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Lagerabbau in den USA gibt Ölpreisen Auftrieb

21.04.2010  |  Eugen Weinberg
Energie

Der WTI-Ölpreis kann dank freundlicher Aktienmärkte und eines steigenden Risikoappetits seine Erholung fortsetzen und handelt am Morgen bei 84,5 USD je Barrel. Zudem verzeichneten die US-Rohöllagerbestände in der vergangenen Woche einen Rückgang um 741 Tsd. Barrel. Höhere Rohölimporte wurden durch eine gestiegene Nachfrage der Raffinerien mehr als ausgeglichen. Gleichzeitig fielen die Benzinlagerbestände um 1,7 Mio. Barrel und die Destillatevorräte gingen sogar um 3,1 Mio. Barrel zurück. Dieser Umstand wurde vom Markt besonders positiv interpretiert, weil er auf eine anziehende Nachfrage nach Ölprodukten schließen lässt. Bestätigt wird dies durch aktuelle Daten von Mastercard. Demnach stieg der Benzinverbrauch in den USA in der vergangenen Woche um 1,8% gegenüber der Vorwoche und lag im Durchschnitt der vergangenen vier Wochen 1% über dem Vorjahresniveau.

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Heute veröffentlicht das US-Energieministerium die offiziellen Lagerdaten. Erwartet wird ein Rückgang der Rohöllagerbestände um 750 Tsd. Barrel. Bei den Ölprodukten wird dagegen ein Lageraufbau erwartet. Nach den API-Daten könnten die Prognosen angepasst werden, wovon der Ölpreis im Vorfeld der Veröffentlichung profitieren könnte.

Wir denken, dass der Preisanstieg um vier US-Dollar innerhalb der vergangenen zwei Tage bereits viel an Optimismus enthält und sehen daher im Anschluss Korrekturpotenzial. Der Präsident Ekuadors hat gestern seinen Ölminister entlassen, welcher gleichzeitig der derzeit amtierende OPEC-Präsident ist, und mit der Verstaatlichung der ausländischen Ölindustrie gedroht. Ähnliches ist bereits im benachbarten Venezuela geschehen. Dies unterstreicht einmal mehr die fehlende Planungssicherheit in einigen OPEC-Ländern, was sich negativ auf die Investitionen in neue Projekte und die künftige Ölförderung auswirken könnte.


Edelmetalle

Die Edelmetallpreise können sich heute Morgen weiter erholen, nachdem sie bereits gestern teilweise deutlich zugelegt hatten. Silber handelt knapp unter der Marke von 18 USD je Feinunze und zeigt sich damit trotz zuletzt signifikanter Abflüsse aus den ETFs relativ robust, was auf die industrielle Komponente des Edelmetalls zurückzuführen sein dürfte. Der größte börsennotierte Silberfonds, iShares Silver Trust, musste im April bislang Abflüsse von über 365 Tonnen hinnehmen. Der Bestand liegt mit aktuell 8.913 Tonnen auf dem niedrigsten Niveau seit Mitte November. Sollte sich der Trend in der zweiten Monatshälfte nicht ändern, könnte dies zu den höchsten Silber-ETF-Abflüssen führen, die je in einem Monat verzeichnet wurden.

Im Gegensatz dazu verzeichnen die Gold-, Platin- und Palladium-ETFs Zuflüsse. Während die Bestände im weltweit größten börsennotierten Goldfonds, SPDR Gold Trust, mit 1.141 Tonnen weiterhin auf Rekordniveau liegen, verzeichnete beispielsweise der Gold-ETF von ETF Securities letzte Woche die höchsten Zuflüsse seit acht Monaten. Dies ist bemerkenswert, da die Zuflüsse in einer Periode zustande kamen, in der der Goldpreis nachgegeben hat. Dies unterstreicht die Attraktivität von Gold als sicheren Hafen, da Anleger offensichtlich auf kurzfristige Preisveränderungen weniger Wert legen.


Industriemetalle

Die Befürchtungen über weitreichende Folgen der Klage der US-amerikanischen Börsenaufsicht SEC gegen Goldman Sachs scheinen endgültig verflogen zu sein. Die Metallpreise verzeichneten gestern Preiszuwächse von teilweise über 5%. Nickel markierte zwischenzeitlich mit mehr als 27.000 USD je Tonne den höchsten Stand seit fast zwei Jahren. Heute Morgen können sich die Preise weitgehend unverändert auf den aktuell sehr hohen Niveaus halten. Damit werden von den Marktteilnehmern auch weitere Maßnahmen der chinesischen Bankenaufsicht ignoriert, die letzte Nacht zur Risikokontrolle eingeführt wurden.

Der Weltstahlverband hat seine Nachfrageprognose für Stahl in diesem Jahr auf +10,7% nach oben revidiert. Der Verband geht aufgrund einer schneller und stärker ausfallenden Wirtschaftserholung von einer globalen Stahlnachfrage von 1,24 Mrd. Tonnen aus. Für nächstes Jahr wird ein weiterer Nachfrageanstieg um 5,3% auf ein Rekordhoch von 1,3 Mrd. Tonnen erwartet. Aufgrund der hohen Nachfrage dürften die Stahlproduzenten weiter ihre Preise erhöhen. Nach Baosteel in China verlangt nun auch der größte japanische Stahlhersteller, Nippon Steel, deutlich höhere Preise von seinen Kunden und gibt damit die steigenden Rohmaterialkosten zumindest teilweise weiter.

Die weltweite Stahlproduktion ist im März im Vergleich zum Vorjahr um 30% auf 120 Mio. Tonnen gestiegen. Im ersten Quartal wurden damit 342 Mio. Tonnen Stahl produziert. Dies spricht wiederum für anhaltend hohe Rohmaterialpreise wie z.B. für Eisenerz und Kohle. Der Kassa-Eisenerzpreis ist gestern auf über 180 USD je Tonne gestiegen.



Agrarrohstoffe

China scheint Medienberichten zufolge über eine Lockerung der Einschränkungen für die Einfuhr von Sojaöl aus Argentinien nachzudenken. China hatte Ende März neue Qualitätsstandards für importiertes Sojaöl bekanntgegeben und aus diesem Grund vom Import von Sojaöl aus Argentinien abgeraten. Argentinien hat zugesagt, die Reinheit des Sojaöls schrittweise zu erhöhen und an die neuen chinesischen Vorgaben anzunähern. China will daraufhin hinsichtlich der Sojaölimporte aus Argentinien Flexibilität zeigen. Die sich abzeichnende Lösung des Disputs hat einen pragmatischen Hintergrund. Denn beide Länder sind aufeinander angewiesen.

Für Argentinien sind die Sojaölexporte eine wichtige Einnahmequelle. Andererseits bezieht China drei Viertel seiner Sojaölimporte aus Argentinien und dürfte Schwierigkeiten haben, den Bedarf anderweitig zu decken. Unterdessen bleibt die Nachfrage Chinas nach US-Sojabohnen robust. Die insgesamt zum Export freigegebenen US-Sojabohnen stiegen in der vergangenen Woche trotz niedriger Bestände auf 15,73 Mio. Scheffel. Wie das US-Landwirtschaftsministerium außerdem berichtet, verkauften US-Exporteure gestern 232 Tsd. Tonnen Sojabohnen der im September beginnenden neuen Ernte nach China. Der Sojabohnenpreis dürfte daher die Marke von 10 USD je Scheffel in Angriff nehmen.


Terminkurven ausgewählter Rohstoffe: aktuell, vor einer Woche und vor einem Monat

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© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets





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