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Die Dauer-Hausse in Gold

07.03.2012  |  Hans A. Bernecker
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Auch Gold unterliegt stärkeren Zyklen, wie der gesamte Verlauf seit der eingangs erwähnten Preisfreigabe durch die Amerikaner zeigt. Zur Abwechslung im Folgenden der Preistrend für die berühmteste Goldmünze als Anlage, den Krüger Rand. Nicht in Dollar, sondern in Euro berechnet. Daraus ist zu entnehmen:

Der unmittelbaren Preisexplosion für Gold im Zuge der Ölpreiskrisen folgte eine lange Konsolidierung oder ein Preisnachlass im gleichen Umfange, wie sich die Weltwirtschaften nach den Ölkrisen langsam und sehr mühsam stabilisierten und im gleichen Zuge auch die wichtigsten Währungen ein ähnliches Bild zeigten. Getragen oder begleitet wurde dies von sinkenden Zinsen bis auf das Normalniveau, was sich für jedes Land als historischer Durchschnitt anbot.

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Am Beispiel Deutschland: Die Renditespitzen im Zuge der Ölkrisen lagen bei knapp 10%. Der historisch vertretbare Landeszins liegt in Deutschland jedoch zwischen 5 und 6%. Darauf pendelten sich die Staatsanleihen mehr oder weniger wieder ein. Erst mit der deutschen Einheit und mit dem gleichzeitigen Versprechen, unbedingt den Euro einführen zu wollen, entstand eine neue europäische Kapitalmarktlage, die bei skeptischer Erwartung für den Euro zu einer neuen Einschätzung der Zinsen und einer ebenso neuen Einschätzung des Goldes führte. Auf den Punkt gebracht: Mit der Einführung des Euro 2000 wurde der Krüger Rand im gleichen Umfang teurer, wie das Misstrauen gegenüber dieser Währung zunahm.

Andere Länder und andere Völker sehen es ähnlich. Es gibt tausende Analysen, Bücher, Theorien und sonstige Überlegungen über die Wertentwicklung des Goldes. Kaum eines ist richtig, wenn es darauf abstellt, dass Gold als Vermögensanlage ineffizient sei. Alle diese Überlegungen sind ruhig beiseite zu legen und man verfolge lediglich den Preis. Dazu kommt: Seit ca. 10 bis 12 Jahren ist ein neuer Käuferkreis aufgetreten, der Gold als das ansieht, was alle anderen schon früher gesehen haben, aber nicht in der Lage war, Gold zu erwerben. Darin liegt der Nachholbedarf. Er ist zwingend für die weiteren Jahre anzunehmen.

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Die Notenbanken gefielen sich seit etwa 20 Jahren darin, dem Gold einen theoretischen, aber keinen praktischen Wert zuzumessen. Zeitweise galt es als schick oder besonders clever, Gold zu verkaufen. Ausgerechnet die Notenbanker leisteten sich damit den größten Fehlgriff, der für eine Notenbank denkbar ist. Selbst die soliden Schweizer konnten nicht stillhalten und verkauften Gold, um damit einige internationale politische Vergleiche zu finanzieren. Darin läge möglicherweise eine moralische Entschuldigung. In allen anderen Fällen wurde Gold in Bargeld getauscht, Dollar oder

Euro, um irgendwelche Finanzgeschäfte zu stützen, doch jeweils mit der Anmerkung: Gold sei eine nicht effektive Vermögensreserve. Sie hätten es besser wissen müssen. Gold war in genau dieser Zeit und bis heute aus der Sicht der Notenbanken die effektivste Reserve. Man muss sich daher fragen, wie weit sich die Kenntnisse über die Rätsel der Goldpreisbildung in den Köpfen kluger Ökonomen nicht einnisten konnten.

Die größten Goldbesitzer waren allerdings richtig beraten. Die USA dominieren mit einem Bestand von über 8.100 Tonnen vor Deutschland mit knapp 3.400 Tonnen, gefolgt von Frankreich und Italien. Keiner dieser vier wirklich Großen hat sich von Gold getrennt. Das war richtig. Und wer ist der nächste, der in dieser Rangliste aufsteigen möchte? China. China hat vor drei Jahren erklärt, dass man die Goldquote an seinen Währungsreserven dem international üblichen Standart annähern möchte. Da China mit über 4.000 Mrd. $ über die absolut größten Währungsreserven verfügt, ließe sich ein Bestand irgendwo zwischen 2.000 und 3.000 Tonnen vermuten. Eine Gewissheit gibt es nicht, jedoch eine Logik. Keine große Nation wie China kann es sich langfristig erlauben, seine Währungsreserven von über 4.000 Mrd. $ einseitig auf die US-Währung zu konzentrieren. Eine Diversifikation sowohl auf andere Währungen als auch auf Gold ist zwingend geboten.

Kein Währungsfachmann wird daran zweifeln. Diese permanenten Käufe der Chinesen sind damit eine wichtige Marktkomponente für die kommenden 10 oder gar 20 Jahre. Bereits in 2009 und 2010 haben diese Käufe eingesetzt, wobei sich die Bestände bereits verdoppelt haben. Da das Ausgangsniveau bescheiden war, sind deshalb weniger die Prozentsätze als vielmehr die effektiven Beträge ausschlaggebend. China wird alles tun, um eine Preiskalkulation zu vermeiden. Es wird aber ebenfalls alles tun, um mit vorsichtigsten und kleinsten Schritten einen hinreichend interessanten Bestand aufzubauen. Es ist sogar denkbar und wahrscheinlich, dass die Chinesen versuchen, unter bestimmten Bedingungen den Preis künstlich zu drücken, um den Markt liquider zu machen. Daraus entsteht der eine oder andere zyklische Rückschlag, der einzukalkulieren ist - mit der interessanten Möglichkeit, solche Gelegenheiten für sukzessive Aufstockungen der Goldpositionen zu nutzen.

Dass der Goldpreis in keine Einbahnstraße fährt, zeigte Ihnen die Augustkrise mit einer schnellen Spitze bis 1.920 $ die Unze und einem 10-%-Rutsch innerhalb von 12 Stunden.


Dieser Beitrag wurde zuerst veröffentlicht in: Hans A. Bernecker: Wegweiser für Kapitalanlagen 2012, 45. Jahrgang, Detmold: Bernecker Verlagsgesellschaft mbH 2012, S. 210–217. ISBN 978-3-9812899-2-3


© Hans A. Bernecker
Bernecker-Verlag AG Schweiz



Am Samstag, 31. März 2012, 10.00–16.00 Uhr findet im Lake Side Business & Lifestyle - direkt am Zürichsee - das nächste Bernecker Anlegerseminar statt, in dem auch die künftige Bedeutung des Goldes behandelt wird. Anmeldung: www.berneckerverlag.ch/seminare/seminare.html



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