Gehandikapter Kollaps (Teil 1/2)
15.03.2012 | Jim Willie CB
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Physischer Goldabzug rächt sichBeeindruckend, was man mit 22 Millionen Papiergoldunzen erreichen kann, wenn man sie an einem einzigen Tag auf den Markt wirft - was für ein Schalttag. Hier wurde der Papiergoldpreis in einem angeblich seriösen Marktumfeld kräftig nach unten geschaltet. Ehrliche Marktbedingungen sind eben nicht mehr wichtig. Die CFTC pennt weiter am Steuer, oder starrt gebannt, die schweren Ketten schleppend, auf den Herren-Club an der Wall Street. Das Endresultat ist (und das berichtete auch der berüchtigte Londoner Trader auf King World News), dass eine prächtige Menge physischen Goldes die COMEX und die LBMA verlässt. Die Vereinigten Staaten halten am Papiergoldpreis fest. Wohingegen am physischen Goldmarkt in London wirklich die Post abgeht, denn dort ziehen die Asiaten mit hohem Tempo die Londoner Goldbestände ab.
Und wieder zeigt sich dieser mächtige Zwiespalt. Das "Team“ kann auf der einen Seite zwar den Papiergoldpreis kontrollieren, man beschenkt dafür jedoch die asiatischen Käufer mit einem saftigen Abschlag, der sich in physischen Goldladungen niederschlägt, die von den Lieferrampen rollen. Je mehr Verzweiflungstaten mit nackten, metallleeren Leerverkäufen (unter den wachsamen staatlichen Augen der USA und Großbritanniens) begangen werden, desto schneller verschwinden die Goldbestände. Das Auseinanderdriften wird nicht aufhören: Der Papiergoldpreis mag vielleicht fallen, aber der physische Goldpreis wird steigen.
Die COMEX wird zur irrelevanten Arena mit leeren Lagern verkommen, während London fault und ausgehöhlt wird. Auf der echten, physischen, ehrlichen Seite muss der Goldpreis weiter steigen, weil das Angebot schnell schwindet. Es fließt von Westen nach Osten und wird zu unseren Lebzeiten, zusammen mit der wahren Macht, nicht mehr zurückehren. Die jüngsten Großverkäufe von Papiergold, ohne physische Hinterlegung, können den Goldpreis nicht am Boden halten. Er erholt sich. Die Rally zur 2.000 $-Marke wurde nicht zugelassen. Dieses Ereignis hat aber höchstens die Markierung für eine Unterstützungszone hinterlassen. Nichts kann Gold zurückhalten, nichts. Es ist echtes Geld in einer Zeit, in der sich Papier als Geld ausgibt, dessen schlechtes Makeup, welches schon Säurespritzer trägt, nun als solches entlarvt wird.
Billionenschweres US-Staatsdefizit sorgt für 0%-Zins
Nur wenige Analysten berichten von einem ganz grundlegenden Faktor. Die US-Regierung kann sich keine höheren Zinskosten als 0% leisten, nicht heute und auch nicht in Zukunft. Also sind sie permanent. Das ist der Neue Normalzustand mit hässlichen Warzen. Es kann gar keine Ausstiegsstrategie geben, da die Staatsfinanzen einfach keine Änderung zulassen. Normale Zinskosten hätten zur Folge, dass die Kosten des Schuldendiensts an das Verteidigungsbudget heranreichen und die Kosten von Medicare überschatten würden. Das US-Staatsdefizit setzt also den 0%-Zins fest und verpasst der US Fed eine monetäre Zwangsjacke. Und diese lässt sich nicht zur Rede stellen und windet sich mit schwachen Erklärungen bezüglich ihrer unveränderten Politik heraus.
Denken Sie nur an die Verlängerung der sogenannten "akkommodativen“ 0%-Zinspolitik bis 2014. Welche Farce! Welche Tragödie! Welch lächerliche Ausrede für eine Zentralbank! Damit hat sich ein Teufelskreis eröffnet, in dem die Finanzierung der gigantischen US-Staatsdefizite nicht ohne einen dauerhaften 0%-Zins funktioniert; gleichzeitig haben Geldbeschaffungskosten von 0% aber wiederum ihre eigenen schwerwiegenden und schädlichen Effekte. Die größte Versicherungspolice des Goldbullenmarktes ist die US-Regierung und ihre galoppierenden Defizite.