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Ein Interview mit einem Meister der langen Welle (Teil 2)

28.04.2010  |  Clif Droke
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Clif Droke: Was kann also, realistisch betrachtet, getan werden, um die Macht der Federal Reserve auszugleichen?

David Fox Barker: Ich glaube wirklich, die Digitale Goldwährung (DGC) wird die Macht der Fed ausgleichen - sie wird kommen. Das Internet vereinigt sich hier mit sicheren Tresorräumen in der Schweiz, in London oder New York - und wir werden eine internationale Währung bekommen. Interessanterweise gehören die Zentralbanken nach 20 Jahren ganz plötzlich nicht mehr zu den Goldverkäufern, sie behalten es in ihren Portfolios. Ich denke, wir sehen hier tatsächlich die Entwicklung hin zu einer zweiten Weltreservewährung. Der Mix aus Digitaler Goldwährung und dem Internet wird einige sehr interessante Dynamiken im Währungsmarkt entfalten. Ich kann mir wirklich vorstellen, dass Fort Knox, noch bevor diese Krise vorüber ist, in eine Bank für Digitale Goldwährung verwandelt wird - vom US-Finanzministerium betrieben und unabhängig von der Federal Reserve.

Wenn es also eine Zentralbank gäbe, die nur dem Preisstabilitätsziel folgen müsste und schließlich auch höhere Mindesteinlagen durchsetzten würde und das System nicht überschwemmt - und wenn es dann noch Konkurrenz durch ein System der Digitalen Goldwährung gäbe - dann würden sich sehr interessante Entwicklungen auf dieser Welt abzeichnen und ich denke, in diese Richtung geht es auch.


Clif Droke: Für Investoren, die von den Veränderungen der Langwelle profitieren möchten, erläutern Sie in Ihrem Buch auch einige technische Details Ihres Marktanalysesystems. Bitte erzählen Sie uns mehr über das System, das sie Long Wave Dynamics oder Theory 144 Analytics nennen.

David Fox Barker: Mit Long Wave Dynamics (LWD) bezeichne ich die Betrachtung der gesamten Wirkungskraft der Langwelle auf die Wirtschaft, hierbei geht es um fundamentale Marktfaktoren. Die Theory 144 Analytics, ein integraler Bestandteil der LWD, macht die Langwelle zu einem Werkzeug für die technische Marktanalyse. Die Langwelle ist ein ökonomisches Phänomen und es sind aber auch technische Aspekte zu betrachten. Sie fluktuiert zwischen 48 und 64 Jahren und wie man vielleicht merken wird, ist das ein Fibonacci-Verhältnis eines 56-Jahre-Zyklus.

Theory 144 Analytics basiert im Grunde auf der Arbeit des Marktanalysten PQ Wall. Viele Leser missverstehen die Schriften PQ Walls, der im letzten Jahr verstarb. Wir waren befreundet und ich habe sehr ausgiebig mit ihm über Zyklen diskutiert und ich habe sehr viel von ihm lernen können. Meiner Meinung nach liegt PQs größter Beitrag zur technischen Analyse darin, dass die Langwelle geteilt durch 144 eine Langwelle in Kleinform ergibt, in der Trader den 20-Wochen-Zyklus erkennen würden. In der 1995er Ausgabe hatte ich diesen Zyklus als "Wall Cycle" umbenannt. Die Art und Weise, wie man über die Teilbarkeit der Langwelle durch 144 zum 20-Wochen-Zyklus gelangt, bezeichnet PQ als das Prinzip der Dreiheit und der Vierheit (Threeness and Fourness). Zuerst teilt er die Langwelle durch vier, wodurch er die vier Jahreszeiten der Langwelle erhält. Dann wird wieder durch vier geteilt und man erhält die 16 regulären Konjunkturzyklen einer jeden Langwelle. Das ist extrem wichtig und ein weiterer Bereich für den PQ Anerkennung verdient.

Viele wissen, dass der berühmte Havard-Ökonom Schumpeter ein Zyklenmodel schuf, das 18 reguläre Zyklen in der Langwelle beinhaltet. Ich glaube wirklich, der größte Beitrag PQs ist folgender gewesen: Er korrigierte Schumpeter, denn er erkannte, dass es nur 16 reguläre Konjunkturzyklen innerhalb einer Langwelle gibt.


Clif Droke: Wie passt das Konzept der kleineren Zyklen eigentlich in diese Theorie?

David Fox Barker: In den 1990er begann ich nun mit PQs Zyklenmodel zu experimentieren und ich versuchte, die idealen Zyklenlängen zu beschreiben. Jeder technische Analyst oder Trader weiß von diesen Zyklen, man weiß aber auch, dass sie nie genau übereinstimmen. Wenn Sie jetzt meine Vorstellung eines idealen Zyklus und einen 20-Wochen-Zyklus hernehmen, so würde ich meinen, der ideale 20-Wochen-Zyklus liegt bei 141,9 Tagen. Das heißt also, der ideale Konjunkturzyklus läge bei 42 Monaten, dann wird weiter durch drei dividiert - und so kommt man auf 141,9 Tage.

Wenn man nun 141,9 Tage nimmt und sich die Fibonacci-Verhältnisse auf beiden Seiten anschaut - wenn es zum Beispiel 38,2 Prozent lang oder kurz oder 50 Prozent lang oder kurz ist - dann wird man feststellen, dass diese Zyklen diese Verhältnisse idealerweise treffen. Man wird feststellen, dass diese Daten (auf Grundlage der Fibonacci-Verhältnisse) zeitlich sehr regelmäßig getroffen werden. Man kann Fibonacci natürlich auch für Preise benutzen. Wenn man also Fibonacci für Zeit und Fibonacci für Preise zusammenbringt, hat man eine neue Theorie der technischen Analyse. Theory 144 Analytics ist also eigentlich Wall-Theorie angereichert mit Fibonacci und Stochastics, um zu verstehen, was innerhalb dieser Zyklen vor sich geht.

Wenn Sie ein echter Investor sind - und als Investor bezeichne ich Benjamin Graham - so ist der Kauf einer Aktie hauptsächlich durch den Cashflow begründet, den diese Aktie in der Zukunft generieren wird. Man kann die Konjunkturzyklen während der einzelnen Jahreszeiten der Langwelle benutzen, um nach Einstiegs- und Ausstiegspunkten für Investitionen zu suchen. Trader betrachten zur Einschätzung von Aktien wiederum den Wall-Zyklus, den 20-Wochen-Zyklus und den Viertel-Wall-Zyklus (also den 35-Tage-Zyklus). Ein Trader hat eine andere Sichtweise als ein Investor und viele denken, Trader wären Investoren, obwohl sie ja eigentlich Spekulanten sind. Und Sie sollten sich sicher sein, wozu Sie gehören. Es ist wichtig, sich darüber im Klaren zu sein, ob man entweder ein langfristiger Investor ist und investiert, um zukünftigen Cashflow zu generieren und daher diesen Cashflow jetzt mit einem Abschlag kauft. Oder aber ob man Trader ist und auf kurzfristige Marktbewegungen setzt, wobei am Markt einfach nur Timing zählt, wo Cashflow-Betrachtungen nicht ins Gewicht fallen. Die Theory 144-Methode kann nun beiden Gruppen, Investoren und Trader, dienen.


Clif Droke: Was können Sie zu den psychologischen Aspekten der Langwelle sagen?

David Fox Barker: Die menschliche Psychologie treibt die Zyklen an und in der Psychologie gibt es Trends. Wenn Sie zum Beispiel die 1970er und frühen 1980er betrachten: Die Kraft, die Ronald Reagan ins Amt brachte, war ein Jahreszeitenwechsel auf der Langwelle. Das war eine Zeitenwende von der Roosevelt-Ära der 1930er - von "Der Staat soll eingreifen und mich vor den wirtschaftlichen Kräften retten" hin zu "Der freie Markt soll es selbst richten." Mit Obama kehrte man wieder zur Vorstellung zurück, der Staat müsste eingreifen und die Märkte kontrollieren. Viel Psychologie manifestiert sich in politischen Trends. In den 1930er hatten wir dem New Deal eine Chance gegeben. Ich hatte in der 1995er-Ausgabe meines Buches geschrieben, dass während der aktuellen Krise möglicherweise eine globale Version des New Deal unterbreitet wird. Und in der Tat geschah auch genau das (während der Kreditkrise von 2008).

Die Tatsache, dass viele sogar über einen globalen New Deal sprechen, ist ein Zeichen, dass sich die Psychologie radikal geändert hat. Die Sozialisten sind aus dem Häuschen, weil sie denken, es ginge jetzt in diese Richtung, ich aber denke, dass sie schwer enttäuscht werden. Ich denke, wir gehen auf eine (psychologische) Wende zu, die noch etwas stärker ausfallen wird, als die vorhergehende Wende in der politischen Psychologie. Ich bin der festen Überzeugung, dass die Tea Party-Bewegung nur ein früher Ausdruck der einsetzenden Verschiebung ist, die uns, so glaube ich, in Richtung einer Great Republic führt.


Clif Droke: Danke David, dass Sie sich die Zeit genommen haben, Ihre Ansichten zur Langwelle darzulegen.

David Fox Barker: Danke, es war mir ein Vergnügen.


(Anmerkung: David K. Barker Buch "Junilee on Wall Street" ist bei Amazon.com erhältlich.)


© Clif Droke
www.clifdroke.com

Dieser Artikel wurde am 16.04.10 auf www.safehaven.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.






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