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Ein Interview mit einem Meister der langen Welle (Teil 2)

28.04.2010  |  Clif Droke
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Clif Droke: In Ihrem Buch sprechen Sie auch über die Digitale Goldwährung (Digital Gold Currency, DGC). Können Sie mehr dazu sagen?

David Fox Barker: Nach zwanzig Jahren gehören die Zentralbanken ganz plötzlich nicht mehr zu den Goldverkäufern. Ich glaube, wir befinden uns in einer Übergangsphase, in der sich das Gold tatsächlich zu einer zweiten Weltreservewährung entwickelt. In der Öffentlichkeit ist das noch nicht angekommen, ich aber glaube, dass Gold die zweite Weltreservewährung nach dem Dollar ist. Ob nun Gold dominanter wird, wird davon abhängen, wie sich die Politik der Regierungen gestaltet. Ich denke, die Fiat-Währungen werden auch weiterhin Bestand haben - aber die meisten haben noch nicht erkannt, was James Turk - er ist der Gründer von GoldMoney - erkannt hat, nämlich, dass Gold während der nächsten Aufschwungphase der Langwelle sogar noch mehr an Bedeutung gewinnen wird. Turk hat eine neue Währung auf Grundlage von Gold geschaffen. Das Datensystem des Internets in Kombination mit Gold und einem sicheren Verwahrungssystem in der Schweiz oder London - damit hat die Digitale Goldwährung riesiges Potential. Aktuell können Sie ein Konto mit DGC jederzeit eröffnen und andere Währungen können ständig in Gold konvertiert werden und Gold in andere Währungen. Das ist der Trend.


Clif Droke: Erzählen Sie uns mehr darüber, wie Digitale Goldwährung in der Weltwirtschaft Anwendung finden kann.

David Fox Barker: Stellen Sie sich vor, Sie wären Wal-Markt oder IBM und Ihr Geschäft erstreckt sich über Hunderte von Ländern, Sie müssen die Währungen all dieser Länder absichern. Das Unternehmen von James Turk bietet Ihnen nun die Möglichkeit, ein Konto für Digitale Goldwährung zu eröffnen und so zu arbeiten, dass Sie nicht immer Währungsabsicherung betreiben müssen, wodurch auch viele Kostenfaktoren entfallen, die mit dieser Absicherung verbunden sind. Auch das ist einer der Gründe, warum ich optimistisch bin, was die Antriebskräfte hinter der nächsten Aufschwungsphase der Langwelle angeht.

Objekt-orientiertes Programmieren ist eine weitere Sache, die genannt werden müsste, wenn es um die dominanten Kräfte der nächsten Aufschwungphase geht. Es lässt sich beobachten, dass jene Technologien, die von der Industrie während der langen Winterphase selektiert wurden und jetzt langsam zur Anwendung kommen, erst mit Beginn der nächsten Aufschwungphase voll und ganz implementiert werden. Zum Beispiel das objekt-orientierte Paradigma, das sich in der Methode des objekt-orientierten Programmierens niederschlägt, wird die Welt viel effizienter gestalten. Es macht aber auch noch andere Sachen: Die Welt ist wirklich ein lose verknüpftes Objektmodell und objektorientiertes Programmieren, oder OEP, trägt diesem Umstand Rechnung und erlaubt den Unternehmen, sich viel effizienter zu entfalten.

Ich denke, OEP wird eine Haupttriebkraft der nächsten Aufschwungphase der Langwelle sein. Zudem gibt es auch eine Verbindung zwischen OEP und Digitaler Goldwährung, denn den Systemen vieler Großunternehmen und Bankeninstitutionen liegt ein objekt-orientiertes Paradigma zugrunde, eine Sicht der Welt, die es jedem erlaubt, effizienter zu arbeiten und die es den Computersystemen erlaubt, die Welt realer wiederzugeben. Und all das hat für die Digitale Goldwährung (DGC) dahingehend Bedeutung, dass diese Ansätze DGC zu einer ganz logischen Option für Menschen machen werden. Ich denke, es wird einen Mix aus Privatbanken für Digitale Goldwährung sowie staatlichen Akteuren geben. Ich denke, es wird einige Länder geben, die die Digitale Goldwährung annehmen und schließlich eigene staatliche DGC-Systeme aufbauen.


Clif Droke: Im Buch schreiben Sie auch über die Great Republic. Reden wir über dieses Konzept.

David Fox Barker: Not macht erfinderisch und meine Hoffnung ist, dass wir während dieser Krise einige Veränderungen vornehmen werden. Schauen Sie auf die Politik der Austerität in Irland, die Austerität, die gerade in Griechenland erzwungen wird und die Austerität, die in den Vereinigten Staaten noch erzwungen werden wird, wenn es zur Schuldenkrise kommt. Der Begriff der Great Republic stammt aus Adam Smiths Buch, Wealth of Nations, er spricht dort über eine große merkantile Republik. Merkantil habe ich einfach weggelassen. Das dominante Merkmal dieser Idee: Als Nation kann man nicht mehr verbrauchen als man produziert. Ich denke, es wird noch sehr viel mehr politische Veränderungen geben, die von den meisten auch verstanden werden. Die Tea-Party-Bewegung ist nur das aktuellste Beispiel für die kommenden politischen Veränderungen.

Eines der Wahrzeichen der Great Republic wäre eine einschneidende Veränderung der aktuellen Steuerstruktur. Ich bin dafür, dass wir zu einem System der Einheitssteuern wechseln anstelle eines Systems, das sich auf die Einkommenssteuer stützt. Es wäre ein viel faireres Steuersystem. Gleichzeitig bedarf es aber auch einer Bewegung, die sich für die Senkung der staatlichen Ausgaben im Verhältnis zum BIP ausspricht. Ich denke, in dieser kommenden Krise wird sich die Notwendigkeit von Veränderungen viel stärker aufdrängen, als die meisten jetzt denken. Und ich bin optimistisch, dass hier die richtige Richtung eingeschlagen wird. Ich bin mir darüber im Klaren, dass mein Optimismus in Anbetracht der aktuellen Lage unangebracht wirken könnte. Nichtsdestotrotz bleib ich dabei und stelle in der Neuausgabe meines Buches 12 Punkte für die Great Republic auf.


Clif Droke: Das Kapitel "A Redistributive World Empire" (Weltreich der Umverteilung, Anm. d. Übers.) beschreibt die wohl beängstigendsten Entwicklungen. Könnten Sie das ausführen und uns sagen, wie hoch die Chancen stehen, dass sich in den kommenden Jahren ein solches politisches System in den USA etabliert?

David Fox Barker: Den Begriff "Redistributive World Empire" habe ich von Immanuel Wallerstein übernommen. Es gibt eine interessante Gruppe, die sich World Systems Analysis nennt und die Entwicklung von Zivilisationen, Kulturen etc. studiert. Wallerstein meinte, in der Vergangenheit hätte sich noch jede Weltwirtschaft am Ende zu einem Weltreich der Umverteilung entwickelt. Rom ist das klassische Beispiel dieser Art von Weltreichen, hier bedurfte es Brot und Spielen, um die Massen ruhig zu stellen, der römisches Senat war völlig korrupt und natürlich wurden auch die Caesaren korrupt und am Ende brach Rom zusammen. Interessanterweise konnte Wallerstein in seinen Arbeiten immer eine Entwicklung von einer Weltwirtschaft zu einem, wie er sagt, Weltreich der Umverteilung, beobachten.





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