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Eisenerzpreise steigen um 90%

30.03.2010  |  Eugen Weinberg
Energie

Der WTI-Ölpreis steigt seit gestern zeitweilig um 3% auf 82,6 USD je Barrel. Die seit Anfang März bestehende Handelsspanne zwischen 80 und 83 USD je Barrel hat aber erneut gehalten. Damit befindet sich der Ölpreis über dem Niveau, welches vom größten OPEC-Produzenten Saudi-Arabien als "am meisten angemessen" bezeichnet wird, nämlich eine Spanne von 70-80 USD je Barrel. Der Preisanstieg wurde durch einen höheren Risikoappetit im Zuge fester globaler Aktienmärkte, in Erwartung positiver Konjunkturdaten, sowie einen schwächeren US-Dollar begünstigt. Daneben haben die Bombenanschläge in Russland, dem derzeit weltgrößten Ölförder- und -exportland, zum Preisanstieg beigetragen, da sie Ängste vor Anschlägen auf die Ölinfrastruktur schüren.

Wir erachten die Marktreaktion als übertrieben. Die Versorgungslage ist weiterhin ausreichend. Gestern hat Nigeria angekündigt, seine Ölexporte im Mai um 4,7% auf mindestens 2,1 Mio. Barrel pro Tag auszuweiten, den höchsten Stand seit 10 Monaten. Das wären zudem gut 400 Tsd. Barrel pro Tag mehr als die vereinbarte OPEC-Förderquote. Die russische Regierung hat bekanntgegeben, die Exportsteuer auf Rohölexporte zum 1. April um 6% auf 268,9 USD je Tonne (36,5 USD je Barrel) anzuheben. Beim derzeitigen Ölpreis von knapp 80 USD je Barrel Urals dürfte das Angebot dadurch nicht beeinträchtigt werden. Heute nach Handelsschluss werden die Öl-Lagerdaten des American Petroleum Institute veröffentlicht. Wir befinden uns derzeit in der Lageraufbauphase. Von daher dürfte ein erneuter Lageraufbau nicht überraschen, nachdem schon in der Woche zuvor ein Anstieg um gut 7 Mio. Barrel zu verzeichnen war.

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Edelmetalle

Eine hohe physische Nachfrage hält den Goldpreis weiter über der Marke von 1.100 USD je Feinunze. Die Bombay Bullion Association hat ihre Erwartungen für die indischen Goldimporte im März um 2 Tonnen auf 28-30 Tonnen nach oben revidiert. Im April und Mai sind in Indien eine Million Hochzeiten geplant, was für anhaltend hohe Goldimporte in den kommenden zwei Monaten spricht. Zusätzliche Unterstützung kommt derzeit von der Investmentnachfrage. Der weltgrößte Gold-ETF, SPDR Gold Trust, berichtet für gestern abermals einen Anstieg seiner Bestände um 5 Tonnen auf den höchsten Stand seit Jahresbeginn. Mit fast 1.130 Tonnen liegen die Bestände zudem nur noch gut 4 Tonnen unter dem Rekordwert von Juni 2009.

Der Palladiumpreis wies gestern die beste Preisentwicklung unter den Edelmetallen auf und stieg zwischenzeitlich um 4% auf 477 USD je Feinunze. Damit liegt der Preis nur noch marginal unter seinem Mitte März markierten Jahreshoch. Unterstützung erhält Palladium neben einem steigenden Risikoappetit der Marktteilnehmer im Zuge optimistischer Konjunkturerwartungen vor allem durch eine hohe Investmentnachfrage. So hat der Palladium-ETF in den USA erneut Zuflüsse verzeichnet. Die Bestände im Fonds stiegen um 10 Tsd. auf 550 Tsd. Unzen. Das hohe Anlegerinteresse sollte den Palladiumpreis weiter unterstützen.


Industriemetalle

Die Metallpreise sind fulminant in die neue Woche gestartet. Mit einem Preiszuwachs von 4,6% nahm Zink die Spitzenposition unter den Industriemetallen ein. Kupfer stieg um 3,5% und erreichte mit 7.800 USD je Tonne den höchsten Stand seit 19 Monaten. Heute Morgen können die Metalle diese Kursgewinne verteidigen und teilweise weiter zulegen.

Der weltweit größte Eisenerzproduzent, Vale, hat sich in den Kontraktverhandlungen mit japanischen Stahlunternehmen durchgesetzt und für Eisenerz einen Preisaufschlag von 90% gegenüber Vorjahr ausgehandelt. Dies kann als Benchmark-Abschluss für den asiatischen Raum außerhalb Chinas angesehen werden. Zudem wurde das mehrere Jahrzehnte geltende System jährlicher Verträge beendet und stattdessen Quartalskontrakte vereinbart.

Die japanischen Stahlproduzenten willigten ein, Vale zwischen 100 und 110 USD je Tonne Eisenerz für das am 1. April beginnende Quartal zu bezahlen. Auch BHP Billiton hat sich mit japanischen Kunden auf Quartalskontrakte verständigt, ohne jedoch Preise zu nennen. Die Verhandlungen mit den chinesischen Stahlproduzenten gehen hingegen weiter. Allerdings dürfte es auch hier zu Abschlüssen in ähnlicher Größenordnung kommen. Der chinesische Verhandlungsführer, Baosteel Group, hat bereits letzte Woche Bereitschaft zu "Adjustierungen" im bisherigen Preissystem verlautbaren lassen. Zudem ist der Kassa-Preis für Eisenerzlieferungen nach China mittlerweile auf über 150 USD je Tonne gestiegen.


Agrarrohstoffe

Der Rohzuckerpreis scheint zwischen 16 und 18 US-Cents je Pfund einen Boden auszubilden. Auf Schlusskursbasis wurde seit fünf Tagen kein neues Tief mehr markiert. Unterstützung für die Preise geben Nachrichten, wonach der Start der Zuckerrohrernte in Brasilien durch regnerisches Wetter beeinträchtigt wird. Das neue Erntejahr beginnt Anfang April. Die Erwartung einer sehr guten brasilianischen Zuckerrohrernte hatte maßgeblich dazu beigetragen, dass der Zuckerpreis in den vergangenen Wochen um mehr als 40% gefallen war. Der Verband der brasilianischen Zuckerrohrindustrie Unica gibt morgen eine Schätzung über die Höhe der zu erwartenden Zuckerrohrernte bekannt.

Der Kakaopreis nähert sich wieder der Marke von 3.000 USD je Tonne. Die Kakaolieferungen in die Häfen der Elfenbeinküste summieren sich seit Anfang Oktober auf 877 Tsd. Tonnen. Im Vorjahr lag der entsprechende Wert bei 893.513 Tonnen. Die Haupternte dürfte das Vorjahresniveau also leicht unterschreiten. Im gesamten Erntejahr 2008/09 wurden in der Elfenbeinküste etwas mehr als 1,2 Mio. Tonnen geerntet. Um dieses Niveau zu erreichen, muss die Anfang April beginnende Nebenernte besser ausfallen. Nach den Erfahrungen der Haupternte, welche nach einem sehr guten Beginn nach drei Monaten spürbar an Dynamik verlor, sind diesbezüglich Zweifel angesagt.


Terminkurven ausgewählter Rohstoffe: aktuell, vor einer Woche und vor einem Monat

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© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets





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