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Was erwartet uns Deflation o. Inflation? Wie schütze ich mich vor deren Folgen?

17.03.2010  |  Dr. Dietmar Siebholz
Um es vorweg zu sagen, ich fürchte mich vor dem Zusammenbruch des Wohlfahrtsstaates Deutschland. Wir haben zu lange und zu rücksichtslos konsumiert, unsere Vergangenheitsbewältigungskosten still akzeptiert (ich möchte wetten, dass die Griechen die alte Leier unserer Kriegsschuld mit teilweisem Erfolg - sie hatten ja auch Orpheus, der mit seinem Gesang sogar die Steine zum Weinen brachte) fortführen werden, haben schlicht über unsere Verhältnisse gelebt, keine Reserven gebildet und trotz guter wirtschaftlicher Entwicklungen die Staatsverschuldung immer höher und höher vorangetrieben. Nun holt uns der demographische Altentsunami (ich bin mit 67 Jahren ein Teil dieser Welle) ein und unsere Kassen sind leer.

Dazu kommt, dass uns ganz Europa als Melkkuh ansieht. Dazu fällt mir zum besseren Verständnis der aktuellen Lage der alte schwäbische Witz ein, bei dem sich ein Landwirt aus dem Oberland (für Nichtschwaben eingedeutscht) bei seinem Kollegen beschwert, dass "Emmi, seine beste Kuh nun - nachdem sie ein halbes Jahr gelernt hatte, wie man auch ohne Futter leben und viel Milch abgeben kann - überraschend verreckt ist". Ja das sehe ich oder besser gesagt sah ich in Deutschland auf mich zukommen. Denn beim Nachdenken über die zu erwartenden Spannungen in Deutschland und über das dann von den verwöhnten Generationen zu erwartende Gewaltpotential habe ich mich entschlossen, nach Lateinamerika auszuwandern.

Daher haben Sie über ein halbes Jahr nichts mehr von mir gehört. Die so oft gehörte Frage "Warum denn?" habe ich mit dem Hinweis beantwortet, dass das für Deutschland zu erwartende Chaos weit gravierender sein wird als das hier vorherrschende, mit dem die Menschen hier seit Jahren angenehm leben. Ich jedenfalls wünsche Deutschland alles Gute, vor allem aber eine weise Regierung und da wir die nach meiner Auffassung nicht haben, auf keinen Fall mehr einen zweiten Adolf, der mitten in der chaotischen Krise als Deus-Ex-Machina aus dem Himmel fallen wird. Ausschließen kann und will ich es aber nicht. Und daher "Buenos Dias"... Ich finde, dass ich - wenn ich eine feste Überzeugung gewonnen habe, dieser dann auch folgen muss, da ich die Hoffnung für uns Deutsche auf Besserung durch politische Einsichten aufgegeben habe.

Soweit zu meinem Standortwechsel.

Ich möchte die inzwischen ausufernde Diskussion, warum nun unbedingt eine Inflation eintreten muss oder genau das Gegenteil davon, nämlich die Deflation kommen wird, nicht weiter vertiefen, denn niemand kann es genau wissen. Die unglaublich große Geldschöpfung der Notenbanken ohne wirtschaftliche Gegenleistungen spricht für Inflation, die riesige Geldvernichtung durch Abschreibungen und Pleiten spricht für Deflation. Der derzeitige Zustand, dass die im Prinzip Pleite gegangenen Banken ihre umfangreichen Zuwendungen von Staatsmitteln nicht in die aktive Wirtschaft bringen, sondern sich ihre verreckten Bilanzen damit aufpolstern oder sogar nur Staatsanleihen von der zusätzlichen Liquidität kaufen (das kann ein gutes Geschäft sein, wenn ich bei nahezu 0% Sollzins eine Rendite von mehr als 3% einfahren kann - so kann man auch langfristige Gewinne machen, die ja dann wegen der erlittenen und bestehenden Verluste sogar für die nächsten 20 Jahre steuerfrei bleiben) spricht für Deflation.

Wenn die Regierungen aber merken sollten, dass diese neu geschaffene Liquidität nie in der Wirtschaft ankommen wird, dann werden sie logisch den nächsten Fehler machen: Sie werden die Bankinstitute zwingen, diese neue Liquidität in die Wirtschaft, also in den Umlauf zu bringen. Dadurch erhöht sich aber die Umlaufgeschwindigkeit des Geldes, die derzeit unnatürlich niedrig ist, plötzlich und extrem. Dann werden wir den letalen Inflationsprozess erleben.

Ich bin mir sehr sicher, dass diese Ahnungslosen, Traumtänzer und Weltverbesserer, die wir gewählt haben, genau das machen werden, weil sie sehen, dass die Bevölkerung langsam aufgeregter und wohl auch aggressiver wird. Oder noch schlimmer: Sie werden neue Liquidität unter welchem Titel auch immer zusätzlich bereitstellen: Futter für die dann explodierende Inflation, denn eine Idee, wie man diesen Geldzufluss steuern kann, ohne das Spiel zu überziehen, haben sie ja nicht.

Bis sie aber soweit sind, wird die Liquiditätsnot weiter voranschreiten und damit deflatorische Kräfte entfalten. Wir haben - jetzt sind wir wieder bei den alten Griechen - die Meerenge erreicht, die von Skylla und Charybdis beherrscht wird, entweder zieht mich das eine Ungeheuer in die Tiefe des Meeres oder das andere frisst mich: Schöne Aussichten.

Diese beiden Alternativen erfreuen überhaupt nicht, zumal man kaum deren zeitlichen Abläufe definieren kann, zu viel hängt von globalen Einflüssen ab, die wir oder unsere Hanswurste in Berlin nicht beeinflussen können. Dank sei der fehlenden Möglichkeit einer nationalenr Feinsteuerung als Folge der so sehr geschätzten und gelobten Globalisierung.

Was ganz am Ende kommen wird, ist jedoch die Extrem-Inflation, denn alle die Schulden, die zur Rettung unrettbarer Spieler (früher nannte man sie "Banken") zu Lasten der Bevölkerungen aufgenommen wurden, können nicht mehr durch Steuern getilgt werden - denn hier würden die Leute bei dann erforderlichen Steuersätzen von mehr als 75% auf die Straßen gehen - sondern nur durch Inflation und für die kann man dann ja in der Politik die Schuld auf andere schieben. Alles schon einmal dagewesen. Ja, die wütenden Beschuldigungen wie "Manipulation, internationale Bankenverschwörung, Dolchstoß-Legende, Antikommunismus, Antisemitismus und Fremdenhass" - wir werden es erleben. Schuld daran sind dann immer die anderen, und mit Verlaub, so unrecht werden die Schreier dann gar nicht haben und die Bevölkerung wird Ihnen wieder glauben. Unsere Politiker hätten diese Entwicklung kennen müssen und wenn sie es nicht wussten, dann sind sie schlicht nur zu teuer und dazu noch unfähig.




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