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Amerikas Zukunft oder was kommt nach einem etwaigen Handelskrieg mit China

02.04.2010  |  Clif Droke
In unserer derzeit relativ friedvollen und stabilen Phase stellt sich vielen die Frage, wann wir den nächsten großen Krieg bekommen werden und es wird wild spekuliert, wer die großen Parteien dabei sein könnten. Uns geht es hierbei nur um die finanziellen Aspekte, eine Erörterung der geopolitischen und militärischen Variablen, die hinter einem Kriegsausbruch stehen, würde den Rahmen dieses Kommentars sprengen. Mit Blick auf die Vergangenheit lässt sich jedoch abschätzen, dass "heiße Kriege" im militärischen Sinn, oft aus Handelskriegen hervorgehen. Und wie wir sehen werden, wurden die Voraussetzungen für einen Handelskrieg epischer Ausmaße schon geschaffen und auch die Hauptakteure sind problemlos auszumachen.

Letzte Woche titelte das Wall Street Journal: "Business Sours on China" ("China vergällt die Geschäfte"). Laut dem WSJ scheint es, als würde China vom langjährigen Schwerpunkt der wirtschaftlichen Öffnung für ausländische Unternehmen abrücken und jetzt in der Tendenz stärker dominante Staatsunternehmen fördern wollen. Dann gibt es noch den Internetgiganten Google und seine Drohungen, sich aus China zurückzuziehen, da man über die Zensur der Internetsuchergebnisse in diesem Land besorgt sei.

Der Ärger begann vor einigen Wochen, als Google ankündigt, es werde die Zensur von Sucherergebnissen auf der Google-Plattform durch China nicht mehr dulden. China verteidigte seine weitreichende Zensur, nachdem Google gedroht hatte, sich aus China zurückzuziehen.

Darüberhinaus kündigte die Obama-Administration an, sie werde sich hinter Googles Entscheidung stellen, die Zensur in China anzufechten. In einem Bericht auf Reuters äußerte sich Obama zur Frage, inwieweit er denke, dass diese Angelegenheit die amerikanisch-chinesischen Beziehungen eintrüben werde. Obama meinte, es dürfe nicht zugelassen werden, dass Menschenrechte im Sinne bestimmte Länder allgemein beschnitten werden. Hier zeigt sich mindestens zum zweiten Mal innerhalb dieses Jahres, dass das Weiße Haus Stellung gegenüber China bezieht (beim ersten Mal ging es um Reifenimporte).

Die Kontroverse wird zudem dadurch angeheizt, dass das US-Finanzministerium voraussichtlich im April einen Bericht veröffentlichen will, in dem China, so heißt es in der letzten Ausgabe von Barron’s, formal als "Währungsmanipulator" bezeichnet werden soll. Das würde in keinster Weise zur Entspannung der Beziehungen beider Nationen beitragen und möglicherweise wäre es ein weiterer Schritt hin zu einem Handelskrieg zwischen China und den USA.

In einem anderen Artikel, der letzte Woche im Wall Street Journal erschien, ging es um chinesische Behörden in einer reichen Provinz nahe Shanghai, die die Qualität westlicher Luxuskleidung (unter anderem der Marken Hermes, Tommy Hilfiger und Versace) kritisiert hatten. Hieran zeigt sich, wie sehr sich die Dinge doch gewandelt haben, denn damals beschwerten sich die USA jahrelang über die minderwertige Qualität der in China hergestellten Waren.

Am Montag veröffentlichte das WSJ einen Artikel unter dem Titel "American Firms Feel Shut Out In China" ("US-Firmen fühlen sich in China ausgegrenzt"). Im Zeitungsartikel heißt es, bisher gäbe es zwar kaum Anzeichen darauf, dass sich US-Unternehmen aus China zurückziehen - dennoch wird angemerkt, eine wachsende Anzahl multinationaler Firmen würde "anfangen, die eigenen Strategien zu überdenken". Laut einer von der Amerikanischen Handelskammer in China durchgeführten Umfrage fühlen sich 38% der US-Firmen in China nicht willkommen, im Jahr 2009 waren es 26% und 2008 noch 23%.

Zugespitzt wird das Ganze noch durch den öffentlichkeitswirksamen Gerichtsprozess um vier Rio-Tinto-Mitarbeiter. Er kann als weiteres Beispiel dafür gelten, wie der Spieß jetzt gegen den Westen umgedreht wird. Die chinesischen Behörden klagen diese Mitarbeiter der unrechtmäßigen Aneignung von Geschäftsgeheimnissen und der Bestechlichkeit an. Diese Anklage hat gewissermaßen auch ihre ironische Seite, denkt man daran, dass kein kleiner Teil der chinesischen Technologie von westlichen Produzenten, die sich im Land angesiedelt hatten, gestohlen wurde.

Es scheint als würde China gegenüber dem Westen auf wirtschaftlichem wie auf politischem Gebiet prahlerisch seine Muskeln spielen lassen. Dabei muss man zwangsläufig an genau jene Art von Arroganz denken, die normalerweise einem großen Sturz vorausgeht. Schon in der Bibel hieß es: "Vor dem Verderben kommt Stolz, und Hochmut vor dem Fall".

Ein ganzes Kapitel seines Buches "Jubilee on Wall Street" widmet David Knox Barker der Thematik Handelskrieg und Wirtschaftszyklen - ihm zufolge gehören Handelskriege eher zu den normalen Ereignissen im Verlauf des ökonomischen Langwellenzyklus entwickelter Nationen. Barker erklärt, warum er davon ausgeht, dass die industrialisierten Nationen Brasilien, Russland, Indien und China eine wichtige Führungsrolle beim Aufstieg aus den deflationären Tiefen der langen Welle spielen werden: Ihre Binnenwirtschaften werden sich entwickeln und anfangen zu wachsen. "Heute wie auch in Zukunft werden sie immer mehr ausländische Erzeugnisse, die in den USA produziert wurden, nachfragen", schreibt Barker. Er geht davon aus, dass dies den USA helfen wird, von einer zu stark konsumorientierten Wirtschaft abzukommen und zu einer Wirtschaft zu wechseln, die Spitzenprodukte herstellt.

Dennoch sieht Barker hierbei ein Problem: Sollte sich in Washington eine protektionistische Wirtschaftpolitik durchsetzen, so werden mit größter Sicherheit Handelskriege ausbrechen. Und sollte das passieren, dann sei, so Barker, "alles möglich". Er fügt hinzu:“ Zunehmender Protektionismus und Handelskriege würden katastrophale Auswirkungen auf den Welthandel haben und was sich anfangs noch als milde ökonomische Winterphase hätte herausstellen können, würde sich schließlich zu einer globalen Depression auswachsen."

Barker stellt ebenfalls fest, dass sich die Sturmwolken der Handelskriege mit zunehmender Nähe zur langfristigen zyklischen "Wintersaison" schon am Horizont abzuzeichnen beginnen. Er schreibt: "Lässt man zu, dass es während der letzten Jahre des langfristigen Winterzyklus zu Handelskriegen kommt, dann wird der Einbruch bei Weitem stärker und düsterer ausfallen als notwendig, so wie auch die Große Depression weitaus tiefer und länger ausfiel als notwendig, da es damals zu wachsender Isolierung im internationalen Handel gekommen war."





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