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Gold als sicherer Hafen weiter gefragt

27.04.2010  |  Eugen Weinberg
Energie

Am Ölmarkt wurden gestern die Gewinne vom Freitag wieder abgegeben; während Nordseeöl jedoch nur leicht zurückfiel und sich über 86 USD je Barrel behaupten kann, gibt amerikanisches Leichtöl WTI fast zwei Dollar nach und notiert aktuell mit 83,5 USD je Barrel fast 3 Dollar niedriger als Brent Blend. Der Druck auf die aktuellen Spotpreise bei WTI hat zu einem ausgeprägten Contango geführt: d.h. der nächstfällige Kontrakt für amerikanisches Leichtöl ist zur Zeit mehr als 6 Dollar billiger als der 6-Monatskontrakt. Ein solche Differenz war zuletzt im Dezember zu verzeichnen. Die stark steigende Terminkurve macht die Einlagerung von Öl wieder attraktiv. So wird berichtet, dass die Anzahl der auf See befindlichen Tanker, die zur Haltung von Vorräten genutzt werden, in der vergangenen Woche gestiegen sei.

Die Situation in den Raffinerien hat sich zuletzt etwas entspannt. So meldet BP im Rahmen seiner Quartalsberichterstattung, dass sich die Gewinnmargen im Raffineriegeschäft verbessert haben: Nachdem im vierten Quartal nur 1,49 USD je Barrel verdient wurden, lag die Gewinnspanne im ersten Vierteljahr immerhin bei 3,08 USD je Barrel. Derzeit kann vor allem am Dieselmarkt eine Ausweitung der Marge beobachtet werden. An der Nymex hat sich der Crack-Spread für Heizöl seit Ende Februar auf knapp 11 USD je Barrel fast verdoppelt. Dabei dürfte allerdings die jüngste Verbilligung der Spotpreise von WTI eine wesentliche Rolle gespielt haben. Ob die Ausweitung der Margen tatsächlich nachhaltig sein wird, dürfte nicht zuletzt von der Entwicklung der Nachfrage abhängen.

Grundsätzlich sind die Perspektiven gut, denn die Belebung der Industriekonjunktur bedeutet auch einen erhöhten Transportbedarf. Die heute Nachmittag vom American Petroleum Institute zur Veröffentlichung anstehenden Lagerbestandszahlen düften auch auf diese Tendenz hin geprüft werden.


Edelmetalle

Der Goldpreis wird seinem Status als sicherer Hafen weiter gerecht und kann sich über der Marke von 1.150 USD je Feinunze halten. In Euro und Schweizer Franken ausgedrückt markiert Gold mit knapp 870 EUR je Feinunze bzw. nahezu 1.248 CHF je Feinunze zwischenzeitlich neue Allzeithochs. Bundeskanzlerin Merkel bekräftigte gestern ihre Haltung zur Griechenland-Hilfe: Es sollen zunächst die Verhandlungen des Internationalen Währungsfonds (IWF) mit der griechischen Regierung abgewartet werden, bevor eine Entscheidung über eine deutsche Beteiligung am Hilfspaket getroffen werde. Zwar wird sich Deutschland einer gemeinsamen Hilfsaktion der Euro-Länder und des IWF nicht entziehen können, dennoch bleibt ein Implementierungsrisiko bestehen, was zu anhaltender Unsicherheit an den Finanzmärkten führt.

Sorgen, dass die Schuldenkrise Griechenlands trotz des 45 Mrd. Euro schweren Rettungspakets auf andere Länder der Euro-Zone übergreift, veranlassen Investoren, Geld in sichereren Anlagealternativen wie z.B. Gold anzulegen. Der größte börsennotierte Goldfonds, SPDR Gold Trust, verzeichnete gestern neue Zuflüsse von mehr als 6 Tonnen. Der Bestand hat sich somit auf ein Rekordniveau von 1.146 Tonnen erhöht. Solange das Risiko einer Ausweitung der Schuldenkrise und die damit verbundene Unsicherheit an den Finanzmärkten bestehen bleibt, dürfte der Goldpreis gut unterstützt sein.


Industriemetalle

Die Metallpreise geben zwar heute Morgen in der Breite etwas nach, halten sich aber weiterhin auf sehr hohen Niveaus. Ein Vergleich zwischen dem Index der Londoner Metallbörse, LMEX, und dem Baltic Dry Index, der die Frachtraten misst, zeigt, dass die Preise seit einiger Zeit der physischen Nachfrage davonlaufen. Während der LMEX in den letzten 6 Monaten um 20% gestiegen ist, blieb der Baltic Dry Index vollkommen unverändert. Dies bedeutet, dass die Nachfrage nach Frachtschiffen zum Transport gedämpft ist und deutet implizit auch auf eine wenig dynamische Rohstoffnachfrage hin. Da jedoch die Produktion im Zuge der hohen Preise derzeit teilweise deutlich erhöht wird, dürften die Angebotsüberschüsse an den Metallmärkten bestehen bleiben.

Das in der Kupferproduktion aufstrebende afrikanische Land Sambia hat im ersten Quartal die Produktion von Kupfer ausgeweitet. Gemäß Angaben der sambischen Zentralbank stieg die Produktion gegenüber Vorjahr um 2,3% auf über 174 Tsd. Tonnen. Die Kupferexporte erhöhten sich gar um 48% auf knapp 227 Tsd. Tonnen. Aufgrund steigender Minenaktivitäten und vermehrten Investitionen zur Erschließung neuer Vorkommen soll die Kupferproduktion in diesem Jahr auf 720 Tsd. Tonnen anwachsen. Damit würde Sambia ungefähr 4% der weltweiten Minenproduktion ausmachen und zum globalen Angebotsüberschuss beitragen.

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Agrarrohstoffe

Das USDA hat in seinem gestrigen Bericht zum Stand der Aussaat die Erwartung des Marktes bestätigt, dass angesichts der guten Witterungsbedingungen zum gegenwärtigen Zeitpunkt bereits die Hälfte der Maisfelder bestellt ist. Dies liegt deutlich über dem Durchschnitt der letzten fünf Jahre von 22%. Meldungen wie diese sind nicht geeignet, den Preis für Mais aus seiner derzeitigen Schwankung um 3,55 USD je Scheffel nach oben ausbrechen zu lassen. Nachdem der Weizenpreis nach einem erratischen Anstieg am letzten Donnerstag kurzzeitig die Marke von 5 USD je Scheffel überschreiten konnte, sackte er gestern Nachmittag ab und schloss gegenüber dem Vortag um 3,5% niedriger bei 4,76 USD je Scheffel. Auch hierzu trugen die guten Witterungsbedingungen und -aussichten in den USA bei, die die Marktteilnehmer eine hohe Produktion erwarten lassen.

Tatsächlich attestiert das USDA dem wachsenden Winterweizen eine gute Qualität: 69% der Pflanzen sind in einem guten oder exzellenten Zustand, während dies im Vorjahr nur auf 45% der Weizenpflanzen zutraf. Auch die Aussaat von Sommerweizen kommt gut voran. Der Preis für Sojabohnen sank gestern unter die zuvor genommene Marke von 10 USD je Scheffel, nachdem die US-Exportzahlen für die Ölfrucht enttäuscht hatten. In der Woche zum 22. April waren nur halb so viele Sojabohnen zum Export vorgesehen wie in der Vorwoche. Zudem wurde der zurückgegangene Anteil der Exporte nach China von Marktteilnehmern so interpretiert, dass der weltgrößte Nachfrager nun vermehrt auf das hohe neue Angebot aus Südamerika zurückgreifen möchte.


Terminkurven ausgewählter Rohstoffe: aktuell, vor einer Woche und vor einem Monat

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© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets





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