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Baumwollpreis steigt auf 2-Jahreshoch

22.04.2010  |  Eugen Weinberg
Energie

Der WTI-Ölpreis ist nach der Veröffentlichung des Lagerbericht des US-Energieministeriums bis auf 83,2 USD je Barrel gefallen, welcher mit einem Anstieg der Rohöllagerbestände in der vergangenen Woche um 1,9 Mio. Barrel überraschte. Maßgeblich hierfür waren höhere Importe, welche auf den höchsten Stand seit September stiegen. Dazu fragten die Raffinerien weniger Rohöl nach. Der Lageraufbau erfolgte dabei nahezu ausschließlich in Cushing, dem Haupthandelsort für WTI, wo die Lagerbestände nur noch knapp unter dem Anfang des Jahres verzeichneten Rekordwert liegen. Auch wenn die Lagerkapazitäten in Cushing zuletzt ausgeweitet worden sind, dürfte die WTI-Terminkurve am vorderen Ende zunächst steil bleiben und zudem für einen anhaltenden Preisaufschlag zugunsten von Brent gegenüber WTI sprechen. Letzterer beträgt derzeit bereits mehr als zwei US-Dollar.

Die Benzinvorräte legten dank gestiegener Importe sogar um 3,6 Mio. Barrel zu, die Destillatebestände stiegen ebenfalls deutlich um 2,1 Mio. Barrel. Die Zahlen stehen zudem im krassen Gegensatz zum API-Bericht vom Vortag, welcher einen Lagerabbau in allen drei Kategorien angezeigt hatte. Im Gegensatz zu vielen anderen OPEC-Mitgliedern hält sich Saudi-Arabien bislang weitgehend an die individuelle Förderquote. Der größte OPEC-Produzent fördert im April 8,05 Mio. Barrel Rohöl pro Tag. Dass die Erholung der Ölnachfrage nach wie vor in erster Linie von China getragen wird, bestätigen aktuelle Zahlen. Die implizite Ölnachfrage Chinas lag im März 12,3% höher als im Vorjahr. Dies dürfte aber nicht ausreichen, dass sich der Ölpreis nachhaltig über der Marke von 80 USD behauptet.


Edelmetalle

Der Goldpreis nähert sich wieder der Marke von 1.150 USD je Feinunze. Gold dürfte als sicherer Hafen weiter stark gefragt bleiben, da zunehmend Zweifel aufkommen, dass ein Hilfspaket für Griechenland die Schuldenkrise des Landes wirklich lösen kann. Zudem könnten die Erwartungen eines deutlichen Anstiegs der Goldproduktion in Australien enttäuscht werden, nachdem der größte Goldproduzent des Landes, Newcrest Mining, seine Prognose für die diesjährige Goldproduktion nach unten revidiert hat. Australien ist das zweitgrößte Produzentenland weltweit hinter China.

Die Edelmetalle der Stunde bleiben Platin und Palladium. Platin markiert heute Morgen mit über 1.750 USD je Feinunze den höchsten Stand seit Juli 2008. Palladium erreicht mit über 570 USD je Feinunze sogar das höchste Niveau seit mehr als 25 Monaten. Damit schickt sich Palladium an, das im Zuge der Stromengpässe in Südafrika Ende Februar 2008 verzeichnete Zwischenhoch von 580 USD je Feinunze zu übertreffen. Seit Jahresanfang weisen Platin und Palladium mittlerweile Preisentwicklungen von +20% bzw. +40% auf. Diese beiden Edelmetalle profitieren derzeit zum einen im Rahmen des wirtschaftlichen Aufschwungs von ihrer industriellen Komponente und zum anderen von der hohen Investmentnachfrage. Gerade letztere dürfte die Preise auch weiterhin unterstützen.


Industriemetalle

Nach einer kurzen Verschnaufpause gestern können die Metallpreise bereits heute Morgen wieder leicht zulegen. Laut Angaben des World Bureau of Metal Statistics (WBMS) befand sich der Kupfermarkt im Februar mit 164 Tsd. Tonnen weiter im Angebotsüberschuss. In den ersten beiden Monaten dieses Jahres übertraf das Angebot die Nachfrage sogar um 257 Tsd. Tonnen. Im gesamten letzten Jahr bestand zum Vergleich ein Überschuss von 330 Tsd. Tonnen. Wir erwarten, dass der Kupfermarkt auch für das Gesamtjahr 2010 einen Überschuss aufweisen wird, da die Produktion im Zuge der hohen Preise deutlich ausgeweitet werden dürfte.

Gemäß Daten der Londoner Metallbörse LME hat Ende letzter Woche bei Nickel ein Marktteilnehmer mehr als 40% aller Short-Positionen gehalten, die diesen Monat fällig werden. In Anbetracht der zuletzt gestiegenen Preise dürfte dieser Marktteilnehmer gezwungen gewesen sein, die Positionen zurückzukaufen, um weitere Verluste zu vermeiden. Dies hat wahrscheinlich zum kräftigen Preisanstieg bei Nickel beigetragen und dürfte den Preis auch in den kommenden Tagen noch unterstützen. Nickel sollte damit weiter in der Nähe seines kürzlich erreichten 2-Jahreshochs notieren. Die Situation am Zinnmarkt sieht ähnlich aus. Hier hat ein Marktteilnehmer ebenfalls mindestens 40% aller ausstehenden Short-Positionen gehalten, die diesen Monat noch fällig werden. Auch hier dürften gezwungene Rückkäufe zur Verlustbegrenzung zum Preisanstieg auf über 19.000 USD je Tonne auf den höchsten Stand seit September 2008 beigetragen haben.


Agrarrohstoffe

Der US-Baumwollpreis ist gestern auf ein 2-Jahreshoch von knapp 85 US-Cents je Pfund gestiegen. Dahinter stehen Sorgen vor einer Verknappung des Angebots. Indien hat Anfang der Woche die Baumwollexporte bis auf weiteres eingestellt, um die hohen inländischen Preise zu drücken. Indien ist nach China der weltweit zweitgrößte Baumwollproduzent. In China sorgt ungewöhnlich kaltes Wetter dafür, dass sich die Anpflanzungen verzögern, was zu Befürchtungen einer niedrigeren Produktion führt. China ist der größte Baumwollkonsument und -importeur weltweit und wird seinen Importbedarf daher noch stärker aus den USA decken müssen. Dort sollen die Anbauflächen in diesem Jahr zwar um 15% auf 10,5 Mio. Morgen steigen. Sie würden damit aber noch immer deutlich unter dem Niveau von 2007 liegen, als gut 12 Mio. Morgen bestellt und knapp 20 Mio. Ballen Baumwolle geerntet wurden.

Kurzfristig dürfte der Baumwollpreis somit gut unterstützt bleiben. Morgen wird der Wetterdienst in Indien seine Prognose für den diesjährigen Monsun bekanntgeben. Es ist denkbar, dass die Importbeschränkungen bei der Prognose einer regenreichen Monsunsaison wieder gelockert werden und die Preise einen Teil der Gewinne wieder abgeben. Sie dürften kurzfristig allerdings nicht deutlich unter 80 US-Cents fallen.

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DOE Daten: US-Lagerbestände Rohöl, Ölprodukte und Erdgas

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Terminkurven ausgewählter Rohstoffe: aktuell, vor einer Woche und vor einem Monat

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© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets





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