Suche
 
Folgen Sie uns auf:

Ausstiegsfibel für die Eurozone (Teil 3/3)

12.03.2012  |  John Mauldin
- Seite 2 -
Im Fall der asiatischen Länder lauteten die Schulden in einer anderen Währung - d.h. in US-Dollar. Damit ergab sich sozusagen eine "invertierte Bilanz“. Bei solchen umgekehrten Schuldverhältnissen besteht sich eine positive Korrelation zwischen dem Wert der Verbindlichkeiten und dem Wert der Aktivposten. Die Schuldenlast und die Kosten des Schuldendienstes sinken also in guten Zeiten und steigen in schlechten Zeiten. Sobald die asiatischen Währungen abzuwerten begannen, schossen Schuldenquoten dieser Länder in die Höhe. Zum Glück lauten alle Schulden der Euro-Randländer in Euro. Deswegen ergibt der Verbleib in der Eurozone auch auf kurze Sicht Sinn. Ein Ausstieg aus dem Euroraum und der Übergang zu einer Währung, die sich abwerten ließe, würde natürlich die Gesamtsamtverschuldung erhöhen.

Um die hohen Leistungsbilanzdefizite finanzieren zu können, muss die Euro-Peripherie mehr Anlagen an Ausländer verkaufen, als sie ankaufte. Portugal, Griechenland, Irland und Spanien schulden ausländischen Gläubigern Kredite in Höhe von fast 100% ihres Bruttosozialsozialprodukts - erschütternde Zahlen für diese Länder. So wie Drogenabhängige das gesamte Familiensilber verkaufen, verkauften auch die Euro-Peripherieländer große Teile ihres Auslandvermögens, um das andauernde Leistungsbilanzdefizit zu finanzieren.

Der folgende Chart zeigt die Entwicklung des Auslandsvermögensstatus in der Euro-Peripherie und dessen teils extreme Verschlechterung.

Open in new window

Open in new window

Quelle: Bank of Spain und Goldman Sachs, European Weekly Analyst Issue No: 11/44, 21.Dezember 2011, Goldman Sachs Global Economics, Commodities and Strategy Research


Wie der Chart deutlich zeigt, begann dieser Trend mit der Einführung Euro und hat sich in der Folge mit jedem Jahr verschlechtert. Während sich der Status der Auslandvermögen in den Peripherieländern verschlechterte, verbesserte er sich interessanterweise in Deutschland. Deutschland ist hier die Kehrseite der Peripherie. Und das ist aus den unten genannten Gründen von großer Bedeutung.


Zu hohe Schulden: Der einzige Ausweg ist Währungsabwertung, Inflation oder Schuldenausfall

“Ich sage schon lange, Kapitalismus ohne Bankrott ist wie das Christentum ohne Hölle.”
Frank Borman, Aufsichtsratsvorsitzender der Eastern Airlines


Die Nettoauslandsverschuldung und der Auslandsvermögensstatus der Peripherieländer sind extrem hoch. Fast jedes Land, das in der Vergangenheit solche Schuldstände aufzuweisen hatte, ließ entweder seine Schulden ausfallen oder wertete seine Währung ab (vgl. This Time Is Different: Eight Centuries of Financial Folly von Reinhart und Rogoff). Wenn Privatpersonen oder Unternehmen zu hohe Schulden haben, erklären sie normalerweise ihre Zahlungsunfähigkeit. Haben Staaten zu hohe Schulden, so bleiben den jeweiligen Regierungen drei Optionen.

  • 1. Sie können nach und nach die Schulden durch Inflation verringern.
  • 2. Sie können Zahlungsunfähigkeit erklären und ihre Schulden ausfallen lassen.
  • 3. Sie können die Währung abwerten, was alle ausländischen Gläubiger trifft. Und das ist im Grunde nur eine Variante der Schuldensenkung durch Inflation.

Die EZB kann laut ihrer Satzung keine inflationäre Politik betreiben oder Staatsschulden monetisieren. Aus diesem Grund haben die Peripheriestaaten sehr hohe Geldschulden in einer Währung, die sie nicht drucken können. Da sie einer Währungsunion angehören, fehlt ihnen ein geldpolitisches Instrument, mit dem sich Staaten normalerweise von Schulden befreien können. Schuldenausfall bliebe dann die einzige Option. Ein Schuldenausfall würde jedoch nicht das Grundproblem der "universellen“ Geldpolitik für alle Wirtschafträume der Eurozone lösen. Zahlungsunfähigkeit, Ausstieg aus dem Euro UND Währungsabwertung wären ebenfalls notwendig.


Optimale Eurokonfiguration nach dem Ausstieg: Wer soll aussteigen?

"Der Mensch akzeptiert Veränderungen nur unter dem Druck der Notwendigkeit, welche er aber erst im Krisenfall erkennt."
Jean Monnet





Bewerten 
A A A
PDF Versenden Drucken

Für den Inhalt des Beitrages ist allein der Autor verantwortlich bzw. die aufgeführte Quelle. Bild- oder Filmrechte liegen beim Autor/Quelle bzw. bei der vom ihm benannten Quelle. Bei Übersetzungen können Fehler nicht ausgeschlossen werden. Der vertretene Standpunkt eines Autors spiegelt generell nicht die Meinung des Webseiten-Betreibers wieder. Mittels der Veröffentlichung will dieser lediglich ein pluralistisches Meinungsbild darstellen. Direkte oder indirekte Aussagen in einem Beitrag stellen keinerlei Aufforderung zum Kauf-/Verkauf von Wertpapieren dar. Wir wehren uns gegen jede Form von Hass, Diskriminierung und Verletzung der Menschenwürde. Beachten Sie bitte auch unsere AGB/Disclaimer!




Alle Angaben ohne Gewähr! Copyright © by GoldSeiten.de 1999-2024.
Die Reproduktion, Modifikation oder Verwendung der Inhalte ganz oder teilweise ohne schriftliche Genehmigung ist untersagt!

"Wir weisen Sie ausdrücklich auf unser virtuelles Hausrecht hin!"