Gold auf neuen Höchstständen
04.05.2010 | Eugen Weinberg
Energie
Die Rohölpreise konnten zum Auftakt der neuen Handelswoche ihren Höhenflug fortsetzen. Besser als erwartet ausgefallene Konjunkturdaten aus den USA, freundliche Aktienmärkte und die Ölkatastrophe im Golf von Mexiko sorgten bei feiertagsbedingt dünnen Handelsvolumina für steigende Preise. Der deutlich festere US-Dollar stellte für den Markt dagegen kein Hindernis dar, was auf die derzeit vorherrschende selektive Wahrnehmung der Marktteilnehmer zurückzuführen ist. Nordseeöl der Sorte Brent verteuerte sich auf 89,6 USD je Barrel, den höchsten Stand seit 19 Monaten. Als Katalysator erwies sich dabei der Bruch des bisherigen Jahreshochs von 87,8 USD, welcher Anschlusskäufe kurzfristig orientierter Anleger auslöste.
Die Nähe zur Marke von 90 USD dürfte kurzfristig weitere spekulative Käufer anlocken. Der Preisaufschlag von Brent ggü. WTI weitet sich am Morgen auf drei US-Dollar aus, ebenso die Preisdifferenz zwischen dem nächstfälligen und dem darauffälligen WTI-Terminkontrakt. Der Markt scheint zumindest kurzfristig mit weiter steigenden US-Lagerbeständen zu rechnen. Die heute nach Handelsschluss vom API veröffentlichten Lagerdaten dürften dies bestätigen. Erwartet wird ein abermaliger Anstieg der Rohöllagerbestände um 1,2 Mio. Barrel. Das wäre der zehnte Wochenanstieg in Folge. Die Lagerbestände sind damit hoch genug, um eine vorübergehende Unterbrechung der Ölzufuhr zu kompensieren. Die Ölkatastrophe im Golf von Mexiko spricht dennoch für eine Spreadeinengung in den kommenden Tagen.
Edelmetalle
Der Goldpreis setzt seinen Aufwärtstrend unbeirrt fort und markierte bei knapp 1.188 USD je Feinunze zwischenzeitlich ein neues Jahreshoch. In Euro ausgedrückt hat Gold zum ersten Mal überhaupt kurzzeitig die Marke von 900 EUR je Feinunze überschritten. Auch in Schweizer Franken und Britischen Pfund wurden neue Rekordniveaus erreicht. Marktteilnehmer zweifeln offensichtlich daran, dass das finanzielle Rettungspaket für Griechenland die Schuldenkrise in der Euro-Zone lösen wird und kaufen weiterhin Gold als Absicherung. Mit dazu beigetragen haben dürfte auch die Entscheidung der EZB, weiterhin Staatsanleihen aus Griechenland als Sicherheiten zu akzeptieren, auch wenn deren Bonität nicht mehr den Mindeststandards entsprechen sollte.
Das Edelmetall profitiert also von seinem Status als "sicherer Hafen" und dürfte daher weiter in Richtung 1.200 USD je Feinunze und darüber hinaus steigen. In Australien entsteht der weltweit viertgrößte und der führende Goldproduzent im asiatisch-pazifischen Raum: Nachdem Newcrest Mining seine Offerte für den Wettbewerber Lihir Gold zum zweiten Mal erhöht hat, hat der Vorstand von Lihir nun Zustimmung signalisiert.
Im Schlepptau von Gold kann auch Silber zulegen und erzielt bei 18,86 USD je Feinunze vorübergehend ein 4-Monatshoch. Der zuletzt zu beobachtende weitgehende Gleichlauf von Gold und Silber spiegelt sich ebenfalls im Gold-Silber-Verhältnis wider, das seit einigen Wochen einen relativ stabilen Wert von 63 aufweist.
Industriemetalle
Gemäß Angaben der International Copper Study Group (ICSG) weitet sich der Angebotsüberschuss am globalen Kupfermarkt in diesem Jahr deutlich auf 580 Tsd. Tonnen aus. Damit wurde zugleich die vorherige Schätzung um 30 Tsd. Tonnen nach oben revidiert. Im Vorjahr übertraf laut ICSG am Kupfermarkt das Angebot die Nachfrage um 365 Tsd. Tonnen. Die signifikante Erhöhung des Überschusses kommt durch eine Ausweitung des globalen Angebots auf 18,5 Mio. Tonnen einhergehend mit einer niedrigeren Nachfrage von 17,9 Mio. Tonnen zustande. Zu diesem Rückgang dürfte vor allem China beitragen, dessen Nachfrage deutlich von dem hohen Niveau des letzten Jahres sinken sollte. Für 2011 erwartet die ICSG trotz eines Anziehens der wirtschaftlichen Aktivitäten einen Angebotsüberschuss von 240 Tsd. Tonnen.
Damit wird erneut deutlich, dass der aktuell sehr hohe Kupferpreis fundamental nicht gerechtfertigt werden kann. Wir erwarten daher weiterhin eine deutliche Preiskorrektur.
Ähnlich wie bei Kupfer soll sich auch bei Blei der globale Angebotsüberschuss in diesem Jahr ausweiten. Die International Lead and Zinc Study Group (ILZSG) geht von einer Erhöhung des Überschusses von 71 Tsd. auf 100 Tsd. Tonnen aus und führt dies in erster Linie auf ein steigendes Angebot zurück. Auch am Bleimarkt spielen die Fundamentaldaten derzeit nur eine untergeordnete Rolle. Der Preis besitzt ebenso Korrekturpotenzial.
Agrarrohstoffe
Die Maisaussaat in den USA liegt laut Erntefortschrittsbericht des US-Landwirtschaftsministeriums mit 68% deutlich vor dem Plan. Im Durchschnitt der vergangenen fünf Jahre waren zu dieser Berichtswoche erst 40% der Aussaat abgeschlossen. Die bereits weit fortgeschrittene Aussaat spricht für eine erneute Rekordernte in diesem Jahr, auch wenn in den nächsten Tagen feuchtes Wetter die weitere Aussaat verzögern soll.
Bei Sojabohnen waren letzte Woche 15% der Aussaat abgeschlossen. Auch dieser Wert liegt über dem langjährigen Durchschnitt von 8%. Die Aussaat von Sommerweizen liegt mit 60% immerhin 13 Prozentpunkte über dem langjährigen Durchschnitt. Winterweizen hinkt im Wachstumsprozess zwar etwas hinterher. Ende letzter Woche waren erst 27% der Ausaat aufgegangen, vier Prozentpunkte weniger als im Durchschnitt der vergangenen fünf Jahre. Dieser Rückstand dürfte bei günstigen Witterungsbedingungen allerdings schnell aufgeholt werden.
In seiner Entwicklung derzeit kaum zu stoppen scheint der US-Magerschwein-Preis, der inzwischen bei knapp 90 US-Cents je Pfund notiert. Er profitiert von guter Nachfrage aus dem Ausland ebenso wie von der startenden Grillsaison mit steigenden Fleischpreisen. Gleichzeitig liegen die Schweinebestände nach zwei wenig profitablen Jahren nun auf niedrigerem Niveau. Die noch immer zunehmenden Netto-Long-Positionen der spekulativen Finanzanleger spiegeln die Erwartung weiter steigender Preise wider.
Terminkurven ausgewählter Rohstoffe: aktuell, vor einer Woche und vor einem Monat
© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst
Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets
Diese Ausarbeitung dient ausschließlich Informationszwecken und stellt weder eine individuelle Anlageempfehlung noch ein Angebot zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren oder sonstigen Finanzinstrumenten dar. Sie soll lediglich eine selbständige Anlageentscheidung des Kunden erleichtern und ersetzt nicht eine anleger- und anlagegerechte Beratung. Die in der Ausarbeitung enthaltenen Informationen wurden sorgfältig zusammengestellt. Eine Gewähr für die Richtigkeit und Vollständigkeit kann jedoch nicht übernommen werden. Einschätzungen und Bewertungen reflektieren die Meinung des Verfassers im Zeitpunkt der Erstellung der Ausarbeitung und können sich ohne vorherige Ankündigung ändern.
Die Rohölpreise konnten zum Auftakt der neuen Handelswoche ihren Höhenflug fortsetzen. Besser als erwartet ausgefallene Konjunkturdaten aus den USA, freundliche Aktienmärkte und die Ölkatastrophe im Golf von Mexiko sorgten bei feiertagsbedingt dünnen Handelsvolumina für steigende Preise. Der deutlich festere US-Dollar stellte für den Markt dagegen kein Hindernis dar, was auf die derzeit vorherrschende selektive Wahrnehmung der Marktteilnehmer zurückzuführen ist. Nordseeöl der Sorte Brent verteuerte sich auf 89,6 USD je Barrel, den höchsten Stand seit 19 Monaten. Als Katalysator erwies sich dabei der Bruch des bisherigen Jahreshochs von 87,8 USD, welcher Anschlusskäufe kurzfristig orientierter Anleger auslöste.
Die Nähe zur Marke von 90 USD dürfte kurzfristig weitere spekulative Käufer anlocken. Der Preisaufschlag von Brent ggü. WTI weitet sich am Morgen auf drei US-Dollar aus, ebenso die Preisdifferenz zwischen dem nächstfälligen und dem darauffälligen WTI-Terminkontrakt. Der Markt scheint zumindest kurzfristig mit weiter steigenden US-Lagerbeständen zu rechnen. Die heute nach Handelsschluss vom API veröffentlichten Lagerdaten dürften dies bestätigen. Erwartet wird ein abermaliger Anstieg der Rohöllagerbestände um 1,2 Mio. Barrel. Das wäre der zehnte Wochenanstieg in Folge. Die Lagerbestände sind damit hoch genug, um eine vorübergehende Unterbrechung der Ölzufuhr zu kompensieren. Die Ölkatastrophe im Golf von Mexiko spricht dennoch für eine Spreadeinengung in den kommenden Tagen.
Edelmetalle
Der Goldpreis setzt seinen Aufwärtstrend unbeirrt fort und markierte bei knapp 1.188 USD je Feinunze zwischenzeitlich ein neues Jahreshoch. In Euro ausgedrückt hat Gold zum ersten Mal überhaupt kurzzeitig die Marke von 900 EUR je Feinunze überschritten. Auch in Schweizer Franken und Britischen Pfund wurden neue Rekordniveaus erreicht. Marktteilnehmer zweifeln offensichtlich daran, dass das finanzielle Rettungspaket für Griechenland die Schuldenkrise in der Euro-Zone lösen wird und kaufen weiterhin Gold als Absicherung. Mit dazu beigetragen haben dürfte auch die Entscheidung der EZB, weiterhin Staatsanleihen aus Griechenland als Sicherheiten zu akzeptieren, auch wenn deren Bonität nicht mehr den Mindeststandards entsprechen sollte.
Das Edelmetall profitiert also von seinem Status als "sicherer Hafen" und dürfte daher weiter in Richtung 1.200 USD je Feinunze und darüber hinaus steigen. In Australien entsteht der weltweit viertgrößte und der führende Goldproduzent im asiatisch-pazifischen Raum: Nachdem Newcrest Mining seine Offerte für den Wettbewerber Lihir Gold zum zweiten Mal erhöht hat, hat der Vorstand von Lihir nun Zustimmung signalisiert.
Im Schlepptau von Gold kann auch Silber zulegen und erzielt bei 18,86 USD je Feinunze vorübergehend ein 4-Monatshoch. Der zuletzt zu beobachtende weitgehende Gleichlauf von Gold und Silber spiegelt sich ebenfalls im Gold-Silber-Verhältnis wider, das seit einigen Wochen einen relativ stabilen Wert von 63 aufweist.
Industriemetalle
Gemäß Angaben der International Copper Study Group (ICSG) weitet sich der Angebotsüberschuss am globalen Kupfermarkt in diesem Jahr deutlich auf 580 Tsd. Tonnen aus. Damit wurde zugleich die vorherige Schätzung um 30 Tsd. Tonnen nach oben revidiert. Im Vorjahr übertraf laut ICSG am Kupfermarkt das Angebot die Nachfrage um 365 Tsd. Tonnen. Die signifikante Erhöhung des Überschusses kommt durch eine Ausweitung des globalen Angebots auf 18,5 Mio. Tonnen einhergehend mit einer niedrigeren Nachfrage von 17,9 Mio. Tonnen zustande. Zu diesem Rückgang dürfte vor allem China beitragen, dessen Nachfrage deutlich von dem hohen Niveau des letzten Jahres sinken sollte. Für 2011 erwartet die ICSG trotz eines Anziehens der wirtschaftlichen Aktivitäten einen Angebotsüberschuss von 240 Tsd. Tonnen.
Damit wird erneut deutlich, dass der aktuell sehr hohe Kupferpreis fundamental nicht gerechtfertigt werden kann. Wir erwarten daher weiterhin eine deutliche Preiskorrektur.
Ähnlich wie bei Kupfer soll sich auch bei Blei der globale Angebotsüberschuss in diesem Jahr ausweiten. Die International Lead and Zinc Study Group (ILZSG) geht von einer Erhöhung des Überschusses von 71 Tsd. auf 100 Tsd. Tonnen aus und führt dies in erster Linie auf ein steigendes Angebot zurück. Auch am Bleimarkt spielen die Fundamentaldaten derzeit nur eine untergeordnete Rolle. Der Preis besitzt ebenso Korrekturpotenzial.
Agrarrohstoffe
Die Maisaussaat in den USA liegt laut Erntefortschrittsbericht des US-Landwirtschaftsministeriums mit 68% deutlich vor dem Plan. Im Durchschnitt der vergangenen fünf Jahre waren zu dieser Berichtswoche erst 40% der Aussaat abgeschlossen. Die bereits weit fortgeschrittene Aussaat spricht für eine erneute Rekordernte in diesem Jahr, auch wenn in den nächsten Tagen feuchtes Wetter die weitere Aussaat verzögern soll.
Bei Sojabohnen waren letzte Woche 15% der Aussaat abgeschlossen. Auch dieser Wert liegt über dem langjährigen Durchschnitt von 8%. Die Aussaat von Sommerweizen liegt mit 60% immerhin 13 Prozentpunkte über dem langjährigen Durchschnitt. Winterweizen hinkt im Wachstumsprozess zwar etwas hinterher. Ende letzter Woche waren erst 27% der Ausaat aufgegangen, vier Prozentpunkte weniger als im Durchschnitt der vergangenen fünf Jahre. Dieser Rückstand dürfte bei günstigen Witterungsbedingungen allerdings schnell aufgeholt werden.
In seiner Entwicklung derzeit kaum zu stoppen scheint der US-Magerschwein-Preis, der inzwischen bei knapp 90 US-Cents je Pfund notiert. Er profitiert von guter Nachfrage aus dem Ausland ebenso wie von der startenden Grillsaison mit steigenden Fleischpreisen. Gleichzeitig liegen die Schweinebestände nach zwei wenig profitablen Jahren nun auf niedrigerem Niveau. Die noch immer zunehmenden Netto-Long-Positionen der spekulativen Finanzanleger spiegeln die Erwartung weiter steigender Preise wider.
Terminkurven ausgewählter Rohstoffe: aktuell, vor einer Woche und vor einem Monat
© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst
Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets
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