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Die Entwertung des US-Dollars

29.04.2010  |  Jim Willie CB
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Der Preis für einen erzwungenen Barausgleich (der der Abfederung und Auflösung des riesigen und inoffiziellen Hebels dienen soll) würde dann an einem bestimmten Stichtag festgestellt, um die Auswirkungen eines "Run" auf Gold und Silber zu begrenzen. Rickards macht deutlich, dass die Papiergold-Investoren über einen solchen autoritativen Entscheid nicht richtig entlohnt würden. Es würde monatelang zu Kontraktliquidierungen kommen, auch wenn die Gold- und Silberpreise in die Höhe surren. Der Abwicklungspreis wäre viel niedriger als der aktuelle Preis für physisches Metall, das weiter stark ansteigen würde, unabhängig von der gescheiterten physischen Begleichung der Papierforderungen.

Mit anderen Worten: Der generelle Barausgleich wäre erstens ein Vertragsbruch hinsichtlich des Rechts auf physische Inbesitznahme und auch die Verweigerung des Anspruchs auf beste Preisstellung - was ganz einfach Kontraktbetrug ist, eine formale Bezeichnung, die Rickards den beschuldigten Börsen erspart. Formal betrachtet, steckt hier viel mehr dahinter. Wenn sich gekaufte Metallbestände auf einem unspezifizierten Konto befinden, so können diese wahrscheinlich als ungesicherte Gläubigerpositionen betrachtet werden, die unter der Diskretion der Banker benutzt wurden (sprich: ausgeliehen & verkauft). Die Techniken des partiellen Reservebankings wurden aufgedeckt und sie stecken voller Risken. Der 100:1-Hebel ist unverschämt ganz gleich um welchen Rohstoff oder welche Anlage es geht - er lässt kaum Raum für Fehler. Die Goldbankster stecken in einem selbstgemachten Dilemma.

Gehen wir zu den Folgen für den US-Dollar und die offiziellen US-Schuldverpflichtungen über. Die real existierenden Schulden der USA können in keiner erdenklichen Hinsicht zurückgezahlt werden, ohne dass es bei der Währung, in der die Schulden ausgeschrieben sind, zur Inflationierung kommt - bis hin zur Hyperinflationierung. Rickard betrachtet dieses Risiko als unausweichlich, da die Währungsbewertung einer Nation, am Ende deren Fundamentaldaten widerspiegeln muss. Würde man darüber hinaus die hypothekarischen Finanzanlagen der US Fed zu Marktpreisen bewerten, dann müsste selbst die Fed für insolvent erklärt werden (ein Punkt, der vor Monaten im Hat Trick Letter angesprochen wurde und den Rickards jetzt bestätigte).

Alles, was mit Papierforderungen in US-Dollar zu tun hat (Aktien, Anleihen) wäre seinen Worten zufolge nur trügerische Illusion, eine völlige Illusion, die voller Risiken steckt. Ein Goldpreis von 5.500 $ pro Unze wäre ausreichend, um das Geldangebot (M1) zu untermauern - als Alternative zur Hyperinflation und inflationärer Ausstellung von Währung. Entweder wird man kräftige Preisinflation zulassen oder aber einen Anstieg des Goldpreises um das Fünffache, so meint Rickards. Eine tolle Aussage!!! Die Belastungen sind unvermeidlich und Alternativwege existieren wohl nicht. Als Goldpreisziel gibt er 5.000 $ bis 10.000 $ pro Feinunze in aktuellen US-Dollars an.

Die Bruchstelle ist dann erreicht, wenn die USA nicht umschulden kann - bei Auktionen für Repos oder bei den üblichen Auktionen für US-Staatsanleihen. Er stellt hier jedoch nicht den folgenden Vergleich an: Hier haben wir den typischen Risikofaktor für Drittweltschulden, den US-Präsidenten (wie Clinton & Bush II) wie auch US-Notenbankchefs (wie Greenspan & Bernanke) seit Jahren ignorieren. Die Rubin-Doktrin steht für die Abwendung der unmittelbaren Krise durch die Verpfändung der Zukunft. Ohne drastische Maßnahmen hinsichtlich der Deckung oder der Art der Währung wird die US-Regierung beim derzeitigen Tempo nicht in der Lage sein, ihre Schulden zu finanzieren oder ihren zukünftigen Verpflichtungen nachzukommen. Schulden müssen über die in US-Dollar lautende Währung verringert werden.

Die Goldsituation in China hat sich als mächtig positiv für den Goldpreis herausgestellt, so sieht es Rickards. China braucht ca. 4.000 Tonnen Gold, um das richtige Reserveverhältnis zu erreichen, bis heute verfügt China jedoch nur über 1.000 Tonnen. China kann dieses Ziel nicht erreichen, auch wenn es die gesamte Binnenproduktion der nächsten 10 Jahre einbehält. Die Chinesen würden gerne das Gold übernehmen, das der IWF zugesagt hatte, aber der politische Widerstand ist unübersehbar. Auch möchten sie den Goldpreis durch extrem umfangreiche Käufe am offenen Markt nicht in die Höhe treiben.

Rickards übersieht hier allerdings, dass sich der chinesische Goldbesitz weit über die Chinesische Volksbank und die Sovereign Wealth Funds hinaus erstreckt. Aus meinen Quellen habe ich erfahren, dass die Chinesen dreimal bis fünfmal so viel Gold besitzen als "offiziell" angegeben wird, entweder hat Rickard das übersehen oder ignoriert. Das chinesische Volk hat eine deutliche persönliche Präferenz für Gold - aber nicht in Form der verrückten Fonds, die von korrupten Fondsmanagern des Westens geleitet werden. Die Öffentlichkeit kauft Riesenmengen zu Investitionszwecken - ein großer Bestandteil der globalen Goldnachfrage, was schon in Hat Trick Letter beschrieben wurde. Die Chinesen favorisieren und managen keine Exchange Traded Funds - das größte Einzelinstrument, mit dem während der letzten 10 Jahre der öffentliche Nachfragefaktor kontrolliert, korrumpiert und negiert wurde. Die ETFonds wurden erst vor Kurzem beschuldigt, als Preiskontrollinstrumente zu dienen. Der StreetTrack GLD-Fonds steht hierbei ganz besonders in der Kritik.

Rickards merkt an, wie die Goldbestände des US-Finanzministeriums zwischen 1950 bis 1980 von 20.000 auf 8.000 Tonnen schrumpften; im Grunde wurden riesige Mengen aus den USA nach Europa bewegt, wo die Elite residiert, die die US-Zentralbank kontrolliert. Die Chinesen sind frustriert, dass sie sich nicht, anders als damals Europa, zu vernünftigen Preisen mit ausreichend Gold versorgen können. Die Führung in Peking möchte die Währungskriege und die Novellierung der internationalen Finanz überleben. Privater Goldbesitz ist hierbei von oberster Bedeutung für die gesamte Gesellschaft auf allen Machtebenen. Rickards glaubt, wenn Investorengold in Banken gehalten wird, würde eine Verbindung zum Bankensystem bestehen bleiben und der Investor wäre auf Gedeih und Verderb den Launen der Banker unterworfen - und eben solche Risiken müssen ja vermieden werden. Das sind Rickards’ Punkte.


Reaktion auf Rickards

Meine Reaktion vermischt sich hier mit den Gedanken Aaron Krowne von der Mortgage-Lender-Implode-Webseite, die sich auch auf andere implodierende Bereiche wie den Bausektor erstreckt. Er ist ein informeller, vertrauenswürdiger Kollege. Bei der Argumentation Rickards werden zwei wichtige Dinge übersehen. Man kann sie nicht wirklich als Fehler bezeichnen, aber wichtige Punkte werden nicht angesprochen, oder wurden übersehen, dennoch sind sie sicherlich wichtig. Ich hatte mich immer auf den zweiten Punkt konzentriert, sprich die groteske Ausweitung der Verschuldung durch Verbindlichkeiten, die weit über das hinausgehen, was Rickards beschreibt. An dieser Stelle soll Krowne zu Wort kommen, anschließend werden seine Aussagen durch meine ergänzt.

Aaron sagte: "Rickards ist bei zwei Dingen extrem großzügig: (1) dahingehend, dass die USA wirklich noch 8.000 Tonnen echtes, nicht-minderwertiges Gold hätten und (2) dass M1 ein nützlicher Maßstab für die Solvenz des Dollar sei, in Anbetracht der kurzfristigen staatlichen Verbindlichkeiten der USA. Diese Verbindlichkeiten, und gemeint sind nur die öffentlichen und eingeräumten Zahlen auf bundesstaatlicher Ebene, übersteigen M1 schon jetzt deutlich. Dann müssen noch die Verpflichtungen von Fannie & Freddie, AIG, andere Bailoutverpflichtungen, die allgemeine Defizitfinanzierung, Verpflichtungen der Staaten und Kommunen draufgeschlagen werden und schon wird das Gesamtbild düsterer." Zu beachten ist hier der Ausdruck "nicht-minderwertiges" Gold - dazu zählen keine vergoldeten Wolframbarren.




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