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Wieder mehr Lust auf Süßes

13.04.2010  |  Eugen Weinberg
Energie

Der WTI-Ölpreis gibt heute Morgen in Erwartung erneut gestiegener US-Lagerbestände leicht nach und notiert knapp über der Marke von 84 USD je Barrel. Der heute Abend nach Handelsschluss zur Veröffentlichung anstehende Lagerbericht des American Petroleum Instituts dürfte einen abermaligen Anstieg der Ölvorräte in den USA aufzeigen. Zuvor präsentiert die Internationale Energieagentur (IEA) ihren monatlichen Ölmarktausblick. Dieser dürfte jedoch keine großen Überraschungen enthalten.

Der WTI-Ölpreis wurde gestern zum ersten Mal seit Ende Dezember wieder unter dem Preis der Sorte Brent gehandelt. Die gleichzeitige Ausweitung der Preisdifferenz zwischen Kassa- und Terminkursen bei Brent deutet auf eine künftig geringere Verfügbarkeit von Brent hin. Dies gepaart mit einer stärkeren Nachfrage nach Brent, das im Gegensatz zur US-Ölsorte WTI hauptsächlich über Seewege gehandelt wird, könnte als Erklärung dienen. Auch die zu erwartenden Handelsrestriktionen seitens der CFTC dürften WTI stärker treffen als Brent, was einige Marktteilnehmer zur Umschichtung animieren könnte.

Das größte asiatische Raffinerieunternehmen, Sinopec Group, möchte sich für 4,65 Mrd. USD zu 9% beim kanadischen Ölsand-Produzenten Syncrude einkaufen. Damit sichert sich Sinopec langfristige Ölreserven. Dies zeigt zugleich den nach wie vor unersättlichen Appetit Chinas zur Akkumulierung ausländischer Ressourcen, um den zukünftigen Rohstoffbedarf des Landes zu decken.


Edelmetalle

Nach den starken Kurszuwächsen der vergangenen Tage, in denen bis auf Silber alle anderen Edelmetalle neue Jahreshöchststände markierten, geben die Preise heute leicht nach. Da sich diese jedoch weiterhin über technisch und psychologisch wichtigen Marken halten können, dürfte es sich lediglich um eine Verschnaufpause im aktuellen Aufwärtstrend handeln.

Vor allem Platin und Palladium dürften durch eine anhaltend hohe Investmentnachfrage gut unterstützt bleiben. Der zu Jahresbeginn in den USA aufgelegte Palladium-ETF verzeichnete weitere Zuflüsse von 20 Tsd. Unzen. Mit einem Bestand von 610 Tsd. Unzen steht dieser Fonds mittlerweile für 9,4% der globalen Jahresnachfrage und hat mehr als eine Monatsproduktion akkumuliert. Der Palladium-ETF hat sich wie sein Pendant bei Platin somit als neue, große Komponente auf der Nachfrageseite neben der Schmuck- und Autoindustrie etabliert.

Allerdings wächst damit auch die Gefahr, dass die relativ kleinen Märkte für Platin und Palladium mehr und mehr von der Investmentnachfrage dominiert werden und sich zusehends von den fundamentalen Rahmendaten abkoppeln, was sie anfällig für erratische und nicht nachvollziehbare Preisschwankungen machen würde. Wir erwarten dennoch in den nächsten Monaten eine anhaltend hohe Investmentnachfrage, so dass die Preise für Platin und Palladium weiter gut unterstützt bleiben sollten.

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Industriemetalle

Das Volumen der neuen Kredite in China hat sich im März im Vergleich zum Vormonat deutlich um rund 200 Mrd. Yuan auf 510,7 Mrd. Yuan abgeschwächt. Damit scheinen die im bisherigen Jahresverlauf eingeführten Maßnahmen zur Abkühlung der überhitzten lokalen Wirtschaft langsam ihre Wirkung zu entfalten. Sollte sich das Kreditvolumen in den verbleibenden Monaten des Jahres in etwa auf dem März-Niveau einpendeln, hätte die chinesische Regierung ihr Ziel erreicht, die Vergabe neuer Kredite im Gesamtjahr auf 7,5 Bio. Yuan (ca. 1,1 Mrd. USD) zu beschränken. Im Zuge dessen sollten sich auch die Rohstoffnachfrage und damit der Importsog im Jahresverlauf deutlich abschwächen. Dies dürfte sich negativ auf die Preise auswirken.

Unterdessen hat China im März 3,33 Mio. Tonnen Stahl und damit doppelt so viel wie im Vorjahr exportiert. Dies dürfte die Eisenerzproduzenten in ihrer Haltung bestärken, an ihren Preisforderungen in den laufenden Verhandlungen festzuhalten. Der Kassapreis für Eisenerzlieferungen nach China nähert sich mit großen Schritten der Marke von 170 USD je Tonne. Die chinesischen Stahlunternehmen haben im Gegensatz zu ihren asiatischen Wettbewerbern bislang noch keine neuen Lieferverträge mit den großen Eisenerzproduzenten abgeschlossen und drängen nach wie vor auf Jahreskontrakte.


Agrarrohstoffe

Der Preis für Kakao konnte gestern mit einem Anstieg um 2,2% auf 2.919 USD je Tonne von den neuesten Nachfragedaten aus Deutschland und Europa profitieren. Der Verband der Deutschen Süßwarenindustrie meldete für das erste Quartal 2010 gegenüber dem Vorjahr ein Plus von 10,3% bei der Vermahlung von Kakao zur Weiterverarbeitung. Nach den ebenfalls gestern veröffentlichten Daten der Europäischen Kakaoorganisation ECA, die neben Ländern der Europäischen Union etwa auch die Schweiz umfassen, legten auch die europäischen Vermahlungen insgesamt im ersten Quartal um 8,1% gegenüber Vorjahr zu, was dem höchsten Zuwachs in vier Jahren entspricht. Gegenüber dem Vorquartal allerdings fielen sowohl die deutschen als auch die europäischen Vermahlungen geringer aus.

Allerdings war im zweiten Halbjahr 2009 nach dem Einbruch der Nachfrage in der ersten Jahreshälfte ein Aufstockungsprozess in Gang gekommen, der nun langsam auslaufen dürfte. Der Markt wartet nun gespannt auf die für Donnerstag vorgesehene Veröffentlichung der entsprechenden Daten für Nordamerika. Die Angebotsperspektive für Kakao ist recht entspannt. Zwar wird für das laufende Kakaojahr mit einem Defizit am Markt gerechnet, doch könnte 2010/11 ein Jahr mit einem leichten Angebotsüberschuss werden. Diese Aussicht sollte dafür sorgen, dass die Preise kurzfristig zwar nochmals auf 3.000 USD je Tonne steigen können, über die nächsten Quartale aber nachgeben sollten.


Terminkurven ausgewählter Rohstoffe: aktuell, vor einer Woche und vor einem Monat

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© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets





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