Kräftige Ausweitung der Metallproduktion in China
16.04.2010 | Eugen Weinberg
Energie
Das Bild am Ölmarkt ist zur Zeit nicht einheitlich: Während der Preis für Brent Blend gestern auf ein neues 18-Monatshoch kletterte, ist das technische Bild für WTI angeschlagen, nachdem der Preis in den letzten Tagen kein neues Hoch markieren konnte. Der Preisaufschlag von Nordseeöl ist im Zuge dessen binnen einer Woche auf gut 2 Dollar je Barrel gestiegen. Üblicherweise wird Brent mit einem Abschlag gegenüber WTI gehandelt. Wir führen den Aufschlag auf die stärkere Nachfrage nach Nordseeöl bei gleichzeitig durch Wartungsarbeiten eingeschränkter Verfügbarkeit zurück.
Anders als vor einem Jahr können die Lagerkapazitäten in Cushing, dem Hauptumschlagsplatz für WTI, diese Diskrepanz aktuell nicht erklären. Zwar sind die Cushing-Vorräte in den letzten Wochen gestiegen, aber die Speicherkapazitäten wurden zuletzt ausgebaut, so dass die Kapazitätsgrenzen sobald nicht erreicht werden dürften. Angesichts des unklaren technischen Bildes wird mit Spannung erwartet, ob die spekulativen Finanzanleger ihr Engagement noch weiter ausgebaut haben, nachdem in der Vorwoche die Netto-Long-Positionen auf ein Rekordhoch gestiegen waren. Die CFTC legt heute nach Handelsschluss die neuen Daten vor.
Der Preis für US-Erdgas ist gestern nach dem Lagerbericht des US-Energieministeriums um 5% auf gut 4 USD je MMBtu eingebrochen. Mit einem Anstieg der Vorräte um 87 Mrd. Kubikfuß gegenüber Vorwoche wurden selbst die ohnehin pessimistischen Erwartungen übertroffen. Im Durchschnitt der letzten fünf Jahre betrug der Aufbau zu diesem Zeitpunkt nur 13 Mrd. Kubikfuß. Damit liegen die Vorräte gut 15% über dem Fünfjahresdurchschnitt. Wir sind jedoch weiterhin wie die EIA der Meinung, dass die niedrigen Preise zu einem Produktionsrückgang und bei einer Belebung der Nachfrage zu einem Abbau des Überangebots im weiteren Jahresverlaufs führen werden, und rechnen deshalb mit einer Preiserholung in der zweiten Jahreshälfte.
Edelmetalle
Im Zuge der allgemeinen Rohstoffschwäche heute Morgen und einem etwas festeren US-Dollar geben auch die Edelmetallpreise nach. Gold hält sich mit 1.155 USD je Feinunze jedoch über der Handelsspanne der letzten Monate. Das Edelmetall dürfte angesichts anhaltender Unsicherheiten über die finanzielle Lage in einigen Euro-Ländern als sicherer Hafen weiter gefragt bleiben.
Platin und Palladium notieren ebenfalls nach wie vor deutlich über ihren psychologisch wichtigen Marken von 1.700 USD bzw. 500 USD je Feinunze, was weiter in hohem Maße Investoren anzieht. Die zu Jahresbeginn in den USA aufgelegten Platin- und Palladium-ETFs verzeichneten gestern abermals Zuflüsse von 10 Tsd. bzw. 30 Tsd. Unzen. Während der Bestand im Platin-ETF damit auf 340 Tsd. Unzen gestiegen ist, hat der Palladium-ETF mittlerweile 640 Tsd. Unzen angehäuft. Dies entspricht 10% der globalen Jahresnachfrage. Beim Palladium-ETF könnte es sich dabei allerdings möglicherweise um Umschichtungen handeln, da das europäische Pendant in den letzten Tagen Abflüsse vermeldete. Insgesamt dürfte die Investmentnachfrage weiterhin hoch bleiben, so dass die Platin- und Palladiumpreise gut unterstützt bleiben sollten.
Industriemetalle
Die Metallpreise werden heute Morgen neben schwachen asiatischen Aktienmärkten durch die Ankündigung Chinas belastet, Maßnahmen zur Abkühlung des stark überhitzten lokalen Immobilienmarktes einzuführen. Die Grundstückspreise in China sind im März so schnell wie nie zuvor gestiegen, was Befürchtungen schürt, dass sich eine Spekulationsblase gebildet hat.
Gemäß Angaben des Nationalen Statistikbüros hat sich in China im März die Produktion von nahezu allen Metallen im Vergleich zum Vorjahr deutlich erhöht. Dies dürfte vor allem auf die zuletzt stark gestiegenen Preise zurückzuführen sein. Besonders ausgeprägt war der Anstieg bei Aluminium mit 50,2% auf 1,36 Mio. Tonnen, was zugleich einen neuen Rekordwert darstellt.
Auch Kupfer, Zink, Nickel und Zinn verzeichneten zweistellige Zuwachsraten. Im Vergleich zum Vormonat wurde die Produktion ebenfalls zum Teil deutlich ausgeweitet. Damit erhöhen sich die globalen Angebotsüberschüsse weiter, da die Nachfrage außerhalb Chinas nach wie vor verhalten ausfällt. Einhergehend mit den überraschend starken Importen im März spiegelt sich der jüngste Produktionsanstieg in weiter steigenden Lagerbeständen wider. In den Lagerhäusern der Börse Shanghai haben sich die Kupfervorräte in der Woche zum 15. April um 10% auf 186 Tsd. Tonnen auf ein neues Allzeithoch erhöht. Auch die Aluminiumbestände markieren mit über 425 Tsd. Tonnen ein neues Rekordniveau.
Agrarrohstoffe
Der US-Sojabohnenpreis hat gestern auf 9,84 USD je Scheffel geschlossen, dem höchsten Niveau seit drei Monaten. China wird im Erntejahr 2009/10 nach Angaben des Nationalen Getreide- und Ölinformationszentrums (CNGOIC) ein Rekordvolumen von 44 Mio. Tonnen an Sojabohnen importieren. Das wären 7,3% mehr als im Vorjahr. Für Mai erwartet das CNGOIC ein Importvolumen von 5,0-5,5 Mio. Tonnen, was ebenfalls einen Rekordwert darstellt. Auch im Juni sollen die Sojabohneneinfuhren mit geschätzten 5,0 Mio. Tonnen sehr robust bleiben. Das wäre ein deutlicher Anstieg von dem für April erwarteten Importvolumen von 4,0 bis 4,3 Mio. Tonnen.
Hinter den kurzfristig höheren Importvolumina dürften u.a. die von China verhängten Beschränkungen für die Einfuhr von Sojaöl aus Argentinien stehen, wodurch der Bedarf an Sojabohnen als Inputfaktor für die Gewinnung von Sojaöl steigt. Laut CNGOIC soll dadurch der Importbedarf für Sojabohnen um 2 Mio. Tonnen steigen. Allerdings geht das CNGOIC davon aus, dass Argentinien in der Lage sein wird, die höheren Qualitätsanforderungen Chinas zu erfüllen, welche zu den besagten Beschränkungen geführt haben. Entsprechend rechnet das CNGOIC für Juli wieder mit einem niedrigeren Importvolumen von 4,0 Mio. Tonnen. Der Sojabohnenpreis bleibt durch die robuste chinesische Nachfrage gut unterstützt und dürfte in den kommenden Tagen in Richtung 10 USD steigen.
Terminkurven ausgewählter Rohstoffe: aktuell, vor einer Woche und vor einem Monat
© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst
Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets
Diese Ausarbeitung dient ausschließlich Informationszwecken und stellt weder eine individuelle Anlageempfehlung noch ein Angebot zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren oder sonstigen Finanzinstrumenten dar. Sie soll lediglich eine selbständige Anlageentscheidung des Kunden erleichtern und ersetzt nicht eine anleger- und anlagegerechte Beratung. Die in der Ausarbeitung enthaltenen Informationen wurden sorgfältig zusammengestellt. Eine Gewähr für die Richtigkeit und Vollständigkeit kann jedoch nicht übernommen werden. Einschätzungen und Bewertungen reflektieren die Meinung des Verfassers im Zeitpunkt der Erstellung der Ausarbeitung und können sich ohne vorherige Ankündigung ändern.
Das Bild am Ölmarkt ist zur Zeit nicht einheitlich: Während der Preis für Brent Blend gestern auf ein neues 18-Monatshoch kletterte, ist das technische Bild für WTI angeschlagen, nachdem der Preis in den letzten Tagen kein neues Hoch markieren konnte. Der Preisaufschlag von Nordseeöl ist im Zuge dessen binnen einer Woche auf gut 2 Dollar je Barrel gestiegen. Üblicherweise wird Brent mit einem Abschlag gegenüber WTI gehandelt. Wir führen den Aufschlag auf die stärkere Nachfrage nach Nordseeöl bei gleichzeitig durch Wartungsarbeiten eingeschränkter Verfügbarkeit zurück.
Anders als vor einem Jahr können die Lagerkapazitäten in Cushing, dem Hauptumschlagsplatz für WTI, diese Diskrepanz aktuell nicht erklären. Zwar sind die Cushing-Vorräte in den letzten Wochen gestiegen, aber die Speicherkapazitäten wurden zuletzt ausgebaut, so dass die Kapazitätsgrenzen sobald nicht erreicht werden dürften. Angesichts des unklaren technischen Bildes wird mit Spannung erwartet, ob die spekulativen Finanzanleger ihr Engagement noch weiter ausgebaut haben, nachdem in der Vorwoche die Netto-Long-Positionen auf ein Rekordhoch gestiegen waren. Die CFTC legt heute nach Handelsschluss die neuen Daten vor.
Der Preis für US-Erdgas ist gestern nach dem Lagerbericht des US-Energieministeriums um 5% auf gut 4 USD je MMBtu eingebrochen. Mit einem Anstieg der Vorräte um 87 Mrd. Kubikfuß gegenüber Vorwoche wurden selbst die ohnehin pessimistischen Erwartungen übertroffen. Im Durchschnitt der letzten fünf Jahre betrug der Aufbau zu diesem Zeitpunkt nur 13 Mrd. Kubikfuß. Damit liegen die Vorräte gut 15% über dem Fünfjahresdurchschnitt. Wir sind jedoch weiterhin wie die EIA der Meinung, dass die niedrigen Preise zu einem Produktionsrückgang und bei einer Belebung der Nachfrage zu einem Abbau des Überangebots im weiteren Jahresverlaufs führen werden, und rechnen deshalb mit einer Preiserholung in der zweiten Jahreshälfte.
Edelmetalle
Im Zuge der allgemeinen Rohstoffschwäche heute Morgen und einem etwas festeren US-Dollar geben auch die Edelmetallpreise nach. Gold hält sich mit 1.155 USD je Feinunze jedoch über der Handelsspanne der letzten Monate. Das Edelmetall dürfte angesichts anhaltender Unsicherheiten über die finanzielle Lage in einigen Euro-Ländern als sicherer Hafen weiter gefragt bleiben.
Platin und Palladium notieren ebenfalls nach wie vor deutlich über ihren psychologisch wichtigen Marken von 1.700 USD bzw. 500 USD je Feinunze, was weiter in hohem Maße Investoren anzieht. Die zu Jahresbeginn in den USA aufgelegten Platin- und Palladium-ETFs verzeichneten gestern abermals Zuflüsse von 10 Tsd. bzw. 30 Tsd. Unzen. Während der Bestand im Platin-ETF damit auf 340 Tsd. Unzen gestiegen ist, hat der Palladium-ETF mittlerweile 640 Tsd. Unzen angehäuft. Dies entspricht 10% der globalen Jahresnachfrage. Beim Palladium-ETF könnte es sich dabei allerdings möglicherweise um Umschichtungen handeln, da das europäische Pendant in den letzten Tagen Abflüsse vermeldete. Insgesamt dürfte die Investmentnachfrage weiterhin hoch bleiben, so dass die Platin- und Palladiumpreise gut unterstützt bleiben sollten.
Industriemetalle
Die Metallpreise werden heute Morgen neben schwachen asiatischen Aktienmärkten durch die Ankündigung Chinas belastet, Maßnahmen zur Abkühlung des stark überhitzten lokalen Immobilienmarktes einzuführen. Die Grundstückspreise in China sind im März so schnell wie nie zuvor gestiegen, was Befürchtungen schürt, dass sich eine Spekulationsblase gebildet hat.
Gemäß Angaben des Nationalen Statistikbüros hat sich in China im März die Produktion von nahezu allen Metallen im Vergleich zum Vorjahr deutlich erhöht. Dies dürfte vor allem auf die zuletzt stark gestiegenen Preise zurückzuführen sein. Besonders ausgeprägt war der Anstieg bei Aluminium mit 50,2% auf 1,36 Mio. Tonnen, was zugleich einen neuen Rekordwert darstellt.
Auch Kupfer, Zink, Nickel und Zinn verzeichneten zweistellige Zuwachsraten. Im Vergleich zum Vormonat wurde die Produktion ebenfalls zum Teil deutlich ausgeweitet. Damit erhöhen sich die globalen Angebotsüberschüsse weiter, da die Nachfrage außerhalb Chinas nach wie vor verhalten ausfällt. Einhergehend mit den überraschend starken Importen im März spiegelt sich der jüngste Produktionsanstieg in weiter steigenden Lagerbeständen wider. In den Lagerhäusern der Börse Shanghai haben sich die Kupfervorräte in der Woche zum 15. April um 10% auf 186 Tsd. Tonnen auf ein neues Allzeithoch erhöht. Auch die Aluminiumbestände markieren mit über 425 Tsd. Tonnen ein neues Rekordniveau.
Agrarrohstoffe
Der US-Sojabohnenpreis hat gestern auf 9,84 USD je Scheffel geschlossen, dem höchsten Niveau seit drei Monaten. China wird im Erntejahr 2009/10 nach Angaben des Nationalen Getreide- und Ölinformationszentrums (CNGOIC) ein Rekordvolumen von 44 Mio. Tonnen an Sojabohnen importieren. Das wären 7,3% mehr als im Vorjahr. Für Mai erwartet das CNGOIC ein Importvolumen von 5,0-5,5 Mio. Tonnen, was ebenfalls einen Rekordwert darstellt. Auch im Juni sollen die Sojabohneneinfuhren mit geschätzten 5,0 Mio. Tonnen sehr robust bleiben. Das wäre ein deutlicher Anstieg von dem für April erwarteten Importvolumen von 4,0 bis 4,3 Mio. Tonnen.
Hinter den kurzfristig höheren Importvolumina dürften u.a. die von China verhängten Beschränkungen für die Einfuhr von Sojaöl aus Argentinien stehen, wodurch der Bedarf an Sojabohnen als Inputfaktor für die Gewinnung von Sojaöl steigt. Laut CNGOIC soll dadurch der Importbedarf für Sojabohnen um 2 Mio. Tonnen steigen. Allerdings geht das CNGOIC davon aus, dass Argentinien in der Lage sein wird, die höheren Qualitätsanforderungen Chinas zu erfüllen, welche zu den besagten Beschränkungen geführt haben. Entsprechend rechnet das CNGOIC für Juli wieder mit einem niedrigeren Importvolumen von 4,0 Mio. Tonnen. Der Sojabohnenpreis bleibt durch die robuste chinesische Nachfrage gut unterstützt und dürfte in den kommenden Tagen in Richtung 10 USD steigen.
Terminkurven ausgewählter Rohstoffe: aktuell, vor einer Woche und vor einem Monat
© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst
Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets
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