenüber Vormonat entspricht dies allerdings einem Rückgang von 34%. Die Aluminiumimporte sind somit den dritten Monat in Folge gefallen und liegen mittlerweile 85% unter dem Rekordwert vom April 2009. Damit wird zumindest bei Aluminium eine deutliche Abschwächung der Nachfrage in China sichtbar. Die bislang wesentliche Komponente hoher Importe sollte daher an Einfluss verlieren und dem Aluminiumpreis die Unterstützung entziehen.


Agrarrohstoffe

China hat im Februar 2,95 Mio. Tonnen Sojabohnen importiert und damit 28% weniger als im Januar. So dürften einige Importe aufgrund des Neujahrsfestes bereits im Januar getätigt worden sein. Betrachtet man die beiden Monate zusammen, lagen die Importe noch immer 12% höher als vor einem Jahr. Für März wird bereits wieder mit einem höheren Importvolumen von bis zu 4 Mio. Tonnen gerechnet. Der Importbedarf an Sojabohnen dürfte in den kommenden Monaten hoch bleiben. Der Vorsitzende der chinesischen Getreidereserve will nicht ausschließen, dass die Sojabohnenimporte vom letztjährigen Rekordvolumen weiter steigen werden. Die Bauern in der größten Anbauprovinz im Nordosten des Landes würden aus Wirtschaftlichkeitsgründen anstelle von Sojabohnen bevorzugt Mais anbauen.

Heute veröffentlicht das US-Landwirtschaftsministerium seine aktuellen Ernteprognosen. Wie wir bereits erwähnt haben, ist bei Mais aufgrund der Berücksichtigung der Ernteverzögerungen in den USA im vergangenen Herbst mit einer Abwärtsrevision zu rechnen. Diese könnte durch höhere Prognosen in Lateinamerika allerdings ausgeglichen werden. Bei Sojabohnen könnte es zu einer Aufwärtsrevision der Ernteschätzung kommen. So hat Brasilien die Prognose für die heimische Sojabohnenernte auf einen Rekordwert von 67,6 Mio. Tonnen nach oben revidiert. Das USDA geht für Brasilien bislang "nur" von 66 Mio. Tonnen aus.


Terminkurven ausgewählter Rohstoffe: aktuell, vor einer Woche und vor einem Monat

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© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets





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